Diademmeerkatze

Die Diademmeerkatze (Cercopithecus mitis) ist eine Superspezies aus der Gattung der Meerkatzen (Cercopithecus) innerhalb der Familie der Meerkatzenverwandten (Cercopithecidae). Sie kommt mit 17 Unterarten in Afrika vor allem südlich des Äquators vor, hat ein disjunktes (nicht zusammenhängendes) Verbreitungsgebiet und ist dementsprechend phänotypisch äußerst variabel.

Stuhlmanns Diademmeerkatzen, gut sichtbar das namensgebende „Diadem“ aus weißlichen Haaren über den Augen.
Diademmeerkatze

Stuhlmanns Diademmeerkatze (Cercopithecus mitis stuhlmanni) in der Kakamega Forest National Reserve im westlichen Kenia.

Systematik
Überfamilie: Geschwänzte Altweltaffen (Cercopithecoidea)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Backentaschenaffen (Cercopithecinae)
Tribus: Meerkatzenartige (Cercopithecini)
Gattung: Meerkatzen (Cercopithecus)
Art: Diademmeerkatze
Wissenschaftlicher Name
Cercopithecus mitis
Wolf, 1822

Merkmale

Diademmeerkatzen erreichen eine Kopfrumpflänge von 46 bis 71 Zentimeter (Männchen) bzw. 39 bis 59 Zentimeter (Weibchen), eine Schwanzlänge von 60 bis 95 Zentimeter (Männchen) bzw. 49 bis 88 Zentimeter (Weibchen) und ein Gewicht von 5,9 bis 9 Kilogramm (Männchen) bzw. 2,7 bis 5,5 Kilogramm (Weibchen), zählen also zu den größeren Meerkatzen. Wie bei allen Vertretern dieser Gattung sind die Männchen größer und schwerer als die Weibchen. Das Fell ist an der Oberseite blaugrau gefärbt, die Unterseite ist heller, die Gliedmaßen, die Schulterregion und der Schwanz sind fast schwarz. Namensgebendes Merkmal sind eine Reihe nach vorn ragender weißer Haare über den Augenbrauen. Dieses Merkmal ist jedoch nur bei einem Teil der Unterart deutlich ausgebildet und fehlt den östlich des Großen Afrikanischen Grabenbruchs vorkommenden Unterarten weitgehend.[1]

Verbreitung und Lebensraum

Cercopithecus mitis kandti
Cercopithecus mitis kolbi
Cercopithecus mitis labiatus
Cercopithecus mitis manyaraensis

Diademmeerkatzen sind im mittleren, östlichen und südlichen Afrikas beheimatet. Ihr disjunktes Verbreitungsgebiet reicht von Sudan und Äthiopien, das südlichen Somalia, Kenia, Tansania und Mosambik bis Südafrika und umfasst auch das östliche Kongobecken, das westliche Angola und das nördliche Sambia. Sie bewohnen eine Reihe von Lebensräumen, sind jedoch auf Bäume und die Nähe von Wasser angewiesen. Am Mount Elgon im westlichen Kenia kommt die Unterart C. m. elgonis bis in Höhen von 3800 Metern vor.[1]

Lebensweise

Diademmeerkatzen sind tagaktive Baumbewohner. Sie leben in Gruppen aus 2 bis 40 Tieren, die sich aus einem Männchen, etlichen Weibchen und dem dazugehörigen Nachwuchs zusammensetzen. Die Gruppen sind territorial und verteidigen ihr Revier gegenüber anderen Gruppen, wobei sich auch die Weibchen an der Auseinandersetzung beteiligen. Allerdings vergesellschaften sie sich manchmal mit anderen Meerkatzenarten, etwa mit der Rotschwanzmeerkatze.

Nahrung

Die Meerkatzen ernähren sich vorwiegend von reifen und unreifen Früchten, aber auch von Samen, Blättern, Blüten, anderen Pflanzenteilen, Flechten und Baumsäften. Zusätzlich ergänzen sie ihre Nahrung mit wirbellosen Tieren, vor allem Insekten oder anderen Gliederfüßern.[1]

Fortpflanzung

Die Paarung kann das ganze Jahr über erfolgen. Nach einer rund fünfmonatigen Tragzeit bringt das Weibchen meist ein einzelnes Jungtier zur Welt. Dieses wird mit rund sechs Monaten entwöhnt und ist mit drei Jahren geschlechtsreif. Die Männchen müssen zu diesem Zeitpunkt ihre Geburtsgruppe verlassen, die Weibchen bleiben üblicherweise zeitlebens dort.

Unterarten

Zur Diademmeerkatze gehören 17 allgemein anerkannte Unterarten:[2]

  • Cercopithecus m. mitis (Angola-Diademmeerkatze); westliches Angola
  • C. m. albogularis (Weißkehlmeerkatze); südliche Küste Kenias, nordöstliches Tansania, Sansibar
  • C. m. albotorquatus (Tana-Weißkehlmeerkatze); nördliche Küste Kenias, Galeriewälder entlang des Tana
  • C. m. boutourlinii (Kaffa-Diademmeerkatze); südwestliches Äthiopien vom Tanasee entlang der westlichen Seite des Äthiopischen Grabens bis zum Norden des Turkana-Sees
  • C. m. doggetti (Silbermeerkatze); am Eduardsee und an der Nordspitze des Tanganjikasees
  • C. m. erythrarchus (Stairs-Weißkehlmeerkatze); im Süden Malawis, im mittleren Mosambik und im östlichsten Simbabwe
  • C. m. heymansi (Heyman-Diademmeerkatze); im Osten des Kongo zwischen Lomami und Lualaba
  • C. m. francescae (Rotohr-Weißkehlmeerkatze); im Norden Malawis
  • C. m. kandti (Goldmeerkatze); im Bereich der Virunga-Vulkane und rund um den Kivusee
  • C. m. kolbi (Kolbs Meerkatze / Mount-Kenya-Weißkehlmeerkatze); Hochland von Kenia
  • C. m. labiatus (Samango-Weißkehlmeerkatze / Pondoland-Weißkehlmeerkatze); östliches und südöstliches Südafrika
  • C. m. manyaraensis (Manyara-Diademmeerkatze); Endemit im Westen der Region Manyara, Tansania[3]
  • C. m. moloneyi (Sambia-Weißkehlmeerkatze / Moloneys Weißkehlmeerkatze); Sambia östlich des Luangwa, südwestliches Tansania, äußerster Norden Malawis
  • C. m. monoides (Tansania-Weißkehlmeerkatze); östliches Tansania
  • C. m. opisthostictus (Katanga-Diademmeerkatze); Südosten des Kongo, nördliches Sambia westlich des Luangwa, äußerster Osten von Angola
  • C. m. stuhlmanni (Stuhlmanns Diademmeerkatze); Nordosten des Kongo, Westen von Uganda, Westen von Kenia (Kakamega Forest National Reserve), Didinga-Hügel und Imatong-Gebirge im Südsudan
  • C. m. zammaranoi (Somalia-Weißkehlmeerkatze); südöstliches Somalia in den Galeriewäldern entlang des Juba und des Shabelle

Im Primatenband des Handbook of the Mammals of the World werden fünf weitere Unterarten aufgeführt:[1]

Diese werden in späteren Veröffentlichungen mit anderen Unterarten synonymisiert[4] oder nicht mehr gelistet.[5][2]

Systematik

Verbreitung der Unterarten im zentralen Afrika und in Angola.
  • C. m. mitis
  • C. m. boutourlinii
  • C. m. heymansi
  • C. m. manyaraensis
  • C. m. opisthostictus
  • C. m. stuhlmanni
  • Unterarten im östlichen und südlichen Afrika
  • Verbreitung der Unterarten im östlichen und südlichen Afrika.
  • C. m. albogularis
  • C. m. albotorquatus
  • C. m. erythrarchus
  • C. m. francescae
  • C. m. kolbi
  • C. m. labiatus
  • C. m. moloneyi
  • C. m. monoides
  • C. m. zammaranoi
  • Unterarten im zentralen Afrika und in Angola
  • Die wissenschaftliche Bezeichnung der Diademmeerkatze wurde 1822 durch den deutschen Naturforscher Johann Wolf geprägt.[6] Die Diademmeerkatze bildet zusammen mit der Großen Weißnasenmeerkatze die nictitans-Gruppe innerhalb der Gattung der Meerkatzen.[4]

    Der britisch-australische Primatologe Colin Groves machte 2001 die Silbermeerkatze und die Goldmeerkatze zu eigenständigen Arten. Außerdem trennte er die kein deutlich ausgeprägtes „Diadem“ besitzenden Unterarten, die vor allem östlich des Großen Afrikanischen Grabenbruchs vorkommen, von der Diademmeerkatze ab und fasste sie als eine weitere eigenständige Art zusammen, die Weißkehlmeerkatze (Cercopithecus albogularis).[7] Dies wurde im Primatenband des Handbook of the Mammals of the World so übernommen,[1] fand in anderen Veröffentlichungen und systematischen Quellen aber keine Anerkennung[4][3][5][8][9] und entspricht auch nicht den durch den Vergleich der mitochondrialen DNA ermittelten Verwandtschaftsverhältnissen.[2]

    Das vereinfachte Kladogramm nach Zinner und Mitarbeitern (2022) zeigt die verwandtschaftlichen Beziehungen der 17 Unterarten der Diademmeerkatzen zueinander.[2]



     Klade III 




    C. m. albogularis (Festland)


       

    C. m. albotorquatus


       

    C. m. boutourlinii


    Vorlage:Klade/Wartung/3

       

    C. m. manyaraensis



       

    C. m. monoides



       


    C. m. albogularis (Sansibar)


       

    C. m. moloneyi



       

    C. m. erythrarchus


       

    C. m. labiatus





     Klade II 



    C. m. stuhlmanni


       

    Goldmeerkatze (C. m. kandti)


       

    Silbermeerkatze (C. m doggetti)


    Vorlage:Klade/Wartung/3

       

    C. m. kolbi



       

    C. m. heymansi


       

    C. m. francescae





     Klade I 


    Große Weißnasenmeerkatze (C. nictitans)


       

    C. m. mitis (Nominatform der Diademmeerkatze)



       

    Katanga-Diademmeerkatze (C. m. opisthostictus)




    Vorlage:Klade/Wartung/Style

    Wie das Kladogramm zeigt kann die Diademmeerkatze in drei Kladen unterteilt werden. Klade I umfasst die Nominatform C. m. mitis aus dem küstennahen Angola, C. m. opisthostictus aus dem nördlichen Sambia und der südöstlichen Demokratischen Republik Kongo und die Große Weißnasenmeerkatze (C. nictitans), zu Klade II gehören die Unterarten vom Nordosten des Kongo bis zum Hochland von Kenia und die Unterarten im Gebiet der Afrikanischen Großen Seen und Klade III umfasst die ostafrikanischen Unterarten von Äthiopien im Norden bis Südafrika im Süden. Klade I trennte sich zuerst vor etwa 2 bis 4 Millionen Jahren von Klade II und III und diese beiden Kladen trennten sich vor 3,3 bis 1,6 Millionen Jahren voneinander. Innerhalb von Klade I divergierten die Unterarten vor 3,4 bis 1,6 Millionen Jahren, in der Klade II geschah dies vor 2,9 bis 0,7 Millionen Jahren und in der Klade III bildeten sich die Unterarten vor 1,4 bis 0,2 Millionen Jahren.[2]

    Bedrohung

    Diademmeerkatzen werden manchmal verfolgt, weil in Plantagen angebaute Früchte fressen, sie werden auch wegen ihres Fleisches bejagt und leiden an der Zerstörung ihres Lebensraums. Insgesamt ist die Art laut IUCN aber nicht gefährdet.[5] In Teilen ihres Verbreitungsgebietes sind sie aber aufgrund der Bejagung und der Zerstörung ihres Lebensraumes selten geworden. Die Population der somalischen Unterart C. a. zammaranoi wird auf nur noch 200 bis 500 Exemplare geschätzt und sie gilt als vom Aussterben bedroht („critically endangered“).[10] Das Verbreitungsgebiet von C. a. kolbi liegt zu einem großen Teil innerhalb von Schutzgebieten (Aberdare-Nationalpark, Mount-Kenya-Nationalpark).[1] Insgesamt zählt die Diademmeerkatze aber nicht zu den bedrohten Arten.[5]

    Einzelnachweise

    1. Elizabeth L. Gadsby, Colin P. Groves, Aoife Healy, K. Praveen Karanth, Sanjay Molur, Tilo Nadler, Matthew C. Richardson, Erin P. Riley, Anthony B. Rylands, Lori K. Sheeran, Nelson Ting, Janette Wallis, Siân S. Waters & Danielle J. Whittaker: Family Cercopithecidae (Old World Monkeys). S. 693–696 in Russell A. Mittermeier, Anthony B. Rylands & Don E. Wilson: Handbook of the Mammals of the World: – Volume 3. Primates. Lynx Editions, 2013, ISBN 978-84-96553-89-7.
    2. Dietmar Zinner, Sascha Knauf, Idrissa S. Chuma, Thomas M. Butynski, Yvonne A. De Jong, Julius D. Keyyu, Rehema Kaitila u. Christian Roos: Mito-phylogenetic relationship of the new subspecies of gentle monkey Cercopithecus mitis manyaraensis, Butynski & De Jong, 2020. Primate Biology, Volume 9, issue 1, PB, 9, 11–18, 2022, doi: 10.5194/pb-9-11-2022
    3. Thomas M. Butynski & Yvonne A. de Jong: Taxonomy and Biogeography of the Gentle Monkey Cercopithecus mitis Wolf, 1822 (Primates: Cercopithecidae) in Kenya and Tanzania, and Designation of a New Subspecies Endemic to Tanzania. Primate Conservation 2020 (34), April 2020, PDF bei Researchgate
    4. Michael J. Lawes, Marina Cords, Cathi Lehn: Cercopithecus mitis S. 354–362 in Jonathan Kingdon, David Happold, Michael Hoffmann, Thomas Butynski, Meredith Happold und Jan Kalina (Hrsg.): Mammals of Africa Volume II: Primates, Bloomsbury, London, 2013, ISBN 978-1-4081-2252-5.
    5. Cercopithecus mitis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2019. Eingestellt von: Butynski, T.M. & de Jong, Y.A., 2017. Abgerufen am 13. August 2023.
    6. Johann Wolf (1818): Abbildungen und Beschreibungen merkwürdiger naturgeschichtlicher Gegenstände. Nürnberg, 2 vol.+36 Taf. DOI: 10.5962/bhl.title.106847
    7. Colin Groves (2001): Primate Taxonomy. Washington D.C.: Smithsonian Institution Press. ISBN 1-56098-872-X
    8. Cercopithecus mitis Wolf, 1822 in der ASM Mammal Diversity Database
    9. Amy Chernasky u. a.: All the Mammals of the World. Lynx Edicions, Juni 2023, ISBN 978-84-16728-66-4
    10. Cercopithecus mitis ssp. zammaronoi in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: Mittermeier, R.A. & Rylands, A.B. (Primate Red List Authority), 2008. Abgerufen am 19. Februar 2017.
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