Doornkaat
Doornkaat ist der Name einer Spirituosenmarke (Korn) und auch des dahinterstehenden, damaligen Unternehmens Doornkaat AG aus der Stadt Norden in Ostfriesland.
Der dreifach gebrannte Korn wird in einer grünen Vierkantflasche angeboten und hat einen Alkoholgehalt von 38 Volumenprozent. Hape Kerkelings Figur Horst Schlämmer genehmigte sich gern einen Doornkaat, auch vor laufenden Kameras, und trug so zur Bekanntheit der Marke bei.
Geschichte
Doornkaat wurde 1806 in Norden von dem aus Groningen stammenden Mennoniten Jan ten Doornkaat Koolman gegründet. Unterstützt wurde er hierbei vom wohlhabenden Norder Kaufmann Cremer, ebenfalls einem Mennoniten. Trotz großer Konkurrenz (es gab seinerzeit in Norden 24 Kornbrennereien) setzte er sich mit seinem Produkt durch. Im Laufe der Jahrzehnte wurde Doornkaat sogar zu einer deutschlandweit bekannten Kornmarke. Die Marke „Doornkaat“ wurde am 8. Oktober 1894 angemeldet und am 8. Dezember 1894 in das deutsche Markenregister eingetragen.
Das Unternehmen erhielt zudem noch weitere Standbeine: So wurde 1882 eine Bierbrauerei im Norder Stadtteil Westgaste eröffnet, ab 1930 vertrieb Doornkaat mit Doka Tee auch einen eigenen Tee. Durch Schiffsbeteiligungen rundete das Unternehmen sein Portfolio ab.
Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg brachten nochmals einen großen Aufschwung. In der letzten Hochblüte, Ende der 1960er Jahre, wurde Doornkaat mit dem legendären Doornkaat-Mann (von Ludwig Hohlwein bereits in den 1920er Jahren geschaffen),[1] der die Doornkaat-Vierkantflasche in der Hand hält, mit dem Slogan „Doornkaat – heiß geliebt und kalt getrunken“ beworben.
In den 1970er und 1980er Jahren erfolgte ein schneller Abstieg, der letztlich auch zum Verkauf des Unternehmens führte. Dies lag im Kern am veränderten Trinkverhalten der Bevölkerung, was zu einem Einbruch des Absatzes führte. Auch die geänderte Branntweinsteuer und der drastische Anstieg importierter Spirituosen bestärkten den rückläufigen Trend. Die langjährigen Vorstände Gerhard ten Doornkaat Koolman und Klaus Scherhorn verließen 1984/85 das Unternehmen. Die neuen Vorstände Jochen Buschbeck und Hans A. Alles entwickelten Umstrukturierungspläne. In den Jahren 1986–1987 wurde das Personal um 35 % reduziert. Immer noch war das Konzernergebnis der Doornkaat-Gruppe 1987 mit 4,9 Mio. DM recht passabel.
Doornkaat beteiligte sich an der Gocher Firma Mülhoff mit ihrem bekannten Produkt Mampe. Doch auch dies konnte den weiter fallenden Absatz nicht stoppen. Das Fruchtsaftgeschäft kam erheblich unter Druck, die Sparte wurde mit dem Verkauf der Anteile an der Emig Fruchtsaft GmbH 1989 geschlossen.
Die deutsche Wiedervereinigung führte bei Doornkaat zu einem überraschenden, aber kurzzeitigem Absatzplus. Der Verkauf des Stammgetränkes stieg um 21 %. Trotzdem konnte der negative Trend nicht gestoppt werden, im Jahr 1991 waren nur noch 232 Mitarbeiter bei Doornkaat beschäftigt.
Im August 1991 erwarb die Berentzen-Gruppe den Geschäftsbetrieb der damaligen Doornkaat AG, ein Beherrschungsvertrag wurde 1992 abgeschlossen und die Produktion schließlich verlagert. Berentzen verkaufte die Doornkaat AG an die WCM-Gruppe, die die Firma in die NORDAG umwandelte. Gleichzeitig wurden die Brenn- und Markenrechte an die neu gegründete Doornkaat Verwaltung GmbH verkauft, einer neu gegründeten Tochtergesellschaft von Berentzen. Diese wurde sodann wieder in die neue Doornkaat AG umgewandelt.
Ab 1997 wurde kein Doornkaat mehr in der Norder Brennerei hergestellt.
Auswirkungen der Schließung für das Norderland
War Doornkaat jahrzehntelang ein florierendes Unternehmen, das Arbeitsplätze bot, der Stadt Steuereinnahmen und den Landwirten der Umgebung einen Absatzmarkt brachte, so brach nach 1991 ein wirtschaftliches Standbein weg. Zwar wurde ein Großteil der Mitarbeiter übernommen, aber schon kurz nach der Übernahme wurde nicht mehr in Norden produziert. Lediglich die Abfüllung des Mineralwassers St. Ansgari verblieb bis 2015 in der Stadt.
Das ehemalige Betriebsgelände der Brennerei ist im Bereich der Straßen Doornkaatlohne und Doornkaatstraße zu finden. Ein großer Teil der Gebäude ist äußerlich unverändert erhalten. Diverse Unternehmer haben sie teilweise restauriert und mit neuem Leben erfüllt.
Soziales Engagement
Engagement in Norden
Die Familie ten Doornkaat Koolman war in der Norder Mennonitengemeinde stark verwurzelt. Daraus erwuchs ein gesellschaftliches und soziales Engagement. So erstellte Kommerzienrat Jan ten Doornkaat Koolman zwischen 1879 und 1884 mit der Unterstützung eines Germanisten ein dreibändiges Wörterbuch der ostfriesischen Sprache. Im Jahre 1894 ließ das Unternehmen auf dem Blücherplatz im Zentrum Nordens einen Pavillon erbauen, der von den Einwohnern gut angenommen wurde und auch als Musiksaal diente. Die Familienmitglieder unterstützten die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Norden und des Heimatvereines Norderland und förderten zudem die örtliche Diakonissenstation.
Stiftung
Im Dezember 1988 gründete Gerhard ten Doornkaat Koolman die Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung. Sie hat seitdem für Ostfriesland eine große Bedeutung gewonnen. Stiftungszweck sind die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, die Pflege des Heimatgedankens, der Denkmal-, Umwelt- und Naturschutz sowie die Rettung aus Lebensgefahr, insbesondere zur See. Nach Gerhard ten Doornkaat wurde ein Seenotrettungsboot der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger benannt, die Gerhard ten Doornkaat.
Literatur
- Gerhard Canzler: Doornkaat. Eine Firmenchronik. Hrsg. von Kay ten Doornkaat Koolman, gesetzt und gestaltet von Kriso ten Doornkaat, Eigenverlag, Norden 2002.
- Wolfgang Hars: Lexikon der Werbesprüche. 500 bekannte deutsche Werbeslogans und ihr Geschichte. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-8218-1450-0.
Weblinks
- www.berentzen-gruppe.de Website des Markeninhabers Berentzen-Gruppe AG
- Bericht auf n-tv. 11. Dezember 2006
- Ernst Crous: Alcohol Among the Mennonites of Northwest Germany. In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online
- Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur Doornkaat in den Historischen Pressearchiven der ZBW
Einzelnachweise
- Wolfgang Hars: Lexikon der Werbesprüche. 500 bekannte deutsche Werbeslogans und ihr Geschichte. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-8218-1450-0, S. 160.