Dębno

Dębno (deutsch Neudamm) ist eine Stadt im Powiat Myśliborski (Kreis Soldin) der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Dębno
Wappen von Dębno
Dębno (Polen)
Dębno (Polen)
Dębno
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Myślibórz
Fläche: 19,50 km²
Geographische Lage: 52° 44′ N, 14° 42′ O
Einwohner: 14.171 (31. März 2011[1])
Postleitzahl: 74-400
Telefonvorwahl: (+48) 95
Kfz-Kennzeichen: ZMY
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK23 Myślibórz ↔ Sarbinowo
DW 126 Osinów Dolny ↔ Dębno
DW 127 Porzecze ↔ Dębno
Eisenbahn: nur Güterverkehr: Barnówko–Kostrzyn nad Odrą
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gmina
Gminatyp: Stadt- und Landgemeinde
Gminagliederung: 18 Schulzenämter
Fläche: 318,78 km²
Einwohner: 20.386
(31. Dez. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 64 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3210033
Verwaltung (Stand: 2012)
Bürgermeister: Piotr Downar
Adresse: ul. Pilsudskiego 5
74-400 Dębno
Webpräsenz: www.debno.pl



Geographische Lage

Die Stadt liegt in der Neumark, 17 Kilometer nordöstlich von Küstrin (Kostrzyn nad Odrą), an der Mietzel (poln. Myśla), einem Nebenfluss der Oder.

Neudamm an der Miezel nördlich der Stadt Küstrin an der Oder auf einer Landkarte von 1905

Geschichte

Neudamm um 1650 nach Matthäus Merian
Flurplan von 1772
Stadtkirche

Erstmals erwähnt wurde das Dorf Damm in der Neumark, als es während der gemeinsamen Regentschaft der Markgrafen Johann I. und Otto III. im Jahr 1262 (1261) an den Templerorden übergeben wurde.[3][4] 1540 erwarb Markgraf Hans von Cüstrin den Ort im Tausch gegen andere Ländereien von den Johannitern, die das Dorf seit 1337 besaßen, zurück und machte ihn seiner Frau Katharina zum Geschenk (das Aufbauen des Rathauses.[5]) Katharina von Braunschweig gestattete auf dem zum Gutshof gehörigen Land holländischen Tuchmachern, die wegen ihres protestantischen Glaubens die Heimat verlassen mussten, die Ansiedlung und ließ eine Kirche und Schule errichten. 1562 erhielt die Exulantensiedlung Neudamm Stadtrechte verliehen, während Damm ein eigenständiges Dorf blieb.[6] Christoph Runge gründete eine Papiermühle, zu deren Kunden Leonhard Thurneysser zählte, und betrieb ab 1568 eine Buchdruckerei.

Neudamm besaß drei Stadttore, jedoch keine Stadtmauer. Zum Schutz der Stadt dienten ein Wall und mehrere Gräben. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Neudamm stark zerstört. Seit 1731 war Neudamm Immediatstadt.[7] Im Laufe des 18. Jahrhunderts nahm die Textilherstellung einen weiteren Aufschwung; neben der Tuchmacherei spielte auch die Wollweberei eine immer größere Rolle. 1794 waren in diesem Gewerbe 146 Meister in der Stadt ansässig.

Die Stadt gehörte bis zu dessen Auflösung 1836 zum Kreis Cüstrin, danach bis 1945 zum Landkreis Königsberg Nm. Die Kirche aus dem 16. Jahrhundert wurde 1845 abgerissen. 1852 wurde die Verkehrsanbindung durch den Bau einer Chaussee verbessert, 1882 erfolgte die Inbetriebnahme der Eisenbahn von Küstrin über Neudamm, Soldin nach Glasow bei Pyritz, die heute für den Personenverkehr geschlossen ist und lediglich zwischen Barnówko (Berneuchen) und Kostrzyn nad Odrą (Küstrin) für Güterverkehr betrieben wird.

Rathaus Dębno
Stadtbibliothek
Wasserturm

1880 entstand in der Stadt die erste Hut­fabrik. Die Filzhüte aus Neudamm hatten einen guten Ruf und wurden auch außerhalb Deutschlands gern gekauft. 1927 arbeiteten fünf Hutfabriken und neun Tuchfabriken. Ein bekanntes Unternehmen war auch der 1872 von Julius Neumann gegründete Neumann Verlag.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde in der Stadt ein Außenlager des KZ Sachsenhausen eingerichtet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte Anfang Februar 1945 die Rote Armee Neudamm. Auf sowjetische Anordnung mussten am 13. Februar die Einwohner die Stadt verlassen, die einen Gebäudeverlust von etwa 30 bis 35 % erlitten hatte. Nach einem Aufenthalt bei Soldin durften die Bewohner Anfang Mai wieder nach Neudamm zurückkehren, wo wichtige Betriebe demontiert worden waren. Nach Einstellung der Kampfhandlungen 1945 wurde die Stadt seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen, die Neudamm in „Dębno“ umbenannte.

Am 28. Juni 1945 wurden alle deutschen Einwohner aus Neudamm vertrieben. Es begann die Zuwanderung polnischer Migranten, die zu mehr als der Hälfte aus Gebieten östlich der neuen polnischen Ostgrenze kamen. Gut ein Viertel kam aus Zentralpolen, weniger als ein Zehntel waren Rückwanderer aus Deutschland und Frankreich. Die polnischen Neuankömmlinge stammten größtenteils aus ländlichen Gegenden; nur ein Drittel von ihnen hatte zuvor in einer Stadt gelebt.[8]

Noch im Jahr 1945 funktionierte die städtische Infrastruktur, und erste Betriebe konnten produzieren. Im November 1945 wurde der ehemalige preußische Landtagsabgeordnete Jan Baczewski Bürgermeister von Dębno.

Zwischen 1950 und 1975 war die Stadt Kreisstadt in der ehemaligen Woiwodschaft Stettin; der Sitz des Powiats war jedoch in Chojna (Königsberg (Neumark)). Von 1975 bis 1998 gehörte die Stadt zur Woiwodschaft Gorzów.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
17501550[9]
18012178darunter fünf Judenfamilien mit 42 Individuen[10]
18503081[11]
18583296darunter 16 Katholiken und 54 Juden[9]
18673259am 3. Dezember[12]
18713357am 1. Dezember, davon 3260 Evangelische, 26 Katholiken und 71 Juden[12]
18753380[13]
18803775[13]
18904079darunter 35 Katholiken und 52 Juden[13]
19058274meist Evangelische[14]
19107910am 1. Dezember, davon 7827 in der Stadt, 83 auf Gut Neudamm[15]
19337617[13]
19397488[13]
Einwohnerentwicklung seit 1790

Sehenswürdigkeiten

Gemeinde

Das Gebiet der Stadt- und Landgemeinde hat eine Fläche von 318,78 km², auf denen etwa 21.000 Einwohner leben. Sie umfasst 18 Schulzenämter:

  • Barnówko (Berneuchen), Bogusław (Batzlow)
  • Cychry (Zicher)
  • Dargomyśl (Darrmietzel)
  • Dolsk (Dölzig)
  • Dyszno (Ringenwalde)
  • Grzymiradz (Grünrade)
  • Krężelin (Krummkavel)
  • Krześnica (Wilkersdorf)
  • Młyniska (Mühlenfünftel)
    Gotische Kirche aus Feldstein­quadern in Smolnica (Bärfelde)
  • Mostno-Więcław (Kerstenbrügge-Späning)
  • Oborzany (Nabern)
  • Ostrowiec (Wusterwitz)
  • Różańsko (Rosenthal)
  • Sarbinowo (Zorndorf)
  • Smolnica (Bärfelde)
  • Suchlica (Neu Zicher)
  • Warnice (Warnitz).

In Berneuchen (Barnówko) entstand in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Berneuchener Bewegung, eine kirchliche Reformbewegung.

Bei Barnówko und Różańsko nordöstlich von Dębno wurde 1996 ein Vorkommen von 64 Millionen Tonnen Erdöl und 29 Milliarden Kubikmeter Erdgas entdeckt. Wegen seines hohen Sulfat­gehalts ist das Erdgas nur zur industriellen Verarbeitung nutzbar; seit 2004 wird es zum Betrieb einer Gasturbine im Heizkraftwerk Gorzów Wielkopolski genutzt. Die Stadt erhielt deswegen im Volksmund die Bezeichnung „Polnisches Kuweit“.

Persönlichkeiten

Städtepartnerschaften

Söhne und Töchter der Stadt

Siehe auch

Literatur

  • Gustav Ehrich: Chronik der Stadt Neudamm nebst Mitteilungen aus alten Schöppen- und Grundbüchern der Dorfschaften Wittstock, Nabern, Darrmietzel, Zicher, Damm und Batzlow. Neumann, Neudamm 1896 (Digitalisat).
  • Neudamm, N.-M. In: Möckel’s Adreß- und Auskunftsbücher. Emil Reis, Leipzig 1894–1898 (mit Karte).
  • Magistrat der Stadt Neudamm: Neudamm, die Industrie- und Handelsstadt in der nordwestlichen Neumark. Neumann, Neudamm 1927.
  • Roman Jachimowicz: Neudamm – Dębno: przeszłość i teraźniejszość. Biblioteka Publiczna Miasta i Gminy, Dębno 1999, ISBN 83-88135-75-9.
  • Karty z dziejów Dębna. PPH „Zapol“ Dmochowski Sobczyk, Dębno 2005, ISBN 83-60140-35-9.
  • Tadeusz Białecki (red.): Z Dziejów Ziemi Chojeńskiej. Instytut Zachodniopomorski, Szczecin 1969.

Einzelnachweise

  1. GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 4. Juli 2017
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  3. Encyklopedia PWN – Dębno
  4. Sztetl – Dębno – historia
  5. Karty z dziejów Dębna. Dębno: PPH „Zapol“ Dmochowski Sobczyk, 2005, ISBN 83-60140-35-9, S. 47.
  6. Dębno – panorama miasta Archivlink (Memento vom 6. Juli 2014 im Internet Archive)
  7. Dębno – historia Archivlink (Memento vom 5. Mai 2014 im Internet Archive)
  8. Zur Herkunft der Siedler siehe Tadeusz Białecki (red.): Z Dziejów Ziemi Chojeńskiej. Instytut Zachodniopomorski, Szczecin 1969, S. 226.
  9. W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 412–413.
  10. Friedrich Wilhelm August Bratring: Beschreibung der gesamten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg, Berlin 1809, S. 103 (online).
  11. Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz. Band 3, Brandenburg 1856, S. 401–402
  12. Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staats und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg, Berlin 1873, S. 118–119, Nr. 6 (online).
  13. Michael Rademacher: Koenigsberg_n. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  14. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 14, Leipzig/Wien 1908, S. 542 (online).
  15. www.gemeindeverzeichnis.de.
  16. http://www.debno.pl/
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