Das Innere des Palmenhauses

Das Innere des Palmenhauses ist der Titel von fünf realistischen Gemälden von Carl Blechen aus den Jahren 1832 bis 1834, die das Innere des Palmenhauses auf der Berliner Pfaueninsel zeigen. Vier von ihnen entstanden als Auftragswerke des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. Zwei der Werke befinden sich im Besitz der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, die beide seit 2011 im Neuen Pavillon im Park am Schloss Charlottenburg gezeigt werden.[1] Ein anderes Bild, eine Vorstudie, wird in der Berliner Alten Nationalgalerie ausgestellt, eine weitere Vorstudie in der Hamburger Kunsthalle und das fünfte Gemälde im Art Institute of Chicago.

Das Innere des Palmenhauses (Carl Blechen)
Das Innere des Palmenhauses
Carl Blechen, 1832
Ölmalerei auf Papier, auf Leinwand gezogen
64× 56cm
Alte Nationalgalerie, Berlin
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Beschreibung

Vorstudie in der Hamburger Kunsthalle
Gemälde im Art Institute of Chicago

Die beiden Bilder in Berlin und Hamburg sind ist in der Technik Ölmalerei auf Papier, das auf Leinwand aufgezogen ist, ausgeführt und haben die Maße 64 × 56 cm. Sie gelten als Vorstudien für die beiden Gemälde der Stiftung, die direkt auf die Leinwand gemalt sind und im Format 74 × 65 cm deutlich größer sind. Ein ähnliches drittes Gemälde, Format 135 × 126 cm, befindet sich seit 1996 im Art Institute of Chicago.

Den Blick in die Mitte des Palmenhaus mit der großen Fächerpalme Latania borbonica, die von der Insel Réunion stammen sollte,[2] und als arabeskes Bildelement die Komposition dominiert, hat Carl Blechen aus zwei verschiedenen Blickwinkeln dargestellt. In dem vom Sonnenlicht durchfluteten hallenartigen Gewächshaus fügte er als Staffage Frauenfiguren ein, die als Odalisken die gewünschte exotische Atmosphäre unterstreichen sollten. Zwei der Figuren hatten ursprünglich entblößte Brüste, daran wurde aber Anstoß genommen, so dass sie auf den Gemälden bedeckt erscheinen. Eine im Palmenhaus aufgestellte Marmor-Pagode aus Bengalen, ein Beutestück der Engländer, inspirierte Blechen zu diesen Figuren, sodass die Illusion eines orientalischen, erotisch aufgeladenen Milieus entstand, was durchaus im Einklang mit den damaligen Vorstellungen von Exotik stand. Nach Ansicht des Kunsthistorikers Helmut Börsch-Supan erhalten die Palmenhausbilder von Carl Blechen so eine „eigenartig schillernde, ja zwiespältige Realität, die im Gegensatz von rationaler Konstruktion der Perspektive und ungezügelt wuchernder Phantastik der Vegetation besteht.“ Blechen gelingt es in diesen Bildern auch die Illusion von Duft, Wärme und Feuchtigkeit zu erzeugen, was von den damaligen Kritikern bemerkt und positiv aufgenommen wurde (Spenersche Zeitung von 1834 anlässlich der Akademieausstellung). Ursprünglich wollte Blechen seinem Empfinden nach, wie in vielen anderen seiner Bilder, die Säulen des Palmenhauses filigraner gestalten, als sie in Wirklichkeit waren, um das Haus höher und leichter wirken zu lassen, doch der König bestand auf korrekte Darstellung der Proportionen.

Alexander von Humboldt besaß eine Lithografie eines der Palmenhausbilder, die von Julius Tempeltey angefertigt wurde.[3] Ein Exemplar hatte dieser 1844 für den Verein der Kunstfreunde in Preussen hergestellt.[4]

Geschichte und Hintergrund

Mit der Fertigstellung des Palmenhauses erwachte der Wunsch des Königs nach einer bildlichen Darstellung. Eigentlich wäre dafür der Architekturmaler Eduard Gaertner in Frage gekommen, aber der König zog Blechen, der Erfahrungen mit Bühnenbildern und Theaterdekorationen hatte, vor und bestellte bei ihm 1832 die Innenansichten des Palmenhauses. Blechen fertigte zunächst zwei Vorstudien, Ölfarbe auf Papier, an. Die beiden endgültigen Gemälde waren aber erst im Juni 1834 fertig. Im September des Jahres wurden sie in der Berliner Akademieausstellung gezeigt und positiv aufgenommen. Er stellte aber noch ein drittes größeres Gemälde her, das der König nachträglich ebenfalls kaufte. Der geforderte Kaufpreis betrug pro Bild 100 Friedrich d’or, was dem König aber zu viel war. Erst auf die Intervention von Karl Friedrich Schinkel erhielt Blechen die geforderte Summe. So wies Schinkel auf den hohen Arbeitsaufwand hin, der allein schon für die naturgetreue Darstellung der Pflanzen nötig war, und die damit verbundenen Studien des Malers zu den tropische Pflanzen. Die Vegetation im Palmenhaus stellte Blechen in den fertigen Gemälden üppiger dar, als sie in Wirklichkeit war. Später wuchs die beherrschende Fächerpalme allerdings so hoch, dass auf das Palmenhaus 1845 eine gläserne Kuppel gesetzt werden musste.[5]

Provenienz

Die beiden Vorstudien in der Maltechnik Öl auf Papier, kamen von Blechen zu dem Berliner Kunstsammler und Galeristen Karl Ludwig Kuhtz. 1898 versteigerte das Auktionshaus Rudolph Lepke die Sammlung Kuhtz,[6] bis März 1898 war dieses Blatt dann in der Berliner Kunsthandlung Amsler und Ruthardt, danach gelangte es sich in den Bestand der Nationalgalerie.[7] Das Bild der Hamburger Kunsthalle befand sich ebenfalls bei Karl Ludwig Kuhtz, war auch bei Lepke in Berlin in der Versteigerung, blieb aber bei Anna Kuhtz. 1901 kauft es die Hamburger Kunsthalle.[8]

Die fertig gestellten Gemälde wurden nach der Akademieausstellung 1834 von König Friedrich-Wilhelm III. gekauft und befinden sich seitdem im Besitz der heutigen Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Blechen lieferte aber für die Ausstellung noch nachträglich ein weiteres Gemälde an, das ein größeres Format besitzt. Dieses Bild ging ebenfalls an den König, der es wahrscheinlich seiner Tochter Charlotte schenkte, die es als Zarin Alexandra Fjodorowna, Kaiserin von Russland mitnahm. Nach der Oktoberrevolution befand es sich in russischem Staatsbesitz, kam etwa ab 1920 in eine Schweizer Sammlung, dann in die Münchner Kunsthandlung Daxer & Marschall und befand sich bis 1996 bei James Mackinnon, London. Seitdem gehört das Bild zur Sammlung im Art Institute of Chicago.[9] Im Katalog der Ausstellung Carl Blechen. Zwischen Romantik und Realismus 1990 wird dieses Bild von Helmut Börsch-Supan noch als „verschollen“ vermutet. Birgit Verwiebe, die Kuratorin der Berliner Alten Nationalgalerie schreibt, dass der König auch die beiden anderen Gemälde seiner Tochter Charlotte zu schenken gedachte.

Ausstellungen (Auswahl)

  • Mai bis Oktober 1886: Jubiläums-Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste (58. Ausstellung), Berlin (Nr. 2259. Palmenhausstudie, Staatsbesitz)[10]
  • Januar bis Mai 1906: Ausstellung deutscher Kunst aus der Zeit von 1775–1875 (Jahrhundert-Ausstellung), Königliche National-Galerie, Berlin (Nr. 99 und Nr. 108)[11]

Kunstauktion Lepke

  • 1898: Ausstellung zur Versteigerung der Gemälde der Galerie Kuhtz durch Rudolph Lepke’s Kunst-Auctions-Haus (Nr. 42: Das Palmenhaus auf der Pfaueninsel und Nr. 43: Andere Ansicht des Palmenhauses auf der Pfaueninsel).[6]

Berliner Vorstudie[12]

Hamburger Vorstudie

  • 1901 und 1907: Bestandsausstellung in der Kunsthalle Hamburg[14]

Version im Art Institute of Chicago

  • Bisher nur in der Berliner Akademieausstellung 1834[15]

Literatur

  • 40. Blechen. Palmenhaus. In: Richard Graul, Richard Stettiner (Hrsg.): Das Museum, eine Anleitung zum Genuss der Werke bildender Kunst. Wilhelm Spemann, Berlin / Stuttgart 1896, S. 79 und Tafel 40 (Textarchiv – Internet Archive, Textarchiv – Internet Archive).
  • Gabriele Radecke: Das Palmenhaus auf der Pfaueninsel. In: Vom Schreiben zum Erzählen: eine textgenetische Studie zu Theodor Fontanes „L’Adultera“. Königshausen & Neumann, Würzburg 2002, ISBN 3-8260-2052-9, S. 134 ff. (books.google.de Leseprobe).
  • Kilian Heck: Das Bild als Dokument oder als Kunstnatur? Franz Kuglers Zeitschrift Museum und die darin rezensierten Gemälde Carl Belchens. In: Franz Theodor Kugler: Deutscher Kunsthistoriker und Berliner Dichter. Akademie Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-05-004645-7, S. 173–185, hier 179–185 (core.ac.uk [PDF; 7,3 MB]).

Einzelnachweise

  1. Inneres des Palmenhauses auf der Pfaueninsel Seite der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.
  2. Markus Jurziczek: Führer über die Pfaueninsel bei Potsdam 2005, S. 6 (berliner-verkehrsseiten.de PDF).
  3. Alexander von Humboldts Kunst-Nachlass welcher am 17. Sept. 1860 und den folgd. Tagen […] zu Berlin … versteigert werden soll. Berlin 1860, S. 11, Nr. 211: Das Palmenhaus auf der Pfaueninsel (Textarchiv – Internet Archive).
  4. Georg Kaspar Nagler: Tempeltei, Friedrich Julius. In: Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten von dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter, etc. Band 18: Surugue, P. L. – Torre, G. Fleischmann, München 1848, S. 170–172, Nr. 26, Das Palmenhaus auf der Pfaueninsel, S. 171 (books.google.de).
  5. Helmut Börsch-Supan: Carl Blechen. Zwischen Romantik und Realismus. Ausstellungskatalog der Berliner Nationalgalerie, Prestel-Verlag 1990, ISBN 3-7913-1084-4, S. 123 f.
  6. Rudolph Lepke’s Kunst-Auctions-Haus (Hrsg.): Katalog der Galerie Kuhtz Berlin Oelgemälde Aquarelle und Zeichnungen neuerer, sowie einiger älterer Meister ersten Ranges. Lepke, Berlin 1898, S. 30–33, Nr. 42: Das Palmenhaus auf der Pfaueninsel und Nr. 43: Andere Ansicht des Palmenhauses auf der Pfaueninsel (Textarchiv – Internet Archive).
  7. Das Innere des Palmenhauses – Bild & Studie smb-digital.de.
  8. Carl Blechen Innenansicht des ehemaligen Palmenhauses auf der Pfaueninsel bei Potsdam, 1832/34 hamburger-kunsthalle.de.
  9. The Interior of the Palm House on the Pfaueninsel Near Potsdam artic.edu.
  10. Historische Abteilung – Karl Blechen. In: Illustrirter Katalog: Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin im Landes-Ausstellungsgebäude (58). Verlags Comtoir, Berlin 1886, S. 321 (digi.ub.uni-heidelberg.de).
  11. Ausstellung deutscher Kunst aus der Zeit von 1775–1875 in der Königlichen Nationalgalerie, Berlin 1906. F. Bruckmann, München 1906, S. 28–31 (Abbildung Internet Archive).
  12. Das Innere des Palmenhauses auf der Pfaueninsel Bildindex
  13. Hello World. Revision einer Sammlung Internetseite zur Ausstellung.
  14. Übersicht der zurzeit Ausgestellten Gemälde und Bildwerke. Lütcke, Hamburg 1907, S. 66 und 122 (Textarchiv – Internet Archive).
  15. artic.edu
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