Daschi-Dorscho Itigelow
Daschi-Dorscho Itigelow (russisch Даши-Доржо Итигэлов, * 1852; † 1927) war ein Pandito Hambo Lama, also geistliches Oberhaupt der Buddhisten Burjatiens. Bekanntheit erlangte er, nachdem sein Leichnam im Jahre 2002, also 75 Jahre nach seinem Tod, exhumiert wurde und praktisch keine Verwesungserscheinungen aufwies.
Biografie
Itigelow wurde 1852 geboren und begann im Alter von etwa 16 Jahren seine Religion aktiv zu praktizieren. Er studierte an der Aninski-Dazan-Universität in Burjatien Philosophie und Medizin. Zu dieser Zeit schrieb er auch eine Abhandlung über Pharmakologie.
Im Jahre 1911 wurde er zum 12. Pandito Hambo Lama (Oberhaupt der burjatischen Buddhisten) ernannt. Zwischen 1913 und 1917 engagierte sich Itigelow stark für den Buddhismus in Russland. So gründete er die Tempelanlage Gunsetschoinei-Dazan in St. Petersburg, den ersten buddhistischen Tempel in Europa. Am 19. März 1917 wurde ihm daher vom Zaren der Orden des heiligen Stanislaus verliehen.
Während des Ersten Weltkriegs unterstützte Itigelow die Burjatischen Brüder, eine Organisation, die die russische Armee mit Medikamenten, Kleidung und Geld versorgte. Des Weiteren half Itigelow bei der Eröffnung mehrerer Krankenhäuser, um verwundete Soldaten versorgen zu können. Für seine wohltätigen Zwecke wurde ihm der Orden von St. Anna verliehen.
1926 forderte Itigelow die buddhistischen Mönche auf, Russland zu verlassen, da die „...rote Lehre nun an Land kommt.“ Er selbst blieb in Russland. Ein Jahr später bat Itigelow andere buddhistische Mönche darum, Meditations- und Bestattungszeremonien durchzuführen, da er sagte, er werde bald sterben. Seine Anhänger verweigerten dies zunächst, da Itigelow noch am Leben war. Daraufhin zog sich Itigelow zurück und begann zu meditieren. Kurze Zeit später schlossen sich ihm seine Anhänger an, um mit ihm zu meditieren. Itigelow starb 1927. Seinen Anhängern zufolge starb er im Lotossitz.[1]
Nach dem Tod
Itigelow verfügte in seinem Testament, dass er im Lotossitz bestattet werden soll. Die buddhistischen Mönche seiner Wirkungsstätte folgten dem Testament und bestatteten Itigelow sitzend in einer Kiste aus Zedernholz. Itigelow verfügte außerdem, dass sein Körper im Abstand von mehreren Jahren exhumiert werden soll.
Bei der Bestattung wurden verschiedene Maßnahmen getroffen, um eine Konservierung des Leichnams zu befördern. So ist Zedernholz bekannt dafür Ungeziefer abzuhalten, auch bedeckte man den Körper Itigelows mit Salz und zog einen Entwässerungsgraben um das Hügelgrab.[2]
Itegelow wurde erstmals 1955 und anschließend 1973 exhumiert. Dabei wurde festgestellt, dass es keine Zeichen von Verwesung gab. Auch bei der zweiten Exhumierung fanden sich keinerlei Anzeichen des Verfalls. Aus Angst vor den antireligiösen Behörden im kommunistischen Russland hielt man die Ergebnisse der Exhumierungen bis 2002 geheim.
Seit 2002
Am 11. September 2002 wurde Itigelows Leichnam erneut exhumiert,[3] dieses Mal jedoch in Gegenwart mehrerer Führer der buddhistischen Vereinigung Russlands. Der Körper wurde zum Iwolginski Dazan, der heutigen Wirkungsstätte des Hambo Lama, überführt und von den dort ansässigen Mönchen sowie rechtsmedizinisch untersucht. Nach der Untersuchung gab man folgende Erklärung über den Zustand des Körpers ab: Er sei „in dem Zustand eines Menschen, der vor 36 Stunden verstorben ist.“ Die Gelenke und die Haut seien elastisch, alle Muskeln und Organe seien vorhanden und es gebe keine Anzeichen von Verwesung, sagte die Leiterin des Lama-Erforschungsprojektes, Galina Jerschowa.[4] Außerdem sei das Blut in den Adern nicht getrocknet.[3]
Der Rechtsmediziner Michael Tsokos erklärt den Zustand Itegelows mit dem Phänomen der natürlichen Mumifikation. Da das den Leichnam umgebende Salz dem Körper nicht alle Flüssigkeit entzogen hat, ist von einer Kombination verschiedener Konservierungsmethoden auszugehen.[2]
Um das Rätsel des guten Zustands von Itigelows Leichnam vollständig aufzuklären, wären eingehendere Untersuchungen notwendig, denen sich die buddhistischen Mönche jedoch verweigern. Für sie gilt Itigelow als lebende Person und wird verehrt. Zu bestimmten buddhistischen Feiertagen wird der Leichnam der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Pilger und gläubige Buddhisten können den Leichnam dann sogar berühren.
Weblinks
Einzelnachweise
- Unerklärliches Rätsel der lebenden Mumien-Mönche welt.de vom 7. Februar 2015.
- Torsten Harmsen: Mönch-Mumie aus Sibirien: Das Rätsel des lebenden Leichnams. In: Berliner Zeitung. 18. Juni 2014 (berliner-zeitung.de [abgerufen am 15. März 2017]).
- Das Wunder von Iwolginsk. welt.de, 4. Dezember 2004, abgerufen am 27. Februar 2016.
- Toter Lama verblüfft die Wissenschaft derstandard.at vom 11. Juli 2007.