Dorfkirche Lietzow
Die evangelische Dorfkirche Lietzow ist eine von 1863 bis 1865 errichtete Saalkirche in Lietzow, einem Ortsteil der Stadt Nauen im brandenburgischen Landkreis Havelland. Die Kirchengemeinde gehört dem Kirchenkreis Nauen-Rathenow der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz an. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Geschichte und Baubeschreibung
Die Dorfkirche entstand am Standort eines spätbarocken Vorgängerbaus von 1791, der 1859 – vermutlich durch Brandstiftung – niederbrannte. Die heutige neugotische Dorfkirche wurde zwischen 1863 und 1865 errichtet, nach Plänen eines Architekten namens Becker, die von Ferdinand Wilhelm Horn und Friedrich August Stüler modifiziert wurden. Die Bauausführung oblag dem Baubeamten Otto Ferdinand Lorenz.[1]
Es ist eine Saalkirche aus gelbem Backstein. Der als Stufenportal ausgeführte Hauptzugang liegt an der südlichen Seite des ca. 37,7 Meter hohen Turms und zeigt auf die Hauptstraße, obwohl das Kirchenschiff insgesamt parallel zu ihr steht. Der Turm ist im unteren Bereich viereckig, erst oberhalb des Dachfirstes geht er in eine oktogonale Form über. Der Turm schließt mit einem gemauerten, ebenfalls achtseitigen, spitzen Helmdach ab. Den Abschluss bildet eine Kreuzblume.
Das Schiff hat auf beiden Seiten jeweils fünf spitzbögige Maßwerkfenster. Die Dachkonstruktion des Schiffs liegt im Innenraum frei. Die polygonale Apsis ist durch einen Spitzbogen vom Schiff abgetrennt und wird von einem Rippengewölbe überspannt. 1957 wurde der Bereich unter der Orgelempore vom restlichen Schiff durch eine Wand abgetrennt und zur Winterkirche umfunktioniert.[2]
Seit 1997 wurde die Kirche schrittweise saniert und dabei auch die Turmuhr instand gesetzt.
- Rückwärtige Ansicht
- Friedhof mit Kapelle
- Hauptzugang
- spitzbögige Fenster mit Maßwerk
Ausstattung
Die Kirchenausstattung entstand überwiegend aus Beton; ein für den Zeitraum seiner Entstehung damals „völlig neuartigen und zudem preiswerten Baustoff“[3]. Hieraus entstanden beispielsweise der Altar, der Taufstein und die gewendelte Turmtreppe.
Orgel
Die erste Orgel wurde vom Orgelbauer Wilhelm Heerwagen in Klosterhäseler 1865 gebaut. Sie wurde wahrscheinlich 1889 von Carl Eduard Gesell aus Potsdam sowie 1916 von Alexander Schuke, Orgelbau, instand gesetzt. 1945 wurde die Orgel nach Beschädigungen abgebaut. 2005 wurde eine 1977 von Schuke erbaute Orgel aus der St. Nikolaikirche in Potsdam eingebaut, nachdem diese eine neue erhalten hatte.[4] Die Disposition lautet:
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- Koppel: I/P
Glocken
Das Geläut der Kirche besteht aus drei Stahlgussglocken. Wegen der Baufälligkeit des Turmes und der durch die Glocken entstehenden Schwingungen durfte es ab dem Sommer 2020 zunächst nicht mehr erklingen. Nach Sanierungsarbeiten wurde es Anfang 2022 wieder in Betrieb genommen.[5]
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg. Bearbeitet von Gerhard Vinken und anderen, durchgesehen von Barbara Rimpel. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 626.
Weblinks
- Dorfkirche Lietzow in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
Einzelnachweise
- Nachruf Otto Ferdinand Lorenz, in: Zentralblatt der Bauverwaltung, 1896, S. 27
- Kirche in Lietzow auf der Webpräsenz des Evangelischen Kirchenkreises Nauen-Rathenow, abgerufen am 30. April 2022
- Andreas Flender: Herzlich Willkommen Förderverein Lietzow, veröffentlicht in Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Alte Kirchen – Mitteilungen des Förderkreises Alte Kirchen Berlin Brandenburg, Ausgabe November 2023, S. 3.
- Orgel der Kirche Lietzow, abgerufen am 30. April 2022.
- Jeannette Hix: Da, wo die drei Glocken schweigen In: Märkische Allgemeine. Veröffentlicht am 25. Februar 2021, abgerufen am 29. April 2022