Dornschwanzagamen
Dornschwanzagamen (Uromastycinae) sind eine Unterfamilie innerhalb der Familie der Agamen (Agamidae). Diese gedrungenen Agamen sind ausgesprochene Wüstenbewohner. Vertreter dieser Gattung sind in den Trockengürteln Afrikas und Asiens zu finden.
Dornschwanzagamen | ||||||||||||
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Geschmückter Dornschwanz (Uromastyx ocellata) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Uromastycinae | ||||||||||||
Theobald, 1868 |
Merkmale
Dornschwanzagamen sind im Vergleich zu anderen Agamen relativ groß und plump mit einem von oben abgeplattet wirkenden Körper. Die Beine sind kurz und kräftig. Der Kopf mit senkrechtem Ohrspalt ist klein und erinnert an die Köpfe von Landschildkröten. Der kurze, dicke Schwanz ist dicht mit kräftigen Stachelschuppen besetzt. Je nach Sonneneinstrahlung (siehe Kapitel zur Anpassung an die aride Umgebung) sind sie dunkel, braun-grau oder leuchtend gelb, orange und grün gefärbt. Der Ägyptische Dornschwanz ist mit bis zu 75 cm Länge und einem Gewicht von 1,5 kg der mit Abstand größte Vertreter der Gattung. Alle anderen Arten sind zwischen 25 und 50 cm groß.
Es besteht ein Geschlechtsdimorphismus. Erwachsene Männchen sind deutlich größer und besitzen einen größeren Kopf mit spitzerer Schnauze. Auch in der Färbung bestehen Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Die Männchen sind kontrastreicher und zum Teil auch anders gefärbt als die Weibchen. Die Praeanofemoralporen der paarungsbereiten Männchen sind vergrößert.
Lebensraum und Verbreitungsgebiet
Dornschwanzagamen bewohnen ausschließlich aride Gebiete, genauer Halbwüsten, aber auch die spärlich mit Pflanzen bestandenen Vegetationspunkte in der Vollwüste.
Das Gesamtverbreitungsgebiet der Dornschwanzagamen reicht von Westafrika bis Westindien.
In Afrika gibt es zwei große Verbreitungsgebiete:
- die Sahara: Nordafrikanische Dornschwanzagame (Westsahara, Marokko, Algerien, Libyen), Südsaharischer Dornschwanz (Sudan, Tschad, Mali, südliches Algerien), Westsaharischer Dornschwanz (Westsahara), Geyrs Dornschwanz (südliches Algerien, Mali, Niger), Schmidts Dornschwanz (im südlichen Grenzgebiet Algeriens und Libyens).
- die Wüste östlich des Nils und Ostafrika: Geschmückter Dornschwanz in den sudanesischen Wüstengebieten östlich des Nils sowie Macfadyens Dornschwanz und Somalischer Dornschwanz am Horn von Afrika.
Der Ägyptische Dornschwanz ist in Ägypten östlich des Nils, auf der Sinai, Israel, Jordanien und auf der arabischen Halbinsel anzutreffen und ist damit die einzige Dornschwanzagame, die auf beiden Kontinenten verbreitet ist.
Das Verbreitungsgebiet der asiatischen Dornschwanzagamenarten kann ebenfalls grob in zwei größere Einheiten aufgeteilt werden:
- die arabische Halbinsel: Leptiens Dornschwanz (Vereinigte Arabische Emirate, Oman), Bunter Dornschwanz (Jemen, Saudi-Arabien, Jordanien, Israel, Sinai), Jemen-Dornschwanz (Jemen, Oman) und Oman-Dornschwanz (Oman).
- das Zweistromland und der Mittlere Osten: Irakischer Dornschwanz (irakisch-iranisches Grenzgebiet), Iranischer Dornschwanz (Iran, westliches Afghanistan und Pakistan) und Indischer Dornschwanz (östliches Afghanistan, Pakistan, westliches Indien).
Lebensweise und Verhalten
Dornschwanzagamen sind ausschließlich tagaktiv und verbergen sich nachts, in der größten Mittagshitze und bei Störungen unter Steinplatten und in Höhlen. Arten, die in Gebieten leben, in denen die Temperaturen im Winter bis auf 0 °C absinken können, ziehen sich zu einer Winterruhe von wenigen Wochen bis mehreren Monaten in tiefe Höhlen zurück. Dornschwanzagamen sind reine Pflanzenfresser, allenfalls die Jungtiere ernähren sich auch von Insekten. Da Dornschwanzagamen kaum natürliche Feinde haben, sind sie auch dem Menschen relativ schnell zutraulich. Verharrt man still oder bewegt sich nur langsam, kommen sie sogar in freier Wildbahn so nahe, dass man sie füttern kann. Trotzdem sind sie durch zu viel Bewegung und zu hohen Besatz in Terrarien etwa schnell gestresst, da ihr natürlicher Lebensraum sehr dünn besiedelt ist und es kaum zu Begegnungen mit Artgenossen und anderen Wüstenbewohnern kommt. Die Männchen besetzen Territorien von mehreren Hektar.
Dornschwanzagamen sind mit drei bis vier Jahren geschlechtsreif. Das Männchen zeigt durch sein Imponierverhalten seine Paarungsbereitschaft an. Dabei läuft es kopfnickend um das Weibchen herum und sondert eine weißliche Flüssigkeiten ab. Ist das Weibchen trächtig, wird es aggressiver. Vier bis sechs Wochen nach der Paarung legen sie dann bis zu 25 Eier, das sie mit Erde zuscharren und wochenlang verteidigen. Die Jungen schlüpfen nach ca. 90 bis 100 Tagen.
Anpassung an die aride Umgebung
Als ausgesprochene Wüstenbewohner mit geringem Aktionsradius besitzen die Dornschwanzagamen besondere Anpassungen an ihre Umgebung. Auch wenn sie eine recht starke Erhitzung ihres Körpers auf bis zu 47 °C erdulden können, verstecken sie sich während des Sommers doch in der größten Mittagshitze in Felsspalten oder Höhlen. Ihre veränderliche Hautfärbung, daher auch der Name "veränderlicher Dornschwanz", hilft ihnen die unterschiedlich intensive Einstrahlung zu nutzen und ihre Körpertemperatur entsprechend zu regulieren. In den kühlen Morgenstunden ist die Haut dunkel gefärbt, damit sie möglichst viel Wärme aufnehmen kann, während sie mittags orange bis grellgelb gefärbt ist, damit viel Strahlungswärme reflektiert wird und der Körper nicht zusätzlich aufheizt. Zusätzlich verändern Dornschwanzagamen ihre Körperposition, um die Sonneneinstrahlung besonders gut oder möglichst wenig wirken zu lassen.
Da Dornschwänze ihren Wasserbedarf ausschließlich über ihre pflanzliche Nahrung decken, besitzen sie auch Anpassungen, die den Wasserverlust minimieren und die aufgenommene Flüssigkeit bestmöglich nutzen. Den Ausscheidungen wird in der Kloake so viel Wasser wie möglich entzogen. Die sich dadurch im Körper konzentrierenden Salze werden über Drüsen an der Nase wieder ausgeschieden. Zusätzlich können die Tiere Feuchtigkeit über die Haut aufnehmen und dem im Schwanz eingelagerten Fett Wasser entziehen, indem sie es verbrennen.
Stammesgeschichte und Systematik
Lange Zeit war die Meinung in der Forschung verbreitet, dass die afrikanischen und arabischen Taxa der Dornschwanzagamen eine gemeinsame Stammesgeschichte besitzen, der Indische Dornschwanz jedoch davon getrennt werden muss. Neue molekularbiologische Studien haben gezeigt, dass Macfadyens Dornschwanz trotz der ähnlichen Morphologie nicht in die Gruppe der arabischen Taxa gestellt werden kann. Aufgrund dieser Untersuchungen sowie geologischer und paläontologischer Studien kann davon ausgegangen werden, dass Dornschwanzagamen sich während des Eozäns in Zentralasien entwickelt hatten und Afrika nach seiner Verbindung mit Eurasien erst im frühen Miozän besiedeln konnten.
Stellung der Dornschwanzagamen innerhalb der Familie der Agamidae (nach Macey et al. 2000)[1]:
Leguanartige |
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Heute umfasst die Unterfamilie Uromastycinae 18 Arten in zwei Gattungen:
- Gattung Saara
- Iranische Dornschwanzagame, Saara asmussi
- Indische Dornschwanzagame, Saara hardwickii
- Irakische Dornschwanzagame, Saara loricata
- Gattung Uromastyx
- Nordafrikanische Dornschwanzagame, Uromastyx acanthinura
- Ägyptischer Dornschwanz, Uromastyx aegyptia
- Schmidts Dornschwanzagame, Uromastyx alfredschmidti
- Jemen-Dornschwanzagame, Uromastyx benti
- Südsaharische Dornschwanzagame, Uromastyx dispar
- Geyrs Dornschwanzagame, Uromastyx geyri
- Macfadyens Dornschwanzagame, Uromastyx macfadyeni
- Marokko-Dornschwanz, Uromastyx nigriventris
- Westsaharischer Dornschwanz, Uromastyx occidentalis
- Geschmückter Dornschwanz, Uromastyx ocellata
- Bunte Dornschwanzagame, Uromastyx ornata
- Somalische Dornschwanzagame, Uromastyx princeps
- Südarabische Dornschwanzagame, Uromastyx shobraki
- Oman-Dornschwanzagame, Uromastyx thomasi
- Jemenitische Dornschwanzagame, Uromastyx yemenensis
Quellen
- Thomas Wilms: Dornschwanzagamen. Lebensweise. Pflege. Zucht. 2., neu bearbeitete, stark erweiterte Auflage. Herpeton, Offenbach 2001, ISBN 3-9806214-7-2.
- Beate Löhr: Geyrs Dornschwanzagame. Uromastyx geyri. Natur-und-Tier-Verlag, Münster 2004, ISBN 3-937285-09-1.
- Sayed A. M. Amer, Yoshinori Kumazawa: Mitochondrial DNA sequences of the Afro-Arabian spiny-tailed lizards (genus Uromastyx; family Agamidae): phylogenetic analyses and evolution of gene arrangements. In: Biological journal of the Linnean Society. Bd. 85, Nr. 2, 2005, S. 247–260, doi:10.1111/j.1095-8312.2005.00485.x.
- Sönke Frahm: Die Geschmückte Dornschwanzagame. Uromastyx Ocellata. Natur-und-Tier-Verlag, Münster 2006, ISBN 3-937285-80-6.
- Thomas M. Wilms, Wolfgang Böhme, Philipp Wagner, Nicolà Lutzmann, Andreas Schmitz: On the Phylogeny and Taxonomy of the Genus Uromastyx Merrem, 1820 (Reptilia: Squamata: Agamidae: Uromastycinae) – Resurrection of the Genus Saara Gray, 1845. In: Bonner zoologische Beiträge. Bd. 56, Nr. 1/2, 2007, ISSN 0006-7172, S. 55–99, Digitalisat (PDF; 1,34 MB).
Einzelnachweise
- J. Robert Macey, James A. Schulte II, Allan Larson: Evolution and phylogenetic information content of mitochondrial genomic structural features illustrated with acrodont lizards. In: Systematic Biology. Bd. 49, Nr. 2, 2000, S. 257–277, doi:10.1093/sysbio/49.2.257.