Demesmaekerit
Demesmaekerit ist ein sehr selten vorkommendes Uran-Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ (einschließlich V[5,6]-Vanadate, Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite und Iodate). Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb2Cu2(UO2)2(SeO3)6(OH)6·2H2O, ist also ein wasserhaltiges basisches Blei-Kupfer-Uranyl-Selenit.
Demesmaekerit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer |
1965-019[1] |
IMA-Symbol |
Dmm[2] |
Chemische Formel | Pb2Cu2(UO2)2(SeO3)6(OH)6·2H2O[3] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
IV/K.11-40 IV/K.11-040 4.JJ.20 34.07.06.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pinakoidal P-1[4] |
Raumgruppe | P-1[5] |
Gitterparameter | a = 11,955(5)[3] Å; b = 10,039(4)[3] Å; c = 5,639(2)[3] Å α = 89,78(4)[3]; β = 100,36(4)[3]; γ = 91,34(4)[3] Bitte Quelle als Einzelnachweis ergänzen |
Formeleinheiten | Z = 1[3] Bitte Quelle als Einzelnachweis ergänzen |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 3 – 4[4] |
Dichte (g/cm3) | 5,28(4) (gemessen); 5,45 (berechnet)[4] |
Spaltbarkeit | keine beobachtet[4] |
Farbe | flaschengrün, bräunlich wenn partiell dehydratisiert |
Strichfarbe | blass gelb |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | Bitte ergänzen |
Radioaktivität | sehr stark |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,835 nβ = n/a nγ = 1,910[5] |
Doppelbrechung | δ = 0,075 |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Achsenwinkel | 2V = 35° (gemessen); 32° (berechnet) |
Pleochroismus | X' = gelbgrün; Y' = braun |
Demesmaekerit entwickelt flaschengrüne gespitzte Kristalle, die sich mit zunehmender Dehydratisierung teilweise bräunlich verfärben. Es ist weltweit bisher von nur drei Fundorten bekannt.
Etymologie und Geschichte
Demesmaekerit wurde erstmals 1965 in einer Mineralprobe aus der Musonoi Mine in der heutigen Demokratischen Republik Kongo entdeckt und von den Entdeckern Cesbron, Bachet und Oosterbosch nach belgischen Geologen Gaston Demesmaeker (5. März 1911 – 13. Februar 1997), benannt, der Direktor der Union Minière du Haut Katanga (UMHK) war.[6]
Typmineralien befinden sich in an der Université Pierre et Marie Curie, dem Muséum national d’histoire naturelle und der École des Mines in Paris, Frankreich sowie am Natural History Museum in London.
Klassifikation
Die veraltete 8. Auflage des Strunz listet den Demesmaekerit unter „Uranylselenite mit Baugruppen [UO2]2+ bis [SeO3]2−“ mit der System-Nr. IV/K.11 zusammen mit Derriksit, Guilleminit, Haynesit, Larisait, Marthozit und Piretit.
Die 9., vollständig überarbeitete Auflage des Strunz listet den Demesmaekerit in der Abteilung J „Selenite mit zusätzliche Anionen, mit H2O“ als einzigen Vertreter der Gruppe 4.JJ.20.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Demesmaekerit unter die Selenite – Tellurite – Sulfite innerhalb der Sulfate, Chromate und Molybdate mit der System-Nr. 34.07.06.01 ein.
Kristallstruktur
Demesmaekerit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P-1 mit den Gitterparametern a = 11,955(5) Å; b = 10,039(4) Å; c = 5,639(2) Å, α = 89,78(4)°, β = 100,36(4)° und γ = 91,34(4)°und 1 Formeleinheit pro Elementarzelle. Die Struktur wurde von 1983 aufgeklärt.[3]
Eigenschaften
Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 21,92 % radioaktiv. Unter Berücksichtigung der Mengenanteile der radioaktiven Elemente in der idealisierten Summenformel sowie der Folgezerfälle der natürlichen Zerfallsreihen wird für das Mineral eine spezifische Aktivität von etwa 39,2 kBq/g[4] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g). Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen, auch sind selektive An- oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte möglich und ändern die Aktivität.
Bildung und Fundorte
Demesmaekerit bildet sich als sekundäres Uranmineral in der Oxidationszone selenreicher hydrothermaler Uranerze. Es findet sich vor allem an seiner Typlokalität, der Musonoi Mine, vergesellschaftet mit Malachit, Cuprosklodowskit, Kasolit, Chalkomenit, und selenreichem Digenit sowie den weiteren Uranylselenit-Mineralen Guilleminit und Derriksit. Es ist bisher nur von drei Fundorten weltweit bekannt. Neben der Typlokalität ist es nur aus Zálesí bei der Stadt Javorník in der Tschechischen Republik und der Eureka Mine bei dem Dorf La Torre de Cabdella in der Provinz Lleida in Katalonien, Spanien, bekannt.
Vorsichtsmaßnahmen
Auf Grund der starken Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben vom Demesmaekerit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte wegen der hohen Toxizität und Radioaktivität von Uranylverbindungen eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Mundschutz und Handschuhe getragen werden.
Siehe auch
Literatur
- Demesmaekerite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 67,6 kB)
Weblinks
Einzelnachweise
- Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
- Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- D. Ginderow, F. Cesbron: Structure de la demesmaekerite, Pb2Cu2(UO2)2(SeO3)6(OH)6·2H2O. In: Acta Crystallographica. 1983, Band C39, S. 824–827.(– Abstract (englisch))
- Demesmaekerite bei Webmineral.com
- Mindat - Demesmaekerite
- F. Cesbron, B. Bachet, R. Oosterbosch: La demesmaekerite, sélénite hydraté d’uranium, cuivre et plomb. In: Bulletin de la Société Française de Minéralogie et de Cristallographie. 1965, Band 88, S. 422–425. (PDF, 333 kB (französisch)).