Drahtschmiele

Die Drahtschmiele (Avenella flexuosa), auch Geschlängelte Schmiele genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Avenella innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Sie gedeiht meist auf sauren und mageren Standorten und wird aufgrund ihrer attraktiven Blütenstände als Zierpflanze und Schnittblume verwendet.

Drahtschmiele

Drahtschmiele (Avenella flexuosa)

Systematik
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Pooideae
Gattung: Avenella
Art: Drahtschmiele
Wissenschaftlicher Name
Avenella flexuosa
(L.) Drejer

Beschreibung

Illustration aus Species graminum, Volume 3
Fruchtstände

Vegetative Merkmale

Die Drahtschmiele ist eine in lockeren bis dichten Horsten wachsende, ausdauernde Pflanze. Sie wurzelt bis zu 1 Meter tief und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 50, zuweilen bis 70 und mehr Zentimetern. Die glatten Halme wachsen aufrecht oder vom Grund an gebogen und sind sehr fest und dünn und sind durch ein bis drei Knoten gegliedert.

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattscheide und -spreite gegliedert. Die Blattscheiden sind auf dem Rücken rund und nach oben leicht rau. Die Blatthäutchen sind stumpf und messen bis zu 3 Millimeter Länge, sind aber überwiegend deutlich kürzer. Die kahlen, fein borstigen und eingerollten Blattspreiten fühlen sich ölig glatt an und sind etwa 20 Zentimeter lang.

Generative Merkmale

Die sehr lockeren und offenen rispigen Blütenstände sind bis zu 15 Zentimeter lang und etwa 10 Zentimeter breit. Die rauen und sehr dünnen Hauptachsen sind geschlängelt und besitzen an jedem Knoten zwei geschlängelte Ästchen. Die 2 bis 6 Millimeter langen Ährchen sind gewöhnlich zweiblütig. Die meist vierzähnigen Deckspelzen tragen eine 4 bis 7 Millimeter lange gekniete Granne, die das Ährchen deutlich überragt.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14, 26 oder 28.[1]

Ökologie und Phänologie

Drahtschmiele im Dezember an einer südexponierten Mauer aus Buntsandstein bei Heidelberg

Die Drahtschmiele ist ein ausdauernder Hemikryptophyt und eine Horstpflanze. Vegetative Vermehrung erfolgt durch kurze, unterirdische Ausläufer.[2] Sie ist an sonnigen Standorten rot überlaufen und ein Tiefwurzler.[2] Sie wurzelt bis über einen Meter tief.[1]

Die Blütezeit reicht von Juni bis Juli. Die Fruchtreife liegt zwischen August und Oktober.[2]

Es liegt Windbestäubung vor und sie sind selbststeril. Diese Art blüht an lichten Stellen auffällig mehr als an schattigen.[2]

Die Karyopsen sind locker von Deckspelzen umgeben sind und sich als Ballonflieger und Flügelflieger durch den Wind ausbreiten; daneben erfolgt Tierausbreitung als Kletthafter und Wasserhafter sowie Wasserausbreitung als Regenschwemmlinge. Die Früchte sind Lichtkeimer.[2]

Vorkommen

Die Draht-Schmiele ist weltweit verbreitet. Die Unterarten sind in weiten Teilen Europas bis nach Asien und Nordafrika sowie in Süd- und Nordamerika weitverbreitet.

Sie wächst auf nährstoff- und kalkarmen, sauren Böden in Zwergstrauchheiden und Borstgrasrasen, Hochstaudenfluren und Gebüschen der Gebirge sowie in Laub- und Nadelwäldern. Als Halbschatten- bis Lichtpflanze kommt sie nur an lichtreicheren Standorten wie Waldschlägen optimal zur Blüte. Sie kommt vor in Pflanzengesellschaften der Klassen Vaccinio-Piceetea und Nardo-Callunetea, aber auch der Verbände Quercion roboris, Epilobion angustifolii oder des Unterverbands Luzulo-Fagenion.[1] In den Allgäuer Alpen steigt sie in Vorarlberg auf Pellingers Köpfle und im Tiroler Teil im Kelletal am Großen Krottenkopf bis in Höhenlagen von 2000 Metern auf.[3]

Systematik

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Aira flexuosa durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 65.[4][5] Sie wird meist als Avenella flexuosa (L.) Drejer in eine eigene Gattung Avenella gestellt. Ein Synonym für Avenella flexuosa ist Deschampsia flexuosa (L.) Trin.

Je nach Autor gibt es mehrere Unterarten:[5]

  • Avenella flexuosa subsp. afromontana (C.E.Hubb.) Veldkamp: Sie kommt von Äthiopien bis zur Demokratischen Republik Kongo vor.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. corsica (Tausch) Holub: Sie kommt von den subarktischen und subalpinen Gebieten der Nordhalbkugel bis zum Kaukasusraum.[5]
  • Avenella flexuosa L. subsp. flexuosa: Sie ist von Europa bis Japan, von Grönland bis zu den Vereinigten Staaten, vom südlichen Südamerika bis zu den Falkland-Inseln und in Nordwestafrika weitverbreitet.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. iberica (Rivas Mart.) Valdés & H.Scholz: Sie kommt von Südfrankreich bis Nordspanien vor.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. ligulata (Stapf) Veldkamp: Sie kommt auf den Philippinen und auf Borneo vor.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. maderensis (Hack. & Bornm.) Veldkamp: Dieser Endemit kommt nur auf Madeira vor.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. mairei (Sennen) F.Albers ex Veldkamp: Sie kommt im südlichen Spanien und in Marokko vor.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. stricta (Willk. & Lange) Veldkamp: Sie kommt im westlichen Portugal und im nordwestlichen Spanien vor.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. foliosa (Hack.) Veldkamp → 2002 erfolgte eine Neukombination zu Avenella foliosa (Hack.) Rivas Mart., Lousã, Fern.Prieto, E.Días, J.C.Costa: Dieser Endemit kommt nur auf den Azoren vor.[5][6]

Trivialnamen

Als weitere deutschsprachige Trivialnamen werden bzw. wurden, zum Teil nur regional, auch die Bezeichnungen Buschgras, Drahtschmelen (Schlesien), Silberbocksbart, Waldgras und Weddegras verwandt.[7]

Quellen

Literatur

  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2. korrigierte und erweiterte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
  • Charles Edward Hubbard: Gräser. Beschreibung, Verbreitung, Verwendung (= UTB. Band 233). 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1985, ISBN 3-8001-2537-4 (englisch: Grasses. Übersetzt von Peter Boeker).
  • M. Skytte Christiansen, V. Hancke: Gräser. Über 180 Süßgräser, Sauergräser und Binsen Mittel- u. Nordeuropas. BLV, München 1983, ISBN 3-405-11870-0.

Einzelnachweise

  1. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 242–243.
  2. Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1, S. 277–278.
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 166.
  4. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 65 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D65%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  5. Datenblatt Avenella flexuosa (L.) Drejer. bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  6. Salvador Rivas Martínez, Mário Fernandes Lousã, José Antonio Fernández Prieto, Eduardo Días, José Carlos Augusta da Costa, Carlos Aguiar: In: Itinera Geobotanica, Volume 15, Issue 2, 2002, S. 698.
  7. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 53 eingescannt.
Commons: Drahtschmiele (Avenella flexuosa) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.