Dorfkirche Kirch Rosin
Die evangelische Dorfkirche Kirch Rosin ist eine frühe Saalkirche der Backsteingotik im Ortsteil Kirch Rosin von Mühl Rosin im Landkreis Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Sie gehört zur Kirchengemeinde Lohmen in der Propstei Rostock der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche).
Geschichte
Das an der Grenze der Güstrower Feldmark gelegene Rosin wurde am 1. November 1228 erstmals urkundlich erwähnt.[1] Schon am 1. Juni 1229 verliehen Nicolaus von Werle und Heinrich als Fürsten von Rostock dem Zisterzienserkloster Michaelstein im Bistum Halberstadt die Güter in der Einöde des Dorfes Rosin und bestimmten deren Grenzen.[2][3] Das Dorf Kirch Rosin war Sitz der Verwaltung des auswärtigen Klosters Michaelstein, in dem auch ein Hofmeister und Pfarrer wohnten.[4]
Konrad als Bischof vom Bistum Cammin verlieh dem Kloster Michaelstein 1233 die Zehnten von den Gütern Rosin.[5] Die Schenkungen umfassten die Güter, welche Kirchen-Rosin und Mühlen-Rosin hießen.[6] Im Jahr 1433 gingen der Hof Rosin, das Dorf Kirch Rosin mit einer Korn- und Walkmühle sowie einem Haus mit Hof in der Stadt Güstrow am Ziegenmarkt an das Kloster Doberan über. Das Doberaner Kloster behielt diese Güter bis zu seiner Auflösung 1552. Von den Gebäuden des Klosterhofes zu Rosin ist keine Spur mehr vorhanden, nur das Erbpachtgehöft Nr. 1., der ehemalige Hof Rosin, der an einem See liegt und an der übrigen Seite von einer Sumpfwiese umgeben ist, in welchem noch Spuren von einem Graben erkennbar sind.[7] Danach gehörten die Güter zum landesherrlichen Domanium.[8]
Baubeschreibung
Äußeres
Die Dorfkirche ist eine Saalkirche mit rechteckigem Grundriss aus Backstein und geht auf die Zeit um 1270/80 zurück. An der Ostwand befinden sich unter dem Blendengiebel mit dem Kreuz und den Schmuckfriesen mittig eine Dreifenstergruppe mit schmalen Spitzbogenfenster und Blenden an den Längsseiten. Als dekoratives Horizontalband befindet sich im Gesimsbereich umlaufend ein Zahnfries als Deutsches Band und darunter ein Spitzbogenfries. Im Süden ist ein Spitzbogenportal mit gekapptem Blendengiebel angeordnet.[9] Auf mehrfache Planwechsel deuten das zugesetzte Westportal, die beiden nachträglich angesetzten und abgetreppten Stützpfeiler und Schildbögen einer anfangs nicht vorgesehenen und nicht ausgeführten Wölbung in zwei Jochen.[9]
Der erste hölzerne Turm soll 1690 errichtet worden sein, doch schon für die älteste Glocke aus dem Jahre 1450 hatte es einen hölzernen Glockenstuhl gegeben.[10]
Inneres
Der Innenraum macht durch die leicht hervortretenden Blendarkaden die ursprünglich geplante Einwölbung mit den drei Jochen deutlich. Bei den umfangreichen Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1987–1989 wurde auch das hölzerne Tonnengewölbe wiederhergestellt. Während der Restaurierung wurden auch Reste schlichter Wandmalereien der Spätrenaissance von 1620 bis 1630 freigelegt. Neben Roll- und Rankenwerke, Ornamenten und zahlreichen Inschriften sind auch vier alttestamentliche Propheten Mose und Nathan, Jesaia und Jeremia dargestellt. Die heute sichtbare Ausmalung entstand wohl zu der Zeit des ehemaligen Schullehrers und Pastors Martin Bambam und der Güstrower Herzog Johann Albrecht Patron der Kirche war. Er hatte um 1620 bedeutendes holländische und italienische Künstler am Hof, von denen die Entwürfe der Figuren stammen könnten.
In der Ostwand ist eine Sakramentsnische und in der Nordwand ein alter Eucharistie-Schrank mit Holztür und Eisengitter eingelassen.
Altar
Das Hauptstück der Ausstattung ist der zweiflügelige Schnitzaltar vom Ende des 15./ Anfang des 16. Jahrhunderts, der im Schrein eine apokalyptische Madonna und zwölf Heilige in zwei auf den Flügeln fortgesetzten Reihen übereinander zeigt. Die umgebenden Heiligen wurden im 19. Jahrhundert umgestellt. Zu erkennen sind noch die Heilige Barbara mit Turm, die Heilige Gertrud mit Hospital, die Heilige Katharina mit Rad, der Heilige Johannes Evangelist mit Kelch, die Heilige Elisabeth mit Korb, der Heilige Petrus mit Schlüssel, der Heilige Matthias mit Beil und der Heilige Nikolaus von Tolentino.[11] Das bekrönende Kruzifix stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Das schmiedeeiserne Taufbecken wurde 1818 von August Niens geschaffen. Die Inschrift lautet: „VERFERTIGT VO AN.NINS.HOFF. SCHMIED ZU. LUDWIGSLUST. UND. GESCHENT. GEWORDEN. 1818 LUC CAZV. 14.“ Die kleine, schmucklose und recht niedrige Kanzel mit einem derben Kanzelfuß findet kaum Erwähnung.
Orgel
Die Orgel ist eine seltene Schrankorgel[12] mit sechs Registern auf einem Manual ohne Pedal von Heinrich Rasche aus dem Jahr 1839.[13] 1980 wurde sie durch den Plauer Orgelbaumeister Wolfgang Nußbücker repariert und in der katholischen Kirche in Neubrandenburg aufgestellt. 1989 kam sie zurück und steht nun an der Westseite in einer Spitzbogennische.
Glocken
Drei Glocken hängen im verbretterten Turm vor der Westwand, eine Glocke stammt aus dem Jahr 1451 mit Gießerzeichen Clawes Duncker mit dem Ton ges2+5 und ist eine der ältesten Glocken im Kirchenkreis Güstrow. Die im Jahr 1880 vom Hofglockengießer Johann Carl Eduard Albrecht in Wismar[14] mit dem Ton b1-1 gegossene Glocke von 80,2 cm Durchmesser kam 1956 aus Cammin nach Kirch Rosin.[15] Die Inschriften lauten: „Wohl denen, die in deinem Hause wohnen die loben dich immerdar. Sela Psalm 84. v. 5.“ und „Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Evang. Lucas 11. v. 28.“
Eine kleine Betglocke von Anfang des 13. Jahrhunderts ist der katholischen Kirche in Ludwigslust übergeben worden.[16]
Heutige Kirchengemeinde
Die Kirchengemeinde Kirch Rosin gehört mit ihrer Kirche zur Kirchengemeinde Lohmen mit den Ortsteilen Altenhagen, Badendiek mit Kirche, Bellin mit Kirche, Bölkow, Braunsberg, Ganschow, Garden, Gerdshagen, Groß Breesen, Groß Upahl mit Kirche, Hägerfelde, Hohen Tutow, Karcheez mit Kirche, Klein Breesen, Klein Uphal, Klueß, Koitendorf, Lähnwitz, Lohmen mit Kirche, Marienhof, Mühlengeez, Mühl Rosin, Neuhof, Nienhagen, Oldenstorf, Prüzen, Reimershagen, Rothbeck, Rum Kogel, Schönwolde, Suckwitz und Zehna mit Kirche.
Pastoren
Namen und Jahreszahlen bezeichnen die nachweisbare Erwähnung als Pastor.[17][18]
- erwähnt 1433 Pleban Johannes von Goslar
- 1541–1552 Jakob Vicke
- erwähnt 1552 Dinnies Lenthe
- 1584 gibt es keinen eigenen Pfarrer mehr, die Kirche ist mit Badendiek verbunden.
- 1585–1597 Andreas Ebel
- 1597–1605 Theodorich Gerkens
- 1606–1633 Martin Bambach (Martinus Bambam) aus Malchow, war vorher Schulmeister
- 1634–1638 Johann Cordes aus Güstrow
- 1639–1675 Nicolaus Algim aus Goldberg
- 1676–1709 Daniel Livonius I. (Levonius)
- 1709–1739 Daniel Livonius II. (Levonius)
- 1741–1775 Joachim Prüßing
- 1776–1791 Zacharias Dietrich Susemihl
- 1792–1832 Johann Detlov Conrad Passow
- 1833–1833 Friedrich Eduard Krümling, nur 5 Monate
- 1834–1843 Ludwig Johann Georg Susemihl, Sohn vom Vorvorvorgänger
- 1844–1853 Carl Friedrich Johann Marggraf
- 1854–1883 Dr. Franz Gustav Moritz Unbehagen aus Wismar
- 1883–1907 Heinrich Paul Friedrich Erdmann
- 1907–1925 Heinrich August Herrmann Louis Adolf Weißenborn aus Waren (Müritz)
- 1926–1927 Bruno Meyer
- 1928–1933 Walther Schultz 1933 Landesbischof und Landeskirchenführer von Mecklenburg, 1945 Rücktritt, 1948 a. d. Dienst entlassen.[19]
- 1934–1956 Heinz Taetow
- 1956–1959 Heinz Gaevert
- 1961–1996 Fritz Neubauer
- 2015 aktuell Jonas Görlich in Lohmen
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Mecklenburg-Vorpommern. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2016, ISBN 978-3-422-03128-9, S. 298.
- Friedrich Lisch: Die Kirche zu Kirch Rosin. In: Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 12, 1847, S. 478.
- Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. IV. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Schwaan, Bützow, Sternberg, Güstrow, Krakow, Goldberg, Parchim, Lübz und Plau. Schwerin 1901 (Neudruck 1993) ISBN 3-910179-08-8, S. 270–271.
- ZEBI e.V., START e. V.: Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Güstrow. Bremen, Rostock 1997, ISBN 3-86108-443-0, S. 67–69.
- Ines Bülow: Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Güstrow. 1997, S. 67–69.
- Wolff Völker: Die Kirch-Rosiner Orgel: eine bedeutende Schrankorgel Norddeutschlands. In: Amtskurier Güstrow-Land. Bd. 13, 2005, S. 2.
- Hannelore Wagner: Eine Glockengeschichte. In: Schriftreihe der Gemeinde Mühl Rosin. Heft 12, 2011, S. 6–11.
- Hannelore Wagner: Die Kirch Rosiner Orgel: eine bedeutende Schrankorgel Norddeutschlands. In: Schriftreihe der Gemeinde Mühl Rosin. Heft 12, 2011, S. 59.
Quellen
Gedruckte Quellen
Ungedruckte Quellen
Landeshauptarchiv Schwerin (LHAS)
- LHAS 5.12-7/1 Mecklenburg-Schwerinsches Ministerium für Unterricht, Kunst, geistliche und Medizinalangelegenheiten.
Nr. 4412 Küsterstelle für die Kirchen zu Badendiek und Rosin.
Landeskirchliches Archiv Schwerin (LKAS)
- LKAS, OKR Schwerin, Specialia, Abt. 1. Kirch Rosin
Weblinks
Einzelnachweise
- MUB I. (1863) Nr. 359.
- MUB I. (1863) Nr. 369.
- Friedrich Lisch: Urkunden zur Geschichte der Besitzungen des Klosters Michalestein. In: MJB 12 (1848) S. 309 - 312.
- Friedrich Lisch: Die Kirche zu Kirch Rosin. In: MJB 12 (1847) S. 478.
- MUB I. (1863) Nr. 411.
- Friedrich Lisch: Geschichte der Besitzungen auswärtiger Klöster in Mecklenburg. In: MJB 12 (1848) S. 5 - 8.
- Friedrich Lisch: Die Kirche zu Kirch Rosin. In: MJB 12 (1848) S. 478.
- Friedrich Schlie: Das Filial-Kirchdorf Kirch -Rosin. 1901, S. 270.
- Georg Dehio: Kirch Rosin, Gem. Mühl Rosin, Lkr. Güstrow. 2016, S. 275.
- Friedrich Lisch: Die Kirche zu Kirch Rosin. MJB 12 (1847) S. 478.
- Friedrich Schlie: Das Filial-Kirchdorf Kirch Rosin. 1901, S. 270.
- Wolff Völker: Die Kirch Rosiner Orgel - eine bedeutende Schrankorgel Norddeutschlands. In: Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Mühl Rosin. Heft 12, 2011, S. 59.
- Informationen zur Orgel auf der Website des Orgelmuseums Malchow. Abgerufen am 17. September 2021.
- Claus Peter: Die Glocken der Wismarer Kirchen und ihre Geschichte. 2016, S. 228.
- Observanzbuch Pfarramt Kirch Rosin,
- Friedrich Schlie: Das Filial-Kirchdorf Kirch Rosin. 1901, S. 271.
- Gustav Willgeroth: Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren seit dem dreißigjährigen Kriege. Wismar 1925.
- Friedrich Schlie: Das Filial-Kirchdorf Kirch Rosin. 1901, S. 270–271.
- LKAS, OKR Schwerin, Personalia und Examina, S. 23