Domaine royal

In Frankreich war die Entwicklung der Krondomäne, der Domaine royal, aus kleinen Anfängen bis zu der Zeit, in der fast das ganze Königreich dazu gehörte, das entscheidende Mittel der politischen Einigung des Landes bis hin zur Durchsetzung des Absolutismus und des Zentralismus im 17. Jahrhundert.

Frankreich als Staat war seit ihrer Begründung im 10. Jahrhundert vereinigt, bestand jedoch aus vielen Lehenswesen (fiefs mouvant de la couronne) die dem Adel und den königlichen Verwandten zustanden. Obwohl nicht Teil der Domaine royal, waren diese Lehenswesen ein integraler Bestandteil des Königreichs Frankreich.

Mit der Thronbesteigung Heinrichs IV. 1589 unterstand erstmals das ganze Königreich Frankreich (alle Lehenswesen und Personalunion mit Niedernavarra) einem gemeinsamen Herrscher. Damit fielen Teile seiner persönlichen Domäne an die Domaine royal, die gleichwohl als solche fortbestand. König Heinrich IV. gliederte um 1607 fast alle seine südwestfranzösischen Besitzungen de jure der Domaine royal an (u. a. das Herzogtum Albret, die Grafschaften Armagnac, Bigorre und Foix). Ausnahmen bildeten das Béarn und das Königreich Navarra (eigentlich Niedernavarra), welche weiterbestanden.

Erst durch seinen Sohn Ludwig XIII. von Frankreich (und II. von Navarra) wurden die beiden Fürstentümer 1620 vereint und zum Teil der Krondomäne. Seitdem war Domaine royal identisch mit dem Königreich Frankreich.

Erst mit der Französischen Revolution und dem Dekret vom 21. November 1790 wurde die Krondomäne aufgelöst und in die republikanische Domaine national überführt.

Entwicklung der Domaine royal

Die Domaine royal bestand bei der Thronbesteigung Hugo Capets 987 fast ausschließlich aus königlichen Rechten und darüber hinaus aus einem Gebiet, das in mehrere Teile zersplittert war und zudem auch einen Vergleich mit dem Machtbereich zum Beispiel der Grafen von Blois und Champagne ab 1022 nicht standhalten konnte.

In der Île-de-France waren lediglich die Grafschaft Senlis und die Burgvogtei (Châtellenie) Poissy Teil der domaine royal, da Hugo Capet die Grafschaften Paris, Melun und Dreux an den Grafen Burchard I. der Ehrwürdige von Vendôme für dessen im Gegenzug gewährte Unterstützung gegeben hatte; Paris und Melun erhielt Hugos Sohn Robert II. 1016 zurück, Dreux sein Enkel Heinrich I. 1023.

Darüber hinaus gehörten weiter im Süden die Grafschaften Orléans und Étampes zur Domaine royal und machten den größten Teil des Besitzes aus. Im Norden gehörten die Herrschaften Attigny in der Grafschaft Rethel sowie die wichtige Festung Montreuil im Ponthieu dazu.

In der Zeit bis zum Regierungsantritt König Philipps II. 1180 gelang es lediglich, den verteilten Besitz miteinander zu verbinden: Heinrich I erwarb 1055 die Grafschaft Sens, Philipp I. 1068 die Grafschaft Gâtinais, 1074 das Vexin français und 1108 die Septaine de Bourges, Ludwig VI. 1112 die Grafschaft Corbeil und 1118 die Grafschaft Montlhéry.

Erst Philipp II. gelang die entscheidende Erweiterung der Krondomäne nach Westen (Normandie) und Süden (Loire), vor allem durch Siege gegen die dort herrschenden Engländer; seinen Nachfolgern Ludwig VIII. und Ludwig IX. fielen der Poitou und der Languedoc zu. Demgegenüber stand die Einführung der Apanagen, mit denen jüngere Mitglieder der königlichen Familie versorgt wurden und durch die der Umfang des direkten Zugriffs des Königs zeitweise erheblich reduziert wurde.

Im 14. Jahrhundert stand etwa ein Drittel Frankreichs unter königlicher Verwaltung, im 16. Jahrhundert war es der Erwerb des Bourbonnais und der Bretagne, zu Beginn des 17. Jahrhunderts schließlich der Besitz, den Heinrich IV. mit in sein Amt brachte.

Entwicklung der Domaine royal in Bildern

Chronologie des Wachstums der französischen Krondomäne bis 1620

Regierungszeit Roberts II. (996–1031)

Regierungszeit Heinrichs I. (1031–1060)

Regierungszeit Philipps I. (1060–1108)

Regierungszeit Philipps II. (1180–1223)

Regierungszeit Ludwigs IX. (1226–1270)

Regierungszeit Philipps III. (1270–1285)

Regierungszeit Philipps IV. (1285–1314)

Regierungszeit Philipps VI. (1328–1350)

Regierungszeit Karls V. (1364–1380)

Regierungszeit Karls VII. (1422–1461)

Regierungszeit Ludwigs XI. (1461–1483)

Regierungszeit Karls VIII. (1483–1498)

  • 1483: die Herrschaften Chastel-sur-Moselle und Bainville werden dem Herzogtum Bar abgenommen.

Regierungszeit Ludwigs XII. (1498–1515)

Regierungszeit Franz’ I. (1515–1547)

Ab der Regierungszeit Franz’ I. werden die Begriffe Domaine royal und Frankreich miteinander vermischt.

Regierungszeit Heinrich’ IV. (1589–1610)

Mit der Regierungsübernahme Heinrichs IV. 1589 besteht die Domaine royale aus allen französischen Gebieten, mit der Ausnahme seiner riesiegen personellen Domäne, Basse-Navarre, Béarn und Donezan.

  • 1601 Annektierung von Bresse und weiteren Besitzungen nach der Krieg mit Savoy
  • 1607 Eingliederung von Vendôme, Beaumont, Marle, La Fère, Soissons, Albret, Foix, Armagnac, Comminges, Bigorre, Limoges und Périgord. Sie werden de jure durch Erlass an die Domaine royal überliefert

Regierungszeit Ludwigs XIII. (1610–1643)

  • 1620 sind die letzten Lehen innerhalb der Grenzen des Königreichs de jure eingegliedert: Basse-Navarre, Béarn und Donezan. Mit dieser Eingliederung besteht die Domaine royal aus dem ganzen Königreich Frankreich.

Chronologie der weiteren Hinzufügungen an die französische Krondomäne

Regierungszeit Ludwigs XIV. (1643–1715)

Regierungszeit Ludwigs XV. (1715–1774)

Siehe auch

Wikisource

Französischsprachige Wikisource:

Literatur

  • William Mendel Newman: Le domaine royal sous les premiers Capétiens 987–1180. Recueil Sirey, Paris 1937.
  • L. Mirot: Manuel de géographie historique de la France. Band 1: L’unité française. Neuausgabe der 2. Ausgabe 1947. Picard, Paris 1979, ISBN 2-7084-0033-9.
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