die börse

die börse ist ein überregional bekanntes Kommunikations- und Kulturzentrum in der nordrhein-westfälischen Großstadt Wuppertal. Sie ist eines der ältesten und größten soziokulturellen Zentren Deutschlands.[1]

Geschichte

die börse an der Wolkenburg in Wuppertal
Der blaue Saal (Veranstaltungssaal im EG)
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Der rote Salon (Veranstaltungssaal im 1. OG)
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Als Vorläufer der börse gilt das Aktionszentrum impuls an der Viehhofstraße.[2] Am 19. Mai 1973 gründete sich der links-alternative Verein Kommunikationszentrum Wuppertal e.V. „die börse“.[3][4] Der Verein richtete in Eigenarbeit an der Viehhofstraße im Wuppertaler Stadtteil Elberfeld auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs das Kommunikationszentrum die börse ein, es wurde am 8. November 1974 eröffnet. Zu dessen Leitung gehörte unter anderem die Mutter von Tom Tykwer, Anna Tykwer.[5] In dem Gebäude, das bis 2021 die Eventlocation Villa Media beherbergte, fanden sowohl kulturelle als auch politische Veranstaltungen statt. Künstler und Musiker nutzten die Räume für Proben. Bekannte Jazzmusiker wurden von den Programmgestaltern Ernst Dieter Fränzel und Rainer Widmann geholt.[6] Neben Auftritten bekannter Musiker und Gruppen lag ein Schwerpunkt der börse aber auch in der politischen Arbeit. So wurde eine Beratungsstelle für Kriegsdienstverweigerer und die feministische Veranstaltungsreihe Frauenschwoof eingerichtet, die von bis zu 1.200 Frauen pro Veranstaltung besucht wurde.[6] Besondere Bekanntheit erlangte es aber durch den Wackeltreff, eine damals wöchentlich stattfindende Tanzveranstaltung für jüngere Leute.[7]

Anfänglich traf das Kommunikationszentrum auf den Widerstand von konservativen Teilen des Stadtrats, etablierte sich aber rasch als Kulturzentrum, in dem Konzerte, Lesungen (unter anderem von Erich Fried und Allen Ginsberg) und künstlerische Darbietungen geboten wurden. Die politischen Veranstaltungen provozierten sowohl Überfälle von Skinheads mit rechtsextremer Gesinnung als auch polizeiliche Maßnahmen wie Razzien. 1977 kam es zu einem Brand, dessen Ursache nie geklärt wurde. In Folge des Brandschaden bezog die börse zunächst eine Privatwohnung und dann Räumlichkeiten am Hofkamp. Erst 1981 konnte das alte Gebäude an der Viehhofstraße wieder genutzt werden.[6]

Trotz anfänglich ambivalenten Ansehen etablierte sich die börse bald als überregional bekannte Wuppertaler Kulturstätte. 1996 verließ die börse aufgrund von Konflikten mit der Nachbarschaft trotz immer höherer Besucherrekorde ihr Domizil an der Viehhofstraße und zog in ein altes Fabrikgebäude an der Straße Wolkenburg um. Heute ist die börse mit ca. 60.000 Besuchern pro Jahr[6] aus den Kulturbetrieb der Stadt nicht wegzudenken und wird seit langer Zeit mit städtischen Mitteln von derzeit €183.650 (Stand 2014) pro Jahr[8] gefördert.

Zu dem Kulturprogramm gehören neben dem eigenen Diskothekenbetrieb Poetry-Slam-Lesungen, Tanz- und Theaterprojekte und Partys mehrerer Fachschaften der Bergischen Universität Wuppertal. Veranstaltungen namens Rudelsingen, die Konzertreihe neueshören und Festivals wie Von Abseits[9] ergänzen das Programm.[6]

2010 gaben unter anderem Sascha Gutzeit, J.B.O., Nazareth, The BossHoss, Barclay James Harvest und Jennifer Rostock dort Konzerte. Die Wuppertaler Bühnen nutzten nach der Schließung des Schauspielhauses die börse zeitweise als Spielstätte.[10] Der Schauspieler Armin Rohde sammelte als Jugendlicher erste schauspielerische Erfahrungen in der börse.[11]

Denkmalschutz

Das denkmalgeschützte Gebäude der börse

Sowohl das ehemalige Domizil an der Viehhofstraße, als auch das derzeitige an der Wolkenburg stehen als Baudenkmal unter Schutz. Das Gebäude Wolkenburg 100 wurde um 1910 als Fabrikhalle mit Sheddach errichtet. Es wurde in Massivbauweise errichtet und nach einer weitreichenden Zerstörung nach dem Zweiten Weltkrieg um 1950 wieder aufgebaut. Auch die aus Bossenquadern bestehende Fassade wurde wieder übernommen. Jedem Fassadenabschnitt wurden zwischen den Pfeilern gedrückte Spitzbögen aufgesetzt. Die Fenster im rechten Fassadenabschnitt wurden zu Gunsten der Produktion nachträglich durch eine breite Toröffnung ersetzt. Das Gebäude hat als eines von wenigen Wuppertaler Gebäuden aus der Art-déco-Epoche großen historischen Wert.

Literatur

  • Rainer Kascha: Das Kommunikationszentrum Wuppertal ›die börse‹: Ein Beitrag zur Modernisierung von sozialer und kultureller Dienstleistung. Springer VS, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-531-19641-1.
Commons: die Börse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Westdeutsche Zeitung: Für die Börse geht’s ums Überleben. 25. Februar 2010, abgerufen am 21. Februar 2023.
  2. Westdeutsche Zeitung: Das muss gefeiert werden: Die Wuppertaler Börse wird 40. 14. November 2014, abgerufen am 4. Januar 2023.
  3. Die Börse Kommunikationszentrum Wuppertal - Archiv. In: Die Börse - Kommunikationszentrum Wuppertal. (dieboerse-wtal.de [abgerufen am 21. Februar 2023]).
  4. Manfred Schweder u. a.: Wuppertal braucht ein Kommunikationszentrum! In: www.dieboerse-wtal.de. 25. April 1973, abgerufen am 21. Februar 2023.
  5. Die Börse wird 35 Jahre alt Westdeutsche Zeitung vom 9. Oktober 2009.
  6. Artikel in der Wuppertaler Rundschau: „börse“ wird 40 Jahre jung vom 8. November 2014
  7. Die Börse Kommunikationszentrum Wuppertal - Die Geschichte. In: Die Börse - Kommunikationszentrum Wuppertal. (dieboerse-wtal.de [abgerufen am 12. Juli 2018]).
  8. Die Börse aus der Sicht des Kulturdezernenten Westdeutsche Zeitung vom 14. November 2014
  9. Programmkalender - DIE BÖRSE Kommunikationszentrum, Wuppertal. In: Die Börse - Kommunikationszentrum Wuppertal. (dieboerse-wtal.de [abgerufen am 12. Juli 2018]).
  10. Bühnen suchen Asyl in der Börse Westdeutsche Zeitung vom 22. Oktober 2008
  11. Viele Weggefährten beim Börsen-Jubiläum Westdeutsche Zeitung vom 25. Oktober 2009.

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