Deborah De Robertis

Deborah De Robertis (* 1984) ist eine luxemburgische Performance-Künstlerin.

Leben

Deborah De Robertis studierte an der Kunstschule in Brüssel. In ihren Performances stellt sie Traditionen und Konventionen infrage, beispielsweise in Bezug auf das Verhältnis zwischen Künstler und Kurator bzw. Galerist sowie zwischen Mann und Frau. Im Juli 2013 wurde sie aufgrund ihrer durchgeführten Projekte von der Jury des luxemburgischen Ministeriums für Kultur für die Cité Internationale des Arts in Paris ausgewählt. Dort arbeitete sie von September bis November 2013.[1][2][3] In dieser Zeit entstand die Fotoserie Miroir de l’origine. Sie dokumentiert eine Reihe von Aktionen, in denen De Robertis ihre Vulva vor Kunstwerken in Museen entblößte und sich dabei fotografieren ließ, darunter in der Installation Chapelle von Wim Delvoye im Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean in Luxemburg.[4][5][2]

In ihrer Performance am 29. Mai 2014 mit dem Titel Miroir de l’origine (Spiegel des Ursprungs) setzte sie sich mit dem Gemälde L’Origine du monde (Ursprung der Welt) von Gustave Courbet aus dem Jahr 1866 auseinander. In einem goldenen Paillettenkleid ging sie in das Musée d’Orsay in Paris und präsentierte vor dem Gemälde ihre geöffnete Vulva, im Unterschied zu Courbets realistischer Darstellung, in der die Beine geöffnet, aber die Vulva geschlossen gemalt ist. In einem Video dokumentierte sie ihre Performance, unterlegt mit der Hymne an die Jungfrau von Franz Schubert und mit ihrer Stimme, die wiederholt: Je suis l’origine/Je suis toutes les femmes/Tu ne m’as pas vue/Je veux que tu me reconnaisses/Vierge comme l’eau/Créatrice du sperme.[6][7]

Die Aktion erregte Aufsehen; Museumswärter schickten applaudierende Museumsbesucher aus dem Raum. Die Künstlerin wurde von der Polizei abgeführt, aber kurz darauf wieder freigelassen.[3] Die Museumsleitung teilte mit, dass ihre Inszenierung ungeachtet der künstlerischen Leistung eine Missachtung der Regeln des Museums sei.[8][3][9] De Robertis erklärte: „Wenn man den Kontext ignoriert, könnte man die Performance als einen Akt des Exhibitionismus konstruieren, was ich aber tat, war keine impulsive Handlung. Es gibt eine Lücke in der Kunstgeschichte, das ist der abwesende Blick des Objekts. […] Ich zeige nicht meine Vagina, aber ich enthülle, was wir in dem Gemälde nicht sehen, das Auge der Vagina, dieses schwarze Loch, das dem Blick verborgen ist, der Abgrund, der sich jenseits des Fleisches in die Unendlichkeit auftut, den Ursprung des Ursprungs.“ (Deborah de Robertis: zitiert in: The Huffington Post Art & Culture[10])

Rezeption

Le Monde bezeichnete die Performance Miroir de l’origine von Deborah De Robertis als eine Neuverfilmung von Courbets Gemälde.[5][9] Isoliert betrachtet könne die Aktion als Provokation verstanden werden, so die Kunsthistorikerin Bettina Heldenstein vom Casino Luxembourg – Forum d’Art Contemporain. Doch in der künstlerischen Arbeit von De Robertis gebe es eine echte Kontinuität. Sie provoziere Situationen, die eine Änderung der Perspektive bewirkten.[11] Für Kathrin Brooks, leitende Kulturredakteurin der amerikanischen Huffington Post, gehört Miroir de l’origine zu den „20 verwirrendsten Kunst-Performances aller Zeiten“ (20 of the The Most Confusing Performance Art Pieces of All Time) neben denen von u. a. Marina Abramović und Carolee Schneemann.[12] Die Kunstkritikerin Valérie Duponchelle diskutierte die Performance von De Robertis in ihrem Essay L’art, une affaire de femmes (Die Kunst, eine Sache der Frauen) und verglich sie mit den Nackt-Aktionen der Schweizer Konzeptkünstlerin Milo Moiré.[13] Die spanische Zeitung ABC ordnete die unangekündigte Performance von De Robertis ebenfalls in einer Reihe mit früheren, ähnlichen Aktionen von Valie Export im Jahr 1969 und von Marina Abramovic 2005 ein.[14]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Deborah De Robertis est sélectionnée pour la résidence d’artiste 2013 à la Cité internationale des arts de Paris. Ministère de la Culture, Grand-Duché de Luxembourg, Juli 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juni 2014; abgerufen am 7. Juni 2014 (französisch).
  2. Fatima Rougi, Philip Weber: «Eine Szene vor meiner Vagina und meinen Augen». L’essentiel, 5. Juni 2014, abgerufen am 6. Juni 2014.
  3. Luxembourg artist flashes Paris museum-goers. Luxemburger Wort, 3. Juni 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juni 2014; abgerufen am 6. Juni 2014.
  4. Benjamin Sutton: Artist Enacts Origin of the World at Musée d’Orsay — And, Yes, That Means What You Think. Artnet, 5. Juni 2014, abgerufen am 14. Juni 2014 (englisch).
  5. Malik Teffahi-Richard: A Orsay, un remake de « L'Origine du monde ». Le Monde Culture, 5. Juni 2014, abgerufen am 6. November 2014 (französisch).
  6. Ich bin der Ursprung/Ich bin alle Frauen/Du hast mich nicht gesehen/Ich will, dass du mich wiedererkennst/Jungfrau wie das Wasser/Schöpferin des Spermas. (eigene Übersetzung)
  7. Das skandalträchtige Courbet-Gemälde. "L'Órigine du Monde" in der Fondation Beyeler. Kulturthema am 5. September 2014 von Kathrin Hondl, SWR2 (Memento vom 14. November 2014 im Internet Archive)
  8. Nue devant L'Origine du Monde: «On a pris ça au sérieux», Le Figaro, 6. Juni 2014
  9. ARTE Recreación. Una artista convierte en 'body art' 'El origen del mundo' de Courbet. El Mundo, 5. Juni 2014
  10. Eigene Übersetzung des Zitats in: Katherine Brooks: Performance Artist Does Impromptu Reenactment Of 'The Origin Of The World.' Yes, THAT Painting, The Huffington Post Art & Culture, 6. Juni 2014
  11. Une performance artistique qui pose question. «Miroir de l’Origine»: de l’art ou pas? Luxemburger Wort, 4. Juni 2014
  12. Katherine Brooks: 20 of The Most Confusing Performance Art Pieces of All Time (NSFW). The Huffington Post, 24. Juni 2014
  13. Valérie Duponchelle: L’art, une affaire de femmes. Le Figaro, 16. Oktober 2014 (Anfang kostenlos einsehbar)
  14. Una artista muestra su sexo delante del cuadro de Courbet «El origen del mundo». abc.es, 5. Juni 2014, abgerufen am 6. November 2014 (spanisch).
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