Schloss Hohenlimburg

Das Schloss Hohenlimburg ist die einzige weitgehend im mittelalterlichen Originalzustand erhaltene Höhenburg in Westfalen.[1] Gelegen auf dem Schlossberg von Hohenlimburg in Nordrhein-Westfalen, wird das Ensemble von Stadt und Schloss wegen seiner pittoresken Lage auch das Westfälische Heidelberg genannt. 1975 wurde die Stadt Hohenlimburg in die Stadt Hagen eingemeindet.

Blick auf Schloss Hohenlimburg bei Hagen, einst Residenz der Grafschaft Limburg
Luftbild des Schlosses

Die Anlage reicht auf das 13. Jahrhundert zurück. Bis 1807/08 bildete das Schloss den politischen Mittelpunkt und Verwaltungssitz der bis dahin bestehenden Grafschaft Limburg. Wesentliche Umbaumaßnahmen erfolgten gegen Mitte des 16. Jahrhunderts sowie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als das Schloss ein Sitz der Grafen von Bentheim-Tecklenburg war. Nach 1816/17 bis 1830 diente das Schloss den Fürsten als Hauptresidenz; sie wurde anschließend wieder nach Schloss Rheda verlegt, welches bis heute Wohnsitz des Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg ist; Schloss Hohenlimburg befindet sich ebenfalls in seinem Besitz.[2]

Lage

Blick durch die Torhäuser
Schlosshof
Hauptgebäude des Schlosses
Ein Kenotaph im Burghof
Neu gestalteter Wehrgang mit Aussicht auf Hohenlimburg
Bergfried und Brunnen

Das Schloss Hohenlimburg ist eine der wenigen noch weitgehend in der ursprünglichen Baugestalt erhaltenen Höhenburgen in Westfalen. Es befindet sich am Eingang zum Lennetal, das auf seinem Weg in das Sauerland weitere Burgen und Adelssitze aufweist. Das Schloss gehört zum Landschaftsschutzgebiet Stoppelberg.

Geschichte

Graf Dietrich I. von Altena-Isenberg ließ die auf einem Bergsporn oberhalb des Lennetales liegende Burg um oder kurz nach 1240 errichten. Sie entwickelte sich im Verlauf des 13. Jahrhunderts zur Residenz der Stammlinie dieses Grafenhauses. Sie war auch die Keimzelle der Grafschaft Limburg, mit der sich der Erbe des hingerichteten Friedrich von Isenberg in einem Friedensvertrag mit den Grafen von der Mark am 1. Mai 1243 abfinden musste. Die Burg wurde im Jahre 1242 erstmals urkundlich erwähnt.

Einige Heimatforscher vermuten, dass Dietrich I. von Isenberg-Limburg zuvor eine palisadenumwehrte Wallburg errichten ließ, deren Reste sich heute etwa 400 m weiter südlich befinden, die Sieben Gräben auf dem Schleipenberg.[3] Archäologische und schriftliche Quellen für diese Mutmaßungen gibt es allerdings nicht. Auch der Bautyp dieser Burg spricht eher für eine ältere Datierung. Zudem war es im Burgenbau des Mittelalters üblich, den vorgesehenen und am besten geeigneten Bauplatz für eine Burg zu befestigen, um keine Gegengründung an dieser Stelle durch z. B. gegnerische Truppen zu ermöglichen. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass der Standort des heutigen Schlosses Hohenlimburg ebenfalls der Gründungsplatz der mittelalterlichen Limburg war.

Im Jahre 1288 eroberte Graf Eberhard I. von der Mark die Limburg. Im Jahr 1300 nahm der Ritter Sobbo de Svirte die Burg ein, doch gab er sie später an die Grafen von der Mark zurück. Erst 1304 erfolgt die Rückgabe der Limburg an Graf Dietrich III. von Limburg. In einer Fehde zwischen den Grafen von Limburg-Broich und den Grafen von Neuenahr, die den Besitz durch Heirat von dem letzten Vertreter der damals ausgestorbenen älteren Stammlinie des Grafenhause Limburg geerbt hatten, kam es 1459 zu einer Belagerung und Einnahme der Limburg durch Truppen der Grafen von Limburg aus dem Hause Broich und ihrer Verbündeten.

Seit 1460 teilten sich die Grafenhäuser Limburg-Broich und Neuenahr den Besitz, der im Fall Limburg-Broich zwischen 1509 und 1542 an den Grafen Wirich V. von Daun-Falkenstein fiel. Von 1542 bis 1589 waren die Grafen von Neuenahr alleinige Regenten, ab 1592 bis 1807/08 gehörten Schloss und Grafschaft zum Besitz der Grafen von Bentheim-Tecklenburg. Im Jahre 1584 wurde die Hohenlimburg und das Territorium von Kurkölnischen Truppen erobert und blieb bis 1610 besetzt.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Hohenlimburg 1633 von kaiserlichen Truppen unter dem Generalwachtmeister Lothar Dietrich von Bönninghausen belagert und diente bis 1636 als deren Quartier. Die Vorburg und die dort befindlichen Gebäude, einschließlich des mittelalterlichen Halbturms, wurden bei dem Abzug der Truppen durch einen Brand zerstört.

Im 17. Jahrhundert vollzog sich der Wandel von einer Burganlage hin zu einem vorwiegend auf Repräsentation ausgerichteten Schloss. Durch die Verlegung der Bentheimischen Residenz von Rheda nach Hohenlimburg zwischen 1729 und 1756 kam es unter Graf Moritz Casimir I. von Bentheim-Tecklenburg zum Ausbau des Schlosses als Residenz und zur Anlage von Gärten im spätbarocken Stil. Dennoch zählte Schloss Hohenlimburg noch im Siebenjährigen Krieg zu den Festungen im preußischen Einflussgebiet. 1762 kam es zu einer Kanonade durch Truppen des Herzogs von Braunschweig-Hannover. Damals war das Schloss von französischen Einheiten besetzt.

Der Wehrgang des Schlosses war im August 2005 Denkmal des Monats in Westfalen-Lippe. Das Schloss firmiert seit 2005 als gemeinnützige GmbH. Es ist heute im Besitz von Maximilian Prinz zu Bentheim-Tecklenburg.[2]

Sehenswertes

Heute sind die Vorburg und Hauptburg und insbesondere der Palas, die Torhäuser, die Ringmauern und der Bergfried aus dem 13. und 14. Jahrhundert sowie verschiedene Wohn- und Arbeitsgebäude vom 16. bis 18. Jahrhundert erhalten.

Ein berühmtes Ausstellungsstück ist die absichtlich mumifizierte „Schwarze Hand“. Einer Legende nach ließ Graf Dietrich von Isenberg-Limburg seinem Sohn diese Hand abschlagen, weil dieser seine Mutter geschlagen hatte. Tatsächlich handelt es sich um ein mittelalterliches oder frühneuzeitliches Leibzeichen (hier: eine Totenhand), das man z. B. Mordopfern zur Beweissicherung abtrennte. Abgeschlagene Hände waren aber auch Zeichen für einen Burgfrieden, der z. B. nach Fehden zwischen den Parteien geschlossen wurde. Solche Rechtsverträge sind auch für die Limburg im Spätmittelalter einige Male urkundlich belegt. Der Fundort der „Schwarzen Hand“, das alte Archiv des 1811 durch einen Blitzschlag zerstörten Turms, spricht für beide Thesen. Eine Radiokarbondatierung ergab, dass die Hand aus dem 16. Jahrhundert stammt. Ermittelt wurde das Jahr 1546 plus/minus 60 Jahre, eine genauere Datierung ist nicht möglich. Wissenschaftler fanden heraus, dass es sich um eine rechte Hand handelt, wahrscheinlich die eines erwachsenen Mannes. Alle Fingerendglieder fehlen sowie ein Teil der Handwurzelknochen. Ein Rest Kordel am Daumen deutet nach Auffassung des Forschers auf eine ältere Etikettierung hin. Nicht gefunden haben die Wissenschaftler Hackhiebe, Schnitte, Krankheiten oder Geschwüre. Das weist eher darauf hin, dass es die Hand eines Opfers, nicht eines Täters ist.

Ehemalige Museen

Ehemaliges Kaltwalzmuseum
Fürstensaal

Museum Hohenlimburg und Hagener Vorgeschichtsmuseum

Das Museum Hohenlimburg beschäftigte sich seit 1927 mit der Hohenlimburger Geschichte. Nach der Eingemeindung Hohenlimburgs nach Hagen wurde 1974 zusätzlich unter anderem aus Beständen des Museums Hohenlimburg das Hagener Vorgeschichtsmuseum gegründet, welches drei Räume im Schloss belegte. Durch die Neuordnung der Hagener Museen wurden beide Museen 2002 aufgegeben und Exponate an das Historische Centrum Hagen übergeben.[4] Ihre Exponate sind im Stadtmuseum Hagen und dem Archäologiemuseum Hagen auf Schloss Werdringen zu sehen.[5]

Schlossmuseum höfische Wohnkultur

Das Schloss firmiert seit Anfang des Jahres 2005 als gemeinnützige GmbH, das auch im Schlossmuseum vor allem „höfische Wohnkultur“ sowie die Geschichte der Grafen und Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg präsentiert.

Deutsches Kaltwalzmuseum

Nach jahrelangem Streit des Schlossherren mit dem Förderverein Deutsches Kaltwalzmuseum und weniger als 1000 Besuchern im ersten Halbjahr 2017 verließ das privat betriebene Deutsche Kaltwalzmuseum das Schloss. Das Museum, das seit 1988 im früheren Wirtschaftsgebäude und im mittelalterlichen Palas untergebracht war, hat seine Exponate eingelagert. Eine zukünftige Ausstellungsfläche könnte es im LWL-Freilichtmuseum Hagen finden.[6]

Schlossgarten Hohenlimburg

Der Schlossgarten Hohenlimburg ist eine, schon 1730 nachweisbare, barocke Höhengartenanlage am Westhang des Burgberges unterhalb von Schloss Hohenlimburg. Seit 2007 sind die einzelnen Gärten wieder geöffnet.

Besichtigungsmöglichkeiten

Nach Aufgabe der Gastronomie und der Schließung der Museen war das Schlossgelände angesichts von geschätzt nur 7000 „echten“ Schlossbesuchern von September 2018 bis August 2022 nur noch bei Veranstaltungen zugänglich.[7] Es ist möglich, im Schloss zu heiraten. Im Sommer werden sonntags um 15 Uhr eine Familienführung und um 16 Uhr eine normale Schlossführung angeboten. Jährlich finden die Schlossspiele und ein Weihnachtsmarkt auf dem Schloss statt. Seit September 2022 sind der Kanonenplatz, der Schlossinnenhof, der Wehrgang und der Garten wieder zugänglich (kostenpflichtig, täglich von 10 bis 17 Uhr). Die Räumlichkeiten des Schlosses selbst können auf diesen Wege nicht besichtigt werden.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Kai Olaf Arzinger: Wälle, Burgen, Herrensitze – ein historischer Wanderführer. Hagen-Hohenlimburg 1991.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters. Grundriss-Lexikon. Flechsig Verlag, Würzburg 2000, ISBN 978-3-88189-360-2, S. 287.
  • Hartmut Platte: Rheda, Hohenlimburg, Tecklenburg. Vergangenheit und Gegenwart der Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg. Deutsche Fürstenhäuser, Heft 2. Werl 2000.
  • Ralf Blank: Die Schlosskanonen von Hohenlimburg – Artilleriegeschütze mit einer wechselvollen Geschichte. In: Militär und Gesellschaft in der frühen Neuzeit 5, 2001, 2, S. 165–170.
  • Widbert Felka: Neuer Glanz auf Schloß Hohenlimburg. In: Hohenlimburger Heimatblätter 18, 2006, S. 71–90.
  • Widbert Felka: Zur Wiedereröffnung des Wehrgangs von Schloß Hohenlimburg. In: Hohenlimburger Heimatblätter 68, 2007, 5, S. 145–157, 167–170.
  • Widbert Felka: Die wiedergewonnenen Gartenanlagen von Schloß Hohenlimburg. In: Hohenlimburger Heimatblätter 68, 2007, 10, S. 325–337, 347f.
  • Ralf Blank: Schloss Hohenlimburg. In: Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen – das Mittelalter an Rhein und Ruhr. Ausstellung im LWL-Museum für Archäologie, Westfälisches Landesmuseum Herne, 27. Februar bis 28. November 2010. Mainz 2010, ISBN 978-3-8053-4108-0, S. 536–537.
  • Stephanie Marra: Schloss Hohenlimburg und die „Sieben Gräben“. In: Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW / Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Burgen AufRuhr. Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion. Klartext Verlag, Essen 2010, S. 221–225.
Commons: Schloss Hohenlimburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Höhenburg Hohenlimburg (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Ruhr 429)“. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. (abgerufen am 14. Juli 2022)
  2. Schlossgarten Hohenlimburg, Hagen Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Münster 2012
  3. Torsten Capelle: Wallburgen in Westfalen-Lippe. Hrsg.: Altertumskommission für Westfalen, Münster 2010 ISSN 0939-4745, S. 12 Nr. II (Frühe Burgen in Westfalen Sonderband 1).
  4. Auszug des Kaltwalzmuseums Artikel Westfalenpost vom 9. August 2017
  5. Museumsgeschichte des Museums für Ur- und Frühgeschichte, abgerufen am 3. August 2018
  6. Kaltwalzer verlassen Schloss Hohenlimburg Artikel Westfalenpost vom 8. August 2017
  7. Fürstenhaus Schloss Hohenlimburg finanziell ausgeblutet
  8. Hohenlimburg Drehkreuz am Schloss die Kosten und Zeiten

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