Dennis Ritchie
Dennis MacAlistair Ritchie (* 9. September 1941 in Bronxville, New York; † vor dem 12. Oktober 2011 in Berkeley Heights, New Jersey) war ein US-amerikanischer Informatiker. Er entwickelte zusammen mit Ken Thompson und anderen die erste Version des Unix-Betriebssystems[1][2] und schrieb die ersten sechs Ausgaben des Unix Programmer’s Manual,[3] ehe das Handbuch in „Unix Time-Sharing System“ umbenannt wurde.[4]
Zusammen mit Thompson und Brian W. Kernighan entwickelte er die Programmiersprache C.[5] Kernighan und Ritchie schrieben gemeinsam das Buch The C Programming Language, das oft mit dem Kürzel K&R zitiert wird. Bekannt und berühmt sind auch seine Initialen dmr, die Ritchie als Username für den System-Login verwendete. Für seine Arbeiten, insbesondere die Entwicklung des bis heute maßgeblichen Unix-Betriebssystems und der Sprache C, erhielt er einige der höchsten Auszeichnungen der Informatik wie etwa den Turing-Award.
Leben
Dennis Ritchie wurde am 9. September 1941 als Sohn von Alistair E. Ritchie geboren. Er studierte an der Universität Harvard Physik und Angewandte Mathematik. 1968 wurde ihm für seine Dissertation Program Structure and Computational Complexity der Doktorgrad (englisch Ph.D.) von der Universität Harvard verliehen.[6]
Ab 1967 arbeitete Ritchie in den Bell Telephone Laboratories (kurz „Bell Labs“) im Computing Sciences Research Center. Er beschäftigte sich mit Multics, BCPL, ALTRAN und schließlich mit den Programmiersprachen B und C sowie den Betriebssystemen Unix und Plan 9. Zuletzt war er der Leiter der Forschungsabteilung für System-Software bei Lucent Technologies/Bell Labs.
2007 ging Ritchie in den Ruhestand und arbeitete fortan gelegentlich als Berater.[7]
Ritchie wurde am 12. Oktober 2011 im Alter von 70 Jahren in seinem Haus in Berkeley Heights, New Jersey, wo er zuvor allein gelebt hatte, tot aufgefunden. Erste Nachrichten über seinen Tod kamen von seinem ehemaligen Kollegen Rob Pike. Die Ursache und der genaue Zeitpunkt des Todes wurden nicht bekannt gegeben. Nach der Behandlung von Prostatakrebs und Herzerkrankungen war er mehrere Jahre gesundheitlich beeinträchtigt. Die Nachricht von Ritchies Tod wurde größtenteils von der Medienberichterstattung über den Tod von Apple-Mitbegründer Steve Jobs in der Woche zuvor überschattet.[8][9]
Auszeichnungen
Zusammen mit Ken Thompson erhielt er 1983 den Turing Award, 1990 die Richard-W.-Hamming-Medaille des IEEE, 1999 die National Medal of Technology. 2005 wurde Ritchie mit dem IRI Achievement Award des Industrial Research Institute ausgezeichnet.[10] 2011 bekam er den Japan-Preis für die Entwicklung von Unix und C.[11] 2019 wurde er posthum in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen.
Werke
- Brian W. Kernighan, Dennis M. Ritchie: The C Programming Language. 2. Auflage. Prentice Hall, Englewood Cliffs, N.J. 1988, ISBN 0-13-110362-8. Die Erstausgabe erschien 1978.
- Program structure and computational complexity draft, Dissertation, 1969, Digitalisat
Weblinks
- Dennis Ritchies Homepage bei Bell Labs
- Lucent-Pressemitteilung zur National Medal of Technology vom 27. April 1999 (Memento vom 1. Juni 2007 im Internet Archive)
- Lucent-Pressemitteilung zum IRI Achievement Award vom 15. November 2005
- The Limbo Programming Language by Dennis M. Ritchie
- Unix ist einfach – zum Tode von Dennis Ritchie, heise online, 13. Oktober 2011.
- Dennis Ritchie 1941–2011: Message from Jeong Kim, President of Bell Labs (englisch), Alcatel-Lucent, 13. Oktober 2011
Einzelnachweise
- Matthias Kremp: 40 Jahre Unix. Spiegel Online, 18. August 2009, abgerufen am 16. Oktober 2011.
- The famous PDP-7 comes to the rescue. Bell Labs, archiviert vom am 6. August 2007; abgerufen am 26. Oktober 2011 (englisch): „It did not take long, therefore, for Thompson to find a little-used PDP-7 computer with an excellent display terminal,“ Ritchie explained. „He and I rewrote 'Space Travel' to run on this machine.“
- K. Thompson, D. M. Ritchie: Unix Programmer’s Manual. Lucent Technologies, 3. November 1971, archiviert vom am 6. September 2014; abgerufen am 18. Oktober 2011 (englisch).
- Unix ist einfach – zum Tode von Dennis Ritchie. heise.de, abgerufen am 18. September 2017.
- Dennis M. Ritchie: The Development of the C Language. Lucent Technologies, 1993, archiviert vom am 28. März 2015; abgerufen am 20. November 2011 (englisch).
- Dennis M. Ritchie: Dissertation: Program Structure and Computational Complexity. Harvard University, 1968, abgerufen am 13. Oktober 2011 (englisch).
- Benny Evangelista: Ken Thompson, Dennis Ritchie win Japan Prize. San Francisco Chronicle, 25. Januar 2011, abgerufen am 4. September 2011 (englisch).
- Unix creator Dennis Ritchie dies aged 70. BBC News, 13. Oktober 2011, abgerufen am 13. Oktober 2011 (englisch).
- Steve Lohr: Dennis Ritchie, Trailblazer in Digital Era, Dies at 70. The New York Times, 13. Oktober 2011, abgerufen am 14. Oktober 2011 (englisch).
- Industrial Research Institute Presents 2005 IRI Achievement Award to Dr. Dennis M. Ritchie. Industrial Research Institute, 14. November 2005, archiviert vom am 22. November 2012; abgerufen am 17. Oktober 2011.
- Japan-Preis für UNIX-Entwickler. heise online, 25. Januar 2011, abgerufen am 4. September 2011.