Dantchandou

Dantchandou ist eine Landgemeinde im Departement Kollo in Niger.

Landgemeinde Dantchandou
Landgemeinde Dantchandou (Niger)
Landgemeinde Dantchandou (Niger)
Landgemeinde Dantchandou
Koordinaten 13° 25′ N,  45′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Tillabéri
Departement Kollo
Fläche 1045 km²
Einwohner 37.059 (2012)
Dichte 35,5 Ew./km²

Alternative Schreibweisen des Ortsnamens sind Dantiandou und Diantchandou. Historische Bezeichnungen des Gemeindegebiets lauten Fakara und Fameye.

Geographie

Moschee im Hauptort Dantchandou (2019)

Dantchandou liegt in einer hügeligen Hochebene. Das Gemeindegebiet wird in Nord-Süd-Richtung von einem Zubringer des Trockentals Dallol Bosso durchquert.[1] Die Nachbargemeinden sind Tagazar im Norden, Koygolo im Osten, Harikanassou im Südosten, Kouré im Süden und Hamdallaye im Westen.

Bei den Siedlungen im Gemeindegebiet handelt es sich um 43 Dörfer, 22 Weiler und 48 Lager.[2] Der Hauptort der Landgemeinde ist das Dorf Dantchandou.[3]

Die Gemeinde wird zur Übergangszone zwischen Sahel und Sudan gerechnet.[4] Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt rund 400 Millimeter. Die Regenzeit dauert von Juni bis September, die Trockenzeit von Oktober bis Juni. Die Vegetation im Gemeindegebiet ist von Sträuchern, Gräsern und einzeln stehenden Bäumen gekennzeichnet. In Dantchandou wachsen Anabäume, Arabische Gummi-Akazien, Niembäume und Wüstendatteln, die Sträucher Guiera senegalensis, Langfäden, Seyal-Akazien und Verek-Akazien sowie Grasarten wie Andropogon gayanus und Cenchrus biflorus. Die einstmals reiche Tierwelt ist durch Wildererei und Buschfeuer stark reduziert worden. Gelegentlich ziehen Westafrikanische Giraffen durch das Grenzgebiet zur Nachbargemeinde Kouré, wo sie ihr Hauptsiedlungsgebiet besitzen.[1]

Geschichte

Das erste Dorf im heutigen Gemeindegebiet wurde von einem Zarma namens Guilleyni in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet. Zu dieser Zeit war das Gebiet noch von einem dichten Wald bewachsen, der bald der menschlichen Urbarmachung des Landes zum Opfer fiel. Ein in den Diensten Guilleynis stehender Jäger entdeckte bei der Verfolgung einer verwundeten Giraffe eine Quelle, bei der das Dorf Dantchandou entstand. Zu den ersten Siedlern zählten Zarma, denen bald weitere Zarma aus Koygolo, Fulbe und Hausa sowie schließlich Tuareg aus Mali nachfolgten.

Nach der Ankunft der Franzosen wurde das Dorf Dantchandou zum Hauptort eines Kantons, der abwechselnd als Dantchandou, Fakara oder Fameye bezeichnet wurde.[1] Fakara und Fameye sind Namen der Hochebene am rechten Ufer des Dallol Bosso. Der britische Reiseschriftsteller A. Henry Savage Landor besuchte das Dorf Tondi Kiboro 1906 im Rahmen seiner zwölfmonatigen Afrika-Durchquerung.[5] Die 224 Kilometer lange Piste für Reiter zwischen Niamey und Dogondoutchi, die durch Dantchandou führte, galt in den 1920er Jahren als einer der Hauptverkehrswege in der damaligen französischen Kolonie Niger.[6]

Im Zuge einer landesweiten Verwaltungsreform ging 2002 aus dem Kanton Fakara die Landgemeinde Dantchandou hervor, während weiter südlich außerhalb des Gebiets des historischen Kantons Fakara die nigrische Landgemeinde Fakara geschaffen wurde.

Bevölkerung

Eine Versammlung im Dorf Maourey Koira Zéno (2016)

Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 37.059 Einwohner, die in 4419 Haushalten lebten.[2] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 24.948 in 3095 Haushalten.[7]

Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 3512 Einwohner in 520 Haushalten,[2] bei der Volkszählung 2001 2315 in 287 Haushalten[7] und bei der Volkszählung 1988 1887 in 250 Haushalten.[8]

In ethnischer Hinsicht ist die Gemeinde ein Siedlungsgebiet von Zarma,[9] denen sich 98 % der Bevölkerung zugehörig fühlen. Außerdem leben Minderheiten von nomadischen Fulbe sowie Hausa und Tuareg in der Gemeinde. Die Einwohner von Dantchandou sind wie in ganz Niger mehrheitlich islamisch. Es gibt 13 Freitagsmoscheen im Gemeindegebiet.[1]

Politik

Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 13 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 4 PNDS-Tarayya, 3 AMEN-AMIN, 3 MODEN-FA Lumana Africa, 2 PJP-Génération Doubara und 1 MNSD-Nassara.[10]

Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 36 Dörfern in der Gemeinde, darunter dem Hauptort.[2]

Wirtschaft und Infrastruktur

Häuser und Getreidespeicher im Dorf Guileyni (2019)

Die Bevölkerung von Dantchandou lebt großteils vom Ackerbau. Zu den angebauten Nahrungsmitteln zählen Hirse, Augenbohnen, Sorghum, Sesam und Erdnüsse. Der zweitwichtigste Wirtschaftszweig ist die Viehzucht, vor allem von Schafen, Ziegen und Rindern. Sie geschieht in Form von Transhumanz, die von den Fulbe betrieben wird, oder durch sesshafte Bauern. Das Handwerk spielt nur eine geringe wirtschaftliche Rolle in Dantchandou. Vor allem die Frauen der Gemeinde betreiben Gemüseanbau und die Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte. Der Handel mit diesen Produkten gestaltet sich jedoch als schwierig, da es im gesamten Gemeindegebiet nur zwei Wochenmärkte gibt. Diese befinden sich in den Dörfern Dantchandou und Wankama. Die zu geringen Einkommen führen zu Landflucht und saisonalen Migrationen in die Hauptstadt und in die Nachbarländer.[1] Im Hauptort wird eine Niederschlagsmessstation betrieben.[11]

Straße zu den Dörfern Guileyni und Dantchandou (2019)

Das kaum vorhandene Straßennetz trägt maßgeblich zur wirtschaftlichen und infrastrukturellen Isolierung der Gemeinde bei. Eine 24 Kilometer lange Nebenstraße in schlechtem Zustand verbindet den Hauptort von Dantchandou mit dem Hauptort der Nachbargemeinde Kouré, wo sie auf die Nationalstraße 1 trifft. Außerdem quert ein kleiner Abschnitt der Nationalstraße 25 das Gemeindegebiet. Die Gemeinde betreibt im Hauptort einen eigenen Radiosender namens Fakara guinda. Daneben übernehmen nach wie vor Griots die Aufgabe der öffentlichen Informationsvermittlung.

Ein Brunnen im Dorf Maourey Koira Zéno (2016)

Das Bildungswesen ist unter anderem aufgrund niedriger Einschulungsraten unterentwickelt.[1] Der CEG Dantchandou ist eine allgemein bildende Schule der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général (CEG).[12] Beim Centre de Formation aux Métiers de Dantchandou (CFM Dantchandou) handelt es sich um ein Berufsausbildungszentrum.[13] Auch die Gesundheitsversorgung ist mangelhaft.[1] Im Hauptort ist ein Gesundheitszentrum des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) vorhanden.[14] Das nächste Krankenhaus befindet sich in der Hauptstadt Niamey. Es gibt in den meisten Teilen der Gemeinde reichliche Grundwasservorkommen. Die Wasserversorgung ist allerdings vielerorts durch jahreszeitliche Schwankungen und schlechte Wasserqualität beeinträchtigt. Die wichtigste Energiequelle der Haushalte ist Brennholz, was durch Abholzungen die Gefahr der Desertifikation verstärkt.[1]

Literatur

  • Adoul-aziz Ali Sara: Temps des travaux agricoles et contraintes économiques et sociales d’exécution des opérations culturales en milieu paysan. Cas du terroir villageois de Goguiézé (département de Kollo). Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2012.
  • Sambo Bodé: Pratiques pastorales et biodiversité des parcours dans le canton de Dantchandou (Fakara). Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2004.
  • Issa Garba: Inventaire des ligneux sur image haute résolution. Cas du terroir de Tigo Tégui. Centre Régional d’Enseignement Spécialisé en Agriculture (CRESA), Niamey 2003.
  • Adamou Yacouba Seybou: Changement climatique et stratégies d’adaptation à Guilleyni, commune rurale de Dantchandou. Mémoire de Master. Département de Géographie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2018.
Commons: Dantchandou – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Plan de Développement Communal de la Commune Rurale de Dantchandou. (PDF) Februar 2009, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 9. Februar 2012 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/eclis.get.obs-mip.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  2. Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, Juli 2014, S. 451–453, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 27. März 2022 (französisch).
  3. Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
  4. Ibrahim Oumarou Sadou, Souleymane Amadou: Monographie de la région de Tillabéri. (PDF) Institut National de la Statistique, République du Niger, Oktober 2016, S. 19, archiviert vom Original am 28. Dezember 2021; abgerufen am 17. Januar 2022 (französisch, Figure 2: Carte de zonage agro-écologique de la région de Tillabéri).
  5. A. Henry Savage Landor: Across Widest Africa. An Account of the Country and People of Eastern, Central and Western Africa As Seen During a Twelve Months' Journey From Djibuti To Cape Verde. Volume II. Hurst and Blackett, London 1907, S. 373 (archive.org [abgerufen am 13. März 2021]).
  6. Maurice Abadié: La Colonie du Niger. Mit einem Vorwort von Maurice Delafosse. Société d’Editions Géographiques, Maritimes et Coloniales, Paris 1927, S. 427.
  7. Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, archiviert vom Original am 2. Februar 2012; abgerufen am 27. März 2022 (französisch).
  8. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 209 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  9. Yveline Poncet: Cartes ethno-démographiques du Niger au 1/1 000 000. Notice des cartes (= Etudes nigériennes. Nr. 32). Centre Nigérien de Recherches en Sciences Humaines, Niamey 1973, Annex: République du Niger: Carte ethno-démographique au 1:1 000 000 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 31. Januar 2021]).
  10. Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
  11. Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 7 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 17. März 2022]).
  12. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des données. Institut National de la Statistique, République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  13. Annuaire statistique. Année scolaire 2020–2021. Edition 2022. (PDF) Direction des Statistiques et de la Digitalisation, Ministère de l’Enseignement Technique et de la Formation Professionnelle, République du Niger, 18. Oktober 2022, S. 7 und 95, abgerufen am 18. Mai 2023 (französisch).
  14. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
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