Kreis Dramburg

Der Kreis Dramburg war ein preußischer Landkreis, der bis 1816 zur Mark Brandenburg und danach bis 1945 zur Provinz Pommern gehörte. Das Landratsamt befand sich in der Stadt Dramburg. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute zum Powiat Drawski in der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Das Kreisgebiet 1905

Verwaltungsgeschichte

In der nachmittelalterlichen Zeit bildete sich in der Mark Brandenburg eine Gliederung in Kreise heraus. Einer dieser historischen Kreise war der Dramburgische Kreis bzw. Kreis Dramburg, der einen der vier sogenannten Hinterkreise in der Neumark bildete.[1]

Im Rahmen der preußischen Verwaltungsreformen nach dem Wiener Kongress wechselte der Kreis Dramburg 1816 aus der Neumark in den Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern.[2] Dabei gab der Kreis Dramburg 20 Dörfer an den Kreis Saatzig und fünf Dörfer an den Kreis Regenwalde ab.[3][4][5]

Gut Friedrichsdorf um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Zum Kreis gehörten 1871 die drei Städte Dramburg, Falkenburg und Kallies, 56 Landgemeinden und 51 Gutsbezirke.[6] Am 28. März 1878 wurden die Landgemeinden Alt Lobitz und Zadow und der Gutsbezirk Zadow aus dem Kreis Dramburg in den westpreußischen Kreis Deutsch Krone umgegliedert.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Dramburg entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle selbstständigen Gutsbezirke bis auf einen aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Am 1. Oktober 1932 wurden die Landgemeinden Labenz, Nuthagen und Rützow aus dem aufgelösten Kreis Schivelbein in den Kreis Dramburg umgegliedert.

Am 1. Oktober 1938 wurde der Kreis Dramburg aus dem Regierungsbezirk Köslin in den Regierungsbezirk Grenzmark Posen-Westpreußen umgegliedert.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Kreisgebiet im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Kurz nach Einstellung der Kampfhandlungen wurde das Kreisgebiet seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerungevon der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
175011.819[7]
179719.617[8]
181621.285[9]
187136.617[6]
189035.779[10]
190035.863[10]
191035.360[10]
192537.858[10]
193340.896[10]
193943.383[10]

Kommunalverfassung

Der Kreis Dramburg gliederte sich in die Städte Dramburg, Falkenburg und Kallies, in Landgemeinden und in selbstständige Gutsbezirke (diese bis zu deren nahezu vollständiger Auflösung im Jahre 1929).

Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Amtsbezirke, Städte und Gemeinden

Amtsbezirke

Die Landgemeinden des Kreises waren in den 1930er Jahren in 23 Amtsbezirke gegliedert.[11] Die Städte des Kreises waren amtsfrei.

  • Amtsbezirk Alt Stüdnitz
  • Amtsbezirk Alt Wuhrow
  • Amtsbezirk Balster
  • Amtsbezirk Birkholz
  • Amtsbezirk Dietersdorf
  • Amtsbezirk Dolgen
  • Amtsbezirk Eichenberg
  • Amtsbezirk Friedrichsdorf
  • Amtsbezirk Gutsdorf
  • Amtsbezirk Güntershagen
  • Amtsbezirk Karwitz
  • Amtsbezirk Labenz
  • Amtsbezirk Linichen
  • Amtsbezirk Mellen
  • Amtsbezirk Neu Lobitz
  • Amtsbezirk Pammin
  • Amtsbezirk Plagow
  • Amtsbezirk Sabin
  • Amtsbezirk Schilde
  • Amtsbezirk Virchow
  • Amtsbezirk Wusterwitz
  • Amtsbezirk Zuchow
  • Amtsbezirk Zülshagen

Städte und Gemeinden

Der Kreis Dramburg umfasste zuletzt drei Städte, 59 Landgemeinden und einen gemeindefreien Gutsbezirk:[10]

Städte
Landgemeinden
  • Alt Körtnitz
  • Alt Stüdnitz
  • Alt Wuhrow
  • Annaberg
  • Balster
  • Baumgarten
  • Birkholz
  • Born
  • Dalow
  • Denzig
  • Deutsch Fuhlbeck
  • Dietersdorf
  • Dolgen
  • Eichenberg
  • Friedrichsdorf
  • Friedrichshorst
  • Gersdorf
  • Giesen
  • Golz
  • Groß Grünow
  • Groß Linichen
  • Groß Sabin
  • Groß Spiegel
  • Grünberg
  • Gutsdorf
  • Güntershagen
  • Herzberg
  • Hundskopf
  • Jakobsdorf
  • Janikow
  • Karwitz
  • Kietz
  • Klausdorf
  • Klebow
  • Klein Mellen
  • Klein Sabin
  • Köntopf
  • Labenz
  • Neu Laatzig
  • Neuhof
  • Nuthagen
  • Pammin
  • Pritten
  • Rützow
  • Sarranzig
Gutsbezirk
  • Forst Groß Linichen

Aufgelöste Gemeinden

  • Die Gemeinde Klein Stüdnitz wurde am 1. April 1936 in die Gemeinde Hundskopf eingegliedert.[10]
  • Die Gemeinde Neu Lobitz wurde in den 1930er Jahren im Rahmen der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Dramburg aufgelöst.

Namensänderungen

Die Stadt Falkenburg erhielt zuletzt den Zusatz „i. Pom.“.

Persönlichkeiten

Landräte

Weitere Persönlichkeiten

Kreisjustizräte

Verkehr

Der Kreis Dramburg blieb zunächst abseits der großen Eisenbahntrassen. Erst 1877 wurde er durch die Strecke Ruhnow – Dramburg – Tempelburg der Pommerschen Zentral-Eisenbahn-Gesellschaft erschlossen („111.j“).

Die Preußische Staatsbahn führte dann 1888 von Deutsch Krone eine Strecke bis zu der im Süden des Kreises gelegenen Stadt Kallies „115.a“. Dieser Bahnhof wurde zum lokalen Knotenpunkt, als die Linie 1895 bis Stargard verlängert wurde und eine Abzweigung nach Arnswalde erhielt; dazu kam 1900 eine Verbindung Kallies – Falkenburg („116.b“), die ab 1903 nach Bad Polzin weiterlief („111.k“).

Im selben Zeitraum entstanden zwei Kleinbahnstrecken im Kreisgebiet, an deren Gründung u. a. der Kreis Dramburg und die Firma Lenz & Co GmbH beteiligt waren:

1897 erreichte die schmalspurige Linie der Saatziger Kleinbahnen von Trampke her den Ort Janikow, aber erst 1910 die Kreisstadt („113.j“).

Im Osten des Kreises nahm die Kleinbahn AG Virchow-Deutsch Kroner Kreisgrenze im Jahre 1900 eine normalspurige Strecke in den Nachbarkreis Deutsch Krone in Betrieb („115.n“).

(Die Zahlen in („…“) beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939)

Literatur

  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 130–131, Ziffer 8 (Google Books).
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 90–95 (Google Books).
  • Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin: 3.Kreis Dramburg. Berlin 1866, S. 1–27 (Google Books).
  • Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 220–246 (books.google.de); Ortsregister für alle drei Bände: S. 357–390 (books.google.de).
  • Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Dramburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  • Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Kreis Dramburg in der ehemaligen Provinz Pommern (2011).
  • A. Zechlin: Die ehemals neumärkischen Kreise Schivelbein und Dramburg, historisch-topographisch dargestellt. In: Baltische Studien. Band 36 A.F., 1886, S. 81–124 (Google Books).
  • Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 220–246 (Google Books).
Commons: Landkreis Dramburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Landkreis Dramburg Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 10. Juli 2013.

Einzelnachweise

  1. Ingo Materna, Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Brandenburgische Geschichte. Akademie Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-05-002508-5, Grenzen und Verwaltungsgliederung, S. 32 ff. (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  2. Territoriale Veränderungen in Deutschland
  3. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Stettin: Verordnung zur neuen Kreiseintheilung vom 18. Januar 1816. Nr. 12, 1816, S. 43 (Digitalisat [abgerufen am 2. Februar 2017]).
  4. Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs-Bezirks Stettin nach der neuen Kreis-Eintheilung. ca. 1818. Struck, Stettin (Digitalisat).
  5. Berthold Schulze: Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809–1818. mit Unterstützung der Historischen Kommission für die Provinz Pommern. In: Einzelschriften der Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg. Gsellius, Berlin 1931 (Digitalisat).
  6. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung 1871
  7. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3. Friedrich Maurer, Berlin 1809, Kap. 2: Kreis Dramburg, S. 220 ff. (Digitalisat).
  8. Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 42 (Digitalisat).
  9. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Köslin, S. 234 (Digitalisat [abgerufen am 6. Juni 2016]).
  10. Michael Rademacher: Landkreis Dramburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Kreis Dramburg (Memento vom 30. Januar 2013 im Internet Archive) im Informationssystem Pommern.
  12. Amtsantritt des bisherigen Ritterschafts-Rats von Knebel auf Sarranzig am 1. November 1832, lt. Amtsblatt Regierung Cöslin, S. 280
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