Cyanotrichit

Cyanotrichit (auch Lettsomit oder Kupfersamterz) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfate. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu4Al2(SO4)(OH)12  2 H2O und entwickelt charakteristisch blaue, bis zu drei Zentimeter lange, nadelförmige Kristalle, die auch häufig fadenförmige, radialstrahlige Büschel oder aber feinkristalline, blättrige Überkrustungen auf anderen Mineralen bilden.

Cyanotrichit
Cyanotrichit aus der „Grand View Mine“ im Grand-Canyon-Nationalpark, Arizona, USA
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1967 s.p.[1]

IMA-Symbol

Cya[2]

Chemische Formel Cu4Al2(SO4)(OH)12 · 2 H2O
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (Selenate etc.) mit weitere Anionen, mit H2O
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/D.08
VI/D.08-020

7.DE.10
31.02.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol n. d.
Gitterparameter a = 10,16 Å; b = 12,61 Å; c = 2,90 Å[3]
Formeleinheiten Z = 1[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1 bis 3
Dichte (g/cm3) 2,74 bis 2,95
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Bruch; Tenazität spröde
Farbe himmelblau, hellblau, dunkelblau
Strichfarbe blass blau
Transparenz durchscheinend
Glanz seidig
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,588
nβ = 1,617
nγ = 1,655[4]
Doppelbrechung δ = 0,067[4]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 82°[4]
Pleochroismus keiner[3]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in Säuren

Das Mineral bildet zusammen mit Camérolait und Carbonatcyanotrichit die Cyanotrichit-Gruppe.

Etymologie und Geschichte

Kupfersamterz, das aus der Typlokalität Moldova Nouă in Rumänien stammte, wurde erstmals 1808 von Abraham Gottlob Werner beschrieben. Auf den heutigen Namen wurde das Mineral 1830 von Ernst Friedrich Glocker getauft[5]. Dieser leitet sich vom griechischen κύανος [kúanos] (von myk. „ku-wa-no“) für „dunkles Metall; Email“, nach Homer auch „Bergblau; Lasurstein“ und θρίξ [tʰríx], Genitiv τρίχος [tríkʰos] für Haar ab.

Klassifikation

Nach der alten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehört der Cyanotrichit der Mineralklasse der „Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort der Abteilung der „wasserhaltigen Sulfate mit fremden Anionen“ an. In der neuen Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) wurde diese große Klasse genauer eingeteilt, so dass sich der Cyanotrichtit nun in der Unterabteilung der „unklassifizierten Sulfate (Selenate etc.) mit weiteren Anionen, mit H2O mit mittelgroßen Kationen“ wiederfindet – unklassifiziert deshalb, weil die genaue Kristallstruktur bisher noch nicht ermittelt werden konnte.

Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet das Mineral ebenfalls in die Klasse der Sulfate und dort in die Abteilung der „wasserhaltigen Sulfate mit enthaltenen Hydroxylgruppen oder Halogenen“.

Bildung und Fundorte

Cyanotrichit bildet sich als Sekundärmineral in oxidierten Teilen von Kupfersulfid-Vorkommen. Es ist mit Brochantit, Spangolith, Chalkophyllit, Olivenit, Tyrolit, Parnauit, Azurit und Malachit vergesellschaftet.

Es sind verschiedene Fundorte von Cyanotrichit bekannt. Sie liegen unter anderem in Österreich, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Australien.[6]

Kristallstruktur

Cyanotrichit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit den Gitterparametern a = 10,16 Å, b = 12,61 Å und c = 2,90 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle. Die genaue Raumgruppe ist nicht bekannt.[3]

Verwendung

Für eine Verwendung als Rohstoff ist der Cyanotrichit zu selten. Wenn er mit anderen, ergiebigeren Kupfererzen vergesellschaftet ist, wird er mit diesen auch abgebaut. Auf Grund seiner Farbe und Form wird das Mineral von Sammlern gesucht.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Webmineral – Cyanotrichite (engl.)
  4. mindat.org – Cyanotrichite (engl.)
  5. Typmineral-Katalog Deutschland, Mineralogisches und petrographisches Institut der Uni Hamburg
  6. MinDat - Localities for Cyanotrichite (engl.)

Literatur

  • Cyanotrichit in: Anthony et al.: Handbook of Mineralogy, 1990, 1, 101 (pdf)
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag 1978, ISBN 3-432-82986-8 (S. 615).
Commons: Cyanotrichite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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