Das Haus ohne Tür

Das Haus ohne Tür ist der Titel eines vermutlich nie vollendeten deutschen Stummfilms, den der Däne Stellan Rye 1914 für die Deutsche Bioscop GmbH in Berlin nach dem Manuskript[1] von Henrik Galeen inszenierte. Das als Vorläufer des Expressionismus eingestufte[2] Psychodrama war mit führenden Bühnendarstellern wie Paul Biensfeldt, Theodor Loos und dem Russen Wladimir Maksimoff[3] besetzt.

Hintergrund

Der Film entstand im Bioscop-Atelier Neubabelsberg, Potsdam.[4] Er war Stellan Ryes letzte Regiearbeit und die erste Filmrolle von Rose Veldtkirch.[5] An der Kamera stand der deutsche Filmpionier Guido Seeber, der schon bei mehreren Filmen Ryes[6] die Photographie übernommen hatte.

Der Film wird von unterschiedlichen Quellen in Frankreich mit La maison sans porte und in Russland mit The Satan’s Tavern / Das Gasthaus des Teufels (möglicherweise eine Rückübersetzung aus dem Russischen) betitelt, obwohl auch dort keinerlei Aufführung nachweisbar ist.[7] Nach augenblicklicher Sachlage muss er als verschollen gelten. Bis heute wurde von dem Film noch keine Kopie wiedergefunden.[8] Länge und Aktzahl sind nicht bekannt.[9]

“Das Haus ohne Tür” ist nicht zu verwechseln[10] mit dem Film “Das Haus ohne Tür und Fenster”, den Friedrich Fehér 1921 nach einem Roman von Thea von Harbou[11] für die Berliner Victor-Film gedreht hat.[12]

Literatur

  • Manfred Behn: Schwarzer Traum und weiße Sklavin. Ed. Text + Kritik, 1994, ISBN 3-88377-483-9.
  • Isa Bickmann: Der Farbholzschnitt in Wien um 1900. bei faustkultur.de (2016)
  • Oksana Bulgakowa: Die ungewöhnlichen Abenteuer des Dr. Mabuse im Lande der Bolschewiki. das Buch zur Filmreihe „Moskau-Berlin“. Verlag: Freunde der Deutschen Kinemathek, 1995, ISBN 3-927876-10-0.
  • Paolo Caneppele, Filmarchiv Austria (Hrsg.): Entscheidungen der Wiener Filmzensur 1911–1914. Materialien zur österreichischen Filmgeschichte (= Entscheidungen der Wiener Filmzensur, Filmarchiv Austria. Band 1). Verlag: Filmarchiv Austria, 2002, ISBN 3-901932-13-5, S. 152, 289 u. 298.
  • Günther Dahlke, Günter Karl: Deutsche Spielfilme von den Anfängen bis 1933: ein Filmführer. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1988.
  • Ulrich Gregor, Enno Patalas: Geschichte des modernen Films. Band 1: 1895–1939. C. Bertelsmann Verlag, Gütersloh 1973, ISBN 3-570-00816-9, S. 58.
  • Wiebke Hölzer: »Der Golem freut sich über seinen Riesenerfolg« – Paul Wegeners und Henrik Galeens Film »Der Golem« von 1914. S. 112. (PDF)
  • Norbert Jochum (Red.): Das wandernde Bild. Der Filmpionier Guido Seeber [1879–1940, Erfinder, Kameramann, Techniker, Künstler, Filmemacher, Publizist]. hrsg. von d. Stiftung Dt. Kinemathek. (= EP. 23). Elefanten-Press, Berlin (West) 1979, ISBN 3-88520-023-6.
  • Gerhard Lamprecht: Deutsche Stummfilme 1903–1931. Band 14, Berlin 1967/70, S. 373.
  • Wolfgang Raible: Moderne Lyrik in Frankreich: Darstellung und Interpretationen (= Sprache und Literatur. ISSN 0584-9446 Band 77). Verlag W. Kohlhammer, 1972, ISBN 3-17-234011-2, S. 43.
  • Peter Rollberg: Historical Dictionary of Russian and Soviet Cinema. Verlag Rowman & Littlefield, 2016, ISBN 978-1-4422-6842-5.
  • Heide Schönemann: Paul Wegener – Fruehe Moderne im Film (Early Modernism in Film). Verlag Edition Axel Menges, 2003, ISBN 3-932565-14-2, S. 96, 128, 131.
  • Irene Stratenwerth, Hermann Simon (Hrsg.): Pioniere in Celluloid. Juden in der frühen Filmwelt. Henschel, Berlin 2004, ISBN 3-89487-471-6, S. 139–145 zu Henrik Galeen (Heinrich Wiesenberg).
  • Jerzy Toeplitz: Geschichte des Films. Band 1: 1895–1928. Henschel Verlag, Berlin 1984, S. 136–137.
  • Casper Tybjerg: The Faces of Stellan Rye. In: Thomas Elsaesser, Michael Wedel (Hrsg.): A Second Life: German Cinema’s First Decades. Amsterdam University Press, 1996, S. 151–159.
  • Friedrich v. Zglinicki: Der Weg des Films. Die Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Rembrandt-Verlag, Berlin 1956, S. 380 u. 585.

Einzelnachweise

  1. vgl. I. Stratenwerth, H. Simon: Pioniere in Celluloid. 2004, S. 140.
  2. vgl. G. Dahlke, G. Karl: Deutsche Spielfilme. 1988, S. 370, Behn S. 149 : „Der bis heute nicht wieder aufgefundene Film Das Haus ohne Tür gilt als Vorläufer des Caligarismus“, und I. Bickmann : „Räume, die im Sinne eines Subjektivismus, die innere Befindlichkeit auf expressive Weise dramatisieren, sind um 1900 noch fern. Auf deutschen Theaterbühnen in den späten 1910er Jahren entwickelt, erlangten sie erst mit dem Film „Das Kabinett des Dr. Caligari“ (1920) Berühmtheit, dessen Ausstatter Hermann Warm, Walter Reimann und Walter Röhrig – allesamt aus dem näheren Umfeld von Waldens „Der Sturm“ – den Albtraum gestalteten. Ihnen vorgegriffen hatte schon der dänische Drehbuchautor und Filmregisseur Stellan Rye (1880–1914), der 1914 erstmals expressionistische Dekorationen in dem Film „Das Haus ohne Tür“ eingesetzt hatte.“
  3. Wladimir Wassilijewitsch Maksimoff, 1880–1937, eigentlich Samus, russischer Schauspieler, der auch Meister darin war, in kinodeklamatsii sein projiziertes Ebenbild live zu synchronisieren, vgl. Rollberg S. 466 : „In Germany, Maksimov starred in Stellan Rye’s esoterical The Satan’s Tavern (aka The House without Windows and Doors / Das Haus ohne Tür, 1914)“ und Bulgakowa S. 34 ; ein Photo bei kinotv.com
  4. vgl. dazu Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon bei cinegraph.de
  5. eigentlich Rose Ludmilla Karoline Frommel, Sängerin und Bühnenschauspielerin, vgl. Kinotv.com
  6. z. B. Ein Sommernachtstraum in unserer Zeit (1913), Die Augen des Ole Brandis (1913), Evinrude (1914), Bedingung – Kein Anhang! (1914), Erlkönigs Tochter (1914), vgl. Das wandernde Bild S. 68 u. 70
  7. vgl. IMDb/akas und Rollberg S. 466.
  8. vgl. Behn S. 149 „Der bis heute nicht wieder aufgefundene Film ‘Das Haus ohne Tür’ …“
  9. Unter der Nr. 24579 führt GECD einen weiteren Film “Das Haus ohne Tür” (1917) der „G. Anders Film Centrale“ (Filmverleiher ?) und gibt dazu die Länge mit 1062 Metern auf 3 Akte an. Identisch ?
  10. die Autoren Helmut Korte, Reinhold Happel u. Margot Michaelis in ihrem Buch „Film und Realität in der Weimarer Republik: Mit Analysen der Filme »Kuhle Wampe« und »Mutter Krausens Fahrt ins Glück«, herausgegeben von Helmut Korte“ (S. Fischer Verlag, 2016), tun dies in ihrer Aufzählung von „Filmen, die sich von den Massenprodukten abhoben, wie z.B. Der Student von Prag (1913), Das Haus ohne Türen und Fenster (1914), Der Golem (1915)...“ ; bei Zglinicki S. 585 wird Ryes Film von 1914 als „Das Haus ohne Fenster“ [sic] zitiert, bei Rollberg S. 466 als „Das Gasthaus des Teufels (aka The House without Windows and Doors / Das Haus ohne Tür, 1914)“.
  11. Thea von Harbou: Das Haus ohne Tür und Fenster. Roman. Verlag Ullstein & Co, Berlin 1920. Dazu: Anke Zechner: Poisonous Cinema – Giftmotiv und Vermischung im frühen deutschen Kino. 3/8/2015, bei nachdemfilm.de@1@2Vorlage:Toter Link/nachdemfilm.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  12. Aufführung: 26. Januar 1922, vgl. filmportal.de
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