Der rote Ballon

Der rote Ballon ist ein französischer Kurzfilm von Albert Lamorisse aus dem Jahr 1956. Der mehrfach ausgezeichnete Kinderfilm erzählt die Geschichte eines Jungen, der einen großen roten Ballon findet, der ihm dann nicht mehr von der Seite weicht. Dabei verzichtet der Film fast vollständig auf Dialoge. 1957 wurde Der rote Ballon mit einem Oscar für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet.

Handlung

Der Film folgt Pascal (Pascal Lamorisse), einem kleinen Jungen, der eines Morgens auf dem Weg zur Schule einen großen, mit Helium gefüllten roten Ballon entdeckt. Während er damit spielt, wird ihm klar, dass es einen eigenen Geist und Willen hat. Es beginnt, ihm zu folgen, wohin er auch geht, weicht nie weit von ihm ab und schwebt manchmal vor dem Fenster seiner Wohnung, da seine Mutter es nicht hereinlässt.

Der Ballon folgt Pascal durch die Straßen von Paris und erregt beim Streifzug durch die Straßen große Aufmerksamkeit und Neid anderer Kinder. Irgendwann dringt der Ballon in sein Klassenzimmer ein und sorgt bei seinen Klassenkameraden für Aufruhr. Das alarmiert den Schulleiter, der Pascal in seinem Büro einsperrt. Später, nachdem sie freigelassen wurden, treffen Pascal und der Ballon auf ein junges Mädchen (Sabine Lamorisse) mit einem blauen Ballon, der ebenso wie er einen eigenen Geist und Willen zu haben scheint.

An einem Sonntag wird dem Ballon gesagt, er solle zu Hause bleiben, während Pascal und seine Mutter in die Kirche gehen. Es folgt ihnen jedoch durch das offene Fenster in die Kirche und wird von einem schimpfenden Kirchendiener hinausgeführt.

Während Pascal und der Ballon durch die Nachbarschaft wandern, stiehlt eine Bande älterer Jungen, die neidisch auf den Ballon sind, ihn, während er sich in einer Bäckerei aufhält. Es gelingt ihm jedoch, ihn wiederzubekommen. Nach einer Verfolgungsjagd durch enge Gassen holen die Jungen sie schließlich ein. Sie halten Pascal zurück, während sie den Ballon mit Schleudern und Steinen zum Absturz bringen, bevor einer von ihnen ihn zerstört, indem er darauf stampft.

Der Film endet, als alle anderen Ballons in Paris Pascal zu Hilfe kommen und ihn auf eine Cluster-Ballonfahrt über die Stadt mitnehmen.

Rezeption

Schon bei der Erstveröffentlichung am 15. Oktober 1956[1] wurde Der rote Ballon in Frankreich mit 1,3 Millionen Zuschauern[2] zu einem Publikumserfolg. Der Filmkritiker und -theoretiker André Bazin sah Lamorisses Werk beispielhaft für einen Film, der durch die Konzentration auf die Mise-en-scène „essentielles Kino“ darstellt, und durch den Verzicht auf aufwändige Filmschnitte seine Geschichte realistischer erzählen kann.[3]

Auch in den Vereinigten Staaten wurde Der rote Ballon zu einem großen Erfolg, so beschrieb der Filmkritiker Bosley Crowther den Film als eine „vollkommen bezaubernde kleine Geschichte“.[4] Ende März 1957 wurde Der rote Ballon mit einem Oscar für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet; bis heute hat kein anderer Kurzfilm einen Oscar außerhalb der Kategorie „bester Kurzfilm“ erhalten.

Heute zählt Der rote Ballon zu den Klassikern des Kinderfilms. Anlässlich der Wiederaufführung des Films Ende 2007 sah die österreichische Presse den Film noch immer als „hinreißend“ und „universal verständlich“. Die Dialoge seien „folgerichtig irrelevant (und praktisch inexistent), die Allgemeingültigkeit seiner Fabel wird vom üppigen Lokalkolorit in Manier des poetischen Realismus balanciert – und verrät in der schlussendlichen Zweischneidigkeit ein tiefgreifendes Verständnis für die Utopien und die Unwiederbringlichkeit der Kindheit.“[5] Auch das Lexikon des internationalen Films sieht in dem „poetischen“ Kurzfilm ein „Juwel des Kinderfilms, das bis heute nichts von seinem Zauber verloren hat“.[6]

Der rote Ballon diente als Vorlage für den 2007 veröffentlichten Film Der Flug des roten Ballons von Hou Hsiao-Hsien. Die Musiker Tua und Vasee veröffentlichten 2011 ein Video in Anlehnung an den Film. Das Lied stammt aus dem Album Evigila, das im Dezember 2010 veröffentlicht wurde.

Auszeichnungen

Literatur

  • Der rote Luftballon. Deutsch von Johannes Piron. Diederichs, Düsseldorf 1975, ISBN 3-424-00079-5
  • „Le Ballon Rouge“ et „Crin-Blanc“. Hg. Renate Bernhard. Reihe: Huebers fremdsprachliche Texte, 100. Max Hueber Verlag, Ismaning 1958; zuletzt 1998 ISBN 3-19-000100-6[7]

Einzelnachweise

  1. IMDb: Starttermine, aufgerufen am 29. Januar 2008.
  2. Cinefeed.com: „Le Ballon Rouge“, empreint de nostalgie, aufgerufen am 29. Januar 2008.
  3. André Bazin: Montage interdit. In: Les Cahiers du cinéma. No. 65, Dezember 1956, S. 32–41.
  4. The New York Times: The Red Balloon vom 12. März 1957.
  5. Die Presse: „Der rote Ballon“: Eine kugelrunde Sache vom 9. Dezember 2007.
  6. Der rote Ballon. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  7. In Franz. mit dt. Vokabularium, Abb.
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