Döbeln Hauptbahnhof

Döbeln Hauptbahnhof (offizielle Bezeichnung: Döbeln Hbf[1][2]) ist eine Eisenbahn-Betriebsstelle an den sich kreuzenden Bahnstrecken Borsdorf–Coswig und Riesa–Chemnitz. Der Bahnhof ist die zentrale Bahnstation der Stadt Döbeln in Sachsen. Von 1884 bis 1964 war Döbeln Hbf außerdem Endpunkt der Schmalspurbahn von Oschatz.

Döbeln Hbf
Empfangsgebäude von 1868
Empfangsgebäude von 1868
Daten
Betriebsstellenart Bahnhof
Lage im Netz Kreuzungsbahnhof
Bauform Keilbahnhof
Bahnsteiggleise 4
Abkürzung DDE
IBNR 8010080
Eröffnung 2. Juni 1868
bahnhof.de Döbeln-Hbf-1024690
Lage
Stadt/Gemeinde Döbeln
Land Sachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 7′ 35″ N, 13° 5′ 42″ O
Höhe (SO) 176 m
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Döbeln Hbf
Bahnhöfe und Haltepunkte in Sachsen
i11i16i18

Lage

Der Hauptbahnhof befindet sich etwa zwei Kilometer westlich der Döbelner Innenstadt oberhalb des Tals der Freiberger Mulde, in der Gemarkung Kleinbauchlitz.[3] Der unmittelbare Bahnhofsvorplatz mündet in die Bahnhofstraße (Teil der Bundesstraße 175) ein, welche die straßenseitige Verbindung zur Altstadt herstellt. Ein Nebenausgang verbindet den Hauptbahnhof durch eine Fußgängerunterführung zudem mit der Mastener Straße südlich der Gleisanlagen.

Döbeln Hauptbahnhof ist ein Eisenbahnknotenpunkt, in dem die Hauptbahn von Chemnitz nach Riesa auf jene der Strecke (Leipzig – ) BorsdorfCoswig ( – Dresden) trifft. Mit dem Haltepunkt Limmritz (Sachs) wird im Döbelner Stadtgebiet noch eine zweite Station planmäßig von Zügen bedient.[A 1] Der innenstadtnähere Ostbahnhof, zuletzt Haltepunkt Döbeln Zentrum, wird trotz verschiedener Absichtserklärungen seit Dezember 2015 nicht mehr bedient. Die Züge von und nach Leipzig enden und beginnen im Bahnhof Döbeln Hbf.

Geschichte

Obwohl Döbeln bereits seit 1847 mit dem nahegelegenen Bahnhof Großbauchlitz einen Anschluss an die Strecke Riesa–Chemnitz hatte, wurde der Bahnhof erst mit Eröffnung des Abschnittes Döbeln–Leisnig der Bahnstrecke Borsdorf–Coswig am 2. Juni 1868 als „Station Döbeln“ eröffnet,[4] die „interimistisch“ nur einen „Personeneinsteigeschuppen“ besaß. Die Station wurde in den Jahren 1867 und 1868 auf dem Grundstück des Ritterguts Kleinbauchlitz errichtet.[5] Mit Eröffnung des Abschnitts Döbeln–Nossen der Bahnstrecke Borsdorf–Coswig ging am 25. Oktober 1868 die Haltestelle Döbeln Ost in Betrieb. Erst zwei Jahre später erhielt der Keilbahnhof unter Leitung des Abteilungsingenieurs Bassenge am 1. Januar 1870 das heutige Empfangsgebäude, das dem damaligen Gebäude des Zwickauer Hauptbahnhofs ähnelt. Der einfache, zweckmäßige Bau enthielt Räume für Post, Polizei und Bahnbedienstete mit Gepäckabfertigung und drei Wartesäle für die I., II. und III. Wagenklasse. Ab 1. November 1884 schloss die Schmalspurbahn nach Mügeln mittels einer dritten Schiene bis zum Abzweig Gärtitz auch den Döbelner Bahnhof an das Wilsdruffer Netz an. 1886 erhielten die „Personenperrons“ Bahnsteigdächer.

Von 1892 bis 1926 fungierte die Döbelner Pferdebahn als Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt. 1896 ergaben sich durch Erweiterungen um Lokomotiv- und Güterschuppen größere Änderungen der Bahnhofsanlage. Beim Umbau 1925 nach Plänen von Mirus wurde der Grundriss nur wenig verändert.

1933, zeitgleich mit der Umbenennung des Bahnhofs Großbauchlitz in Döbeln Nord wurde der Bahnhof Döbeln in Döbeln Hbf umbenannt.[6]

Der Personenverkehr auf der Schmalspurstrecke wurde am 15. Dezember 1964 eingestellt.[7]

Am 12. Dezember 2015 endete mit dem letzten fahrplanmäßigen Zug der RB-Linie 110 der Zugverkehr auf dem Abschnitt Döbeln–Meißen-Triebischtal der Bahnstrecke Borsdorf–Coswig. Dem vorausgegangen waren die Entscheidungen des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) vom 28. November 2013 und des Verkehrsverbunds Mittelsachsen vom 7. März 2014, aus wirtschaftlichen Gründen den Zugverkehr auf den Abschnitten Nossen–Meißen (Verkehrsverbund Oberelbe) bzw. Döbeln–Nossen (Verkehrsverbund Mittelsachsen) einzustellen. Der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) will auch weiterhin Leistungen des Schienenpersonennahverkehrs zwischen Leipzig und Döbeln bestellen.

Die zunächst geplante Weiterführung der RB-Linie 110 bis zum Haltepunkt Döbeln Zentrum konnte wegen der dafür erforderlichen sicherungstechnischen Änderungen sowie Differenzen zwischen dem Verkehrsverbund Mittelsachsen und dem Streckenbetreiber NRE bislang nicht umgesetzt werden.[8]

In Döbeln Hbf hielten im Herbst 2022 sowie von April bis November 2023 auch Intercitys der Deutschen Bahn, als diese wegen Bauarbeiten auf der Strecke Berlin–Dresden über Jüterbog und Riesa von und nach Chemnitz umgeleitet wurden.[9] Seit Dezember 2023 wird Döbeln Hbf wieder regelmäßig mit einem Zugpaar pro Woche vom Fernverkehr angefahren. Dieses stellt eine Direktverbindung nach Berlin und an die Ostsee her.[10]

Anlagen

Empfangsgebäude

Ansichtskarte des Bahnhofs von 1903. Damals thronten auf der Frontfassade anstelle des Schriftzugs „Döbeln Hauptbahnhof“ die Namen der Städte, in deren Richtung die sich hier kreuzenden Bahnstrecken verlaufen.

Das ab März 1869 errichtete und nach zehnmonatiger Bauzeit am 1. Januar 1870 eröffnete[11] Empfangsgebäude präsentiert sich im Stil des Historismus. Der symmetrisch konzipierte, repräsentative Bau greift dabei neoromanische und neogotische Formen auf. Markante und wuchtige dreigeschossige Ecktürme begrenzen die im Rundbogenstil erbaute Frontfassade des sonst zweigeschossigen Gebäudes. Ecklisenen betonen zusätzlich die Gliederung der Fassade. Das gesamte Erscheinungsbild ist dem 1858 erbauten und 1937 abgerissenen ehemaligen Empfangsgebäude des Zwickauer Hauptbahnhofs nachempfunden. Aufgrund seiner bau- und ortsgeschichtlichen Bedeutung und seiner straßenbildprägenden Funktion steht das Döbelner Empfangsgebäude als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz.[12] Der Historiker Rolf-Ulrich Kunze würdigte das Döbelner Empfangsgebäude als „eines der schönsten deutschen Bahnhofsgebäude überhaupt“.[13]

Ab 2008 bot die DB Station&Service AG das Empfangsgebäude zum Kauf an. Die Stadt Döbeln lehnte ein Kaufangebot ab, da es an einem Nutzungskonzept und einer Zielsetzung für die Immobilie von kommunaler Seite mangelte.[14] 2010 wurde das Bahnhofsgebäude an die Main Asset Management GmbH mit Sitz in Dreieich verkauft, welche ab 2014 ihrerseits das Bahnhofsgebäude für einen Preis von 300.000 Euro wiederum zum Verkauf anbot.[15] Im Jahr 2016 konnte mit der Neumayr & Sedlmeir GbR aus Erding ein neuer Eigentümer gefunden werden.[16]

Fahrkarten werden im am 13. Januar 2020 eröffneten Kundencenter der Mitteldeutschen Regiobahn im Erdgeschoss des Empfangsgebäudes verkauft.[17] Zuvor betrieb die Deutsche Bahn AG bis April 2005 ein „DB-Reisezentrum“ im Hauptbahnhof, welches bis zum 15. September 2019 als inhabergeführte „DB-Agentur“ fortbestand.[18]

Außer dem Kundencenter nutzt ein Pizza-Lieferdienst Räumlichkeiten im Erdgeschoss, die Bahnhofsgaststätte „Gleis 3“ schloss im April 2012.[19] Im Obergeschoss sind Büroräume der Deutschen Bahn AG, ein Aufenthaltsraum für die Zugbegleiter der Mitteldeutschen Regiobahn und die Döbelner Ortsgruppe des Bahn-Sozialwerks angesiedelt. Dennoch stehen große Teile des Empfangsgebäudes derzeit (Stand: März 2020) leer. Dieser Zustand führt gemeinsam mit der Tatsache, dass seit der Erneuerung aller Fenster in den 1990er-Jahren keine Investitionen mehr in die Immobilie geflossen sind, zu einem sanierungsbedürftigen Gesamteindruck des Bahnhofsgebäudes.[20]

Stellwerk

Blick von den Bahnsteigen auf das Stellwerk B1

Den Bahnbetrieb im Döbelner Hauptbahnhof koordinieren Fahrdienstleiter im Befehlsstellwerk B1, welches sich nördlich der Gleisanlagen befindet. Es ist als elektromechanisches Stellwerk der Bauform E12/78 mit Elementen der Gleisbildstellwerkstechnik und Hl-Lichtsignalen ausgeführt und wurde am 30. April 1991 in Betrieb genommen.[21] Das ebenfalls mit B1 bezeichnete Vorgängerstellwerk war ein mechanisches Stellwerk, welches westlich des heutigen Befehlsstellwerks neben der Brücke der Bundesstraße stand. Zudem werden vom Stellwerk B1 der Bahnhof Ostrau sowie die gesamte Strecke Döbeln–Seerhausen über ein elektronisches Stellwerk gesteuert.

Bis zum 13. Dezember 2007 waren neben dem Stellwerk B1 noch die drei mechanischen Wärterstellwerke W2 auf der Südseite der Gleisanlagen und W3 und W4 im nordöstlichen Teil des Bahnhofs in Betrieb, auf denen Weichenwärter Dienst taten. Das 1905 errichtete Stellwerk W2 war für die Ein- und Ausfahrten von und nach Coswig zuständig und regelte die Lokwechsel, Rangierfahrten in das Betriebswerk sowie die Bedienung der Laderampe, der Ladestraße und des Güterbodens. Auch die Übergabefahrten zu den Gleisanschlüssen einiger Betriebe fielen in die Zuständigkeit von W2. Das Stellwerk 3 stand auf Höhe der Ausfahrsignale in Richtung Riesa vor dem Viadukt Großbauchlitz. Nachdem die Stellbereiche der beiden Wärterstellwerke zwischen 2006 und 2007 mit elektrischen Weichenantrieben, Lichtsignalen und Achszählern an das Stellwerk B1 angebunden waren, wurde das Stellwerk W2 vom 19. bis 22. Februar 2008 abgebrochen, W3 folgte eine Woche später.[22]

Verkehrsanbindung

Linie Linienverlauf Takt (min) EVU
IC 17 ChemnitzDöbelnRiesaBerlinOranienburgRostockWarnemünde einzelner Zug (samstags) DB Fernverkehr
RB 45 Chemnitz – MittweidaWaldheimDöbeln – Riesa – Elsterwerda 060 (Mo–Fr)
120 (Sa–So)
Mitteldeutsche Regiobahn
RB 110 DöbelnGroßbothen – Grimma – Borsdorf – Leipzig 060 (Mo–Fr)
120 (Sa–So)
Stand: 10. Dezember 2023

Anmerkungen

  1. Folgende Stationen im Stadtgebiet werden heute nicht mehr planmäßig von Zügen angefahren: Döbeln Zentrum (1868–2015), Döbeln Nord (1847–1965) und Döbeln-Gärtitz (1909–1969).

Literatur

  • Manfred Berger: Historische Bahnhofsbauten, Band I. 3. Auflage, transpress Verlagsgesellschaft mbH, Berlin 1991. (Abschnitt Die Chemnitz-Riesaer Eisenbahn)
Commons: Döbeln Hauptbahnhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Profil auf www.bahnhof.de
  2. Gleise in Serviceeinrichtungen auf www.deutschebahn.com (Memento vom 22. Dezember 2016 im Internet Archive) (PDF; 134 kB)
  3. Die Gemarkung Kleinbauchlitz im Geoportal Sachsen
  4. Hauptbahnhof (Memento vom 17. Mai 2011 im Internet Archive)
  5. Das Rittergut Kleinbauchlitz auf www.sachsens-schloesser.de
  6. Verkehrsstationen auf sachsenschiene.de, abgerufen am 1. September 2023.
  7. Manfred Berger: Historische Bahnhofsbauten Band 1 3.A transpress Berlin 1991 S. 85ff
  8. Döbeln Zentrum bleibt verödet. Abgerufen am 3. April 2023.
  9. Mit dem Intercity von Döbeln nach Warnemünde. Abgerufen am 5. Januar 2023.
  10. Fahrplanwechsel am Sonntag: viele neue Verbindungen im Fernverkehr. In: Deutsche Bahn. 6. Dezember 2023, abgerufen am 22. Dezember 2023.
  11. Jens Hoyer: Das ewige Sorgenkind Hauptbahnhof. In: saechsische.de. 5. März 2020, abgerufen am 28. März 2020.
  12. Abfrage der Denkmalliste des Landes Sachsen: https://denkmalliste.denkmalpflege.sachsen.de/Gast/Denkmalkarte_Sachsen.aspx
  13. Rolf-Ulrich Kunze: Close Readings – Kulturgeschichtliche Interpretationen zu Bildern der wissenschaftlich-technischen Zivilisation (= Karlsruher Studien Technik und Kultur). KIT Scientific Publishing, Karlsruhe 2014, ISBN 978-3-7315-0216-6, S. 170 (kit.edu).
  14. Dirk Wurzel: Döbelner Hauptbahnhof wieder zu haben. Leipziger Volkszeitung, 4. August 2014, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 14. April 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lvz.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  15. Cathrin Reichelt: Wer braucht einen Bahnhof? In: saechsische.de. 4. August 2014, abgerufen am 14. April 2020.
  16. Cathrin Reichelt: Hauptbahnhof verkauft. In: saechsische.de. 7. Juli 2016, abgerufen am 14. April 2020.
  17. Thomas Sparrer: Kundencenter im Döbelner Hauptbahnhof soll frischen Wind bringen. Leipziger Volkszeitung, 13. Januar 2020, abgerufen am 2. Mai 2020.
  18. Thomas Sparrer: Die gute Seele vom Döbelner Hauptbahnhof geht in den Ruhestand. Leipziger Volkszeitung, 5. September 2019, abgerufen am 2. Mai 2020.
  19. Döbeln: Aus und vorbei mit der Bahnhofsgaststätte. Leipziger Volkszeitung, 13. April 2012, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 2. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lvz.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  20. Thomas Sparrer: Döbelns Bahnhofsgebäude auf dem Abstellgleis. Leipziger Volkszeitung, 5. März 2020, abgerufen am 2. Mai 2020.
  21. Döbeln: B1. In: entlang-der-gleise.de. Abgerufen am 18. April 2020.
  22. Dagmar Doms-Berger: Bagger reißen das Stellwerk auf der Südseite ab. In: saechsische.de. 20. Februar 2008, abgerufen am 18. April 2020.
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