Döbbelin (Stendal)

Döbbelin ist ein Ortsteil der Ortschaft Insel der Hansestadt Stendal im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt, (Deutschland).[3]

Döbbelin
Stadt Stendal
Koordinaten: 52° 34′ N, 11° 47′ O
Höhe: 35 m ü. NHN
Fläche: 4,22 km²[1]
Einwohner: 107 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 25 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1973
Eingemeindet nach: Insel
Postleitzahl: 39576
Vorwahl: 039329
Döbbelin (Sachsen-Anhalt)
Döbbelin (Sachsen-Anhalt)

Lage von Döbbelin in Sachsen-Anhalt

Straße durch Döbbelin
Straße durch Döbbelin

Geographie

Döbbelin, ein kleines Straßendorf mit Kirche, liegt etwa 6 Kilometer südwestlich der Kernstadt von Stendal. Südlich der Ortslage führt die Bundesstraße 188 entlang.[4][1]

Nachbarorte sind Tornau im Norden, Wahrburg und Röxe im Nordosten, Dahlen und Gohre im Südosten, sowie Insel im Südwesten.[4]

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Die erste Erwähnung des Ortes stammt aus der Zeit um 1150 als Dobelin, dem Kloster St. Ludgeri vor Helmstedt gehörten dort 4 Hufen Landes.[5] Im Jahre 1160 gehörten dem Kloster in dobbelin 14 Hufen.[6] Weitere Nennungen sind 1287 villa doblin und 1344 villa dobeli.[1] Ab 1344 befand sich die Familie von Bismarck im Besitz eines Teils des Orts. Es handelte sich um eine der ältesten Besitztümer der Familie.

Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Doblin aufgeführt. Der Stendaler Patrizier Nikolaus von Bismarck ab diesem Zeitpunkt als Besitzer des Dorfs geführt. Ab 1375 bezogen die Bismarcks Einkünfte aus Döbbelin, ein Haus hatten sie dort jedoch zunächst nicht.[7]

Döbbelin ist wendischen Ursprungs.[8] Im Dreißigjährigen Krieg wurde auch Döbbelin schwer verwüstet. 1730 erbte Hans-Christoph von Bismarck den Ort. Er ließ 1736 das Gutshaus Döbbelin errichten. 1747 wurde dann die Dorfkirche Döbbelin zu einer Gutskirche umgebaut. 1786 schloss die Familie von Bismarck mit den Bauern des Ortes einen Erbpachtvertrag, der die Bauern langfristig aus ihrer Abhängigkeit befreite. Ab 1788 war im Dorf ein Lehrer tätig. Der Bau eines ersten Schulhauses erfolgte 1863 neben der Kirche.

Ab 1963 waren im Gutshaus Wohnungen, Konsum, Post, Kindergarten, eine Arztpraxis und eine Bücherei untergebracht. Seit 1991 wird das Gutshaus wieder privat durch die Familie von Bismarck genutzt.

Seit 2013 findet regelmäßig ein Gartenfestival im Bismarck-Schlosspark Döbbelin statt.[9]

Herkunft des Ortsnamens

Friedrich Hoßfeld meint, der Name des Ortes 1160 döbbelin und 1375 doblin geschrieben, weist auf die slawische Wurzel „dub“ für Eiche hin.[10]

Vorgeschichte

Als Spur einer älteren Besiedlung wurde in einer Kiesgrube bei Döbbelin eine tönerne Kugelamphore gefunden, die auf die Zeit um 3500 vor Beginn unserer Zeitrechnung datiert wird.

Eingemeindungen

Ursprünglich gehörte das Dorf Döbbelin zum Tangermündeschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Stadtkanton Stendal auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde ab 1816 zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal.[1]

Am 25. Juli 1952 kam die Gemeinde Döbbelin in den neuen Kreis Stendal. Die Gemeinde wurde am 1. Juli 1973 in die Gemeinde Insel eingemeindet.[11]

Mit Wirkung zum 1. September 2010 erfolgte die Eingemeindung von Insel nach Stendal per Gesetz.[12] Seitdem gehört der Ortsteil Döbbelin zu Stendal und kam gleichzeitig zur neu errichteten Ortschaft Insel.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1734091
1772049
1790113
1798106
1801131
1818113
1840142
Jahr Einwohner
1864155
1871152
1885134
1892[0]136[8]
1895147
1900[0]151[8]
1905137
Jahr Einwohner
1910[0]141[8]
1925169
1939130
1946240
1964169
1971162
2013[00]118[13]
Jahr Einwohner
2014[00]123[13]
2018[00]118[14]
2019[00]110[14]
2021[00]114[15]
2022[00]108[16]
2023[0]107[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1971:[1]

Religion

Dorfkirche Döbbelin

Die evangelische Kirchengemeinde Döbbelin, die zur Pfarrei Gohre bei Stendal gehörte,[17] wird betreut vom Pfarrbereich Möringen-Uenglingen im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[18]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Döbbelin stammen aus dem Jahre 1713.[19]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[20]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Gutshaus Döbbelin
  • Die evangelische Dorfkirche Döbbelin ist vermutlich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Feldsteinbau errichtet worden, der 1747 umgebaut und erweitert wurde.[21]
  • Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
  • Das 1736 errichtete Gutshaus Döbbelin steht unter Denkmalschutz.
  • Die Freiwillige Feuerwehr Döbbelin wird durch einen Förderverein unterstützt.

Wirtschaft und Infrastruktur

  • Im Ort gibt es ein Bauunternehmen. Ein Handelsunternehmen mit Sitz in Grambek betreibt in Döbbelin einen Groß- und Einzelhandel mit Weihnachts-, Oster-, Geschenk- und Souvenirartikeln.[22]

Verkehr

Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.[23]

Persönlichkeiten

  • Der Pädagoge und Museologe Richard Pflaumbaum (1884–1971) war von 1903 bis 1922 als Lehrer an der Grundschule in Döbbelin tätig.
  • Die DDR-Politikerin Else Merke (1920–2005) lebte zeitweise im Ort.

Literatur

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 531–535, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Jochen Reinecke: Döbbelin. In: Deutsche Gesellschaft e.V. (Hrsg.): Schlösser und Gärten in Sachsen-Anhalt. 2001.
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 95–96 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 300, 29. Döbbeli (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: Döbbelin (Stendal) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 531–535, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. Leon Zeitz: Einwohnerzahl geht zurück. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 16. Januar 2024, DNB 1002381223, S. 13.
  3. Landkreis Stendal: Hauptsatzung der Hansestadt Stendal. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 28. Jahrgang, Nr. 37, 21. November 2018, ZDB-ID 2665593-7, S. 214220 (Online [PDF; 4,4 MB; abgerufen am 3. November 2020]).
  4. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. zitiert nach Rohrlach: Rudolf Kötzschke (Hrsg.): Die Urbare der Abtei Werden a. d. Ruhr (= Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde XX: Rheinische Urbare). Bd. 2: A. Die Urbare vom 9.–13. Jahrhundert. Hrsg. von Rudolf Kötzschke, Bonn 1908, Nachdruck Düsseldorf 1978, S. 170
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 434 (Digitalisat).
  7. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 366.
  8. Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 95–96 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  9. Döbbelin - LebensArt – Messe für Garten, Wohnen und Lifestyle. In: lebensart-messe.de. Abgerufen am 2. April 2023.
  10. Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 6162.
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 343, 345.
  12. Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Stendal (GemNeuglG SDL) Vom 8. Juli 2010. 8. Juli 2020, GVBl. LSA 2010, 419, § 2, § 5 (Online [abgerufen am 5. September 2020]).
  13. Bernd-Volker Brahms: Erstmals seit der Wende ein Plus. In: Stendaler Volksstimme. 13. Januar 2015, S. 13.
  14. Donald Lyco: Nach zehn Jahren wieder unter 40.000. In: Stendaler Volksstimme. 10. Januar 2020, S. 13.
  15. Donald Lyko: Und es werden immer weniger. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 11. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 13.
  16. Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  17. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 115 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  18. Pfarrbereich Möringen-Uenglingen. In: ekmd.de. Abgerufen am 2. April 2023.
  19. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 17 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  20. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 20. September 2020.
  21. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 109.
  22. Handelsregister des Amtsgerichts Stendal auf handelsregister.de. Abgerufen am 2. Oktober 2020.
  23. Fahrplan der Linie 941. In: Stendalbus. Abgerufen am 18. April 2021.
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