Depotfund von Kyhna

Der Depotfund von Kyhna aus Kyhna, einem Ortsteil von Wiedemar im Landkreis Nordsachsen (Sachsen) stammt aus der Bronzezeit (etwa 2100 v. Chr.) und kann der Aunjetitzer Kultur (2300–1550 v. Chr.) zugeordnet werden. Er enthält Schmuckstücke aus Bernstein, vorwiegend aber aus Bronze, darunter Schleifennadeln[1] und eine Art Lanzenspitze.

Der Depotfund von Kyhna

Die Lanzenspitze nimmt typologisch eine Sonderstellung ein. Sie kann nur mit Funden aus der Ägäis verglichen werden. Metallanalysen ergaben aber, dass die Waffe aus mitteleuropäischem Erz gefertigt wurde.[2]

Im frühbronzezeitlichen Fundbestand dominieren Fahlerzmetalle (Arsen- oder Antimonbronzen). Fahlerzkupfer war in der mitteleuropäischen Frühbronzezeit weit verbreitet. Nickelreiches Fahlerzkupfer ist typisch für die frühen Funde, zu denen neben Kyhna auch Dieskau III, Halle-Giebichenstein und Schollene gehören. Für den Aufschwung der Metallurgie am Beginn der Frühbronzezeit Mitteldeutschlands hat nickelreiches Fahlerzkupfer offensichtlich eine besondere Bedeutung.

Das Depot steht vermutlich mit den wenig entfernt liegenden Kreisgrabenanlagen der späten Jungsteinzeit in Verbindung. Die Gründe für die Niederlegung von Bronzehorten sind unbekannt. Vermutlich handelte es sich um Opfergaben an Gottheiten. Vielleicht haben sie die Besitzer in Kriegszeiten versteckt. In den meisten Fällen sind die niedergelegten Objekte: Geschirr, Schmuck, Werkzeuge oder Waffen mutwillig zerbrochen worden, was hier jedoch nicht der Fall ist.

Der Depotfund aus Kyhna wird im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz ausgestellt.[3]

Literatur

  • Ralf Busch: Kupfer für Europa. In: Archäologie in Deutschland 4/2000, S. 62.
  • Wilhelm Albert von Brunn: Die Hortfunde der frühen Bronzezeit aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen (= Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte/Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Band 7/1). Akademie-Verlag, Berlin 1959.
  • Werner Coblenz: Ein frühbronzezeitlicher Verwahrfund von Kyhna, Kr. Delitzsch. In: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege, Band 30, 1986, S. 37–88.
  • Friederike Koch (Hrsg.): Bronzezeit – Die Lausitz vor 3000 Jahren. Kamenz 2007.
  • Harald Meller, Kai Michel: Griff nach den Sternen – Nebra, Stonehenge, Babylon: Reise ins Universum der Himmelsscheibe. Propyläen, Berlin 2021, ISBN 978-3-549-10027-1, S. 164–166.
  • Bernhard F. Steinmann: Kyhna oder Hin und zurück – Zentraleuropa und der Mittelmeerkontakt. In: Harald Meller, Michael Schefzik (Hrsg.): Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte. Begleitband zur Sonderausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale). wbg Theiss, Darmstadt 2020, ISBN 978-3-8062-4223-2, S. 175–177.
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Einzelnachweise

  1. Schleifennadeln waren eine in Mitteleuropa verbreitete Form, die am Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. in Syrien und im Libanon im Fundrepertoire erscheint. Es ist umstritten, ob die Nadeln aus der Levante europäischen Handwerkern als Vorbilder dienten. Es werden verschiedene Typen unterschieden.
  2. Bernhard F. Steinmann: Kyhna oder Hin und zurück – Zentraleuropa und der Mittelmeerkontakt. In: Harald Meller, Michael Schefzik (Hrsg.): Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte. wbg Theiss, Darmstadt 2020, S. 176
  3. Sabine Wolfram (Hrsg.): In die Tiefe der Zeit – 300.000 Jahre Menschheitsgeschichte in Sachsen. Das Buch zur Dauerausstellung. smac / Landesamt für Archäologie Sachsen, Dresden 2014, S. 135
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