Donna Lee

Donna Lee ist eine Jazz-Komposition, die Charlie Parker zugeschrieben wird, aber 1947 zumindest unter Mitwirkung von Miles Davis[1] entstanden ist.

Die Komposition

Das Thema Donna Lee[2] ist ein häufig gespieltes Bebop-Stück, das fast immer Up tempo gespielt wird. Es steht in As-Dur und basiert auf den Harmonien des 1917 geschriebenen Jazz-Standards Back Home Again in Indiana, komponiert von James Hanley (1892–1942).[3] Das Thema ist in der Liedform A-B-A-C gehalten. Der Anfang von Donna Lee ist ein typisches Beispiel für die im Modern Jazz übliche rhythmische Verschiebung einer Phrase; er erinnert an Ice Freezes Red, einen bebop head von Fats Navarro.[4]

Wirkungsgeschichte

Die Komposition gehörte schon früh zum klassischen Repertoire des Bebop und wurde außer von Parker und Miles Davis u. a. auch von Claude Thornhill, Wardell Gray, Herb Geller, Lee Konitz/Warne Marsh, Howard McGhee, Slide Hampton, Art Pepper, Oscar Peterson, Joe Pass, Steve Lacy, Archie Shepp, Peter Herbolzheimer, Clark Terry, Bobby McFerrin, Karrin Allyson, Jane Bunnett und Helge Schneider eingespielt. Es ist auch das letzte Stück, das der Trompeter Clifford Brown vor seinem tragischen Unfalltod aufgenommen hatte.

Eine der virtuosesten „Donna Lee“-Interpretationen ist das Solo des Bassisten Jaco Pastorius (mit Don Alias an den Congas) auf seinem Debütalbum Jaco Pastorius von 1976.[5] Donna Lee war ein bevorzugtes Stück des Avantgarde Jazz Saxophonisten Anthony Braxton, der es mehrere Male einspielte.

Literatur

  • Bielefelder Katalog Jazz 2001
  • Carlo Bohländer, Karl Heinz Holler, Christian Pfarr: Reclams Jazzführer. 4., durchgesehene und ergänzte Auflage. Reclam, Stuttgart 1990, ISBN 3-15-010355-X.
  • Ted Gioia The Jazz Standards: A Guide to the Repertoire, Oxford University Press, New York 2012, ISBN 978-01-99-93739-4.
  • Peter Niklas Wilson & Ulfert Goeman: Charlie Parker, Oreos, Schaftlach, 1988

Anmerkungen

  1. Obwohl für Donna Lee offiziell lange Charlie Parker als Urheber zugeschrieben wurde, hat Miles Davis stets darauf bestanden, diesen Titel komponiert zu haben, was auch allgemein anerkannt wird. Allerdings hat Davis als Bandleader die Frage der Urheberschaft selbst nicht immer genau genommen: Die Jazzstandards Four und Tune Up wurden beispielsweise von Eddie „Cleanhead“ Vinson, Solar von Chuck Wayne, und Blue in Green von Bill Evans komponiert.
  2. Der Titel soll sich angeblich auf den Namen eines längst vergessenen Jazzbassisten aus dem Bebop-Umfeld beziehen. Eine andere Möglichkeit für die Namensgebung durch Parker/Davis könnte der Bassist Curly Russell gewesen sein; Ted Gioia geht davon aus, dass der Titel nach dessen Tochter Donna Lee Russell benannt ist.
  3. Dessen Lied mit einem Text von Ballard MacDonald wurde bereits 1917 von der Original Dixieland Jass Band aufgenommen und war ein viel gespielter Swing-Klassiker. Vgl. Songporträt bei jazzstandards.com
  4. Beschreibung des Titels bei jazzstandards.com
  5. Für eine musikwissenschaftliche Analyse von Pastorius’ Interpretation vgl. Uri Gonzalez, What Does Donna Lee Mean? An Analysis of the Construction of Meaning in Music. Uppsala Universitet (2004)
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