Der Renner

Der Renner ist das einzige erhaltene deutschsprachige Werk Hugos von Trimberg. Das didaktische Werk setzt bei den Todsünden an, die durch Exempel, Erzählungen, Allegorien und Fabeln illustriert werden. Zitate und Berufungen auf Autoritäten dienen der Absicherung und Glaubwürdigkeit seiner Aussagen. Die „Birnbaumallegorie“ des Prologs strukturiert das Werk. Der „Renner“ umfasst 26.611 Verse. Hugo vollendete den „Renner“ 1300, bearbeitete ihn aber bis zum Jahre 1313. Die zahlreichen Handschriften, die aus dem späten Mittelalter erhalten sind, deuten darauf hin, dass Hugos Alterswerk im 14. und 15. Jahrhundert sehr populär war.

Aufbau des Werkes

Reimschema

Der „Renner“ umfasst 26.611 Verse[1] und ist bis auf den Schweifreim-Prolog in vierhebigen Reimpaarversen verfasst, z. B.: In Swâben, in Düringen, in Beiern, in Franken/ In Schwaben, in Thüringen, in Bayern, in Franken/

Dâ süln tiutsche liute danken /                                 Dort sollen deutsche Leute danken/
Mîner sêle mit irm gebete, /                                    Meiner Seele mit ihrem Gebet/
Mit almuosen, mit andere guotête, /                             Mit Almosen, mit anderem guten Werk/
Daz ich vil fremder lêre in hân/                                Dass ich ihnen viele unbekannte Lehre/
In tiutscher zungen kunt getân […]                              In deutscher Sprache dargelegt habe […]

Es kommt jedoch vor, dass die Statik der Paarreime durch die Verwendung von Vielreimen gelockert wird. Dies ist beispielsweise in den Anapherreihen der Fall, die in regelmäßigen Abständen immer wieder im Text des „Renner“ auftauchen.[2]

Gliederung

Der „Renner“ beginnt mit einem zweiteiligen Prolog. In seinem Zentrum steht die so genannte Birnbaumallegorie. Die Struktur ihres Inhaltes entspricht dem Aufbau sowie der thematischen Gewichtung des gesamten Textes. Er besteht aus zwei Hauptteilen: aus einer Morallehre (V. 269 – 18000), in der die sieben Todsünden hôchfart, gîtikeit, frâz, unkiusche, nît, zôrn und lâzheit sowie die Personengruppen, die ihnen verfallen, in sechs so genannten Distinktionen abgehandelt werden und aus einer Heilslehre (V. 18001 – 24483), die das Thema Reue behandelt. Ein Epilog, der sich wie der Prolog aus zwei Teilen zusammensetzt, beschließt den „Renner“. Neben der Gliederung der sieben Hauptsünden in Distinktionen hat Hugo sich innerhalb dieser auch einer Ordnung in Kapitel bzw. Themenabschnitte bedient, in deren Mittelpunkt z. B. Personengruppen stehen, die für die jeweilige Sünde besonders anfällig sind, oder Verhaltensweisen, die für das Laster typisch sind. Diese beiden Gliederungsprinzipien sind einander nebengeordnet und überschneiden sich. Hinzu kommen drei größere Exkurse, die sich der zweiten, vierten und fünften Distinktion anschließen.[3]

Erzähler

Hugo bleibt als Autor während des ganzen Werkes präsent. Da es sich beim „Renner“ nicht um ein episches, sondern didaktisch und theologisch geprägtes Werk handelt, fungiert Hugo selbst als Erzähler seines Stoffes. Er teilt dem Publikum seine eigenen Ansichten mit, statt eine Erzählerstimme für sich zu vereinnahmen. Wichtige Passagen, wie z. B.: die Eingänge der Distinktionen, sind durch so genannten „Ich“- Aussagen gekennzeichnet. Die Forschung sieht in dieser empathischen Haltung „ein Charakteristikum der didaktischen Literatur in der Volkssprache“,[4] da durch diese die dichterischen und moralischen Ansprüche des Autors auf eindringliche Weise vermittelt werden.[5] Lediglich in den Fabeln und Erzählungen, die Hugo in den „Renner“ eingearbeitet hat, treten epische Erzähler in Erscheinung. Auch im Prolog hat er sich offenbar einer Erzählerstimme bedient, da anzunehmen ist, dass sein Inhalt auf Fiktion und nicht auf Hugos eigenen Erlebnissen beruht. Aufgrund der belehrenden Absicht, die Hugo mit seinem Werk verfolgt, wendet er sich häufig direkt an den Leser, um sich seine Aufmerksamkeit zu sichern.

Inhalt

Im Folgenden werden die Inhalte sowie formalen Gestaltungen der einzelnen Abschnitte des „Renner“ erläutert.[6]

Prolog (V. 1 – 268)

Die Literaturforschung bezeichnet den Teil des „Renner“ als Prolog, der vor der Abhandlung über die erste Hauptsünde, der hôchfart, steht. Er setzt sich aus einem so genannten Prologus praeter rem und einem Prologus ante rem zusammen. Nach Erkenntnissen der Forschung präsentiert ein Dichter im Prologus praeter rem die Intention seines Werkes, während er im Prologus ante rem den Leser in die Werkthematik einführt.[7] Dies ist auch im „Renner“ Hugo von Trimbergs der Fall.

Aufbau

Der Prologus praeter rem besteht aus drei Strophen zu je zwölf Zeilen. Jede Strophe hat ein eigenes Reimschema. Die Reimschemata verleihen jeder Strophe ihren individuellen Charakter, durch Wiederaufnahmen und Abwandlungen der Reime bzw. Reimfolgen werden sie jedoch auch miteinander verknüpft und so als zusammengehörig gekennzeichnet.[8]

Inhalt

Auch thematisch heben sich die drei Strophen des Prologus praeter rem voneinander ab: In der ersten Strophe (V. 1-12) stellt Hugo sich als Dichter des Werkes vor und beschreibt sich als alten Mann, der schon länger unter Beschwerden wie Kopfbrummen und Ohrensausen leidet, wegen der er schon erwogen hat, das Dichten aufzugeben.

In der zweiten Strophe (V. 13- 24) teilt er den Lesern die Intention mit, die er mit dem Verfassen des „Renner“ verfolgt: Hugo möchte seinen „guoten friunden [ein büechelin] tihten“ – „guten Freunden [ein Büchlein] dichten“ (V. 16), damit sie ihm beim Lesen seines Werkes „gedenken“. Hiermit leistet er eine Fürbitte für sein Seelenheil. Weiterhin soll der „Renner“ ihm und anderen Menschen als Bußleistung dienen.

In der dritten Strophe (V. 25- 36) gibt Hugo an, er habe „siben büechelin/ In tiutsch […], und in lâtin fünftehalbes“ – „sieben Büchlein/ Auf Deutsch […], und auf Latein fünf halbe“ (26 f.) geschrieben: Der „Renner“ ist das einzige der fünf deutschsprachigen Werke Hugo von Trimbergs, das erhalten geblieben ist. Er ist weiterhin die einzige Arbeit, die Hugo „bewusst als rein deutsches Werk“[9] konzipiert hat, um seine Inhalte dem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen.[9] Mit dem halben „büchelin“ meint Hugo den „Samener“, den er nicht vollenden konnte, da er Bögen des Werkes verlor. Seinen Inhalt hat er jedoch im „Renner“ in den Versen 24588 – 24605 integriert. Weiterhin erbittet Hugo in der dritten Strophe den Beistand Gottes, damit sein Werk gelingen kann. Dies ist für geistliche Werke des Mittelalters typisch.[10] Hugo erhofft sich jedoch nicht nur, dass Gott ihm den „rechten“ Weg für seine Dichtung aufzeigt, sondern vor allem, dass dieser ihm die Kraft gibt, sein Werk vor seinem Tode zu vollenden. Der Prologus prater rem endet mit einem Aufruf zum Gebet (Vgl. V. 33- 36). Dies verweist noch einmal darauf, dass Hugo den „Renner“ als ein vorwiegend geistliches Lehrwerk betrachtet.[11]

Aufbau

Schon in formaler Hinsicht lässt sich der Prologus ante rem von dem ihm vorhergegangenen Prologus praeter rem unterscheiden: Er ist anders als sein Vorgänger nicht in Strophen aufgebaut, sondern durch die für den „Renner“ typischen „fortlaufende Reimpaarverse“[12] gekennzeichnet. Größtenteils tauchen diese in Form des Paarreimes auf, z. B. V. 49 ff.:

„Ûf einem grüenen reine, /                                 „Auf einem grünen Wiesenrain, /
Gesundert alterseine, /                                    ganz allein, /
Der was gezierte harte wol, /                              der sehr geschmückt war, /
Wenne er stuont liehter blüete vol […]“                    denn er stand in voller Blüte“ […]

Nur in den Versen 80 – 83, 151 – 154, 175 – 178 und 195 – 198 kommen auch Vierfachreime vor, die die Ordnung der Paarreimketten durchbrechen, z. B. V. 151 ff.:

„Dô Adâm und Êvâ beide /                                   „Als Adam wie Eva/
Von der wunneclichen heide /                               von der herrlichen Heide/
Des paradîses muosten scheide, /                           Des Paradieses scheiden mussten, /
Dô lebten sie mit leide.“                                  lebten sie mit Leid.“

Die Thematik des „Renner“ wird in der so genannten Birnbaumallegorie präsentiert. Das Geschehen wird von einem homodiegetischen Erzähler präsentiert, der nicht mit Hugo von Trimberg gleichzusetzen ist.

Erste Seite aus der „Renner“ Handschrift des Johannes Voster

Der Erzähler der Allegorie ist nicht nur homodiegetisch, sondern auch autodiegetisch, da er die Hauptfigur der Geschichte ist und als Ich-Erzähler auftritt. Hugo bedient sich in der Birnbaumallegorie folglich einer internen Fokalisierung. Der Inhalt gliedert sich in die Birnbaumallegorie und ihre Allegorese.

Inhalt: Die Birnbaumallegorie und Allegorese

Der Ich-Erzähler beschreibt, wie er an eine Heide kommt, die in einem Tal liegt, das von hohen Bergen umgeben ist: „Diu heide lac in einem tal, / Glîche gemezzen und niht ze breit, / Mit hôhen bergen ümmeleit“ (V. 44 – 46) – „Die Heide lag in einem Tal, gleich groß und nicht zu breit, mit hohen Bergen umgeben“. Ein schmaler, grasiger Pfad führt den Erzähler zu der Heide, auf der zahlreiche Blumen wachsen (Vgl. V. 40 – 43). Der Erzähler beginnt die Gegend näher zu erkunden. Auf seinem Weg entdeckt er einen Baum, den er ausführlich beschreibt: Der Baum steht allein auf einem Stück Wiese und trägt Blüten. Aus diesen entwickeln sich Birnen, die vom Wind „Virwiz“ vom Baum geschüttelt werden, wenn sie reif sind (Vgl. V. 65- 75).

Einige Birnen fallen in einen Brunnen, der unter dem Birnbaum steht, andere in die Pfütze, die von dem Wasser des Brunnens gespeist wird. Ein anderer Teil der Birnen fällt in einen Dornenstrauch, der neben einem unberührten Stück grünen Grases wächst, auf das ebenfalls einige Birnen fallen. Die Birnen, die in Brunnen, Pfütze und Dorn fallen, müssen verderben. Die Birnen, die auf das Gras fallen, sind den Witterungen ausgesetzt und leiden etwas darunter, bleiben aber größtenteils unversehrt (V. 87 – 100):

„Ein teil ir in die lachen kam:                       „Ein Teil von ihnen fiel in die Pfütze:
Nieman die her ûz nam; /                              Niemand nahm sie dort heraus; /
Ein teil viel in den brunnen: /                       Ein Teil fiel in den Brunnen: /
Die beliben ungewunnen; /                             Die blieben unerobert; /
Ir viel ein teil in den dorn: /                       Ein Teil fiel in den Dornenbusch: /
Mich dunket die sîn ouch verlon,                      Ich denke, die sind auch verloren,
Wenn si müezen fûlen dâr an/                          Weil sie dort faulen müssen/
Niht wol man daz erwenden kann.                       Das kann man nicht verhindern.
Ir viel ein teil ouch ûf daz gras: /                  Ein Teil von ihnen fiel auch auf das Gras: /
Die lâgen wol, swie vil der was: /                    Die lagen gut, obwohl viele dort waren: /
Aleine daz weter in têt wê, /                         Obwohl das Wetter ihnen zusetzte, /
Doch verdurben jene anderen ê/                        Verdarben jene anderen eher/
Die dâ lâgen an boeser stat, /                        Die an schlechter Stelle lagen, /
Als man iuch vor bescheiden hât.“                     Wie man euch zuvor berichtet hat.“

Mit diesem Abschnitt endet die Beschreibung des Birnbaums und somit auch die Allegorie. Im Folgenden leitet Hugo die Allegorese, die Deutung des zuvor kreierten Bildes, ein: „Nu merket, junge liute, / Was der boum bediute, / Der dorn und ouch das grüene gras/ Und swaz mêr ûf der heide was!“ – „Nun merkt euch, junge Leute, / Was der Baum bedeutet, / Der Dornbusch und auch das grüne Gras/ Und was mehr auf der Heide war!“ (V. 101 – 104).

Hugo geht mit seiner Deutung subtil vor: Zunächst erzählt er von der Schöpfung des Menschen und Adams und Evas friedlichem Leben im Garten Eden (Vgl. V. 105 – 122). Im Folgenden widmet er sich der Beschreibung des Sündenfalls, der seiner Meinung nach die Ursache für die Entstehung der Sünden ist. An dieser Stelle entschlüsselt Hugo auch die Bedeutung der Symbole aus der „Birnbaumallegorie“: Hiernach steht der Brunnen für die Habgier (gîtikeit), der Dornenbusch für den Hochmut (hôchfart) und die Pfütze für die Sünden Gefräßigkeit (frâz), Unzucht (unkiusche), Zorn (zôrn), Neid (nît) und Trägheit (lâzheit). Brunnen und Dornenbusch entstanden, weil Adam und Eva gierig und hochmütig waren, als sie gegen Gottes Verbot verstießen. Die Pfütze bzw. Lache der anderen Sünden ist eine Folge des Brunnens der Habgier. Das Stück grünen Grases, auf welches die Birnen fallen, die fast gänzlich unverdorben bleiben, steht hingegen für die Reue, die Adam und Eva nach dem Essen der verbotenen Frucht verspürt haben (Vgl. V. 124 – 132).

Hugo beschreibt den weiteren Verlauf des Sündenfalls, indem er die Verbannung Adams und Evas aus dem Paradies und ihr Leben auf der Erde schildert. Kurz bezieht er sich auf Kains Brudermord und erwähnt, dass es zahlreiche Nachkommen Adams und Evas gibt. Er möchte aber nicht weiter auf sie eingehen und verweist die Leser an dieser Stelle auf das Buch Genesis, in dem der Anfang der Welt nachzulesen sei, und auf die Pfaffen und Klosterleute, denen Gott die Aufgabe gegeben habe, die Bibel zu deuten. Hugo sieht sich dazu als einfacher Laie nicht befugt bzw. befähigt (Vgl. V. 151–184).

Hugo bemüht sich lediglich um die moralische Deutung seiner Allegorie und fährt mit der Entschlüsselung der Symbole fort: So steht Eva für den Birnbaum: „Ein rippe got ûz im [Adâm] dô nam, / Vonder unser muoter Êvâ kam: / Si bediutet den boum aleine, / Der dâ wuohs ûf dem reine“ – „Dann nahm Gott eine Rippe von ihm, / die kam von unser Mutter Eva: / sie steht für den Baum, / der allein dort auf der Wiese wuchs“ (V. 111–113). Die Birnen, die an dem Baum wachsen symbolisieren hingegen die Nachkommen Adams und Evas und zwar die jungen, heranwachsenden Menschen (Vgl. V. 201–203). Die Heide versinnbildlicht die von Gott geschaffene Welt, deren Vorzüge Hugo auflistet, um am Ende dieser Schilderung zu dem Schluss zu kommen, dass die Erde im Vergleich zum Paradies immer noch ein Jammertal ist (Vgl. V. 207–234). Die Berge, die das Tal, in dem die Heide mit dem Birnbaum liegt, umgeben, stehen für die Sorgen und die Mühsal des Lebens (Vgl. V. 237–239).

Hugo weist im Folgenden darauf hin, dass er in seiner Dichtung nur die Christen, nicht aber die Juden, Ketzer und Heiden, berücksichtigen wird, die wie die Birnen an unterschiedliche Orte fallen (Vgl. 246 ff.). Dies gelte für alle Menschen: „Meide, knehte, man und wîp / Sêle und êre, guot und lîp: / Des vallent si vil ungelîche, / Junge, alte, arme und rîche.“ – „Mädchen, junge Männer, Mann und Frau/ Seele und Ehre, Gut und Leib: / Sie fallen sehr ungleich, / Junge, alte, arme und reiche.“ (V. 255 – 258). Das Fallen der reifen Birnen ist Hugo zufolge mit der Loslösung der jungen Menschen von ihrer Mutter gleichzusetzen: Dies geschieht bei den Mädchen durch den Wind der Neugierde, „Virwiz“, und bei den Jungen durch den Egoisten, „her Selphart“: „Swenne si die kintheit über strebent, / Und nie mêr in vorhten lebent, / Sân kumt her Virwiz gerant / Und loest den meiden ûf diu bant; / Die knehte loest her Selphart, / Die vor ir muoter wâren zart.“ – „Wenn sie der Kindheit Widerstand leisten, / Und nie mehr in Furcht leben, / kommt sogleich Herr Neugierde gerannt/ und löst den Mädchen die Bänder auf; / Die jungen Männer löst Herr Egoist, / die vorher von ihrer Mutter geliebt wurden.“ (V. 261 – 266).

Die Heide mit Blumen und Birnbaum wird von dem Ich-Erzähler als Naturidylle geschildert. Diese Schilderung kommt der Beschreibung eines locus amoenus gleich.[13] In der Forschung wird die Allegorie des Prologs als eines der wenigen Elemente betrachtet, das dem umfangreichen Stoff des „Renner“ einen Aufbau und somit eine gemeinsame Struktur verleiht.[14] Dies geschieht, indem Hugo im Prolog bereits in der gleichen Reihenfolge bzw. Hierarchie auf die Sünden Bezug nimmt, in der er diese auch im Hauptteil seines Werkes vorstellt. Ebenso verhält es sich mit der Reue, die im Prolog ähnlich kurz erwähnt wird, wie auch am Schluss des Textes. Der Prolog dient also als eine Art Inhaltsangabe und „Gewichtungsangabe“ für den restlichen Text. Durch zahlreiche Rückbezüge auf die Eingangsallegorie des Prologs wird das Werk auch in seinem weiteren Verlauf inhaltlich zusammengehalten und erinnert den Leser daran, dass Hugo zunächst die Sünden der Menschheit schildern will, um ihnen im Anschluss aufzuzeigen, wie sie sich von diesen abwenden und ihr Seelenheil erlangen können.

Der Begriff der distinctio

Der Begriff distinctio stammt aus der scholastischen Methode, der die Prinzipien der Auslegung und Unterscheidung zu Grunde liegen. Eine distinctio ist sowohl eine Lehrform, als auch eine literarische Gattung. Als Gliederungsterminus, als der er im „Renner“ fungiert, wird der Begriff distinctio seit dem 12. Jh. im kanonischen Recht verwendet.[15] Als Merkmal für Gliederungen taucht er seit dem späten 12. Jahrhundert vor allem in lateinischen Epen auf.[16]

Die Distinktionen sind das beherrschende Strukturelement des Werkes. Mit der Einteilung in Distinktionen hat Hugo von Trimberg ein lateinisches Gliederungssystem in die volkssprachige deutsche Dichtung übernommen, wie es vor allem in der didaktischen Dichtung üblich war. So verwendet z. B. Thomasîn von Zerclaere in „Der wälsche Gast“ ein Gliederungsprinzip der lateinischen Scholastik des 12. und 13. Jahrhunderts. Schon durch die Einteilung in das lateinische Gliederungsprinzip der „Distinktionen“ zeichnet sich der „Renner“ als Arbeit aus, die sich in die Tradition mittelalterlicher, didaktischer Werke stellt.[17]

Das allgemeine Gliederungsprinzip der Distinktionen im „Renner“
Anapherreihe aus der ersten Distinktion über die hôchfart

Bei Betrachtung der Distinktionen lässt sich feststellen, dass Hugo bei der Beschreibung der Sünden einem erkennbaren Gliederungsmuster folgt: Zunächst stellt er die Hauptsünde, die in der jeweiligen Distinktion abgehandelt wird, zusammen mit ihren Untersündern, vor. Er personifiziert die Sünden zu „Herr“ oder „Herrin“ und lässt die Untersünden als „Gesinde“ oder „Gespielinnen“ auftreten. In einem zweiten Schritt werden die Verflechtungen der Hauptsünde untereinander, das Zusammenwirken mit ihren Untersünden, sowie deren Hierarchie geschildert. Meist geschieht dies durch die Personifikation der Untersünden als Amtspersonen der Hauptsünde. Danach beschreibt Hugo die Tätigkeiten und Eigenschaften der Sünde. Eine Anapherreihe, die der näheren Beschreibung eines Aspektes des Themengebietes der Hauptsünde dient, ist ein weiteres gemeinsames Merkmal der Distinktionen.[18]

Die Distinktionen

Im Folgenden werden die Inhalte der sechs Distinktionen des „Renner“ abgehandelt.[19]

Distinktion I: hôchfart (V. 269 – 4366)

Die erste Distinktion, die sich mit der Sünde Hochmut befasst, beginnt mit einem eigenen Prolog, in dem Hugo sich auf die Birnbaumallegorie zurückbezieht: „Der birn ein teil viel in den dorn, / Manic sêle leider ist verlorn/ Von denn dorne, wenne er hât/ Die wurzeln aller missetât: / Zorn, haz und gîtikeit, / Unkiusche, fraz, dar zuo lazheit/ Gein allen guoten dingen / Kann diu hôchfart bringen“ – „Ein Teil der Birnen fiel in den Dornenbusch, / Eine Anzahl von Seelen ist leider verloren/ Von dem Dornenbusch, wenn er sie hat/ Die Wurzeln aller Missetat: / Zorn, Hass und Habgier, / Unkeuschheit, Gefräßigkeit, da zu Trägheit/ Entgegen allen guten Dingen / Kann der Hochmut bringen“ (V. 296 – 276).

Hugo von Trimberg bezeichnet die hôchfart in diesem Abschnitt als Wurzel allen Übels, da aus ihr alle anderen Sünden hervorgingen.[20]

Er führt die hôchfart auf Lucifer zurück, der ihretwegen aus dem Himmelreich verbannt wurde und nun als Teufel auf der Welt sein Unwesen treibt, indem er die Seelen der Menschen, die ihr verfallen, an sich zieht (vgl. V. 285 – 300). Es folgt eine Aufzählung der Tätigkeiten, die aus dieser erst genannten Sünde resultieren: „Ketzerîe, rüemen, tratzen/ Spotten, schrîen, roufen, kratzen, / Schallen, brehten, reien, springen, / Stürmen, vehten, loufen, ringen/[…]/ Diz ist der hôchferte ingesinde, / Bî dem ich selten iht guotes vinde“ – „Ketzerei, prahlen, tratschen/ Spotten, schreien, raufen, kratzen, / Lärmen, zanken, tanzen, springen, / Stürmen, / kämpfen, laufen, ringen/ […]/ Das ist die Dienerschaft des Hochmuts, / Bei dem ich selten Gutes finde“ (V. 285 ff.). Die zahlreichen Substantive und substantivierten Verben werden als das „gesinde“ der hôchfart präsentiert. Ihre Aneinanderreihung fungiert als rhetorisches Mittel, das den Lesern die Gefahren der Sünde hôchfart besonders einprägsam vermitteln soll.

Die hôchfart

Im zweiten Abschnitt berichtet Hugo von den meiden, der ersten Personengruppe, die seiner Meinung nach von der hôchfart bedroht ist. Er vergleicht die Mädchen, die zu früh verheiratet oder ins Kloster gegeben werden, mit den Birnen, die vom Baum fallen, ehe sie richtig reif sind (Vgl. V. 443 – 445). Es schließt sich ein dritter Teil mit einer Anapherreihe an, die die Eigenschaften der hôchfart umfangreich beschreibt (vgl. V. 467 ff.).

Im Rest der ersten Distinktion schildert Hugo von Trimberg das Verhältnis der verschiedenen Stände zu der Sünde der hôchfart: Er beginnt mit dem Adel, da dieser besonders anfällig für die hôchfart sei. Seine Schilderungen entwickeln sich zu einer „Herrscherschelte“. Hugo klagt über die Unsitten, die bei Hofe eingezogen sind, und über die Unterstützung des muotwillens der Herren durch den Hofstaat. Er verdeutlicht seine Kritik an dem Exempel „vom feisten Hofhund“. Ihm folgt eine „Bauernbelehrung“. Am Ende dieses Abschnitts betont Hugo, dass alle Menschen vor Gott gleich seien und jeder Stand von den Sünden bedroht sei: „Pfaffen, ritter und gebûre/ Sint alle gesippe von natûre/ Und süln gar brüederlichen leben“ – „Priester, Ritter und Bauern/ Sind alle von Natur aus mit einander verwandt/ Und sollen brüderlich leben“ (V. 505 – 507). Im nächsten Abschnitt setzt er sich mit der Geistlichkeit auseinander: Er besteht aus einer Pfaffenschelte, einem Exkurs über Almosen und einer Abhandlung über Klosterleute und Kapitelbrüder.

Die Distinktion I endet mit einem Epilog, in dem die Verflechtung der Sünden anhand des Bildes der dreiköpfigen Hydra verdeutlicht wird: Genau wie der Hydra drei neue Köpfe wachsen, wenn ihr einer abgeschlagen wird, folgen jeder überwundenen Sünde drei weitere, so dass der Mensch niemals von den Sünden frei sein kann: „Von einem slangen ich wîlent las, / Der hete driu houbet und was/ […] Swer im [slangen] der houbte einez abe sneit, / Sô wuohsen driu an eines stat. / Alsam tuot unser missetât: Slahen wir eine abe, /sô wahsent drî: Sus wirt der mensche nimmer frî […]“ – „Von einer Schlange las ich vormals, / Die hatte drei Köpfe und war/ […] Wer ihr [der Schlange] einen der Köpfe abschlug, / So wuchsen drei an seiner Stelle. / Genauso tun es unsere Missetaten: Schlagen wir eine ab, / so wachsen drei: So wird der Mensch niemals frei […]“ (V. 4325 – 4332). Wer glaubt, eine Sünde überwunden zu haben, so Hugo weiter, wird, ohne dass er sich dagegen wehren kann, von den anderen angegriffen (vgl. V. 4343f.). Am Ende des „Hydra-Gleichnisses“ nimmt Hugo auf die Herkulessage Bezug und rät den Menschen, es Herkules gleichzutun und alle Köpfe bzw. Sünden auf einmal abzuschneiden (vgl. V. 4355 ff.).

Distinktion II: gîtikeit (V. 4367 – 9431)
Beginn der zweiten Distinktion über die gîtikeit

Im Prolog der zweiten Distinktion führt Hugo die gîtikeit ein. Er beschreibt sie hierbei als „Gespielin“ der hôchfart, der jedoch mehr Menschen verfallen. Ihre Anhänger seien so zahlreich, dass man sie nicht zählen könne: „Die hôchfart lâze ich belîben/ Und will ein wenig schrîben/ Von ir gespiln der gîtikeit, / Der schar ist sô grôz und sô breit, / Daz si nieman gezeln kann:/ Wenne si hât wîp und man// Sô gar an sich gewunnen, / Daz mêre in irn brunnen/ Birn vallent alle tage/ Denne ûf den dorn, got ich ez klage!“ – „Mit dem Hochmut höre ich auf/ Und will ein wenig schreiben/ Von seiner Gespielin der Habgier, / Deren Schar ist so groß und so umfassend, / Dass sie niemand zählen kann: / Wenn sie Frau und Mann an sich gebunden hat, / Dass jeden Tag mehr Birnen in ihren Brunnen fallen, / Als in den Dornenbusch, Gott ich beklage es!“ (V. 4375 – 4384).

Miniatur zur gîtikeit

Zu den Personengruppen, die besonders gefährdet sind, gehören Mönche, Nonnen, Priester, Laien, Mörder, Diebe, Räuber, Zöllner, sowie Wucherer, Gastgeber, Händler und Handwerker (Vgl. V. 4386 – 4388). Der gîtikeit verfallen nicht nur mehr Seelen, als der hôchfart, ihr „Gesinde“ ist auch umfangreicher. Hugo resigniert angesichts ihrer Menge: „War zo sôlte ich si alle nennen?/ Ir müget daz selber wol bekennen“ – „Wozu sollte ich sie alle nennen? Ihr werdet dass wohl selbst erkennen“ (V. 4403 f.).

Im ersten Abschnitt der Distinktion befasst Hugo sich mit den Themen lügen und valsche eide und vor allem mit der untriuwe, einer „Schwester“ der unkust. Er widmet ihr eine eigene Anapherreihe (Vgl. V. 4457ff.). In einem zweiten Teil setzt Hugo sich eingehend mit der gîtikeit und ihrem Hofstatt auseinander: „Gîtikeit hât alterseine/ Mit aller missetât gemine: / Bôsheit ist ir kamerîn, / Karkeit ist ir kelnerîn, / Untriuwe ist ir râtgebîn, / Unkust ist ir hârflechterîn, / Liegen, triegen mac wol sîn/ Ir schenkîn und ir trehsêzîn, / Unwirde ist ir spîserîn […]“ – „Die Habgier hat ganz alleine/ Mit allen Missetaten etwas gemein: / Bosheit ist ihre Kammersfrau, / Kargheit ist ihre Kellnerin, / Untreie ist ihre Ratgeberin, / Hinterlist ist ihre Haarflechterin, / Lügen, Trügen mögen wohl/ ihre Einschenkerin und Schatzmeisterin sein/ Verachtung ist ihre Speiserin […]“ (V. 4565 – 4578). Diese Aufzählung der „Dienerinnen“ der gîtikeit wird durch Personifikationsallegorien gekennzeichnet, durch die Hugo sie sogleich in eine Hierarchie einordnet. Während zum Beispiel die untriuwe in der gehobenen Position der Ratgeberin fungiert, tritt die unkust lediglich als Haarflechterin der gîtikeit auf. Die gîtikeit ist Hugos Meinung nach nur darauf aus, den „Schatz“ zu vermehren und gaukelt nach außen hin Tugend vor, während sie andere der Untugend beschuldigt (Vgl. V. 4581 ff.).

Es folgt ein weiterer Abschnitt, in dem Hugo sich mit den Verhaltensweisen der gîtigen anhand von Beispielen auseinandersetzt. Im Weiteren beklagt Hugo die Folgen der gîtikeit und führt Tiere an, die die gîtikeit in der Tierwelt symbolisieren, wie z. B. Spinne, Maulwurf, Kröte und Hahn (Vgl. V. 4792 ff.). Er schildert die Schlechtigkeit der Menschen, die der Sünde verfallen, klagt über neue Handlungssitten, wie z. B. den Verkauf, sowie über die Heuchelei, die eine besonders hinterhältige Form der gîtikeit sei. Es folgen weitere Abschnitte, die sich mit den gefährdeten Personengruppen auseinandersetzen, sowie zahlreiche Erzählungen, Fabeln und Beispiele, die die Gefahr der gîtikeit betonen sollen und demselben Schema folgen wie die oben genannten.

Die zweite Distinktion endet mit einem Epilog zur gîtikeit und hôchfart.

Exkurs I: Reflexion über die Dichtung (V. 9381– 9431)

Der erste Exkurs setzt sich aus den beiden letzten Abschnitten der zweiten Distinktion über die gîtikeit zusammen. Hierin reflektiert Hugo über seine Dichtung. Diese Reflexion beginnt mit einer Klage über sein Alter. Hugo hat im Laufe der Jahre sowohl sein gutes Gedächtnis, als auch seine schnelle Auffassungsgabe eingebüßt. Nun muss er alles, was er dichtet, sofort aufschreiben, damit er es nicht vergisst (Vgl. V. 9318 ff.). Hiermit hängen auch die zahlreichen Wiederholungen zusammen, die in seinem Werk auftauchen. Hugo entschuldigt sich für diese und bittet seine Leser um Nachsicht (Vgl. V. 9318 – 9322). Die Altersklage kommt einer Demutsformel gleich, in der er seine Dichtung verteidigt:[21] So habe beispielsweise jeder Mensch einen anderen Geschmack. So wie einigen Menschen Honig schmeckt und gut bekommt, ist bei anderen Menschen das Gegenteil der Fall: „Honic ist manigen liuten guot, / Manigen liuten ez schaden tuot“ – „Honig tut manchen Leuten gut, / Manchen Leuten schadet er“ (V. 9360 – 9361). Hiermit will Hugo darauf hinweisen, dass sein Werk nicht allen gefallen muss, da auch Literatur eine Sache des Geschmackes ist. Er beschreibt die Mannigfaltigkeit der Jahreszeiten und begründet die Präsentation von Positivem und Negativem in seiner Dichtung mit der Koexistenz von heilsamen und schädlichen Pflanzen in der Natur. Mit dieser will er durch das ganze Land „Von dern Meine biz and den Rîn […]“ – „Vom Main bis an den Rhein […]“(V. 9398) fahren. Er hofft hiermit zu erreichen, dass die Leser seiner Seele gedenken und ihm auf diese Weise das Seelenheil garantieren (Vgl. 9400 f.).

Der zweite Teil des Exkurses stellt einen Rückblick auf die beiden Sünden, hôchfart und gîtikeit, dar. Auch das Thema der Sündenverflechtung wird in diesem Zuge noch einmal angesprochen. Hugo vergleicht die Sünden mit Ästen und Wurzeln, die so verworren seien, dass es niemandem, auch Hugo selbst nicht, gelingt, sie zu durchschauen (Vgl. V. 9402 ff.). Doch da Hugo die Welt darstellen will, wie sie ist, nimmt er die Verwirrung, die durch die Verflechtung der Sünden entsteht, in Kauf.[22]

Distinktion III: frâz (V. 9432 – 11726)
Beginn der dritten Distinktion über den frâz
Miniatur zum frâz

Die dritte Distinktion beginnt mit einem Prolog, in dem Hugo den frâz einführt und die ihm verwandten Laster darstellt: „Von dem frâze ich sagen will: / Frâz, luoder und spil / Machent tummer liute vil / Und unkiusche, diu ouch ir gespil / Je was und muoz immer sîn“ – „Von der Gefräßigkeit will ich sagen: / Gefräßigkeit, Verlockung und Spiel/ Machen viele Leute dumm/ Und Unkeuschheit, die auch ihre Gespielin ist/ So war es und muss immer sein“ (V. 9432 – 9436). Die Gefräßigkeit, die aus der gîtikeit hervorgeht, mache die Menschen dumm. Wîsheit sei deshalb die Voraussetzung, um die Sündenverflechtung zu erfassen. Menschen, die dem frâz verfallen, bleibe eine solche Einsicht jedoch verwehrt.

Das Gesinde des frâzes wird von Bruoder Slunt und her Trunc angeführt. Genau wie die Gespielinnen der gîtikeit, treten auch die Anhänger des frâzes in Form von substantivierten Verben und mit fiktiven Eigennamen auf. Hugo kritisiert in dieser Aufzählung nicht nur die Folgen der Trunksucht, sondern auch das Spielen von Musikinstrumenten, Lachen und Schwatzen (Vgl. V. 9445 ff.). Zum Beginn des zweiten Abschnitts weist Hugo darauf hin, dass die Tugend mâze der Sünde frâz vorbeugen kann. Er bezieht die Mäßigkeit zunächst auf das ezzen. Später folgt ein Teil über das trinken.

Im ersten Unterabschnitt erläutert er, dass mâze ein Grundgesetz der Natur sei. Hierbei beruft er sich auf Plinius, Galen und Hippokrates, die seiner Meinung nach die Meister der Natur sind, sowie auf Beispiele von Freidank (Vgl. V. 9590 ff.). Weiterhin führt er das Exempel von der Nonne an, die unbewusst den Teufel isst. Es folgt die Äsop -Fabel und ihre Auslegung. Danach setzt Hugo sich mit der unmâze als Quelle weiterer Sünden auseinander und beruft sich hierbei auf die Geschichte Esaus aus dem Alten Testament (Vgl. 9810 ff.). Hugos Ansicht nach, ist die schlimmste Konsequenz, die der frâz mit sich bringt, die Vernachlässigung der Gottesandacht. Ihm zufolge ist die Offenheit der Menschen Grund für das vermehrte Auftreten der Sünde frâz. Im Weiteren ruft Hugo die Menschen dazu auf, dem weltlichen Gut abzuschwören und sich wieder auf Gott zu besinnen, da nur ein Leben in seinem Sinne, den Menschen zum Seelenheil führen kann. Er führt Gier und die Vernachlässigung des „richtigen Maßhaltens“ als Ursache für das Elend in der Welt an (Vgl. V. 10321 ff.).

Im Folgenden bezieht Hugo sich wieder auf den frâz, hebt aber insbesondere das luoder hervor. Danach erklärt Hugo, dass Christen, die nach Reichtum streben, seiner Meinung nach nicht besser als Heiden sind, da sie Gold und Silber wie Götter verehren. Hierzu bringt er als Exempel mit anschließender Auslegung die Geschichte „Prälat und Birnen“ an. Im nächsten Unterabschnitt lobt Hugo die Ordnung der Welt, kritisiert aber gleichzeitig die mangelnde Gottesliebe, die seines Erachtens zu Fehden zwischen den Menschen führt (Vgl. V. 10875 ff.). Hugo widmet den letzten Teil der dritten Distinktion dem spil, welches ein Bruder des luoders sei (Vgl. V. 11253 – 11257). Spielsucht verursache unter anderem Diebstahl, Meineid, Lügen, Mord und untriuwe. Außerdem hänge sie auch mit den Sünden zôrn und nît zusammen (Vgl. V. 11265 ff.).

Hugo weist danach auf die tumpheit der weltlichen Spiele hin. Zu ihnen gehören seiner Auffassung nach: würfel, Boccia, wurfzabel,[23] Zwangsdienst, stechen, justieren und turneien, steinwerfen, sowie übermäßiges ringen und springen. Das Exempel „Von zwei Kämpen“ soll diese Kritik weiter verdeutlichen (Vgl. V. 11287 ff.).

Die dritte Distinktion endet mit einem Epilog zum frâz, in dem noch einmal biblische Exempel angeführt werden (Vgl. V. 11691 ff.).

Distinktion IV: unkiusche (V. 11727 – 13964)
Miniatur zur unkiusche

Zu Beginn der vierten Distinktion wird die unkiusche, die als eine „Gespielin“ des frâzes vorgestellt wird, gemeinsam mit ihrem „Gesinde“ in einem Prolog in Form einer Aneinanderreihung substantivierter Verben eingeführt. Es folgt eine Anapherreihe, in der die Tätigkeiten, die diese mit sich ziehen, aufgelistet werden. Zu ihnen gehören u. a. Tanzen, Lachen, Baden, Küssen und Schminken (Vgl. V. 11727 ff.). Der Prolog endet mit einem Freidank-Zitat und einem Übergang zu biblischen Beispielen, die sich im nächsten Unterabschnitt anschließen und die Unzucht thematisieren (Vgl. V. 11772 ff.).

In einem nächsten Kapitel setzt Hugo sich mit falschen Vorbildern, v. a. mit der Rolle von Abgöttern, auseinander und warnt vor diesen. Danach widmet er sie der demuot, die seiner Meinung nach eine wichtige Tugend ist. Ihre Vorzüge werden in einer weiteren Anapherreihe aufgelistet. Es schließt sich ein Marienlob an (Vgl. V. 11905 ff.). Im nächsten Abschnitt geht Hugo auf die Verführbarkeit junger Mädchen ein, bringt dann eine Erzählung über eine Frau an, die ihren Mann mit einer List betrügt und legt diese anschließend aus. Es folgen weitere Abschnitte über Frauen, die der unkiusche verfallen und Gegenüberstellungen von Frauen, die Hugo als tugendhaft erachtet. Hugo bedient sich zahlreichen Beispiele und Erzählungen, um seine Thesen zu stützen. Hugo hebt in dieser Distinktion den Wert der Bibel für die Menschen hervor, kritisiert aber, dass Pfaffen häufig die falschen künste lehren und diese auch nicht richtig verstehen würden. Er weist darauf hin, dass Menschen durch das Streben nach irdischen Gütern häufig auf den falschen Weg geführt würden und gibt Beispiele dafür (Vgl. V. 13013 ff.).

Hugo beschließt die vierte Distinktion mit folgenden Worten: „Der unkiusche sül wir urloup geben, / Wenne ir getiusche kann nieman eben / Durchgründen und ir missetât / Und manic tückelîn, diu si hât“ – „Der Unzüchtigkeit sollen wir die Erlaubnis geben, sich zu verabschieden, / Denn ihre Betrügerei kann niemand glätten/ Durchschauen und ihre Missetaten/ Und viele Tücken, die sie hat“ (V. 13865 – 13868). Da die Unzüchtigkeit unergründlich bleibt, will Hugo sich im Folgenden dem zorn, dem nît und ihrem „Gesinde“ zuwenden.

Exkurs II: Die „Reitermetapher“ (V. 13899 – 13964)

Am Ende der vierten Distinktion versucht Hugo, die zahlreichen Gedankensprünge des „Renner“ mit der Metapher eines Reiters zu begründen, dem sein Pferd durchgeht. Hierbei steht der Reiter für den Dichter und das durchgehende Pferd für das Werk, das er nicht beherrschen kann (vgl. V. 13905 ff.). Hugo beginnt den Exkurs, indem er feststellt, dass viele Reiter ihr Pferd nicht beherrschen, womit er im übertragenen Sinne auf die (Un-)Fähigkeiten der Dichter verweist. Im Folgenden bezieht er das Bild die Reitermetapher auch auf sein eigenes Werk und gesteht den Lesern, dass auch er von seiner Dichtung gesteuert wird und ihren Verlauf, ähnlich wie der Reiter seinen Weg zu Pferd, nicht immer bestimmen kann: „Daz selbe ich ouch an mir bekenne, / Swenne ich den louf ein teil zetrenne / An mînem getihte und mit im renne, / Swar ez mich hin treit mit gewalt“ – „Dasselbe erkenne ich auch an mir, / Wenn ich einen Teil des Laufs auftrenne / An meiner Dichtung und mit ihm renne, / Wohin es mich hintreibt mit Gewalt“ (V. 13908 – 13911).

Die Dichtung wird durch diese Beschreibung personifiziert und entwickelt ein Eigenleben. Dies wird auch in dem Bild des Reiters deutlich: Das Pferd geht mit dem Reiter durch und diesem gelingt es nicht, dieses wieder auf die ursprüngliche Bahn zurückzulenken. Hugo setzt den Ritt mit der Entwicklung seiner Dichtung gleich und schildert die Hindernisse, die sich den Dichtern bei einem solchen „Ritt“ in den Weg stellen können: „Bringe ich ez wider an die vart, / Sô loufet ez ofte vür manic zil, / Verrer denne mîn herze will; / Über stoc, stein, stoup, bluomen und lachen/ Treit ez mich von manigen sachen: Begegnet aber uns ein tiefer grabe, / Sô strûchet ez selber und wirft mich abe:/ Sô sitze ich als in einem troume / Und vâhe ez aber bî dem zoume / Und loufe mit im über velt hin dan / Als der niht wol rîten kan“ – „Bringe ich es wieder zum Laufen, / So läuft es oft für manches Ziel, / Weiter als mein Herz es wünscht; / Über Stock, Stein, Staub, Blumen und Pfützen/ Vertreibt es mich von vielen Sachen: Begegnet uns aber ein tiefer Graben, / Dann strauchelt es selbst und wirft mich ab: / So sitze ich wie in einem Traum/ Und fasse es bei dem Zaumzeug/ Und laufe mit ihm über das Feld hin/ Als wenn ich es nicht gut reiten könnte“ (V. 13925 – 13940). „Wirft“ ihn die Dichtung also „ab“, nimmt Hugo das „Pferd“ bei den Zügeln und führt es, als wüsste man nicht, wie man richtig reitet. Dieser Vergleich verdeutlicht, wie schwierig die Tätigkeit eines Dichters sein kann, wenn die Dichtung die Führung übernimmt. Verliert der Dichter sich in der Materie seines Werkes, und kann es schnell unübersichtlich werden.[24]

Ähnlich wie im ersten Exkurs, tritt auch hier eine Demutformel auf. Sie folgt auf die „Reitermetapher“ und dient Hugo dazu, auf seine „ungenügende“ Bildung und seine Unfähigkeit, „tiefsinnige“ Worte zu verwenden, hinzuweisen (Vgl. V. 13941 – 13949). In dieser Schilderung schreibt Hugo das Privileg der Verwendung von tiefsinnigen Worten den hôhen meistern zu, deren Wissen wie ein Fluss aus einer Quelle entspringt und sich durchs Land verbreitet. Seine eigene Schaffenskraft ist in Hugos Augen lediglich mit einem Zweig zu vergleichen, der auf der Oberfläche des Wassers oder als Rinnsal über einer zugefrorenen Eisdecke schwimmt, jeder künstlerischen Ader entbehrt und nicht an die Leistungen der hôhen meistern heranreicht.[25] Im Folgenden erfährt man, was Hugo mit seinem „ungenügenden Bildungsstand“ meint. Denn er erklärt: „Salern, Padouwe, Orlêns, Pâris/ wurden nie von mir beschouwet“ – „Salerno, Padua, Orleans, Paris / wurden nie von mir gesehen“ (V. 13950 f.). Hugo hat also keine Hochschule besucht und bezeichnet sich selbst sogar als „armer lêre knabe“ – „Junge einer armen Lehre“ (V. 13953). Dadurch grenzt er sich zusätzlich von den hôhen meistern ab. Danach bringt er ein Zitat an, das besagt, dass jeder sich der Kunst widmen soll, die ihm zusteht (Vgl. V. 13959 ff.). Auch Hugo will sich nicht gegen die von Gott gegebene Ordnung stellen und rechtfertigt durch seine Argumentation, dass er nicht genauso tief in die Materie vordringt, wie es die hôhen meister vermögen würden.

Distinktion V: zorn und nît (V. 13965 – 15946)

In der fünften Distinktion fasst Hugo die Sünden zorn und nît zusammen. Sie entstammen dem Brunnen der gîtikeit, seien jedoch genau wie die unkiusche nicht zu ergründen, da sie mit allen anderen Sünden verflochten sind. Diese Sündenverflechtung stellt Hugo im Prolog der fünften Distinktion dar (Vgl. V. 13969 ff.).

Miniatur zum zorn und nît

Weiterhin weist Hugo in diesem Abschnitt auf die „verheerende Wirkung der beiden Wörter mein und dein“[26] hin, die seiner Meinung nach für die Streitigkeiten zwischen den Menschen verantwortlich sind. Hierbei beruft er sich auf Seneca und auf das biblische Beispiel Kains, der seinen Bruder Abel sowohl aus Neid, Zorn, als auch aus Habgier erschlug. Danach führt Hugo aus, wie sich Neid durch Zorn in Hass verwandelt.

Um die Wirkung der Sünden untereinander zu verdeutlichen, vergleicht Hugo diese mit einem brennenden Fass, dem man den Boden öffnet: Während der Neid im Stillen brennt, bringt der Zorn das Feuer zum Ausbruch (Vgl. V. 13986 ff.). Weiterhin ordnet Hugo dem Neid nach Freidank die Farben Grün, Gelb und Blau und weist darauf hin, dass Zorn aus der Galle stammt: „Grüene, gel und weitîn / Sol diu nîtvarwe sîn […] Ir sült ouch wizzen daz der zorn / Von der gallen ist geborn“ – „Grün, Gelb und Blau/ Sollen die Neidfarben sein […] Ihr sollt auch wissen, dass der Zorn / Von der Galle geboren wird“ (V. 14015 ff.).

Danach beschreibt Hugo die Wesenszüge des Zornes. Seiner Meinung nach beeinträchtigt er die Sinne und den Verstand. Die weiteren Eigenschaften des Zornes schildert Hugo in einer Anapherreihe (Vgl. V. 14019 ff.). Anschließend weist er darauf hin, dass Zorn ein Merkmal der Toren sei und zählt sein „Gesinde“ wieder in Form einer Aneinanderreihung von substantivierten Verben und fiktiven Eigennamen auf. Infolge der Sünden Hass und Neid sei Theben untergegangen. Es folgt ein Abschnitt, in dem das Exempel „Der gestohlene Schinken“ präsentiert und ausgelegt wird. Im Folgenden erklärt Hugo, dass die Taten der Menschen von Neid beherrscht würden und deswegen schlechte Ratschläge von Hinterlistigen häufig Leid bringen. Als Beispiele hierfür führt er Achitofel, Gideon und Abimelech an (Vgl. V. 14099 ff.).

Im nächsten Abschnitt widmet Hugo sich dem nît und macht ihn dafür verantwortlich, dass die Menschen immer das Schlechte in dem jeweils anderen sehen. Hierfür bringt er das Beispiel vom Basilisk an (V. 14356 – 14375). Hugo ruft die Menschen dazu auf, sich vor dem Neid zu hüten, da er zahlreiche Folgesünden mit sich ziehen würde. Die Neidischen weiterhin vergiften seiner Meinung nach die Unschuldigen, was er mit dem Exempel „Giftnahrung“ (V. 14565 – 14599) verdeutlicht. Im Folgenden beschreibt Hugo die negativen Auswirkungen von Lug und Trug und weist darauf hin, dass die Propheten des AT bereits den negativen Zustand, in dem die Welt sich nun befindet, vorausgesagt haben. Hierbei bezieht er sich auf das Buch Jeremia Weiterhin erklärt er, dass Neid bereits zu Zeiten Adams existiert habe (Vgl. V. 15303 – 15548). Hugo ruft die Menschen dazu auf, nicht zu viel zu trûren. Diesen Aufruf versucht er durch das Exempel vom schwermütigen Mönch zu verstärken. Es folgt ein weiteres Exempel mit Auslegung, das sich damit auseinandersetzt, ob Feuer mit Feuer gelöscht werden sollte (Vgl. V. 15645 – 15732 bzw.752).

Abschließend weist Hugo noch einmal darauf hin, dass die hôchfart und ihre Untersünden viel Unheil in die Welt bringen. Er beruft sich hierbei auf biblische und antike Exempla, ehe er die fünfte Distinktion mit einem Epilog beendet, der eine als Exkurs angelegte Schreiberklage beinhaltet (Vgl. V. 15753 – 15946).

Exkurs III: Klage über die schrîber (V. 15901 – 15946)

Im dritten Exkurs beklagt Hugo sich über „dumme Schreiber“: Ihre Unfähigkeit drückt sich darin aus, dass sie Bücher durch Wortumstellungen oder Buchstabeneliminierung so verändern, dass die die gesamte Aussage des Werkes verfälschen und dieses dadurch zerstören. Sie tun dies, Hugos Meinung nach, weil sie dumm, neidisch oder unzüchtig sind. Ein tugendhafter Mensch würde im Gegensatz zu einem sündhaften Menschen nicht immer nur das Negative wahrnehmen und daher einen Fehler entweder beschönigen oder nicht erwähnen. Auch bei den Abschriften des „Renner“, die zu Hugos Lebzeiten entstanden, scheint es durch böswillige und unfähige Schreiber zu Verfälschungen von Text und Aussage gekommen zu sein.

Hugo schildert im Folgenden seine eigene Arbeitsweise, um sich von den tummen schrîbern zu distanzieren.[27] „Ich hân gestupfelt als ein man, / Der eigen velt nie gewan / Und in rîcher lîute korn / Hinden eherte, swenne si vorn / Sichelinge hin truogen oder garben […]. Swer flîziclich ehert, der hât ouch korn. / Ein bine vil manige bluomen rüerte / In velden, in welden, biz si gefüerte / Ir honic in ein vezzelîn / Als vil als des denne mac gesîn“ – „Ich habe Ähren nachgelesen wie ein Mann, / Der nie ein eigenes Feld besaß / Und in dem Korn reicher Leute /Hinten Ähren liest, wenn sie vorn / Sicheln hintrugen oder Garben. / Wer fleißig Ehren liest, der hat auch Korn. / Eine Biene wühlt in sehr vielen Blumen/ Auf Feldern, in Wäldern, bis sie ihren Honig in ein Fass bringt / So viel, wie das dann auch sein mag“ (V. 15919 – 15930). Er beschreibt sich als einen Mann, der auf den Kornfeldern reicher Leute die Ähren liest, da er selbst kein eigenes Feld besitzt. Weiterhin vergleicht er sich selbst mit einer Biene, die Honig aus zahlreichen Blumen sammelt und in ein vezzelîn (V. 15929) bringt. Diese beiden Vergleiche gehen auf Thomas Cisterciensis zurück.[28]

Zum Schluss geht Hugo noch auf das Rezeptionsverhalten ein, das er sich von den Lesern des „Renner“ erhofft: Er wünscht nicht, dass sein Werk als Geschwätz angesehen wird. Es enthalte zwar Honig und Gift, also Angenehmes und Unangenehmes, doch da der „Renner“ auf der Heiligen Schrift basiert, müsste es von den Lesern ernst genommen werden. Genau wie Hugo als honigsammelnde Biene seine Quellen auswählt, sollen auch die Leser aus dem „Renner“ das für ihn Nützliche selektieren (Vgl. V. 15931 – 15939).

Distinktion VI: lâzheit (V. 15947 – 18000)
Anapherreihe zur lâzheit
Miniatur zur lâzheit

Auch die sechste Distinktion beginnt mit einem Prolog, in dem Hugo die lâzheit als letzte Sünde gemeinsam mit ihrer Dienerschaft vorstellt: Dieses wird dieses Mal jedoch nicht in Form von substantivierten Verben, sondern als Substantive, die vor allem die Suffixe –keit bzw. –heit als Reimpaare fungieren, präsentiert: „müezikeit, unstêtikeit, versiumikeit, trâkheit und unverstandenheit, unendelikeit, trûri keit“ – „Müßigkeit, Unbeständigkeit, Versäumnis, Trägheit und Unverständnis, Unendlichkeit und Traurigkeit“ (V. 15965 – 15970). Hierdurch wollte Hugo vermutlich hervorheben, dass die lâzheit im Vergleich zu den anderen Sünden nicht dynamisch, sondern statisch ist. Die Dynamik der Sünden hôchfart, gîtikeit, frâz, unkiusche, nît und zorn, wird in den Distinktionen durch die langen Aufzählungen der aneinandergereihten substantivierten Verben ausgedrückt.[29] Da die Trägheit auch die unverstandenheit beinhaltet (V. 15968), in der sich die Weigerung des Menschen, sich auf den Weg zur Gotteserkenntnis zu begeben, manifestiert, ist sie eine der größten Sünden gegenüber Gott. Hugo erklärt weiter, dass die lâzheit weder dem Jenseits, noch dem Diesseits verpflichtet ist und deswegen schwer zu definieren sei. Dies verdeutlicht er in einer Anapherreihe, die auf die Sündenverflechtung im Prolog folgt: „Si enist weder kalt noch warm, / Si enist weder rîch noch arm, / Si enist weder junc noch alt, / Si enist weder stille noch balt / Si mac wol lachen mit dem munde, / Ez gêt aber niht von herzen grunde“ – „Sie ist weder kalt noch warm, Sie ist weder reich noch arm, Sie ist weder jung noch alt, / Sie ist weder still noch laut / Sie kann wohl mit dem Mund lachen/ Es kommt aber nicht vom Grunde des Herzens“ (V. 15981 – 15986). Die lâzheit kann wegen ihrer „Trägheit“ nur per negationem beschrieben werden, da man ihr keine „aktiven Eigenschaften“ zuweisen kann.[30] Dennoch verlören die Menschen durch sie „guot, sêle, êre und lîp“ – „Gut, Seele, Ehre und Leib“ (V. 16032).

Im zweiten Abschnitt der sechsten Distinktion beschreibt Hugo drei Wege, die seiner Meinung nach die Menschen aus dem Übel des Daseins herausführen können: Hiernach könnte kunst der unverstandenheit , gemach des kummers arbeit und tugent der missetat entgegen wirken. Unter Kunst seien sowohl das Handwerk, als auch die sieben freien Künste zu verstehen. Im Folgenden lobt Hugo zwar die Weisheit des Alters, klagt aber ebenfalls über die wachsende Missachtung von Büchern, Schulen und Lehrern. An diese Klage fügt sich eine Klerusschelte, sowie ein Bamberg-Lob mit einem Exempel über den „Wucherer im Mönchsgewand“ an (Vgl. V. 16903 – 17010). Später behandelt Hugo den Stellenwert, den die Gelehrsamkeit in der Dichtkunst, seiner Auffassung nach, innehat.

Obwohl Hugo auch im abschließenden Teil der letzten Distinktion auf die lâzheit eingeht, liegt anders als bei den vorherigen Distinktionen kein Epilog vor.

Die „Heilslehre“ (V 18001 – 24483)

Dem umfassenden Teil der Morallehre schließt sich nach der sechsten Distinktion ein deutlich kürzerer Teil zur Heilslehre an. Er lässt sich grob in drei Teile und einen Epilog gliedern, deren Inhalt im Folgenden abgehandelt wird.[31]

Der walt der Heiligen Schrift (V. 18001 – 19160)

In dem walt der Heiligen Schrift befasst Hugo sich zunächst mit deren pfat, um sich im nächsten Schritt mit der Gottesliebe auseinanderzusetzen. Er empfiehlt den Verzicht auf weltliche Dinge und weist auf den Wert der Gottesgaben hin (Vgl. V. 18001 – 18163). Im Folgenden geht Hugo auf noch einmal auf die drei Stände und die bestehende Ordnung in der Welt ein (Vgl. V. 18164 – 18212). Dann setzt er sich mit den Themen dienst und triuwe auseinander, lobt Gott als Beispiel der milte und den Glauben als Schutz vor dem Bösen, bevor er auf die Ambivalenz des pfennic, und somit noch einmal auf die Unbeständigkeit der weltlichen Güter eingeht (Vgl. V. 18213 – 19160).

Naturlehre (V. 19161 – 20346)

Es schließt sich eine ausführliche Naturbetrachtung an. Sie besteht aus einer Einleitung, zahlreichen Naturexempla und einem Epilog. Hugo kritisiert in diesem Abschnitt ausdrücklich die Undankbarkeit und Gedankenlosigkeit der Menschen, führt aber auch ein Schöpferlob an.

Hugo beginnt mit einer Beschreibung der Geburt, ehe er im Folgenden die Eigenheiten des menschlichen Körpers durch einen Vergleich zwischen Mensch und Tier herausarbeitet (Vgl. V. 19161 – 19242). Im Folgenden erklärt Hugo den Lesern, dass er ursprünglich beabsichtigt hat, eine Naturlehre zu schreiben, in der er die Wunder Gottes, die sich als Tiere, Pflanzen und der gesamten Natur manifestierten, schildern wollte. Da er dies nicht geschafft hat, möchte er sich in diesem Abschnitt wenigstens mit den Tieren auseinandersetzen. Es folgt eine ausführliche Beschreibung über die Vierfüsser, während Haustiere und Tiere in Feld und Wald nur noch aufgelistet werden. Es schließt sich eine Beschreibung der Vögel an. Anhand der Schilderungen wird klar, dass Hugo den Menschen über den Tieren sieht (Vgl. V. 19243 – 19741).

Die Naturlehre endet mit einer kurzen und unvollständigen Abhandlung über den Balsam.

Der Reueexkurs und die „Leiterallegorie“(V. 20347 – 24483)

Zu Beginn des „Reue“- Teils greift Hugo noch einmal auf die Birnenallegorie des Prologs zurück, ehe er im Folgenden die „Leiterallegorie“ einführt:

Hugo beschreibt die Leiter und weist darauf hin, dass diese fest stehen müsse, um nicht ins Wanken zu geraten und den Menschen, der an ihr hochklettert, zu Fall zu bringen. „Leiterboume, die müezen stên/ Gar vaste, si beginnent anders wenken/ Und irn stîger abe swenken, / Der noch ist vor sünden kranc, / Daz er muoz vallen âne sînen danc!“ – „Leiterbäume, die müssen stehen/ Sonst beginnt er sehr schnell zu wanken/ Und ihren Besteiger abzuschütteln, / Der noch vor Sünden schwach ist, / So dass er in Undankbarkeit herunterfallen muss“ (V. 20368 – 20374). Im Folgenden schildert Hugo die verschiedenen Wege, die die Menschen von den Sünden hin zum Seelenheil führen können. Die Leiter steht hierbei als Sinnbild für den Weg der Erlösung.

Im nächsten Sinnabschnitt berichtet Hugo, dass die Menschen fasten, beten und Almosen geben müssen, um auf die ersten drei Sprossen zu gelangen: „Und an die êrsten sprüzzel trete / Mit vasten, an die andern mit gebete, / Mit almuosen an die dritten…“ – „Und an die ersten Sprossen trete man mit Fasten, an die anderen mit einem Gebet, / Mit Almosen an die dritte…“ (V. 20379 – 20381). Auch die Nächsten – und Gottesliebe, sowie die Beichte (Vgl. V. 20619 – 20460) und ein Leben nach den Idealen der Christenheit seien auf dem Weg zur Erlösung der Seele unabdingbar.

Im dritten Abschnitt erklärt Hugo, dass die Menschen zudem noch weltlichen Gütern und Ehren entsagen müssen, um nach ihrem Tod die ewige Seligkeit durch Gottes Barmherzigkeit erlangen zu können, auf deren Notwendigkeit er noch einmal ausführlich eingeht (Vgl. V. 21171ff).

Die „Leiterallegorie“ fungiert als Programm des „Reue-Teils“, ist jedoch immer noch Teil der „Birnbaumallegorie“, da sie schildert, wie es dem Menschen gelingen kann, als „Birnen“, von den Sünden relativ unbeschadet, auf dem „grüenen gras“ des Prologs zu landen.

Epilog (V. 24484 – 24611)

Der „Renner“ endet mit einem Epilog, der genau wie der Prolog zweiteilig aufgebaut ist.

Teil I

In seinem ersten Teil geht Hugo noch einmal auf seine Funktion und sein Selbstverständnis als Dichter ein. Zu diesem Zwecke vergleicht er die Nachtigall mit dem Esel und erläutert ihre Bedeutungen. „Uns tôrn bediutet diu nahtigal, / Die der werlde machent schal, / Sô wir tanzen, reien, springen, / Vehten, brehten, lûte singen, / Uns selber müen mit maniger unsinne / durch wertlich lop, ruom oder minne“ – „Unse Torheit bedeutet die Nachtigall, / Die die Welt schal machen, / So wie wir tanzen, reien, springen, / Kämpfen, lärmen, laut singen, / Uns bemühen mit viel Unsinnigem, / durch weltliches Lob, Ruhm oder Minne“ (V. 19707 – 19712). Hugo betrachtet die Nachtigall als Symbol für die Torheit der Menschen, die nach weltlicher Ehre und Liebe streben. Genau wie die, in diesem Abschnitt genannten Tätigkeiten, ist für Hugo auch der Gesang der Nachtigall zwar schön, aber dennoch unnütz. Dass Nachtigallen nach der Paarung ihre Stimmen verlieren (V. 19703 – 19706), steht für ihn für die Abkehr der Menschen von Gott, die weltliche Ehren erlangt haben.[32]

Im Folgenden wendet Hugo sich dem Esel zu: Dieser sei im Gegensatz zu der Nachtigall zwar ein einfältiges, aber ein nützliches Tier, da er als „Sprachrohr Gottes die Lehre verkündet, die dem Menschen zum Seelenheil verhilft“[33] (V. 24494 – 24503). Hugo bringt an dieser Stelle die biblische Erzählung von dem Esel an, der von seinem Herrn Bileam bestraft wird, da er dem Engel Gottes ausgewichen ist, und dann von Gott die Gabe zu Sprechen geschenkt bekam, um diesen auf sein Unrecht aufmerksam zu machen. Auch Hugo betrachtet sich durch seine Tätigkeit des Dichtens als Instrument bzw. „Sprachrohr“ Gottes. Genau wie der Esel, als der Hugo sich in seiner Funktion versteht, bestraft auch Hugo die sündigen Menschen, indem er sie in Form des „Renner“ belehrt. Obwohl Hugo sich durch den Vergleich mit dem Esel als demütig und einfältig beschreibt, erhebt er sich gleichzeitig zum Vermittler zwischen Gott und den Menschen.[34]

Im Folgenden gibt Hugo den Leser erneut Anweisungen zur Rezeption des Werkes und weist darauf hin, dass sowohl „Honigseim“, als auch „Bienenwachs“ in seinem Werk enthalten seien. Diese Begriffe stehen metaphorisch für die Lehren der Heiligen und Heiden, aus denen die Leser, Hugos Auffassung nach, Nützliches entnehmen können, wenn es ihnen sinnvoll erscheint (Vgl. V. 24504 – 24515). Es bleibt also dem Leser überlassen, sich die für ihn wichtigen Aspekte des umfassenden Werkes anzueignen.

An die Anweisungen zur Rezeption schließt sich eine Bitte um Nachsicht mit unreinen Reimen, die in dem „Renner“ auftreten, sowie eine Lektüreempfehlung, die Hugos wichtigste Quellen, v. a. Bernhard von Clairvauxs Schrift „De consideratione ad Eugenium papam“ und die „Moralia“ Gregors des Großen enthalten, an. In diesem Abschnitt wird klar, dass Hugo seine größte Leistung daran sieht, lateinische und griechische Werke der Kirchenlehre den deutschen Sprachkreisen zugänglich gemacht zu haben. Deswegen sollen sie ihm gedenken und so für sein Seelenheil sorgen (Vgl. V. 24543 – 24551).

Teil II

Der zweite Teil des Epilogs enthält einen „biographisch- geschichtlichen Abriss“[35] der die zeitliche Verortung des Werke ermöglicht (Vgl. V. 24560 – 24580) und einen Verweis auf den „Samener“.[36]

Hugo von Trimberg. Er beschließt den „Renner“ mit einer Schlussbitte und einem Zitat Freidanks (V. 24606 – 24611): „Swaz ich niht wol getihtet hân, / Tuot daz ein wîser man hin dan, / Des sol man im sagen danc: / Wenne ez sprach her Frîdanc: Ûf erden ist niht sô gar volkumen, / Daz ez dem wandel sî benumen“ – „Was ich nicht gut gedichtet habe, / Ergänzt das dann ein weiser Mann, / Dann soll man ihm dafür danken: / Denn es sprach Herr Freidank: Auf Erden ist nichts so sehr vollkommen, / Dass es dem Wandel zu entziehen ist“ Hugo ist sich den Veränderungen der Welt bewusst und billigt die Veränderung seines Werkes, wenn diese von einem Mann vorgenommen wird, der so weise ist wie Freidank.

Der Titel

Ursprung

Die Forschung nimmt an, dass der Titel „Renner“ auf Michael de Leone zurückgeht. Dieser nahm den „Renner“ in sein „Hausbuch“ (die Würzburger Liederhandschrift) auf, das vermutlich zwischen 1348 und 1353 entstand. Offenbar erschien ihm die Gliederung, die Hugo an seinem Werk vorgenommen hatte, als ungenügend, denn er teilte den „Renner“ in zweiundvierzig Kapitel ein und versah ihn mit einem Register. Im ersten Kapitel gibt er Hugos Werk seinen heute noch gebräuchlichen Titel: „[die] vor rede des selben buches Renner genant wanne ez sol rennen durch die lant“ – „[Der] Prolog desselben Buches, wird Renner genannt, denn es soll renn durch die Länder“.[37] Michael hat den Titel „Renner“ anscheinend von dem in Hugos Werk regelmäßig vorkommenden Zweizeiler „Nu sül wir aber fürbaz rennen/ Und unsern herren baz erkennen“ – „Nun sollen wir aber weiter rennen/ Und unseren Herrn besser erkennen“ abgeleitet. Michael de Leone versteht diesen anders als Hugo, der durch ihn sein ständiges Bemühen ausdrückt, zur Gotteserkenntnis zu erlangen, offenbar im Sinne einer Breitenwirkung.[38] Der Titel „Renner“ ist nur in der Handschrift En überliefert.

Die Funktion des Refrains

Der Zweizeiler „Nu sül wir aber vürbaz rennen/ Und unsern herren baz erkennen“, kennzeichnet ebenso wie die Kapitel und Distinktionen inhaltliche Einschnitte des Textes. Er kehrt während des gesamten Textes periodisch wieder. Es erinnert an das Zitat „sic currite ut comprehendatis“ „so rennt, damit ihr versteht“,[39] das aus dem Brief des Apostels Paulus an die Korinther stammt und häufig von Bernard von Clairvaux im fünften Buch seines Werkes „Se consideratione ad Eugenium papam“ verwendet wird.

Der Refrain dient der Ordnung des umfangreichen Stoffes und soll den Lesern die Lektüre dadurch erleichtern. Untersucht man die Kontexte, in denen er steht, so lässt sich feststellen, dass er zu unterschiedlichen Zwecke eingesetzt wird und sich dem jeweiligen Charakter der drei Hauptteile anpasst:

1. Der Refrain markiert das Ende der Distinktionen bzw. den Übergang zu der nächsten Distinktion und dient auch ihrer inneren Gliederung, z. B. erste Distinktion: V. 4365 f., zweite Distinktion: V. 9430f. Am Ende der dritten Distinktion steht er in abgewandelter Form: „Wie die alle von frâze/ Wurden gepînt, die rede ich lâze / Und will aber vürbaz rennen“ – „Wie alle von der Gefrässigkeit/ gequält worden, von denen höre ich auf zu sprechen / Und will aber weiter rennen“ (Vgl. V. 11713 – 11715). Auch am Ende der vierten Distinktion liegt eine Variante des Refrains vor (Vgl. V.13963). Der Zweizeiler beschließt ebenfalls den Mittelteil des „Renner“ (Vgl. V. 20345f.).

2. Der Refrain steht vor und nach der Behandlung bestimmter Gruppen und Stände bzw. Thematiken. Dies wird für den ersten Teil des „Renner“ nun kurz am Beispiel der ersten Distinktion erläutert: In der ersten Distinktion steht er als Variation nach dem Abschnitt über die Simonie und glichsenheit der geistlichen Fürsten (Vgl. V. 803 ff.) und vor der Abhandlung der boesen herren (Vgl. V. 855 f.). Weiterhin beschließt er die Behandlung der Priester und leitet das Kapitel über die Mönche ein (Vgl. V. 2887 f.). Ähnlich wie hier für die erste Distinktion geschildert, durchzieht der Refrain in seiner Originalfassung oder in Abwandlung auch die restlichen Distinktionen. Im Mittelteil steht der Refrain vor einem Abschnitt, der die Selbsterkenntnis des Menschen zum Thema hat. Die Naturallegorese wird von ihm beschlossen. Im Schlussteil unterteilt er Reflexionen, die sich mit dem Lebensalter, der Lebenszeit und der zunehmenden werre der Welt befassen.

Quellen und Quellenverarbeitung im „Renner“

Es lässt sich feststellen, dass Hugo von Trimberg seine Quellen hauptsächlich in Form von Zitaten in den „Renner“ eingebaut hat. Das Zitieren im „Renner“ geschieht überwiegend nach dem Muster einer Autoritätsberufung. Mit seiner „Zitierfreudigkeit“[40] hebt Hugo sich deutlich von Autoren früherer didaktischer Werke, wie Freidank und Thomasin, ab.

Aufbau

Die Art, nach der Hugo zitiert, unterliegt wiederkehrenden Mustern: Nach einem Verweis auf den Urheber, folgt das Zitat, auf welches Hugo Bezug nehmen möchte, wie z. B. an folgender Stelle, an der er sich auf Bernhard von Clairvaux bezieht: „Sant Bernhart an einer stat: / ‚Manic sêle leider wirt verlorn, / Die nieman suochet, daz ist mir zorn: / Wirt aber verlorn ein esellîn, / Nâch dem loufet man ûz und în.‘“ – „Sankt Bernhard stattdessen: / ‚Viele Seelen werden leider verloren, / Die niemand sucht, darüber bin ich wütend: / Wird aber eine Eselin verloren, / Nach dieser sucht man überall.‘“ (V. 2544–2548). Diesem Muster folgend verweist Hugo im „Renner“ zahlreiche Male auf die Herkunft seiner verwendeten Zitate. Dennoch ist zwischen kurzen Zitate und bloßen Namensnennungen und längeren Abschnitten von Werkauswertungen der Autoren zu unterscheiden.

Funktion

Die Verweise auf die Urheber der Zitate fungieren als Autoritätsberufungen. Im „Renner“ ist bis auf zwei Ausnahmen „jeder von ihm zitierte Autor eine positive Autorität“.[41] Sie dienen dazu, die von Hugo gegebenen Beispiele und Thesen zu untermauern und ihnen zusätzliche Bedeutung und Autorität zu verleihen. Auf diese Weise sollen die Leser zusätzlich von der Wahrheit und „Richtigkeit“ von Hugos Aussagen überzeugt werden. Autoritatives Zitieren dient in Hugos Werk folglich als „Wahrheitsbeweis didaktischer Sätze“.[42]

Die Autoritätsberufungen, die in diesem durch kurze Zitate und Namensnennungen, zustande kommen, dienen der „argumentativen Absicherung des Gesagten“.[40] Eine weitere Funktion ist Hugos Meinung nach die Vermittlung fremder Inhalte an das deutschsprachige Volk, welche durch seine Übersetzung erfolgt. In der Vermittlungsfunktion sieht auch Hugo selbst einen der größten Verdienste seines Werkes (Vgl. V. 24543 – 24551). Weiterhin fungieren die Zitate in den Augen der moderneren Forschung als inhaltliche und strukturelle Elemente des Werkes.[43]

Quellen

Die Zitate, die Hugo im „Renner“ anbringt, stammen u. a. von lateinischen Schriftstellern, antiken Philosophen und Prosaikern, aber auch von Kirchenvätern wie Augustinus, anonymen Autoren, sowie aus der Bibel.

Antike Quellen

Hugo bezieht sich im „Renner“ sowohl auf lateinische, als auch auf griechische Autoren. Man kann zwischen Dichtern, Prosaikern und Philosophen unterscheiden. Während die Dichter größtenteils aus dem lateinischen Sprachraum stammen, handelt es sich bei den Philosophen und Prosaikern, die Hugo zitiert, ausschließlich um Griechen. Zeitgenössische Dichter der Antike werden im „Renner“ nicht zitiert.

Dichter

Zu den im „Renner“ zitierten lateinischen Dichtern, zählen Ovid, Horaz, Iuvenal, Persius, Vergil, Lucan, Dares, Statius und Claudian. Ovid nimmt hierbei eine vorrangige Stellung ein, da er viermal zitiert wird, während die anderen jeweils drei Mal zitiert werden.[44] Die Wahl der zitierten Autoren entspricht den Florelegien von Hugos Zeit. Er zitiert die antiken Autoren in der Morallehre, da er sie als Sittenkritiker der menschlichen Laster betrachtet. Während er im „Renner“ nur selten Werkangaben macht, folgt eine vollständige Angabe der klassischen Autoren im Registrum.

Philosophen und Prosaiker

Zu den Philosophen und Prosaikern der Antike, die Hugo zitiert, zählen Cicero, Varro, Boethius und Sallust. Jedoch können im Gegensatz zu den Aussprüchen der lateinischen Autoren, die Zitate der antiken Autoren nicht alle in ihren Werken nachgewiesen werden. Häufig wurden ihnen Aussprüche zugeschrieben, die von anderen Autoren stammen.[45]

Kirchenväter

Im „Renner“ wird keine Autorengruppe so häufig zitiert, wie die Kirchenväter. Besonders auf Augustin und Gregorius bezieht sich Hugo mehr als zwanzig Mal. Zu den weiteren Kirchenvätern, die Hugo zitiert, zählen Hieronymus, Bernhard von Clairvaux, Ambrosius, Origines, Isidor, Gratian, Johannes Damascenus, Chrysostomos und Hugo von St. Viktor.[46] Während es im „Renner“ auf der einen Seite explizite Verweise auf die Werke gibt, aus denen die angebrachten Zitate stammen, existieren auch viele unechte Zitate, die Hugo lediglich als Väterworte ausgibt.[47]

Anonyme Autoren

Häufig beruft Hugo sich im „Renner“ auch auf anonyme Autoritäten. Er charakterisiert diese lediglich durch ihre Berufe oder Eigenschaften. So schreibt Aussprüche z. B. einem wîsen man oder lêrer zu. Es lässt sich nachweisen, dass er sich mit den Bezeichnungen häufig auf Freidank bezieht.[48] Dieses besondere Prinzip der Autoritätenberufung stammt vermutlich aus der Spruchdichtung.

Freidank

Freidank ist der Autor, auf den Hugo sich im „Renner“ am häufigsten bezieht. Hundertvierundsechzig Zitate stammen wörtlich oder beinahe wörtlich von Freidank. Berücksichtigt man jedoch die Motive und die Sprache in Hugos Werk, werden noch mehr Parallelen, z. B. zu Freidanks „Bescheidenheit“, erkennbar.[49] Hugo zieht ihn sooft heran, da er ihm als „didactischer Dichter sehr nahe stand“.[50]

Mittelalterliche Schriften

Hugo hat im „Renner“ sechs Schriften des Mittelalters angeführt: Gesta Romanorum, Vitae patrum, De semine scipturarum, Peregrinus, imago mundi und summa vitiorum et virtutum. Ihre Titel gibt Hugo in mittelhochdeutscher Übersetzung an, so wird die „Gesta Romanorum“ beispielsweise zur Roemer tât. Dieses Vorgehen verdeutlicht, Hugos Intention, seinem Publikum auch lateinische Werke zugänglich zu machen.[51]

Die Bibel

Als Hauptquelle für den „Renner“ hat Hugo die Bibel genutzt.[52] Er zitiert keinen der genannten Autoren oder Schriften so häufig, wie die Heilige Schrift. Sie soll für den Menschen „die Richtschnur eines tugendhaftes Lebenswandels“[53] sein. Hugo verarbeitet seine Hauptquelle im „Renner“ in drei verschiedenen Formen, wobei er häufiger das Alte als das Neue Testament zitiert:

1.Wörtliche Zitate aus biblischen Büchern, z. B. (V. 2835 ff.):

„Der heilige prophête Malachias/                „Der heilige Prophet Malachias/
Sprach von den priestern, als ich las: /        Sprach von den Priestern, wie ich las/
Des priesters lefse süln/                     Die Lippen der Priester sollen/
künste walten […]“                           Künste beschützen […]“

2. Die Ausführung biblischer Berichte, z. B. (V. 11820 ff.):

„Wir lesen in der künige buochen/               „Wir lesen im Buch der Könige/
An dem êrsten blate,                            Auf dem ersten Blatt,
swer ez wil suochen/                            wer es suchen will/
Daz got sibenzic fürsten sluoc […]“              Dass Gott siebzig Fürsten besiegte […]“

3.Exemplarische Nennung der Eigennamen von biblischen Figuren, z. B. (3235 – 3237):

„Dem tuifel was daz ouch viel liep,/             „Dem Teufel war das auch sehr angenehm,/
Daz Jûdas was von êrste ein diep/               Dass Judas zuerst ein Dieb/
Und dar nâch ein verrêter wart.“                Und danach ein Verräter wurde.“

Das Registrum und Solsequium

Das Registrum und Solsequium dienen als Mittlerquellen für den „Renner“. Während das Registrum, ein Katalog von Schulautoren, die Anfänge der Materialsammlungen bietet, kann das Solsequium als seine Quellengrundlage betrachtet werden. Die in ihm enthaltenen hundertsechsundsechszig Predigtexempel hat Hugo mehrfach in den „Renner“ eingearbeitet. Er verweist zwar auf die Ursprungsquellen der Exempel, aber nicht konkret auf das Solsequium.

Literaturlisten im „Renner“

Hugo setzt sich im „Renner“ in drei Literaturlisten mit der deutschsprachigen Literatur seiner Zeit auseinander: In der ersten Literaturliste, die in der ersten Distinktion zu finden ist, lobt er die Dichtung von zwölf Sängern, kritisiert aber die Protagonisten der höfischen Epik und führt außerdem einen Autorenkatalog der römischen Geschichte an.[54]

Die zweite Literaturliste befindet sich in der sechsten Distinktion. Sie ist durchgehend negativ besetzt. Hugo beklagt sich hierin darüber, dass die Menschen lieber dem Teufel als Gott dienen (Vgl. V. 16139 – 16214). Es folgt eine Aufzählung von dreizehn Personen und ihren Lektüreempfehlungen. Sie umfasst „nahezu die gesamte weltliche Epik“.[55] In dem folgenden Beispiel, das den Aufbau dieser verdeutlicht, wird auf die Siegfried-Sage und den Tristan-Roman Bezug genommen: „[…] Der vierde will Sifrides wurm, / Der fünfte will hern Tristerant […]“ – „Der Vierte will Siegfrieds Drachen, / Der Fünfte will Herrn Tristan […]“ (V. 16188 f.).

In der dritten Literaturliste, die im Schlussteil des „Renner“ enthalten ist, kritisiert Hugo Schriften, in denen das weltliche Leben verherrlicht wird.[56]

Fabeln

Im „Renner“ tauchen mehrere Fabeln auf. Er greift hauptsächlich auf die Tierfabeln von Äsop, aber auch auf die Fabelsammlung des Avianus zurück, die beide im Mittelalter weit verbreitet waren.[57] Hugo erwähnt Äsop namentlich an drei Stellen (V. 1933, V. 9745 und V. 7343), Avianus hingegen nur einmal (V. 15568).

Überlieferung

Miniatur aus der „Renner“ Handschrift des Johannes Vorster I

Der „Renner“- Stoff ist in vierundsechzig Handschriften überliefert, von denen dreizehn reich bebildert sind. Die umfangreiche, teilweise jedoch nur fragmentarische Überlieferung deutet darauf hin, dass sich Hugos Werk im Mittelalter großer Beliebtheit erfreut haben muss. Vergleicht man die Zahl der erhaltenen Handschriften mit den überlieferten Zeugnissen anderer Werke, so lässt sich der „Renner“ Hugo von Trimbergs auf eine Stufe mit dem „ParzivalWolframs von Eschenbach (über achtzig Handschriften) und der „Weltchronik“ Rudolfs von Ems (über hundert Handschriften) stellen. Dies spricht dafür, dass Hugos Werk eines der zentralen Werke des Mittelalters war.[58]

Hugo von Trimberg vollendete den „Renner“ zwar um 1300, bearbeitete ihn aber bis zum Jahre 1313. Erst durch die Fassung Michael de Leones erfuhr der „Renner“ über die Grenzen Bambergs Beachtung. Zwischen 1347 und 1400 entstanden in jedem Jahrzehnt ungefähr drei Handschriften. Von 1400 bis zur Mitte des 15. Jh. stieg diese Produktion aufgrund der so genannten Literaturexplosion zeitweise sogar auf das Dreifache.[59] Erst nach 1387 entstand im Rheinfränkischen eine Version des Original „Renner“- Stoffes von Hugo von Trimberg. Sie dominiert von da an die Leone-Version.

Die „Renner“- Handschriften waren im deutschen Sprachraum relativ konstant verbreitet. Besonders in Nürnberg und Umgebung war die Rezeption aller Fassungen des Werkes verbreitet. Die nördlichste Handschrift, die der Forschung heutzutage bekannt ist, stammt aus Northeim und ist größtenteils auf Mitteldeutsch verfasst. Der „Renner“ hat den hochdeutschen und oberdeutschen Sprachraum anscheinend nicht verlassen. Die Verbreitungsschwerpunkte lagen im ostfränkischen, rheinfränkischen und bairisch-österreichischem Raum. Überregionale Bedeutung hat nur die Handschriften Ax und Ay. Sie waren von Thüringen und Schwaben bis ins Voralpenland verbreitet.[60]

Rezeptions- und Forschungsgeschichte des „Renner“

Zwischen 1348 und 1353 nahm Michael de Leone den „Renner“ in sein Hausbuch auf und unternahm einen ersten Gliederungsversuch.[61] Den ersten Druck, der auf Hugos eigener Einteilung basiert, wurde 1549 in Frankfurt am Main von Cyriacus Jacobus in Auftrag gegeben, der den „Renner“ als Morallehre lobt. Auch im 18. Jahrhundert war das Interesse für Hugos Alterswerk noch immer nicht erloschen. Sowohl Lessing, als auch Herder beschäftigten sich mit dem Stoff und planten verschiedene Bearbeitungen des „Renner“, die jedoch nicht durchgeführt bzw. abgeschlossen wurden.[62]

Trotz des neuzeitlichen Druckes der Erlanger Handschrift vom Historischen Verein Bamberg aus dem Jahre 1833/34, schwand das Interesse am „Renner“ im 19. Jh.[63] Bis ins 20. Jh. wurde Hugos Werk von zeitgenössischen Germanisten stark kritisiert und in seiner Bedeutung pauschalisiert.[64] Die Zusammenfassung der Dissertation Karl Janickes aus dem Jahre 1857 bot einen ersten Überblick über Lebensdaten Hugos und neue Erkenntnisse zur Überlieferungsgeschichte des „Renner“. Julius Egon Wölfel räumte in seinen „Untersuchungen“ letzte Zweifel an Hugos Lebensdaten aus der Welt und beschrieb auf der Grundlage von vierundvierzig Handschriften die Charakteristika des Werkes. Er unterschied erstmals zwischen dem Original Hugo von Trimbergs und der bearbeiteten Version von Michael de Leone. Auf der Basis dieser Werke erarbeitete Gustav Ehrismann u. a. ein Stemma der ihm bekannten Handschriften und Fragmente des „Renner“. Von 1908 bis 1911 veröffentlichte er beim Stuttgarter Literarischen Verein vier Bände, die „den Höhepunkt und vorläufigen Abschluß“ [ss] der Untersuchungen zur Überlieferung und Textgestalt des „Renner“[65] darstellen. Nachdem durch Ehrismann eine, von der Germanistik als zuverlässig erachtete, Textausgabe vorlag, wurden Untersuchungen zur Überlieferung und Analysen der Handschriften größtenteils eingestellt. 1970 ergänzte Günther Schweikle Ehrismanns Ausgabe durch ein Namenverzeichnis, eine Übersicht der Kapitelüberschriften, Informationen zur Überlieferung und eine Einführung in die Thematik des „Renner“.

Studien von Else Schlicht und Johannes Müller aus den zwanziger Jahren des 20. Jh. befassen sich mit der Art und Weise, wie Hugo Quellen, v. a. die Bibel, in den „Renner“ eingearbeitet hat. Zur gleichen Zeit erschien eine Untersuchung Ehrismanns, die sich mit der Sprache des Werkes auseinandersetzte. Fritz Vomhof betrachtete den „Renner“ 1959 erstmals als didaktisches Werk. 1982 erschien eine Studie von Lutz Rosenplenter, in der er sich um die Verifizierung der von Hugo gekennzeichneten Zitaten des „Renner“ bemüht und die Funktion der Autoritätenberufung herausgearbeitet hat.[66]

Aus den 1990er Jahren stammt eine Monographie, die sich mit der Moral als Leitkategorie des „Renner“ befasst, sowie eine Untersuchung über die allegorischen Muster durch Inés de la Cuadra, während Henrike Lähnemann mit der Heidelberger Handschrift cpg 471, einen „einzelnen Textzeugen der „Renner“- Überlieferung in den Mittelpunkt ihrer Untersuchung“[67] stellt. Die jüngste Studie stammt von Rudolf Kilian Weigand aus dem Jahre 2000, in der er sich mit der Struktur, der Quellenabhängigkeit und mit der Überlieferung des „Renner“ kritisch auseinandersetzt und auf diese Weise einen allgemeinen Überblick über das Werk gibt.[68]

Problematik der Werk- und Gattungsbestimmung

Seit Beginn der Auseinandersetzung mit dem „Renner“ bemüht sich die Literaturwissenschaft, Hugo von Trimbergs Werk einer bestimmten Gattungskategorie zuzuordnen, um dessen inhaltliche Vielfalt erfassen zu können. Neben der Betrachtung als Predigt, die vor allem im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts vertreten wurde, wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch neue Gattungstheorien geäußert. Während viele den „Renner“ weiterhin als Bußpredigt wahrnahmen und Hugo eine Predigerrolle zuwiesen, betrachteten andere es als enzyklopädisches Werk.[69] Schweikle bezeichnete Hugos Werk im Hinblick auf seinen vielfältigen Charakter hingegen als „Sittenlehre“, die zu einem „enzyklopädischen Haus- und Realienbuch“[70] werde. Die Schwierigkeit der Einordnung des „Renner“ in eine bestimmte Gattung hängt, Inés de la Cuadra zufolge, sowohl mit der großen Anzahl verschiedener Textsorten und der Komplexität des Textes, als auch damit zusammen, dass im Mittelalter keine Terminologie zur Verfügung gestanden habe, die sich mit heutigen Kategoriebegriffen decke. Heutzutage wird Hugos Werk als „Gattungsgemisch“ bezeichnet, da es viele Gattungsmerkmale in sich vereint. De la Cuadra stellt einen metaphorischen Vergleich zwischen Hugos Werk und einer Bibliothek auf: Genau wie die Bücher einer Bibliothek, herrsche auch im „Renner“ eine bestimmte Systematik und der Leser wäre in der Lage die „Rubrik“ aus Hugos Werk zu wählen, die er gerade benötigt. Genau, wie man in einer Bibliothek das Buch auswählt, das man braucht, um etwas aus ihm zu erfahren.

Betrachtung des „Renner“ als nachhöfische Lehrdichtung nach den Untersuchungen von Fritz Vomhof

Anders als andere Literaturwissenschaftler beurteilt Fritz Vomhof den „Renner“ Hugo von Trimbergs nicht als Predigt oder Sittenlehre, sondern untersucht ihn im Hinblick auf seine didaktischen Aspekte. In seiner im Jahre 1959 veröffentlichten Dissertationsschrift setzt Vomhof sich mit dem „Renner“ als nachhöfischer Lehrdichtung auseinander. Er weist zunächst auf die zahlreichen Schwierigkeiten hin, mit denen man sich zwangsläufig konfrontiert sieht, wenn man sich mit mittelalterlicher Didaktik auseinandersetzt. Zum einen existierten nur drei mhd. Lehrdichtungen, die Vomhofs Auffassung nach, „zulänglich kritisch bearbeitet“[71] worden sind: Dies seien „Der Winsbeke“, Freidanks „Bescheidenheit“ und schließlich der „Renner“ Hugo von Trimbergs („Wälscher Gast“ von Thomasin von Zerclaere klammert Vomhof aus, da er in der Textkritik und Kommentierung weit überholt sei). Zum anderen gäbe es kaum kritischen Ausgaben für die mittelhochdeutsche und mittellateinische Didaktik und zum anderen. Eine weitere Schwierigkeit sei in den Werken selbst festzumachen, da den Menschen heutzutage (1959) der „Zugang zum Verständnis der mittelalterlichen Didaktik […] weithin verschlossen“[72] sei. 1959 war der Forschungsstand ein weiteres Problem, da das handschriftliche Material, welches zur mittellateinischen Didaktik existierte, Vomhof zufolge nur mit Ausnahmen ausgewertet und kritisch beurteilt worden ist.

Um mittelalterliche Didaktik verstehen zu können, müsse man sich der Voraussetzungen und Bedingungen bewusst werden, aus denen diese entstand: Vomhof zufolge kam es in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zu einem Umbruch der herrschenden Mächte, was eine kulturelle und soziale Umschichtung zur Folge hatte: Die Dichter der nachhöfischen Zeit sahen es nun, so Vomhof, als ihre Aufgabe an, entweder die Menschen durch ihre Werke zu unterhalten oder aber, ihnen durch diese den Weg aus dem irdischen „Jammertal“ zu Gott und somit zum Seelenheil zu offenbaren. Um diese Aufgabe zu erfüllen und sich überhaupt in der Bevölkerung Gehör zu verschaffen, habe eine Dichtung entstehen müssen, die sich deutlich von der Dichtung der höfischen Hochkultur abhob: Aus diesem Bedürfnis heraus entwickelte sich, Vomhofs Meinung nach, die Lehrdichtung, die sich vor allem auf die christliche Lehre in Form der Bibel berufe. Die Heilige Schrift stellte für die Menschen einen Fixpunkt dar, nach dem man sich richten konnte, da er die Zeiten überdauerte und selbst in Zeiten des Umbruchs seine Gültigkeit behielt.

Vomhof weist darauf hin, dass die Lehrhaftigkeit der Dichtung kein Phänomen der nachhöfischen Dichtung ist, da eine „nichtlehrhafte Dichtung im Mittelalter gar nicht möglich ist“.[73] Zu erfreuen sei nur neben dem Nutzen, „prodesse et delectare“, die Aufgabe der mittelalterlichen Dichtung. Erste lehrhafte Elemente seien bereits in dem althochdeutschen Evangelienbuch Otfrids, sowie im „Heliand“ zu entdecken, da es sich bei ihnen um geistliche Epen handele, die ihre Leser belehren sollen. Auch in den höfischen Epen von Heinrich von Veldeke, Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, sowie Gottfried von Straßburg sind Vomhof zufolge bereits Lehren enthalten gewesen: Diese seien jedoch in den meisten Fällen deutlich von der eigentlichen Erzählung abgegrenzt und bezögen sich meistens auf das Idealbild eines Ritters. Die Belehrungen in den höfischen Epen sollten keinen Einfluss auf die Leser, sondern vielmehr auf die Taten der literarischen Figuren haben. Die belehrenden Abschnitte hatten somit eher die Funktion, die Handlungen der Protagonisten zu begründen oder impulsähnlich anzuregen. Die Wirkung auf den Leser fand somit nur indirekt statt. Ziel der höfischen Romane war also nicht die didaktische Erziehung der Leser, sondern die Propaganda der höfischen Ideale. Erste Übergänge von Epik zur Lehrdichtung finden sich in „Der Winsbeke“, sowie in „Tirol und Fridebrant“.[74] Das Lehrgedicht „Der Winsbeke“ gilt außerdem als „erste voll ausgebildete didaktische Dichtung“,[75] obwohl es, Vomhofs Meinung nach, ideologisch noch aus höfischen Dichtung stammt.

Ehrismann definiert die Didaktik in Abgrenzung zum Epos wie folgt: „Der Inhalt der Epik ist Leben, der der Didaktik Denken über das Leben […].“[76] Weiterhin würde die Epik sich mit einem einzigen konkreten Beispiel befassen, wohingegen die Didaktik aus derartigen Beispielen allgemeine Aussagen filtern würde. Vomhof findet diese Beschreibung jedoch nicht ausreichend und zieht noch eine Definition des Didaktik-Begriffs von Thiel heran, der besagt, dass Didaktik die Aufgabe hat, die Welt- und Lebensanschauung, sowie die Ideale der Zeit widerzuspiegeln: „Die Aufgabe der Didaktik ist es, auf das Wesentliche zusammengedrängt, der jeweiligen Welt und Lebensanschauung und den Idealen der Zeit Ausdruck zu geben. Sie ist ein Spiegelbild der Zeit und ihrer geistigen bzw. geistlichen Bestrebungen“.[77] Beim Versuch, die Absichten mittelalterlicher Didaktik zu ergründen, müsse man von den Aussagen der einzelnen Werke auf allgemeine Aussagen schließen, die uns die Didaktik verständlicher machen.[78] Der Didaktik am nächsten stünde die höfische Lyrik, insbesondere in Form der Sangspruchdichtung, da in dieser häufig Kritik an den herrschen gesellschaftlichen und kulturellen Umständen genommen wird. Trotzdem sei die Belehrung auch nicht das Hauptziel der höfischen Lyrik. Eine Mischung aus höfischer Lyrik und der Didaktik bilde die „Bescheidenheit“ Freidanks, die „richtige“ Urteilsfähigkeit vermitteln will. Die lehrhaften Elemente werden hierin beispielsweise durch die Kritik deutlich, die am Rittertum geäußert wird.

Auch der „Renner“ Hugo von Trimbergs enthält kritische Betrachtungen, durch die sich das Werk u. a. als Lehrdichtung verstehen lässt.

Die Literaturkritik im „Renner“

Ein Aspekt, den Hugo im „Renner“ kritisch beurteilt ist die Tätigkeit der Dichter. Vomhof zufolge orientierte er sich hierbei an Gottfried von Straßburgs „Tristan“ und Rudolf von Ems‘ „Alexander“, in denen ebenfalls eine Literaturkritik enthalten ist.[79] Hugo behauptet hierin, die Sünden Geiz und Unkeuschheit seien daran schuld, dass die Ritter vergessen haben, wie gut die früheren Dichter ihre Tätigkeit zu verrichten wussten.

Als Beispiel für einen Dichter, der es noch gut zu dichten verstand, nennt er Konrad von Würzburg:„Meister Counrât ist an worten schoene,/ diu er gar verre hât gewehselt/ und von latîn alsô gedrehselt/ das lützel leien si vernement:/ an tiutschen buochen diu niht zement…“ – „Meister Konrad hat viele schöne Worte, / die er sehr weit geändert hat/ und von Latein so bearbeitet wurde/ das wenig Laien sie vernehmen: / für deutsche Bücher geziemt sich das nicht“ (V. 1202ff.). Hugo nutzt diese Kritik, um zu erklären, welches Ziel er mit seiner eigenen Dichtung verfolgt, nämlich so zu dichten, dass alle Leser aller Stände sein Werk verstehen. Weiterhin verurteilt er Werke der höfischen Epik, die seiner Meinung nach, nicht die Wahrheit schildern: „Vil manigen [buoch] sint aber baz bekannt/ hie und über manic lant/ diu buoch, diu ich vor hân genant:/ Parcifâl und Tristrant, / Wigolais und Enêas, / Êrec, Îwan […] Doch sint diu buoch gar lügen vol“ – „Sehr viele [Bücher] sind aber besser bekannt/ hier und in vielen anderen Ländern/ die Bücher, die ich vorher genannt habe: / Parzival und Tristan, / Wigolais und Äneas, / Erec, Iwein […]“ (V. 21637ff.). Hugo erhebt hiermit den Anspruch, seine Dichtung sei vollständig wahr. Im Gegensatz zu der Kritik an der höfischen Epik, steht das Lob, mit dem Hugo die höfischen Lyriker, u. a. Heinrich von Morungen, Walther von der Vogelweide, auszeichnet (Vgl. V. 1236 ff.). Der Grund für diese Preisung der höfischen Lyrik liegt in ihrer Nähe der zur Didaktik begründet, die bereits geschildert wurde.[80]

Der Marner wird von Hugo besonders hervorgehoben, da er seine Werke sowohl auf Latein, als auch auf Deutsch verfasste. Wer beide Sprachen beherrscht und es versteht, in ihnen zu predigen und zu dichten, ist Hugos Meinung nach ein glückseliger Mann: „Ouch wizzet er ist ein sêlic man,/ der tiutsch und latîn eben kann/ […] mit süezem munde“ – „Wisset auch derjenige ist ein seliger Mann, / der Deutsch und Latein gleich gut kann/ […] mit süßem Mund“ (V. 22371). Hugo lobt auch Dichter der Antike, z. B.: Augustinus, Äsop, Plinius, Ovid und Vergil, (Vgl. V. 14669) und obwohl diese als „Heiden“ nicht die christliche Lehre kennen und somit auch nicht ihre Ideale vertreten, verweist Hugo im „Renner“ häufig auf sie als Autoritäten der Sittenlehre. Dass Hugo nicht gegen Nicht-Christen bzw. „Heiden“ einzuwenden hat, bezeugt folgendes Zitat: „Juden lêre und wîser heiden/ hânt uns dinge vil bescheiden,/ diu gar nütze und guot uns sint…“ – „Die Lehre von Juden und weiser Heiden/ haben uns viele Dinge gelehrt, / die uns nützen und uns gut sind“ (V. 8447).

Fritz Vomhof zufolge hat die Literaturkritik im „Renner“ nur den Zweck, hervorzuheben, wozu Hugos eigene Dichtung in Abgrenzung zu den Werken anderer Dichter dient: „Da die Literaturkritik Hugos von Trimberg allein zur Verdeutlichung seiner eigenen Dichtung dient, verbinden sich mit ihr eng die Gedanken des Dichters über die Aufgabe seiner Dichtung“.[81] Eine gute Dichtung hat nach Hugo wie folgt auszusehen: Sie muss im Dienste Gottes stehen, rechtschaffen und einfältig sein. Weiterhin soll sie lehren, wie der Mensch sein Leben führen muss, um Gott zu gefallen (Vgl. V. 17697 – 17666). Die Grundlage, sowie das Ziel von guter Dichtung müsse die Bibel sein (Vgl. V. 20301). Da Prediger und Lehrer Deutsch und Latein beherrschten und nicht hochmütig seien, kämen sie dem idealen Bild des Dichters am nächsten (Vgl. V. 22371). Dichtung müsse ihren Lesern eigene Vergänglichkeit und die Größe Gottes aufzeigen (Vgl. V. 17967).

Hugo erklärt weiter, dass die Sprache von Gott gegeben sei und es deswegen auch Gottes Wille sei, dass man durch sie allen Menschen die göttliche Lehre und den Weg ins Himmelreich näherbringt und Sünder auf den rechten Weg zurücklenkt: „Gotes lop sül wir gemêren mit worten und sünder bekêren, fride machen, predigen, beten, der sêle unkrût mit worten ûz jeten“ – „Gottes Lob sollen wir vergrößern mit Worten und Sünder bekehren, Frieden machen, predigen, beten, das Unkraut mit Worten ausjäten“(V. 22231) Es wird deutlich, dass das Hauptziel von Hugos Dichtung die Verbreitung der Lehren der Bibel ist. Hugo ist sich ebenfalls darüber im Klaren, dass seine Dichtung nur von Wert sein kann, wenn sie in der Bevölkerung auf Resonanz stößt. Hugo verurteilt die Abkehr der Menschen von der Dichtung als „Richtschnur ihres Lebens“[82] : (Vgl. V. 5809 ff.). Durch Dichtung irdische Güter wie Reichtum oder Macht erlangen zu wollen, ist für Hugo ein geradezu verwerfliches Ziel: „Irdisch guot und irdisch êre/ will der heiligen schrift lêre/ sô gar vertiligen und vernihten…“ – „Irdisches Gut und irdische Ehre/ will die Lehre der Heiligen Schrift/ ganz und gar vertilgen und vernichten…“ (V. 2005 ff.). Doch Hugo erkennt, dass gerade diese Dichtung in seiner Zeit den meisten Zuspruch der Menschen findet (Vgl. V. 1991 ff.).

Obwohl Hugo eine klare Vorstellung von „guter“ Dichtung hat, präsentiert er den „Renner“ nicht als Paradigma für diese, sondern als ein Werk mit Schwächen. Er weist stets auf sein eigenes Unvermögen hin (Vgl. V. 15919 ff.) Die Schwierigkeit, die ihm der Umfang des Werkes gemacht hat, verdeutlicht er mit dem Bild des Reiters, dem hin und wieder sein Pferd durchgeht. Hugo ist sich der Schwächen seines Werkes bewusst und betont, dass Kritik an der Form, aber nicht am Inhalt des „Renner“, angebracht sei. Dies wird z. B. an folgender Stelle deutlich: „Nieman sol sprechen daz ich flicke/ mîn getihte, ob ich ez verzwicke/ und mit der heiligen schrift bewêre…“ – „Niemand soll sagen, dass ich flicke/ mein gedicht, wenn ich es verbessere/ und mit der Heiligen Schrift gewähre“ (V. 20291 ff.). Hugo ist sich weiterhin darüber im Klaren, dass die Sünden auch durch Dichtungen wie den „Renner“ nie vollständig ausgelöscht werden: „Swie vil wir tihten, lesen, schrîben,/ die gîtikeit wir doch niht vertrîben“ – „Wie viel wir auch dichten, lesen, schreiben, / die Habgier vertreiben wir doch nicht“ (V. 7651 f.).

Die Zeit- und Gesellschaftskritik im „Renner“

Die Zeit- und Gesellschaftskritik, die im „Renner“ enthalten ist, ist ein weiteres Element der Didaktik. Nach Vomhof weiß der Didaktiker: „daß er nur durch ständige Kritik an seiner Umwelt seine Absichten verwirklichen kann, nämlich seinen Mitmenschen einen besseren Weg zu zeigen“.[83] Es ist zu beachten, dass Bewertungen der Gegenwart stets subjektiv geprägt sind. Dies ist auch im „Renner“ der Fall: Schreibt Hugo über Ereignisse seiner Zeit, so bewertet auch er sie von einem subjektiven Standpunkt aus. Ein Beispiel hierfür ist Hugos Aussage zu der Eroberung Akkons, der „letzten Bastion der Christenheit im Heiligen Land“,[84] durch die Mohammedaner am 18. Mai 1291. Er weist die Schuld an der Niederlage den Sünden der Christen zu, die dort leben (Vgl. V. 15890) und ruft in diesem Zusammenhang die Christen dazu auf, sich wieder Gott zuzuwenden, da die Sünden das Christentum ansonsten zerstören würden: „hôchfart, unkiusche und gîtikeit zerstoerent noch die kristenheit“ – „Hochmut, Unzüchtigkeit und Habgier zerstören noch die Christenheit“ (V. 15893 f.).

Äußerungen über konkrete geschichtliche Ereignisse wie die Eroberung Akkons oder beispielsweise den Überfall auf den päpstlichen Konvoi 1297 treten im „Renner“ jedoch seltener auf, als beispielsweise Stellungnahmen über die sozialen Verhältnisse. Der Grund hierfür ist Hugos Ziel, durch Belehrung in seiner Dichtung gesellschaftlichen Entwicklungen entgegenzuwirken, die er als schlecht empfindet. Er ist sich darüber bewusst, dass er in einer Übergangszeit von der höfischen zur „bürgerlichen“ Zeit lebt und bringt dies auch im „Renner“ zum Ausdruck: „Dô ich von êrste ze Babenberc/ kam, dô vant ich milter liute/ vil mêre dâ denne ich vinde hiute […]“ – „Als ich als erstes nach Bamberg kam, da fand ich freundlichere Leute/ viel mehr, als ich sie heute vorfinde“ (V. 21454 ff.).

Die größte Gefahr, die er in diesem Umbruch sieht, ist der Versuch, die von Gott gegebene ständische Ordnung aufzuheben: „Swer wider sînen orden strebet/ und niht nâch gotes willen lebet,/ wizzet der ist ein endekrist“ – „Wer wider seinen Orden handelt/ und nicht nach Gottes Willen lebt, / wisset der ist ein Antichrist“ (V. 4495 ff.). Dennoch seien Priester, Ritter und Bauern (Vgl. V. 505 ff.) vor Gott alle gleich, alle von den Sünden bedroht und sollten in Frieden miteinander leben. Hugo unterzieht die drei Stände im „Renner“ einer umfassenden gesellschaftskritischen Untersuchung, sowie es nach Müller für mittelalterliche Dichtungen typisch ist.[85]

Kritik an der Geistlichkeit und der Säkularisierung im „Renner“

Hugo beklagt die Lasterhaftigkeit der Pfaffen und Mönche, die sich z. B. in Form von Habgier, Simonie und Unkeuschheit äußere und kritisiert sogar den Papst: Dieser sei zwar der Hirte der gläubigen Christen, wolle diese aber aus habgierigen Motiven scheren: „Got gap sant Pêter sînen segen/ und hiez in sîner schâfe pflegen,/ er hiez in niht schâfe beschern:/ nu schernt die pfaffen alle gern…“ – „Gott gab Sankt Petrus seinen Segen/ und wies ihn an seine Schafe zu pflegen, / er wies ihn nicht an, die Schafe zu scheren: / Nun scheren die Priester alle gern“ (V. 9010 ff.). Von „vorreformatorischen Gedanken“[86] kann im „Renner“ jedoch keine Rede sein, da Hugo sich stets als „treuer Sohn“ der Kirche bezeichnet. Dass er sich nicht gegen diese aufzulehnen gedenkt, wird auch daran deutlich, dass er den Stand der Geistlichkeit als „Kind Gottes“ bezeichnet und sagt, dass man den Verwirrungen der Welt nur durch den Mönchsstand entkommen könnte (Vgl. V. 18012 ff.).

Weiterhin klagt Hugo über die zunehmende Säkularisierung. Ihm ist jedoch klar, dass die wenigen verbliebenen Christen diese nicht mehr abwenden können (Vgl. V. 23243 ff.). Grund hierfür sei die starke Bindung der Menschen ans Diesseits. Deshalb ruft Hugo im „Renner“ zur Verachtung des Irdischen auf, da der Mensch sich stets seiner Vergänglichkeit bewusst sein müsse, um sich von den Ketten des irdischen Lebens zu befreien. Weiterhin müssen Menschen eine dreifache Geburt durchleben: Zuerst die Geburt aus dem Mutterleib, zweitens die „Geburt“ durch Taufe und drittens die Geburt durch den Tod, die einen zurück zu Gott führt.[87] (Vgl. V. 24085 ff.)

Das Ziel, welches Hugo mit seiner Kritik an der Geistlichkeit verfolgt ist, dass die Menschen ihre Sünden ablegen, um wieder Gott zu dienen. Da er glaubt, dass nur die Geistlichkeit den Anstoß zu einer Rückbesinnung auf Gott und der christlichen Ideale geben könne, geht er mit diesem Stand besonders hart ins Gericht.

Kritik am Rittertum

In der nachhöfischen Didaktik wurden die Ideale der höfischen Zeit verstärkt kritisiert, da sich in der nachhöfischen Zeit zum einen ein neues Bewusstsein entwickelt hatte und man zum anderen die höfische Kultur für ihre Stagnation verachtete. Der Niedergang der höfischen Kultur ist nach Hugos Meinung vor allem am sich parallel vollziehenden Niedergang des Rittertums festzumachen: Der vormals edel gesinnte Stand der Ritter, werde nun von Lastern beherrscht. Hugo fragt sich, wo das tugendhafte Rittertum von damals geblieben ist (Vgl. V. 15180 ff.). Mit der Schilderung über das unsittliche Verhalten der Ritter bedient Hugo von Trimberg sich einem Lehrprinzip, das Fritz Vomhof „negative[r] Unterweisung“[88] nennt. Dieses Prinzip belehrt durch die Präsentation abschreckender Beispiele, indem sie aufzeigt, wie man sich möglichst nicht verhalten sollte. Durch die Gegenüberstellung von Geistlichkeit und Rittertum stellt Hugo außerdem heraus, dass nur das Klosterleben, nicht aber das Leben als Ritter zum Seelenheil führen kann. Er hält beispielsweise Turniere für wertlos und Teufelswerk (Vgl. V. 11589.).

Allgemeine Zeitklagen

Weiterhin kritisiert Hugo im „Renner“ die Kaufleute. Die Kaufleute sind ein neuer Stand, der in Deutschland im 13. Jahrhundert entstand. Obwohl die Kaufleute, sich zur Zeit der Verfassung des Renners also bereits als neuer Stand etabliert haben, kommt er in Hugos Aufzählung der Stände nicht vor (Vgl. V. 2213 ff.). Hugo betrachtet die Kaufleute folglich nicht als Stand. Dies ist nicht ungewöhnlich, da auch andere Dichter, z. B. Freidank, so mit ihnen verfahren. Wenn Hugo sie erwähnt, äußert er sich meist negativ über sie (Vgl. V. 6199 f.). Der Grund hierfür dürfte in der ablehnenden Haltung begründet sein, mit der die Kirche den Kaufleuten begegnet, da sie in der Tätigkeit des Handelns eine Gefahr fürs Seelenheil der Menschen sah und diese dem asketischen Ideal widersprach. Hugo klagt ebenfalls über die Laster, die in der Welt immer vorherrschender werden und allmählich die Tugenden ablösen, so wird z. B. „triuwe“ zu „untriuwe“ usw. Ursache hierfür sei die Übermacht der gîtikeit, die Hugos Auffassung nach das Hauptlaster der Zeit ist (Vgl. V. 21435 ff.).

Allgemein lässt sich sagen, dass Hugo die Gegenwart im „Renner“ meist negativ schildert, während er die Vergangenheit lobt. Dies ist ein gängiges Mittel der didaktischen Belehrungsdichtung.

Altersklage

Hugo klagt im „Renner“ häufig über sein Alter und nutzt diese Altersklage wiederum für belehrende Zwecke: Bereits im Prolog erwähnt er ein Ohrensausen, unter dem er bereits seit seinem fünfzigsten Lebensjahr leidet. Hugos Meinung nach, ist das Kopfsausen ein Zeichen für die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens (Vgl. V. 9 ff.). Er meint weiter, die Beschwerden, die den Menschen im Alter befallen, seien Signale Gottes, die den Menschen an seinen baldigen Tod erinnern und ihn zur Besinnung und Buße aufrufen sollen: „Swenne er gedenket hin und her/ wie gesunt, wie junc, wie stark er wêr/ und ouch merkende wirt dâ bî/ wie alt, wie kalt, wie krank er sî:/ sô sölte er ûf gein himel trahten“ – „Wenn er hin und her denkt/ wie gesund, wie jung, wie stark er war/ und auch dabei merken wird/ wie alt, wie kalt, wie krank er ist: / so sollte er über den Himmel nachdenken“ (V. 23027 ff.).

Armuts- und Bildungsklage

Hugo erklärt im „Renner“, dass er als rector scolarum an der Bamberger Stiftsschule St. Gangolf (Bamberg) tätig war. Als solcher wurde er vom scholasticus der Schule eingesetzt und war finanziell von ihm abhängig. Obwohl wenig über die Verhältnisse der Scholasterie in St. Gangolf im 13. Jahrhundert bekannt ist, lässt sich aus Zeugnissen anderer Scholaster entnehmen, dass der Lohn für einen rector scolarum niedrig ausfiel. Es ist daher zu vermuten, dass auch Hugo in seiner Berufslaufbahn als Lehrer, die nach seinen Angaben, etwa 40 bis 50 Jahre umfasste, mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert wurde (Vgl. V. 24.560 ff.).

Hugo von Trimberg nimmt in diesem Zuge auch Stellung zu den Bildungsverhältnissen seiner Zeit und bewertet sie auf der Grundlage seiner langen Berufserfahrung. Hierbei bemängelt er vor allem die frühen Abgänge der Schüler von den Stiftsschulen. Diese hängen mit den Gründungen der Stadtschulen und den Universitäten zusammen. Wegen des Übergangs zum Schrifttum wurden Stadtschulen gegründet, in denen sowohl Latein, als auch Deutsch gelehrt wurden. Während in Bamberg die grammatisch-rhetorische Lehre im Zentrum stand, wurden in den Universitäten auch die neuen Fächer Medizin, Theologie und Jurisprudenz angeboten. Die Schüler bevorzugten entweder ein solches Universitätsstudium oder besuchten die örtlichen Stadtschulen. Darunter litten Stiftsschulen wie St. Gangolf und die Löhne von den dort beschäftigten Lehrern, wie Hugo von Trimberg, die auf die Schulgelder angewiesen waren. Hugos Armutsklage hängt also direkt mit den Bildungsverhältnissen seiner Zeit zusammen. Existenziell bedrohlich ist ihm zufolge auch das Unverständnis, mit welchem die Menschen seinen Werken begegnen.

Miniatur aus der „Renner“ Handschrift des Johannes Vorster II

Und weiterhin beschwert er sich über die mangelnde Lernfreude der ihm verbliebenen Schüler: „Swer hundert schuoler hât gelêrt, / wirt der under in von siben geêrt“– „Wer hundert Schüler unterrichtet hat, / wird dieser unter ihnen von sieben geehrt“ (V. 17563 f.).

Das Wissen, das im „Renner“ vermittelt wird, basiert auf den „7 freien Künsten“, durch die man Hugo zufolge zu Gott gelangen kann (Vgl. V. 16075 ff.).

Fazit über die didaktische Intention Hugo von Trimbergs im „Renner“

Hugo von Trimberg will durch seine Klagen und kritischen Äußerungen das „falschen“ Tun der Menschen aufdecken und sie dadurch zum „richtigen“ Tun zurückführen. Um den Menschen zu zeigen, wie man sich „richtig“ verhält, stellt Hugo eine Tugendlehre auf, die ihren Ausdruck vor allem in seiner ausführlichen Präsentation der Laster und Sünden findet. Deswegen sind auch die sieben Hauptsünden die Strukturierungsmittel des gesamten Werkes. Er bedient sich hauptsächlich einem Lehrprinzip, das Fritz Vomhof als „negative Unterweisung“ bezeichnet, um die Menschen zu Gott zurückzuführen. So, wie es für ein Lehrwerk des Mittelalters typisch ist, ist es sowohl didaktisch, als auch theologisch geprägt. Die Bibel ist zu Hugos Zeiten das Zentrum der schulischen und religiösen Bildung. Nicht umsonst ist die Heilige Schrift die Hauptquelle von Hugos Alterswerk.

Quellen (Auswahl)

  • Der Renner. Nürnberg 1347, Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, UER MS.B 4 (Digitalisat).
  • Der Renner mit Von der Jugend und dem Alter; Johannisminne; Neumondkalender 1385-1399. Kurpfalz (?) 1378, Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 366 (Digitalisat).
  • Der Renner „Tafel der christlichen Weisheit“. Nürnberg 1425-1431, Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 471 (Digitalisat).
  • Der Renner- Südtirol, 1468, Fondation Martin Bodmer Cologny, Cod. Bodmer 91 (Digitalisat).
  • Der Renner. Süddeutschland 3. Viertel 15. Jh., Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 98 (Digitalisat).
  • Der Renner – Ein schön und nützlich Buch. Franckfurt a. M. 1549, Bayerische Staatsbibliothek München, 2 P.o.germ. 29 m#Beibd.1 (Digitalisat).
  • Der Renner. (Fragment, 1 Blatt), 14. Jh., Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Hs 22025 (Digitalisat)
  • Der Renner. (Fragment, 1½ Blatt), 14. Jh., Universität Freiburg, Hs. 528 (Digitalisat)
  • Sammelhandschrift (Fol. 1b–151b, Anfang und Ende fragmentiert) 1426, Österreichische Nationalbibliothek Wien, Cod. 3086.

Thematisch verwandt

  • [HUGO VON TRIMBERG] Tirol 1411-1413, Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Innsbruck, Cod. 900 (Digitalisat).

Literatur

Textausgaben

  • Der „Renner“ von Hugo von Trimberg. Band 1–4, hrsg. von Gustav Ehrismann. Mit einem Nachwort und Ergänzungen von Günther Schweikle (Nachdr. D. Ausg. Tübingen 1908–1911) (Deutsche Neudrucke. Texte des Mittelalters), Berlin 1970, ISBN 1-145-10692-7.
  • Gregorius Magnus, Moralia in Iob, Band 1 – 3, hg. Von Marcus Adriaen (Corpus Christianorum Series Latina CXLIII), Turnholti 1979–1985, ISBN 978-2-503-01431-9.
  • Peter Keyser: Michael de Leone (gest. 1355) und seine literarische Sammlung (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte Reihe IX, Darstellungen aus der Fränkischen Geschichte 21), Würzburg 1966, ISBN 3-7686-9182-9.

Forschungsliteratur

Monographien

  • Inés de la Cuadra: Der „Renner“ Hugos von Trimberg: allegorische Denkformen und literarische Traditionen, Hildesheim 1999, ISBN 3-487-10940-9.
  • Klaus Düwel: Werkbezeichnungen der mittelhochdeutschen Erzählliteratur, Göttingen 1983, ISBN 3-525-20548-1.
  • Henrike Lähnemann: ‚Der Renner‘ des Johannes Vorster – Untersuchung und Edition des cpg 471, Tübingen 1998, ISBN 3-7720-2030-5.
  • Lutz Rosenplenter: Zitat und Autoritätsberufung im Renner Hugos von Trimberg. Ein Beitrag zur Bildung des Laien im Spätmittelalter, Europäische Hochschulschriften: Reihe 1, Dt. Sprache und Literatur; 457, Frankfurt am Main; Bern 1982, ISBN 3-8204-6237-6.
  • Rudolf Kilian Weigand: Der „Renner“ des Hugo von Trimberg. Überlieferung, Quellenabhängigkeit und Struktur einer spätmittelalterlichen Lehrdichtung. Wissensliteratur im Mittelalter. Schriften des Sonderforschungsbereichs 226 Wurzburg/ Eichstätt, Band 35, Wiesbaden 2000, ISBN 3-89500-202-X.

Zeitschriftenartikel

  • Henning Brinkmann: Der Prolog im Mittelalter als literarische Erscheinung. Bau und Aussage. In: WW 14 (1964), S. 1–21.
  • Janicke: Über Hugo von Trimbergs Leben und Schriften. in: Germania 2, 1857.
  • Albert Leitzmann: Freidankzitate im Renner, in: PBB 45 (1921).

Sammelbände

  • Gustav Ehrismann: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters, 3 Bd., München 1922–1935.
  • Hans Robert Jauss: Theorie der Gattungen und der Literatur des Mittelalters, in: Alterität und Modernität der mittelalterlichen Literatur. Gesammelte Aufsätze 1956–1976, München 1977, ISBN 3-7705-1487-4.
  • K. F. Müller: „Die literarische Kritik in der mittelhochdeutschen Dichtung und ihr Wesen“, DF 26, Frankfurt am Main 1933.
  • Nigel F. Palmer: Kapitel und Buch. Zu den Gliederungsprinzipien mittelalterlicher Bücher, in: Frühmittelalterliche Studien 23, 1989, ISBN 978-3-11-024221-8 (E-Book).
  • Bernhard Schemmel: Hugo von Trimberg, in: Fränkische Lebensbilder, hg. Von Gerhard Pfeiffer (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte Reihe VIIA, Fränkische Lebensbilder 4), Würzburg 1971, ISBN 3-7686-9157-8, S. 1–26.

Lexikonartikel

  • Ludwig Hödl, Fritz Hoffmann: Distinktion. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 3. Artemis & Winkler, München/Zürich 1986, ISBN 3-7608-8903-4, Sp. 1127 f.
  • Günther Schweikle: Hugo von Trimberg, in: Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band 4, 1983, ISBN 3-11-008838-X.

Dissertationen

  • Leo Behrendt: The Ethical Teaching of Hugo of Trimberg. (Diss.) Washington 1926.
  • Else Schlicht: Das lehrhafte Gleichnis im Renner des Hugo von Trimberg. (Diss.) Giessen 1928.
  • Helga Thiel: Des Teufels Netz – Beobachtungen zur spätmittelalterlichen geistlichen Didaktik. (Diss.) München 1953.
  • Fritz Vomhof: Der „Renner“ Hugos von Trimberg. Beiträge zum Verständnis der nachhöfischen deutschen Didaktik. (Diss.) Köln 1959.
  • Egon Julius Wölfel: Untersuchungen über Hugo von Trimberg und seinen Renner. (Diss.) Leipzig 1884, ISBN 1-141-11703-7.

Einzelnachweise

  1. Die maßgebliche Renner-Ausgabe ist die von Gustav Ehrismann, die von Günther Schweikle 1970 nur um einige Angaben in dem Kommentarband ergänzt wurde.
  2. Weigand, Rudolf Kilian: Der „Renner“ des Hugo von Trimberg. Überlieferung, Quellenabhängigkeit und Struktur einer spätmittelalterlichen Lehrdichtung. Wissensliteratur im Mittelalter. Schriften des Sonderforschungsbereichs 226 Würzburg/ Eichstätt, Band 35, Wiesbaden 2000, S. 26.
  3. Weigand, S. 346 ff.
  4. Palmer, Nigel F.: Kapitel und Buch. Zu den Gliederungsprinzipien mittelalterlicher Bücher, in: Frühmittelalterliche Studien 23, 1989, S. 67 ff.
  5. Vgl. Cuadra, Inés de la: Der „Renner“ Hugos von Trimberg: allegorische Denkformen und literarische Traditionen, Hildesheim 1999, S. 122.
  6. Vgl. Weigand.
  7. Vgl. Henning Brinkmann: Der Prolog im Mittelalter als literarische Erscheinung. Bau und Aussage. In: WW 14 (1964), S. 1–21. Alle Zitate aus dem „Renner“ entstammen dieser Ausgabe.
  8. Vgl. Weigand, S. 289 f.
  9. Weigand, S. 26.
  10. Vgl. Weigand, S. 291 f.
  11. Vgl. Weigand, S. 291.
  12. Cuadra, S. 292.
  13. Vgl. Weigand, S. 295.
  14. Vgl. Cuadra, S. 45.
  15. Ludwig Hödl, Fritz Hoffmann: Distinktion. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 3. Artemis & Winkler, München/Zürich 1986, ISBN 3-7608-8903-4, Sp. 1127 f.
  16. Palmer, S. 60–88.
  17. Cuadra, S. 119 f.
  18. Ebd, S. 92.
  19. Dies geschieht nur fragmentarisch, da der große Umfang des Werkes eine detaillierte Schilderung an dieser Stelle nicht zulässt. Aussparungen und Zusammenfassungen sind daher unvermeidbar. Eine Übersicht über den Inhalt des „Renner“ ist bei Weigand zu finden.
  20. Es ist anzumerken, dass in dieser Aufzählung der Neid fehlt und auch die Reihenfolge der Sünden nicht mit ihrer Abfolge im „Renner“ übereinstimmt.
  21. Vgl. Cuadra, S. 142.
  22. Vgl. Cuadra, S. 144.
  23. Evtl. mit Trik-Trak identisch. Vgl. Weigand, S. 369.
  24. Cuadra, S. 144 f.
  25. Cuadra, S. 145 f.
  26. Cuadra, S. 80.
  27. Vgl. Cuadra, S. 147.
  28. Vgl. Cuadra S. 148.
  29. Vgl. Cuadra, S. 82.
  30. Vgl. Cuadra S. 83.
  31. Vgl. Weigand, S. 374.
  32. Vgl. Cuadra, S. 152 f.
  33. Vgl. Cuadra, S. 153.
  34. Vgl. Cuadra, S. 151 f.
  35. Cuadra, S. 155.
  36. Bei dem „Samener“ handelt es sich um ein weiteres Werk Hugos. Da Hugo fünf Bögen dieses Werkes verloren hat, konnte er es nicht vollenden. Den erhaltenen Inhalt hat er in den Versen 24606 – 24611 des „Renner“ integriert.
  37. Keyser, Peter, Michael de Leone (gest. 1355) und seine literarische Sammlung, Würzburg 1966, S. 136.
  38. Vgl. Cuadra, S. 4.
  39. I Cor 9,24.
  40. Weigand, S. 232.
  41. Vgl. Rosenplenter, Lutz: Zitat und Autoritätsberufung im Renner Hugos von Trimberg. Ein Beitrag zur Bildung des Laien im Spätmittelalter, Europäische Hochschulschriften: Reihe 1, Dt. Sprache und Literatur; 457, Frankfurt am Main; Bern, 1982, S. 26.
  42. Vgl. Cuadra, S. 130.
  43. Vgl. Lähnemann, S. 111.
  44. Vgl. Rosenplenter, S. 127 f.
  45. Vgl. Rosenplenter, S. 134.
  46. Vgl. Cuadra, S. 290.
  47. Vgl. Cuadra, S. 307 f.
  48. Vgl. Cuadra, S. 353.
  49. Albert Leitzmann: Freidankzitate im Renner, in: PBB 45 (1921), S. 116 ff.
  50. Wölfel, Egon Julius: Untersuchungen über Hugo von Trimberg und seinen Renner. (Diss.)Leipzig 1884, S. 18.
  51. Vgl. Cuadra, S. 325.
  52. Vgl. Schlicht, Else: Das lehrhafte Gleichnis im Renner des Hugo von Trimberg, (Diss.)Giessen 1928, S. 11.
  53. Weigand, S. 33.
  54. Vgl. Weigand, S. 251 f.
  55. Vgl. Cuadra, S. 253.
  56. Vgl. Cuadra, S. 253 ff.
  57. Vgl. Schlicht, S. 15 f.
  58. Eine Auflistung der im „Renner“ verwendeten Fabeln des Äsop und Avianus ist in Else Schlichts Dissertation „Das lehrhafte Gleichnis im Renner des Hugo von Trimberg“ aus dem Jahre 1928 zu finden.
  59. Vgl. Weigand, S. 151.
  60. Vgl. Cuadra, S. 152.
  61. Vgl. Cuadra, S. 3.
  62. Vgl. Weigand, S. 5.
  63. Sie enthält u. a. ein Verzeichnis, das in knapper Form, dreiunddreißig Handschriften des „Renner“ beschreibt.
  64. Vgl. Cuadra, S. 19.
  65. Weigand, S. 7.
  66. Vgl. Weigand, S. 8 ff.
  67. Vgl. Cuadra, S. 17.
  68. Vgl. Cuadra, S. 39.
  69. Vgl. Cuadra, S. 269.
  70. Schweikle, Günther: Hugo von Trimberg, in: VL 4, 1983², Sp. 273.
  71. Vomhof, Fritz: Der „Renner“ Hugos von Trimberg. Beiträge zum Verständnis der nachhöfischen deutschen Didaktik (Diss.), Köln 1959, S. 4.
  72. Vomhof, S. 4 f.
  73. Vgl. Cuadra, S. 15.
  74. Vgl. Cuadra, S. 17.
  75. Vgl. Cuadra, S. 17.
  76. Ehrismann, Gustav: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters, 3 Bd., München 1922–1935, S. 2.
  77. Thiel, Helga: Des Teufels Netz – Beobachtungen zur spätmittelalterlichen geistlichen Didaktik. Diss. München 1953, S. 169.
  78. Vgl. Vomhof, S. 14.
  79. Vgl. Cuadra, S. 20.
  80. Vgl. V. 1243.
  81. Vomhof, S. 25.
  82. Vgl. Cuadra, S. 27.
  83. Vomhof, S. 34.
  84. Vgl. Cuadra, S. 221.
  85. Vgl. KF Müller: „Die literarische Kritik in der mittelhochdeutschen Dichtung und ihr Wesen“, DF 26, 1933, S. 97.
  86. Vomhof, S. 39.
  87. Vgl. Cuadra, S. 138.
  88. Vomhof, S. 43.
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