Das Mädchen mit dem Weinglas
Das Mädchen mit dem Weinglas ist ein von Jan Vermeer in den Jahren 1659–1660 gemaltes Ölgemälde. Das 78 Zentimeter hohe und 67,5 Zentimeter breite Genrebild zeigt ein junges Mädchen mit einem Weinglas in der Hand, sowie zwei Männer in einem Zimmer. Anton Ulrich, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg erwarb das Gemälde um 1696. Heute hängt es in der Sammlung Alter Meister des nach ihm benannten Herzog Anton Ulrich-Museums in Braunschweig.
Das Mädchen mit dem Weinglas |
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Jan Vermeer, 1659–1660 |
Öl auf Leinwand |
78 × 67,5 cm |
Herzog Anton Ulrich-Museum |
Bildbeschreibung
Das Bild zeigt eine Szene in einem Raum. Im Vordergrund des Bildes sitzt ein Mädchen mit einem Weinglas in der Hand, zu dem sich ein junger Mann herabbeugt und ihre Hand hält, als würde er sie dazu animieren, das Weinglas alsbald zu trinken. Ein weiterer Mann sitzt hinten links in der Zimmerecke hinter einem Tisch, auf welchem sich ein Weinkrug, ein Silberteller mit etwas Obst und ein weißes Tuch befinden. Er scheint eingeschlafen zu sein. Das Kleid der jungen Dame hat ein leuchtendes Rot, es hebt sich von den anderen Farben im Raum ab. Die Kleidung der zwei Männer hingegen ist eher blass gehalten und passt damit viel besser in das Farbspektrum des Raumes.
Im Hintergrund des Gemäldes hängt an der Wand ein Porträt eines Mannes, das durch den Schatten der Wand dunkel wirkt. Auf der linken Seite des Bildes befindet sich ein leicht geöffnetes Fenster. Es handelt sich um ein Bleiglasfenster mit einem farbigen Wappen in der Mitte.
Interpretation
Der Mann scheint die Frau verführen zu wollen. Ob er dies für sich tut oder im Auftrag des Mannes im Hintergrund, sei dahingestellt. Sie blickt verlegen zur Seite und in Richtung des Betrachters. Der zweite Mann im Hintergrund dürfte der Szene aber nicht mehr ganz folgen können. Er scheint vom Genuss des Getränks schon müde geworden zu sein. Ob es sich bei dem Getränk um Wein oder ein Aphrodisiakum handelt, die Zitrusfrüchte könnten darauf hindeuten, ist nicht klar. Der Mann auf dem Gemälde im Hintergrund könnte der nicht anwesende Ehemann, der mahnend auf seine Frau blickt, sein. Doch könnte der Mann in der Ecke auch der trunkene Ehemann sein, benommen und blind für die Vorgänge, die sich im Zimmer abspielen. Sein Bildnis wacht aber dennoch. Im Buntglasfenster ist die Allegorie der Temperantia, die Mäßigung, eine Kardinaltugend zu erkennen.[1]
Trivia
2017 zierte Das Mädchen mit dem Weinglas eine deutsche 70-Cent-Sonderbriefmarke, die im Rahmen der Serie „Schätze aus deutschen Museen“ herausgegeben wurde.[2]
Literatur
- Norbert Schneider: Vermeer sämtliche Gemälde. Taschen, Köln 2004, ISBN 3-8228-6377-7.
- Arthur K. Wheelock: Vermeer – DuMont’s Bibliothek großer Maler, Köln 2003. ISBN 3-8321-7339-0.
Weblinks
- „Das Mädchen mit dem Weinglas“ auf der Website des Museums in Braunschweig (Memento vom 29. März 2010 im Internet Archive)
- Das Mädchen mit dem Weinglas im Herzog Anton Ulrich-Museum, auf YouTube (9:43 min)
- Ausführliche Analyse des Bildes (Memento vom 19. Juli 2013 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- Hans-Joachim Müller: Jan Vermeers Gemälde in einem neuen Prachtbildband - WELT. 22. Dezember 2015, abgerufen am 20. Mai 2017.
- Serie "Schätze aus deutschen Museen". Jan Vermeer van Delft - Das Mädchen mit dem Weinglas. In: bundesfinanzministerium.de. Januar 2017, abgerufen am 16. Dezember 2023 (Ausgabetag der Briefmarke 2. Januar 2017).