Curt Agthe
Curt Agthe (* 28. Juli 1862 in Berlin als Kurt Friedrich Coelestin Agthe; † 3. Juli 1943 ebenda) war ein deutscher Genre- und Landschaftsmaler.
Leben
Curt Agthe wurde als Sohn des Klavierbauers Oscar Agthe (23. Mai 1835 – 18. Juli 1909) in Berlin geboren. Über seine Ausbildung an der Berliner Akademie ist wenig bekannt. Einer der Lehrer war der seit 1875 als Akademiedirektor amtierende Historienmaler Anton von Werner. Agthe selbst nennt den seit 1875 an der Akademie unterrichtenden Max Michael als Lehrer. Nachzuweisen als Lehrer ist auch der Maler Eduard Hildebrandt. Einer von Agthes Mitschülern ist der Maler Felix Borchardt. Von 1891 bis mindestens 1939 war Agthe Mitglied im Verein Berliner Künstler. Seine Bilder wurden um die Jahrhundertwende regelmäßig ausgestellt.[1] Zwischen 1937 und 1942 wurden vier seiner Bilder auf der Großen Deutschen Kunstausstellung gezeigt, doch von den großen Museen wurden seine Gemälde kaum gesammelt.[2] 1939 fertigte der mit Agthe befreundete Maler Heinrich Lorenzen (1900–1977) ein Porträt an, das Agthe, einen weißen Kakadu auf der Schulter, in seinem eigenen Atelier zeigt (Berlin, Privatbesitz). Curt Agthe starb 1943 und wurde auf dem II. Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde an der Bergmannstraße 39–41 in Berlin-Kreuzberg, Feld M, beigesetzt.
Agthe war über viele Jahre als Illustrator für die Kunst- und Kulturreihe Velhagen & Klasings Monatshefte tätig. Für dieses Kunstmagazin entstanden Darstellungen historischer Gebäude und Gärten (etwa als Illustration zu einem Aufsatz von Hans Mackowsky zu Schloss und Park Rheinsberg (1909)), Skulpturen, Gemälden, Kunstgewerbe und Mode. Einige Werke Agthes wurden auch in Form von Kunstpostkarten reproduziert und international vertrieben. In den 1920er Jahren hielt sich Agthe verschiedentlich in Rothenburg ob der Tauber auf (wo er 1887 zum ersten Mal gewesen war) und malte eine ganze Fülle von Motiven aus dieser Stadt.[3] Er kopierte[4] und restaurierte[5] auch alte Gemälde oder ergänzte unvollendete Arbeiten anderer Maler.[6]
Für seine Ansichten aus Rothenburg ob der Tauber wählte Curt Agthe meist nicht die gängigen, bei Malern und Publikum beliebten Motive, sondern ungewöhnliche Blickwinkel, Nebengassen und fast düstere Farben.[7] Das Kolorit seiner Bilder scheint vom Sujet abhängig zu sein. So orientieren sich seine Genrebilder an den Brauntönen der niederländischen Malerei,[8] wohingegen die Gardasee-Landschaften leuchtendere Farben aufweisen.
Ehrungen
Im Jahr 1942 erhielt er die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft.
Werke (Auswahl)
- Figürliche Motive
Neben Porträts stehen Aktmotive aus Mythologie und Märchen (Quellnymphen, Baumnymphen usw.) sowie historische Sujets.
- 1884: Elegante Dame mit Sonnenschirm, vor einem Bauernhof sitzend, Bleistiftzeichnung (Kunsthandel)
- um 1889: Waldidylle, Öl auf Leinwand (Nationalgalerie, Berlin)[9]
- 1894: Mädchenbildnis, Öl auf Leinwand (Kunsthandel)
- vor 1902: Echo (lebensgroßer weiblicher Akt) (Städtische Galerie, Rostock – erhalten?)
- vor 1906: An der Quelle, Öl auf Leinwand (1906 ausgestellt, Abbildung bei Wikimedia Commons)
- um 1915: Porträt Paul von Hindenburg, Öl auf Leinwand (Abbildung bei Wikimedia Commons)
- 1931: Mädchenbildnis, Öl auf Leinwand (Abbildung bei Wikimedia Commons)
- Dryade (Nymphe am See, Waldnymphe), Öl auf Leinwand (Privatbesitz, Großbritannien), auch als Kunstpostkartenmotiv nachgewiesen (Ebay 2012)
- Gruppe von vier Personen, Gemälde
- Meistertrunk (Bürgermeister Georg Nusch und General Tilly), Öl
- Sechs Sarner, Pastell
- Seejungfrau, Öl
- Landschaftsmotive aus Deutschland
- 1882: Landschaft bei Erkner (Jacobysches Feld), Öl (rückseitig mit Widmung Agthes an seine 2-jährige Nichte Elly Müller aus dem Jahr 1923; 2012 im Internetkunsthandel ebay versteigert; Privatbesitz, Rothenburg ob der Tauber)
- 1887: Regenstimmung in der Sächsischen Schweiz, Öl auf Malpappe (Kunsthandel, Dresden)[10]
- 1923: Ein heißer Tag in Rothenburg o. d. Tauber (in der Burggasse), Öl auf Malpappe (Kunsthandel, Dresden)[11]
- Am Schwarzwaldsee
- Das Rathaus in Frickenhausen, Öl, 1921/22 (Kunsthandel Berlin, Kunstauktionen N. Quentin, Rankestraße 24, Oktober 2020)
- Das Rödertor in Rothenburg ob der Tauber, Öl auf Leinwand (RothenburgMuseum, Rothenburg ob der Tauber, Abbildung bei Wikimedia Commons)
- Der Weiße Turm in Marktbreit am Main, Öl
- Erkner, Dämeritzsee mit Müggelbergen
- Malerwinkel in Marktbreit am Main
- Landschaftsmotive aus Oberitalien
- 1922: Frühlingsnachmittag am Gardasee oder Herbstabend am Gardasee (San Vigilio: ein Gebäude und Bäume am Seeufer), Öl auf Leinwand (Kunsthandel, London; Abbildung bei Wikimedia Commons)[12]
- Herbstabend am Gardasee (San Vigilio), Öl auf Leinwand (Kunsthandel, Warschau; Abbildung bei Wikimedia Commons)
- Blick auf San Vigilio am Gardasee in der Abendröte oder Punta San Vigilio am Gardasee, Öl auf Leinwand (Kunsthandel, Warschau; Abbildung oben und bei Wikimedia Commons)
- Im Park von San Vigilio (Lago di Garda), Öl auf Leinwand (Kunsthandel, München)[13]
- Riva am Gardasee, Gemälde
- Riva am Gardasee. Blick vom steilen Westufer
- Vignentor in Torbole am Gardasee, Öl auf Leinwand (Kunsthandel, Berlin)
- Landschaftsmotive aus Süditalien
- 1890: Capri, die Große Marina, Federzeichnung (Kunsthandel)
- 1892: Motiv aus Anacapri (Blick auf Ischia), Öl auf Holz (Kunsthandel, Dresden)[14]
- 1935: Aufziehendes Wetter in der Campagna Romana – Anio, Öl auf Holz, rückseitig bezeichnet, signiert und datiert (Privatbesitz, Norddeutschland)
- Blick auf den Aetna mit badenden Jungen, Öl
- Capri, Federzeichnung
- Pergola in Anacapri, Öl (1937 ausgestellt)[15]
- Sonstige Landschaften
- Klippen, Öl
- Landschaft, Gemälde
- Ortsansicht, Öl
- Villes sur mer, Öl
- Genre und Stillleben
- 1884: Stillleben, Öl (Privatsammlung)
- 1910: Totes Geflügel (Kopie nach Jan Fyt), Öl auf Leinwand (Nationalgalerie, Berlin)[16]
- Im Atelier, Öl (Privatbesitz)
- Komposition, Gouache (Privatbesitz)
- Buch- und Zeitschriftenillustrationen
- Velhagen & Klasings Monatshefte[17] (siehe auch Wikisource mit einer Liste von Digitalisaten)
- Otto Kaemmel: Rom und die Campagna. Mit 161 Abbildungen nach photographischen Aufnahmen, 4 Gemälden von Hans Busse und 2 Aquarellen von Curt Agthe sowie 1 farbigen Karte (= Land und Leute. Band 12). 3. Auflage. Velhagen & Klasing, Bielefeld/Leipzig 1913, DNB 580320065 (1. Auflage 1902).
- Rudolf Baumbach: Truggold. Illustriert von P. Grot Johann. In Farbe gesetzt von Curt Agthe. Neufeld & Henius Verlag, Berlin 1910, DNB 994081383 (Titelzeichnung und Randleisten von Curt Agthe).
Literatur
- Franz Berndal: Der Berliner Genremaler Curt Agthe. Zum 25. Todestag am 3. Juli 1968. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins. 64. Jg., Nr. 13, 1968, S. 169–171 (mit Foto).
- Agthe, Curt. In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 1: Aa–Antonio de Miraguel. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1907, S. 137 (Textarchiv – Internet Archive).
- Allgemeines Künstlerlexikon. Band 1, VEB E. A. Seemann, Leipzig 1983, DNB 840697643.
Weblinks
Einzelnachweise
- „Man sah seine Bilder auf den internat. Kunstausstellungen Berlin 1891, 1896, 1904, 1904 und in Düsseldorf 1902 und 1904.“ – Agthe, Curt. In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 1: Aa–Antonio de Miraguel. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1907, S. 137 (Textarchiv – Internet Archive).
- Die Berliner Nationalgalerie besitzt zwei Gemälde: Staatliche Museen zu Berlin: Totes Geflügel (Kopie nach Jan Fyt), Öl/Lwd., 1910. – Staatliche Museen zu Berlin: Waldidylle, Öl/Lwd., um 1889. – Nicht erwähnt in: Barbara Dieterich, Peter Krieger, Elisabeth Krimmel-Decker (Bearb.): Nationalgalerie Berlin. Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz. Verzeichnis der Gemälde und Skulpturen des 19. Jahrhunderts. Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1976, DNB 770637000 (keine Angaben zu Curt Agthe).
Fehlanzeige in Berlin (Berlinische Galerie), Dresden, Hamburg, Köln und München: Berlinische Galerie – Museum für moderne Kunst: Sammlung online. (keine Angaben über Werke Curt Agthes im Bestand). – Horst Zimmermann, Helga Fuhrmann (Redaktion): Gemäldegalerie Dresden – Neue Meister. 19. und 20. Jahrhundert. Bestandskatalog und Verzeichnis der beschlagnahmten, vernichteten und vermißten Gemälde. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Dresden 1987, DNB 891039546 (keine Angaben zu Curt Agthe). – Eva Maria Krafft, Carl-Wolfgang Schümann (Bearb.): Katalog der Meister des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle. Hamburger Kunsthalle, Hamburg 1969, DNB 457282991 (keine Angaben zu Curt Agthe). – Helga Hofmann, Janni Müller-Hauck (Bearb.): Katalog der Meister des 20. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle. Hamburger Kunsthalle, Hamburg 1969, DNB 457015535 (keine Angaben zu Curt Agthe). – Rolf Andree (Bearb.): Katalog der Gemälde des 19. Jahrhunderts im Wallraf-Richartz-Museum (= Gert von der Osten, Horst Keller [Hrsg.]: Kataloge des Wallraf-Richartz-Museums. Band 1). Wallraf-Richartz-Museum, Köln 1964, DNB 452334047 (keine Angaben zu Curt Agthe). – Evelyn Weiss: Katalog der Gemälde des 20. Jahrhunderts, die älteren Generationen bis 1915 im Wallraf-Richartz-Museum – mit Teilen der Sammlung Ludwig – und im Kunstgewerbemuseum (= Gert von der Osten, Horst Keller [Hrsg.]: Kataloge des Wallraf-Richartz-Museums. Band 7). Wallraf-Richartz-Museum, Köln 1974, DNB 750922893 (keine Angaben zu Curt Agthe). – Bayerische Staatsgemäldesammlungen: Sammlung. (kein Treffer bei der Suche nach „Agthe“). - Ausstellung Curt Agthe im Reichsstadtmuseum Rothenburg ob der Tauber (jetzt RothenburgMuseum): Curt Agthe (1862–1943) – Der unentdeckte Maler. Sonderausstellung zum 150. Geburtstag; Rothenburg, Reichsstadtmuseum. In: Museen in Hohenlohe-Franken. Arbeitskreis Museen und Schlösser in Hohenlohe-Franken, 2012 .
- Staatliche Museen zu Berlin: Totes Geflügel (Kopie nach Jan Fyt), Öl/Lwd., 1910.
- Auktionshaus Michael Zeller, Lindau: Auktion 129, Juni 2016, Nr. 1568.: „Maler Ende 18. Jh.: Vornehme Jagdgesellschaft beim Picknick. Blick auf kleinen See mit Gebirgshintergrund. Rs. bez. Curt Agthe restauriert Berlin 1935. Öl/Lwd. 173 × 109 cm.“
- Staatliche Museen zu Berlin: Die alte Gemäldegalerie im Schinkelschen Museum von Karl Bennewitz von Löfen d. J.: „1880/81, noch als Schüler von Carl Gussow, schuf Bennewitz von Löfen (der Jüngere) die vorliegende Ansicht der Galerie (...) Dennoch blieb das Bild unvollendet und links, unterhalb des Schutzgestänges, in skizzenhaftem Zustand. Der Maler Curt Agthe stellte diese Partie noch zu Lebzeiten des Künstlers fertig.“
- Curt Agthe (1862–1943) – Der unentdeckte Maler. Sonderausstellung zum 150. Geburtstag; Rothenburg, Reichsstadtmuseum. In: Museen in Hohenlohe-Franken. Arbeitskreis Museen und Schlösser in Hohenlohe-Franken, 2012 .
- Totes Geflügel (Kopie nach Jan Fyt) (1910), Waldidylle (um 1889), An der Quelle (vor 1906).
- Staatliche Museen zu Berlin: Waldidylle, Öl/Lwd., um 1889.
- Schmidt Kunstauktionen Dresden: Curt Agthe. In: Auktion 27, 5. März 2011.
- Schmidt Kunstauktionen Dresden: Curt Agthe. In: Auktion 62, 7. Dezember 2019.
- Das Bild wurde zweimal versteigert, einmal unter dem Titel Frühlingsnachmittag am Gardasee (im Mai 2005) und einmal unter dem Titel Herbstnachmittag am Gardasee (im Februar 2010).
- Bildarchiv Foto Marburg: Im Park von San Vigilio (Lago di Garda).
- Schmidt Kunstauktionen Dresden: Curt Agthe. In: Auktion 21, 19. September 2009. (Das ungewöhnliche, schmale Hochformat von 34,2 × 17,5 cm unterstreicht die Enge der Gasse und die starke Lenkung des Blicks auf die am Horizont liegende Nachbarinsel.).
- Peter-Klaus Schuster (Hrsg.): Die ›Kunststadt‹ München 1937. Nationalsozialismus und ›Entartete Kunst‹. 3. Auflage. Prestel-Verlag, München 1988, ISBN 3-7913-0843-2, S. 224.
- Staatliche Museen zu Berlin: Totes Geflügel (Kopie nach Jan Fyt), Öl/Lwd., 1910.
- Curt Agthes Tätigkeit für die Zeitschrift konnte durchaus umfangreich ausfallen. Alleine der 1. Band des 24. Jahrgangs (September bis Dezember 1909) enthielt Reproduktionen von 12 Aquarellen zu einem Beitrag über Binnensegelei und 12 Ölstudien zu Die oberitalienischen Seen.