Danalith
Danalith ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe4[S|(BeSiO4)3][2], ist also chemisch gesehen ein Eisen-Beryllium-Silikat mit Schwefel als zusätzlichen Anionen. Strukturell gehört Danalith zu den Gerüstsilikaten (Tektosilikaten).
Danalith | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol |
Dan[1] |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VIII/J.12 VIII/J.12-010 9.FB.10 76.02.04.02 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol | kubisch-hexakistetraedrisch; 43m |
Raumgruppe (Nr.) | P43n[2] (Nr. 218) |
Gitterparameter | a = 8,23 Å[2] |
Formeleinheiten | Z = 2[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5,5 bis 6 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,28 bis 3,46; berechnet: 3,36[4] |
Spaltbarkeit | undeutlich nach {111}, {111}[4] |
Bruch; Tenazität | schwach muschelig bis uneben; spröde |
Farbe | gelb, rosa bis rot, rötlichbraun; in dünnen Schichten farblos bis rosa |
Strichfarbe | weiß bis grauweiß |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | Glasglanz, Fettglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | n = 1,747 bis 1,771[5] |
Doppelbrechung | keine, da isotrop |
Danalith ist das Eisen-Analogon zum manganhaltigen Helvin (Mn4[S|(BeSiO4)3][2]) und zinkhaltigen Genthelvin (Zn4[S|(BeSiO4)3][2]) und bildet mit diesen jeweils eine lückenlose Mischkristallreihe. Die Mischkristallformel wird entsprechend mit (Mn,Fe,Zn)4[S|(BeSiO4)3] angegeben, wobei sich die in der ersten runden Klammer angegebenen Elemente jeweils gegenseitig vertreten können (Substitution, Diadochie), jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Formelbestandteilen stehen.
Das Mineral entwickelt meist oktaedrische oder dodekaedrische Kristalle bis etwa 10 Zentimeter Größe mit glas- bis fettähnlichem Glanz auf den Oberflächen. In reiner Form ist Danalith farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine gelbe, rosa bis rote oder rötlichbraune Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Danalith in den Granitsteinbrüchen nahe Rockport im US-Bundesstaat Massachusetts und beschrieben 1866 durch Joslah P. Cooke, Jr., der das Mineral nach dem bekannten Mineralogen James Dwight Dana benannte.
Typmaterial des Minerals wird an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts (Katalog-N.r 85384) und im National Museum of Natural History in Washington, D.C. in den USA (Katalog-Nr. 124353) sowie im Natural History Museum in London, England (Katalog-Nr. 1976,422) aufbewahrt.[4]
Klassifikation
Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Danalith zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate), mit Zeolithen“, wo er zusammen mit Genthelvin und Helvin die „Helvin-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/J.12 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Danalith in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zeolithisches H2O“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zusätzlichen Anionen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Sodalith die „Sodalith-Danalith-Gruppe“ mit der System-Nr. 9.FB.10 und den weiteren Mitgliedern Bicchulith, Genthelvin, Haüyn, Helvin, Kamaishilith, Lasurit, Nosean, Tsaregorodtsevit und Tugtupit bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Danalith in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter“ ein. Hier ist er wieder in der „Helvingruppe“ mit der System-Nr. 76.02.04 innerhalb der Unterabteilung „Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter, Feldspatvertreter und verwandte Arten“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Danalith bildet sich entweder magmatisch in Graniten und granitischen Pegmatiten oder hydrothermal in Gneisen, Skarnen und auf Erzgängen. Als Begleitminerale können je nach Fundort unter anderem Albit, Kassiterit, Pyrit und Muskovit in zinnhaltigen Pegmatiten; Granat, Fluorit und Magnetit (in Skarn) oder Arsenopyrit, Chlorit und Quarz (in hydrothermalen Lagerstätten) auftreten.
Als seltene Mineralbildung konnte Danalith nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) rund 60 Fundorte als bekannt gelten.[6] Neben seiner Typlokalität Rockport trat das Mineral in Massachusetts noch an mehreren Stellen um Gloucester zutage. Daneben fand man es in den Vereinigten Staaten noch bei Jerome im Yavapai County von Arizona; im Cheyenne District und am Stove Mountain im El Paso County (Colorado); an mehreren Orten im Carroll County (New Hampshire); bei Victorio im Luna County, am Iron Mountain im Sierra County und in der Harding Mine im Taos County in New Mexico.
In Deutschland konnte Danalith bisher nur am Krennbruch in der niederbayerischen Gemeinde Saldenburg und im Schurf 24 an der Schwarzenberger Kuppel bei Pöhla in Sachsen gefunden werden.
Der bisher einzige bekannte Fundort in Österreich ist der Steinbruch „Poschacher“ bei Artolz in der niederösterreichischen Gemeinde Pfaffenschlag bei Waidhofen an der Thaya.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Brasilien, China, Finnland, Japan, Kanada, Kasachstan, Norwegen, Russland, Schweden, Somalia und im Vereinigten Königreich (England, Nordirland).[7]
Kristallstruktur
Danalith kristallisiert kubisch in der Raumgruppe P43n (Raumgruppen-Nr. 218) mit dem Gitterparameter a = 8,23 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Siehe auch
Literatur
- Joslah P. Cooke, Jr.: On danalite, a new mineral species from the Granit of Rockport, Mass. In: American Journal of Science and Arts. Band 92 (1866), S. 73–79 (PDF 392,5 kB)
- Donald M. Burt: The stability of danalite, Fe4Be3(SiO4)3S. In: American Mineralogist. Band 65 (1980), S. 355–360 (PDF 400,6 kB)
- Sytle M. Antao, Ishmael Hassan, John B. Parise: The structure of danalite at high temperature obtained from synchrotron radiation and Rietveld refinements. In: The Canadian Mineralogist. Band 41 (2003), S. 1413–1422 (PDF 692,12 kB)
- Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 545.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 269 (Dörfler Natur).
Weblinks
Einzelnachweise
- Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 699.
- IMA/CNMNC List of Mineral Names; January 2014 (PDF 1,5 MB)
- Danalite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 71,2 kB)
- Mindat - Danalite
- Mindat - Anzahl der Fundorte für Danalith
- Fundortliste für Danalith beim Mineralienatlas und bei Mindat