Czesława Kwoka

Czesława Kwoka (* 15. August 1928 in Wólka Złojecka in Polen; † 12. März 1943 im Konzentrationslager Auschwitz) war ein polnisches katholisches Mädchen. Sie wurde ermordet im Alter von 14 Jahren.

Czeslawa-Kwoka2.jpg
Czesława Kwoka

Leben

Herkunft und Kindheit

Czesława Kwoka wurde am 15. August 1928 im Schulzenamt Wólka Złojecka in der Landgemeinde Nielisz im Powiat Zamojski der Woiwodschaft Lublin geboren. Ihr Vater Paweł Kwoka starb, als Czesława ein kleines Mädchen war, und sie lebte fortan allein mit ihrer Mutter Katarzyna Kwoka.

Die Aktion Zamość

Vertreibung von Polen durch die SS in der Region Zamość (Dezember 1942)
Die drei Porträtfotos

In der Nacht vom 27. auf den 28. November 1942 begannen Einheiten der Ordnungspolizei, der SS sowie örtliche Garnisonen der Luftwaffe und der Wehrmacht innerhalb der Aktion Zamość mit der Umsiedlung der einheimischen Bevölkerung. Czesława und ihre Mutter wurden zusammen mit der übrigen im Dorf lebenden Bevölkerung in das Umsiedlungslager Zamość abtransportiert und von der Umwandererzentralstelle zur „weiteren Verwendung“ in die vierte von vier rassischen Wertungsgruppen selektiert. Darin waren jene Männer, Frauen und Kinder zusammengefasst, welche die Nationalsozialisten in ihrer Ideologie als „kriminell“ oder „asozial“ einstuften, weil sie bei ihrer Festsetzung beispielsweise Widerstand geleistet hatten oder wegen ihrer Nationalität oder Religion prinzipiell als „rassisch schlecht“ galten. Sie wurden umgehend nach ihrer Selektion in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort am 13. Dezember 1942 erfasst; Czesława unter der Nummer 26947. Ihr weiteres Schicksal im folgenden Vierteljahr ist nicht bekannt.

Katarzyna Kwoka starb am 18. Februar 1943 an unbekannter Todesursache. Czesława Kwoka wurde am 12. März 1943 mit einer intrakardialen Phenolinjektion ermordet.[1] Ihre Sterbeurkunde wurde am 23. März 1943 ausgestellt. Als Todesursache vermerkte der Eintrag unwahr eine Kachexie bei Darmkatarrh.

Rezeption

Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau

Die drei Häftlingsfotos Czesława Kwokas sind Bestandteil der fotografischen Dauerausstellung im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau.

Dokumentarfilm Portrecista

Im Jahr 2005 erschien der polnische Dokumentarfilm Portrecista „(Der Porträtist“) von Irek Dobrowolski über den polnischen Auschwitzhäftling und Lagerfotografen Wilhelm Brasse. In seinen Erinnerungen wurden die drei Fotografien von Czesława Kwoka und Einzelheiten bei ihrer Registrierung am 13. Dezember 1942 von Wilhelm Brasse speziell thematisiert:[2]

„Ich erinnere mich an das Bild von diesem Mädchen, weil es noch so jung aussah. Das Mädchen. So entwaffnend, als Mädchen, als Gefangene, die ein Kopftuch trug. Sie sah noch gut aus, nicht abgemagert. Immer wieder wurden spezielle Nummern aufgerufen. Aber auf Deutsch. Und dieses Mädchen hat einfach nicht verstanden, was da vor sich ging und was zu ihr gesagt wurde. Und dann hat diese Aufseherin… ich sah dies in mehreren Fällen… mit einem Stock zugeschlagen, sie ins Gesicht geschlagen…“

Wilhelm Brasse: Portrecista (deutsche Übersetzung)[3]

In seinen späteren Aufzeichnungen und weiteren Interviews wiederholte Wilhelm Brasse diese Darstellung immer wieder. Das junge Mädchen habe dann vor den fotografischen Aufnahmen versucht, sich die Tränen und das Blut vom Gesicht abzuwischen und in einer Mischung aus Stolz und Entsetzen in die Kamera geschaut. Er bedauere, dass er nicht habe helfen können.[4]

Lori Schreiner und Theresa Senato Edwards

Inspiriert von den Fotografien und Erinnerungen des Holocaust-Überlebenden Wilhelm Brasse erschien 2012 das Buch Painting Czesława Kwoka, Honoring Children of the Holocaust in einer Gemeinschaftsarbeit der Malerin Lori Schreiner und der Schriftstellerin Theresa Senato Edwards. Es enthält Bilder, die die Künstlerin anhand der Fotografien von Czesława Kwoka gezeichnet hat.[5]

Colorierung

Die brasilianische Künstlerin Marina Amaral colorierte 2018 die drei Fotos für einen mit dem britischen Populärhistoriker Dan Jones erstellten Bildband, ihre Vorveröffentlichung im Internet rief eine große Resonanz hervor.[6]

Eine weitere Colorierung wurde von Mirek Szponar gefertigt.[7]

Einzelnachweise

  1. Thread. In: Twitter. Auschwitz Memorial, 12. März 2018, abgerufen am 29. Juni 2022 (englisch).
  2. Artur Wróblewski: "Niepotrzebne" dzieci likwidowano zastrzykiem z fenolu. In: interia.pl. 8. September 2017, abgerufen am 20. März 2018 (polnisch).
  3. The Portraitist with English subtitles (ab 0:06:56) auf YouTube, abgerufen am 20. März 2018 (polnisch mit englischen Untertiteln).
  4. Reiner Engelmann: Der Fotograf von Auschwitz. Kapitel 19: Czesława Kwoka, cbj Verlag, München 2015, ISBN 978-3-641-14073-1, S. 94–96. (Vorschau in der Google-Buchsuche)
  5. Painting Czeslawa Kwoka, Honoring Children of the Holocaust In: unboundcontent.com, 9. Juli 2013 (englisch).
  6. Tomasz Frymorgen: An artist coloured in a photo of an Auschwitz victim and it's heartbreaking. In: BBC. 15. März 2018 (englisch).
  7. Mirek Szponar auf Twitter: „12 marca 1943 w niemieckim obozie zagłady Auschwitz-Birkenau, została zabita zastrzykiem fenolu, czternastoletnia Czesława Kwoka. Dziecko Zamojszczyzny“. In: twitter.com, 12. März 2019, abgerufen am 2. Oktober 2020.

Literatur

  • Jerzy Bebski: Sterbebücher von Auschwitz. Band 2: Namensverzeichnis A–L, München 1995, ISBN 3-598-11275-0.
  • Reiner Engelmann: Der Fotograf von Auschwitz. Kapitel 19: Czesława Kwoka, cbj Verlag, München 2015, ISBN 978-3-641-14073-1, S. 94–96. (Vorschau in der Google-Buchsuche)
  • Herma Ebinger: Dossier Generalplan Ost, Kinder aus Zamość erinnern nach 60 Jahren an dieses Verbrechen, 2002 (Digitalisat RTF)
  • Werner Röhr, Elke Heckert: Europa unterm Hakenkreuz – Die faschistische Okkupationspolitik in Polen (1939–1945), Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989, ISBN 3-326-00294-7.
  • Lori Schreiner, Theresa Senato Edwards: Painting Czesława Kwoka, Honoring Children of the Holocaust. Unbound Content, Englewood NJ 2012, ISBN 978-1-936373-27-7.
Commons: Czesława Kwoka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.