Daniel Freund

Daniel Freund (* 14. Oktober 1984 in Aachen) ist ein deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen). Seit 2019 ist Freund Mitglied des neunten Europäischen Parlaments als Teil der Fraktion Die Grünen/EFA.

Daniel Freund, 2018

Auf der Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen im November 2023 wurde er auf Listenplatz 10 für die Europawahl 2024 gewählt.

Leben

Ausbildung

Daniel Freund, geboren und aufgewachsen in Aachen, studierte nach seiner Schulausbildung von 2004 bis 2006 zunächst Politik, Wirtschaft und Jura an der Universität Leipzig. Dem schloss er von 2006 bis 2010 ein Master-Studium in Public Affairs an der Sciences-Po in Paris an. In dieser Zeit absolvierte er zudem einen Studienaufenthalt an der George Washington University in Washington DC.

Während seiner Studienzeit gründete Freund mit Mitstreitenden ein europäisches Zeitungsprojekt namens European Daily. Das Team wurde für den Jugendkarlspreis nominiert.[1] Das Projekt hatte über die Gründungsphase[2] hinaus keinen Bestand.[3]

Berufliche Karriere

Nach Stationen als Praktikant im Auswärtigen Amt und der EU-Delegation in Hong Kong sowie als Berater bei Deloitte arbeitete Freund von 2013 bis 2014 als Mitarbeiter im Büro des Europaabgeordneten Gerald Häfner in Brüssel. Im Juli 2014 wechselte Freund zum Büro von Transparency International in Brüssel, wo er bis Mai 2019 als „Head of Advocacy for EU Integrity“ für Korruptionsbekämpfung bei EU-Institutionen verantwortlich war.[1][4]

Politik

2005 trat Daniel Freund der Partei Bündnis 90/Die Grünen bei.

Europaparlament

Im November 2018 kandidierte er auf der Bundesdelegiertenkonferenz der Partei für die Europawahlliste; die Delegierten nominierten ihn für den 20. Listenplatz. Seine Partei gewann bei der Europawahl mit 20,5 Prozent der Stimmen 21 der 96 deutschen Mandate, sodass Freund direkt einzog.[5] Dort ist Freund Mitglied der Fraktion Die Grünen/EFA. Für die Fraktion ist er Mitglied im Haushaltskontrollausschuss sowie Ausschuss für konstitutionelle Fragen. Im Zuge seiner Arbeit im Ausschuss für konstitutionelle Fragen setzt sich Freund seit seinem Amtsantritt 2019 für den Aufbau einer unabhängigen Ethikbehörde ein.[6] Diese soll EU-Beamte und Politiker auf Interessenkonflikte prüfen und Sanktionen aussprechen können.

Zudem ist Freund stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres.

Er war stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Verkehr und Tourismus[7] und Mitglied der Arbeitsgruppe zur Konferenz zur Zukunft Europas (2019–2022).[8] Außerdem gründete Freund zu Beginn der Legislaturperiode 2019 die interfraktionelle Arbeitsgruppe zur Korruptionsbekämpfung in der EU,[9][10] die er bis zu ihrer Wahl zur Präsidentin des Europäischen Parlaments, zusammen mit Roberta Metsola leitet. Die Nachfolge von Roberta Metsola als Co-Leiterin der Intergroup hat die polnische Abgeordnete Danuta Hübner übernommen.[11]

Für die Fraktion Die Grünen/EFA war er als Mitglied des „Executive Board of the Conference Future of Europe“ an der Konferenz zur Zukunft Europas beteiligt.[12]

Daniel Freund ist Präsident der Spinelli Group, einer Bewegung von Mitgliedern des europäischen Parlaments verschiedener Fraktionen, die sich für eine engere europäische Integration einsetzt.[13]

Auf der Bundesdelegiertenkonferenzen der Grünen vom 23. bis 26. November 2023 in Karlsruhe wurde er von den Delegierten im 1. Wahlgang auf Listenplatz 10 der Europaliste gewählt.

Verhandlungen zum Rechtsstaatsmechanismus

Seit seinem Amtsantritt war Daniel Freund an den Verhandlungen zum Rechtsstaatsmechanismus[14] als Schattenberichterstatter beteiligt.[15] In den Verhandlungen mit Kommission und Europäischem Rat vertrat er zusammen mit Alexandra Geese und Terry Reintke die Grüne Fraktion.

Im Jahr 2021 war Daniel Freund führend an einer Resolution des Europäischen Parlaments beteiligt, die die Kommission nach Artikel 265 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union auffordert, den seit dem 1. Januar 2021 in Kraft getretenen Rechtsstaatsmechanismus anzuwenden.[16][17]

In den Medien

In der Arte-Doku „Hallo, Diktator“ – Orbán, die EU und die Rechtsstaatlichkeit wird Daniel Freund bei seinem Kampf für die Rechtsstaatlichkeit in Ungarn begleitet.[18]

Die taz bezeichnete Daniel Freund aufgrund seines Einsatzes gegen Korruption in Ungarn als „Orbáns härtester Gegner“.[19]

In der Arte-Dokumentation „Polen an der Grenze“ von Marcin Wierzchowski wird Daniel Freund bei einer Reise durch Polen begleitet.[20] In seiner Funktion als Mitglied des Haushaltskontrollausschusses besuchte Daniel Freund u. a. Łódź. Freund macht auf die Probleme der Rechtsstaatlichkeit in Polen und die damit verbundenen eingefrorenen EU-Finanzmittel aufmerksam.

Einzelnachweise

  1. Daniel Freund. In: linkedin.com. Juni 2019, abgerufen am 7. Juli 2019 (englisch).
  2. (en) Preview edition of the European Daily launched, European Youth Press (EYP), 15. Juni ..., youthpress.org
  3. nicht mehr aktive Website: europeandaily.com
  4. Daniel Freund › LDK Troisdorf 2018 (Memento vom 27. Mai 2019 im Internet Archive)
  5. Alphabetisches Verzeichnis aller Gewählten. In: bundeswahlleiter.de. Der Bundeswahlleiter, abgerufen am 27. Mai 2019.
  6. Mehr Transparenz. In: danielfreund.eu. Abgerufen am 20. Januar 2021.
  7. Abgeordnete | Daniel Freund. In: europarl.europa.eu. Abgerufen am 7. Juli 2019.
  8. (en) Preparing the Conference on the Future of Europe, EPRS European Parliamentary Research Service, Silvia Kotanidis, Members' Research Service, PE 644.202 – December 2019, auf europarl.europa.eu
  9. Interfraktionelle Arbeitsgruppen. In: europarl.europa.eu. Abgerufen am 20. Januar 2021.
  10. Anti-corruption Intergroup. In: anticorruptionintergroup.eu. Abgerufen am 20. Januar 2021.
  11. European Parliament – Anti-corruption Intergroup – Fight Corruption in Europe. In: anticorruptionintergroup.eu. Abgerufen am 8. März 2022.
  12. Daniel Freund. In: greens-efa.eu. Abgerufen am 14. März 2022.
  13. Board & Members. In: thespinelligroup.eu. Abgerufen am 14. März 2022 (amerikanisches Englisch).
  14. Regulation (EU, Euratom) 2020/2092 of the European Parliament and of the Council of 16 December 2020 on a general regime of conditionality for the protection of the Union budget. 32020R2092, 22. Dezember 2020 (europa.eu [abgerufen am 20. Januar 2021]).
  15. Procedure File: 2018/0136(COD) | Legislative Observatory | European Parliament. In: oeil.secure.europarl.europa.eu. Abgerufen am 20. Januar 2021 (englisch).
  16. MOTION FOR A RESOLUTION on the rule of law situation in the European Union and the application of the Conditionality Regulation 2020/2092. In: europarl.europa.eu. Abgerufen am 14. März 2022 (englisch).
  17. Vlagyiszlav Makszimov: "Frist abgelaufen": MEPs wollen Kommission in Sachen Rechtsstaatlichkeit verklagen. In: euractiv.de. 3. Juni 2021, abgerufen am 14. März 2022.
  18. „Hallo, Diktator“ – Orbán, die EU und die Rechtsstaatlichkeit – Die ganze Doku. In: arte.tv. Abgerufen am 14. März 2022.
  19. Christian Jakob: Korruption in Ungarn: Orbáns härtester Gegner. In: Die Tageszeitung: taz. 14. November 2022, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 19. Januar 2024]).
  20. ARTEde: Polen an der Grenze | Doku HD | ARTE auf YouTube, 11. Oktober 2023, abgerufen am 17. Januar 2024 (deutsch).
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