Dobutamin
Dobutamin ist ein in den 1970er Jahren entwickeltes[4] synthetisches Sympathikomimetikum aus der Gruppe der Katecholamine, das als Arzneistoff bei akuter Herzinsuffizienz oder kardiogenem Schock eingesetzt wird. Es kann nur intravenös verabreicht werden. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird es von verschiedenen Herstellern als Generikum, in Österreich auch unter dem Namen Inotop vertrieben.[5][6][7]
Strukturformel | ||||||||||||||||
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(R)-Form (oben) und (S)-Form (unten), 1:1-Stereoisomerengemisch | ||||||||||||||||
Allgemeines | ||||||||||||||||
Freiname | Dobutamin | |||||||||||||||
Andere Namen | ||||||||||||||||
Summenformel | C18H23NO3 | |||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
weißes, kristallines Pulver (Dobutamin·Hydrochlorid)[1] | |||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | ||||||||||||||||
ATC-Code |
C01CA07 | |||||||||||||||
Wirkstoffklasse | ||||||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||||
Molare Masse | ||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | |||||||||||||||
Schmelzpunkt |
184–186 °C (Dobutamin·Hydrochlorid)[1] | |||||||||||||||
pKS-Wert |
9,45 (HCl)[1] | |||||||||||||||
Löslichkeit |
wenig löslich in Wasser, löslich in Methanol, wenig löslich in Ethanol (HCl)[2] | |||||||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | ||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Wirkungsweise
Dobutamin ist ein Katecholamin und hat keine stimulierende Wirkung auf Dopamin-Rezeptoren, sondern wirkt als Agonist an α1-, β1- und β2-Adrenozeptoren, wobei die β1-Stimulation am Herzen weit im Vordergrund steht, da sich die Alpha-1- und Beta-2-Wirkungen gegenseitig aufheben (= scheinbare Beta-1-Selektivität). Dobutamin ist ein Enantiomerengemisch (Racemat): Das (+)-Enantiomer aktiviert β1- und β2-Rezeptoren und das (–)-Enantiomer ist verantwortlich für die Wirkung auf den α1 Rezeptor. Hieraus resultieren die Hauptwirkungen von Dobutamin, nämlich eine Steigerung der Kontraktilität der Herzmuskelzellen (positive Inotropie) und eine in der Regel nur gering ausgeprägte Beschleunigung der Herzfrequenz (positive Chronotropie). Damit erfolgt eine Erhöhung von Schlagvolumen (SV) und Herzzeitvolumen (HZV) mit konsekutiver Verbesserung der Durchblutung lebenswichtiger Organe (Gehirn, Niere etc.).[8]
Anwendungsgebiete
Akute Herzinsuffizienz, kardiogener Schock, intraoperative Anwendung bei herzchirurgischen Eingriffen. Die Dosierung beträgt 1–10 µg/kg/min.[9]
Außerdem wird Dobutamin in der Belastungsechokardiografie sowie in der Kardio-Magnetresonanztomographie eingesetzt, um das Herz medikamentös zu belasten.
Gegenanzeigen und Warnhinweise
Aufgrund der agonistischen Wirkung auf β2-Rezeptoren und der damit verbundenen peripheren Vasodilatation kann es[10] bei Volumenmangel zu einer zusätzlichen Reduktion der kardialen Füllungsdrücke kommen, weshalb es bei Schockzuständen durch Volumenmangel kontraindiziert ist. Weitere Kontraindikationen sind die Perikardtamponade und die hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie.
Nebenwirkungen
Häufig auftretende unerwünschte Wirkungen resultieren aus der Beta-mimetischen Wirkung: Tachykardie, Tachyarrhythmien, Extrasystolen und pectanginöse Beschwerden. Nebenwirkungen wie Tachykardie beruhen wahrscheinlich auf relativ hohen Plasmaspiegeln[11] an freiem Dobutamin.
Chemie
Stereochemie
Dobutamin ist ein chirales synthetisches Katecholamin mit einem Stereozentrum. Die beiden Stereoisomere besitzen unterschiedliche pharmakologische Eigenschaften (siehe oben, Abschnitt Wirkungsweise). Therapeutisch wird das Racemat, die 1:1-Mischung des (S)- und des (R)-Isomeres, als Hydrochlorid eingesetzt.[12]
Siehe auch
Literatur
- F. Kersting, Hanjörg Just: H.-D. Bolte (Hrsg.): Therapeutischer Nutzen von Dobutamin im Vergleich zu anderen Katecholaminen. In: Katecholamine und Vasodilatantien bei Herzinsuffizienz. Springer, Berlin / Heidelberg / New York 1981.
Einzelnachweise
- Eintrag zu Dobutamin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 12. November 2014.
- Europäische Arzneibuch-Kommission (Hrsg.): EUROPÄISCHE PHARMAKOPÖE 6. AUSGABE. Band 6.0–6.3, 2008.
- Datenblatt Dobutamine hydrochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 5. September 2022 (PDF).
- R. R. Tuttle, J. Mills: Dobutamine. Development of a new catecholamine to increase cardiac contractiliy. In: Circulat. Res. Band 36, 1975, S. 185–189.
- Rote Liste online, Stand: 2017.
- AM-Komp. d. Schweiz, Stand: September 2009.
- AGES-PharmMed, Stand: September 2009.
- Tibayan FA et al.: Dobutamine increases alveolar liquid clearance in ventilated rats by beta-2 receptor stimulation. Am J Respir Crit Care Med. 1997 Aug;156(2 Pt 1):438-44 Volltext (HTML) Volltext (PDF; 80 kB) PMID 9279221.
- Reinhard Larsen: Anästhesie und Intensivmedizin in Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie. (1. Auflage 1986) 5. Auflage. Springer, Berlin/ Heidelberg/ New York u. a. 1999, ISBN 3-540-65024-5, S. 44–49 und 76.
- Vgl. dazu R. Knoll, M. Brandl: Dobutaminspiegelbestimmungen im menschlichen Plasma – Methodische und klinische Aspekte. In: Anästhesie Intensivtherapie Notfallmedizin. Band 21, Nr. 1, 1986, S. 34–37, hier: S. 34.
- R. Knoll, M. Brandl: Dobutaminspiegelbestimmungen im menschlichen Plasma – Methodische und klinische Aspekte. In: Anästhesie Intensivtherapie Notfallmedizin. Band 21, Nr. 1, 1986, S. 34–37.
- Europäisches Arzneibuch, Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart, 6. Ausgabe, 2008, S. 2369–2370, ISBN 978-3-7692-3962-1.