Das Minsk
Das Minsk Kunsthaus in Potsdam ist ein Museum für zeitgenössische Kunst in Potsdam. Das Gebäude der früheren Gaststätte Minsk auf dem Potsdamer Brauhausberg war durch den Industriellen und Kunstmäzen Hasso Plattner und seine gemeinnützige Stiftung saniert worden und wird seitdem als Museum betrieben.[1]
Am 24. September 2022 wurde das Museum zeitgleich mit den Ausstellungen – Wolfgang Mattheuer: Der Nachbar, der will fliegen und Stan Douglas: Potsdamer Schrebergärten – erstmals für die Öffentlichkeit geöffnet.[2]
Museumsausrichtung
Das Museum mit seiner Ausrichtung auf zeitgenössische Kunst hat seinen Ausstellungsschwerpunkt bei Werken der DDR-Kunst und Künstlern der Gegenwart.[3] Die Gründungsdirektorin, Kunsthistorikerin Paola Malavassi, die zuvor den Berliner Ableger der Julia Stoschek Collection leitete,[4] plant DDR-Kunst in einen internationalen Kontext zu stellen. Das Museum verfügt über zwei größere Ausstellungsräume sowie ein kleines Kabinett für direkte Bildvergleiche. Im oberen Geschoss befindet sich ein Café mit Panoramafenstern, das auch ohne Museumseintritt besucht werden kann.[5]
Geschichte
Bauensemble auf dem Brauhausberg
Im Jahr 1962 wurde die Bebauung des Nordhangs des Brauhausbergs geplant. Mit dem Brauhausberg Ensemble sollte eine Schwimmhalle und eine Gaststätte entstehen, die über eine Terrassenanlage mit Brunnen verbunden werden sollten. Die Pläne konnten aber erst mit mehrjähriger Verzögerung umgesetzt werden. Gründe dafür waren die Enttrümmerung des Gebiets und finanzielle Engpässe im Volkswirtschaftsplan der Stadt Potsdam sowie Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung. So soll laut dem Architekten Karl-Heinz Birkholz der für den Bau vorgesehene Stahl für die Fertigstellung des Palasts der Republik in Ost-Berlin genutzt worden sein.[6] Birkholz hatte das schließlich von 1971 bis 1977 errichtete Gebäude im Stil der „Ostmoderne“ entworfen, es gilt als wichtiges Zeugnis der DDR-Architektur.[7] Architekt des Bauwerks war neben Birkholz auch Wolfgang Müller.[8]
Gaststätte Minsk
Das Gebäude wurde ab 1977 als folkloristisches Nationalitätenrestaurant der belarussischen Küche unter dem Namen Minsk betrieben. Dieser ging auf eine Partnerschaft zwischen dem Bezirk Potsdam und dem sowjetischen Rajon Minsk der damaligen Zeit zurück. In dessen Hauptstadt Minsk wurde im Gegenzug ein Restaurant Potsdam eröffnet (heute Grand Café).[9][10] An der Raumausstattung und der künstlerischen Gestaltung des Restaurants Minsk waren auch Experten aus Minsk beteiligt. Das Restaurant war mit Lampen aus Kupfer und Schnitzereien aus wertvoller belarussischer Mooreiche geschmückt, während der Eingangsbereich mit Garderobe im Erdgeschoss mit geflammtem Marmor verziert war.[5] Die Gaststätte hatte 190 Innen- und 120 Terrassenplätze und war vor allem in den 1980er-Jahren ein beliebter Ausflugstreffpunkt.
Später wurde die Gaststätte als Café Minsk weiterbetrieben, bis sie im Jahre 2000 endgültig schloss.[8] In der Folgezeit wurde das Gebäude dann nicht weiter genutzt und verfiel zunehmend. Mitte der 2010er-Jahre entging es nur knapp seinem Abriss,[8] der erst endgültig abgewendet wurde, als es ab 2019 saniert wurde und seine neue Nutzung als Museum erhielt.[11]
Kunsthaus Minsk
In Erinnerung an das Café wurden die breite Wendeltreppe und der abgerundete Bartresen nach der zweijährigen Sanierung am Originalort behalten, aber neu gestaltet. Für die Realisierung der Innengestaltung des Foyers und der Bar war das italienische Architekturbüro Linearama gemeinsam mit den HB-Werkstätten für Keramik im brandenburgischen Marwitz verantwortlich, die die Fliesen lieferten.[6] Einzig das Dach und die Säulen verblieben als Originalgebäudeteile. Die Innenräume präsentieren sich nun „weiß, modern und verspiegelt“.[7] Ein filigranes Glasmosaikband, das einst die Außenwand des Gebäudes schmückte und an belarussische Folklorestickerei erinnern sollte, wurde entfernt.[5]
- Treppe im Foyer
- Kachelwand im Foyer
- Plastik „Gesicht-
zeigen“ von Wolfgang Mattheuer - Aufgang
- Café
Filme
- Museums-Check mit Markus Brock: Museum Barberini und Das Minsk, Potsdam. 30 Min. Erstausstrahlung: 18. Dezember 2022 bei 3sat.[12]
Literatur
- Architekturführer DDR – Bezirk Potsdam. Verlag für Bauwesen, 1981, S. 59.
Weblinks
- Website von Das Minsk
- Maritta Tkalec: Als Betonklotz geschmäht, als Juwel der Moderne gelobt: Das Minsk ist wieder da. In: berliner-zeitung.de, 16. September 2022
Einzelnachweise
- Ausstellungshaus Minsk soll im Fruehjahr 2022 eröffnen. In: welt.de. 6. Mai 2021, abgerufen am 6. Mai 2021.
- Pressemitteilung. In: dasminsk.de, abgerufen am 24. September 2022.
- Neues Museum für zeitgenössische Kunst ab 2021. In: deutschlandfunk.de. 2. Januar 2020, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 3. Januar 2020; abgerufen am 3. Januar 2020. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Paola Malavassi wird Gründungsdirektorin des Museums Minsk. In: kunstmarkt.com, abgerufen am 24. September 2022.
- Stefan Dege/dpa: Hasso Plattner eröffnet Kunsthaus Minsk in Potsdam. In: dw.com, 24. September 2022, abgerufen am 24. September 2022.
- Das ehemalige Terrassenrestaurant »Minsk«. In: dasminsk.de, abgerufen am 24. September 2022.
- Marie Kaiser: Vom "Betonklotz" zum "architektonischen Schmuckstück". In: rbb24.de, 23. September 2022, abgerufen am 24. September 2022.
- Mit dem "Minsk" verschwindet die DDR aus Potsdam. In: tagesspiegel.de. 19. April 2018, abgerufen am 9. November 2019.
- Holger Catenhusen: Letzter Aufruf für das Minsk. In: pnn.de. 18. Dezember 2017, abgerufen am 18. Dezember 2017.
- Das ehemalige Terrassenrestaurant “Minsk” in Potsdam. In: berlinstaiga.de. 2. April 2018, abgerufen am 7. Juni 2020.
- Das Minsk soll „Symbol der Ostmoderne“ werden. In: pnn.de. 28. März 2019, abgerufen am 21. November 2019.
- Museums-Check: Museum Barberini und Das Minsk, Potsdam. In: Fernsehserien.de. Abgerufen am 6. März 2023.