Cricetulus tibetanus

Cricetulus tibetanus ist eine zu den Tibetischen Zwerghamstern gehörende Art der Hamster. Gewöhnlich wird er dem Kham-Zwerghamster oder dem Ladakh-Zwerghamster zugeordnet. Er bewohnt den Osten des Hochlands von Tibet in China.

Cricetulus tibetanus
Systematik
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Wühler (Cricetidae)
Unterfamilie: Hamster (Cricetinae)
Gattung: Graue Zwerghamster (Cricetulus)
Untergattung: Tibetische Zwerghamster (Urocricetus)
Art: Cricetulus tibetanus
Wissenschaftlicher Name
Cricetulus tibetanus
Thomas & Hinton, 1922

Körpermerkmale

Die Kopf-Rumpf-Länge von Cricetulus tibetanus beträgt etwa 103 Millimeter, die Schwanzlänge 30 bis 37 Millimeter, die Hinterfußlänge 17 bis 18 Millimeter und die Ohrlänge 15 bis 16 Millimeter. Die größte Schädellänge beträgt 23,5 bis 25,4 Millimeter.[1]

Das Fell der Oberseite ist nahezu eintönig ockerfarben und geht in Richtung der Stirn, der Backen und des Halses in eine hellere Sandfarbe über. Die Ohrmuscheln sind in einem sich abhebenden Dunkelbraun gefärbt und weisen an der Spitze einen schmalen weißen Rand und am Ansatz einen kleinen Büschel weißer Haare auf. Die Unterseite ist weiß, der Schwanz ist zweifarbig, oberseits dunkel und unterseits reinweiß, und die Oberseite der Pfoten ist ebenfalls weiß.[1]

Vom Kham-Zwerghamster unterscheidet sich Cricetulus tibetanus durch den weniger als fünf Zentimeter langen Schwanz und durch die fehlende Schwarzfärbung der Hüfte. Mit dem Ladakh-Zwerghamster, dem Tibet-Zwerghamster und dem Grauen Zwerghamster hat er diese Merkmale gemeinsam. Zusammen mit den beiden letztgenannten Arten unterscheidet er sich vom Ladakh-Zwerghamster durch das fehlende ausgeprägte Faltenmuster des ersten oberen Backenzahns. Vom Tibet-Zwerghamster unterscheidet er sich durch den weniger als vier Zentimeter langen Schwanz. Mit dem Grauen Zwerghamster hat er dieses Merkmal gemeinsam und unterscheidet sich von ihm durch die kurzen, dunkelbraunen Ohrmuscheln mit weißem Rand.[2]

Lebensweise, Verbreitung und Bestand

Cricetulus tibetanus (Volksrepublik China)
Cricetulus tibetanus (Volksrepublik China)
Fundorte von Cricetulus tibetanus:[1]
  • rot: Fundort des Typusexemplars
  • schwarz: weitere Fundorte

Die Lebensweise von Cricetulus tibetanus ähnelt vermutlich der des Kham-Zwerghamsters. Sein Verbreitungsgebiet sind der zentrale Süden Qinghais und das Zentrum Tibets. Er ist in China endemisch.[1] Der Internationalen Naturschutzunion liegen keine ausreichenden Daten zum Bestand vor.[3]

Systematik und Benennung

Thomas und Hinton (1922) sowie Ellerman (1947)[4] ordnen die Form als Unterart dem Ladakh-Zwerghamster zu. Wang und Zheng (1973) ordnen sie dagegen dem Kham-Zwerghamster zu[5] und die meisten anderen Systematiken folgen dieser Zuordnung (Corbet, 1978;[6] Honacki und Mitarbeiter, 1982;[7] Musser und Carleton, 1993,[8] 2005).[9] Smith und Hoffmann (2008) führen Cricetulus tibetanus als eigenständige Art.[1]

Das Typusexemplar wurde 1921 auf der ersten britischen Mount-Everest-Expedition bei Tingri in Tibet in einer Höhe von etwa 4300 Metern gefunden und 1922 von Oldfield Thomas und Martin A. C. Hinton als Cricetulus alticola tibetanus beschrieben.[10]

Literatur

Weiterführende Literatur:

  • Oldfield Thomas, Martin A. C. Hinton: The mammals of the 1921 Mount Everest expedition. In: Annals and Magazine of Natural History. Series 9. Band 9, 1922, S. 178–186 (englisch).

Hauptsächlich verwendete Literatur:

  • James H. Honacki, Kenneth E. Kinman, James W. Koeppl (Hrsg.): Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference. Allen Press/Association of Systematics Collections, Lawrence (Kansas) 1982, ISBN 0-942924-00-2 (englisch).
  • Andrew T. Smith, Robert S. Hoffmann: Subfamily Cricetinae. In: Andrew T. Smith, Xie Yan (Hrsg.): A Guide to the Mammals of China. Princeton University Press, Princeton/Oxford 2008, ISBN 978-0-691-09984-2, S. 239–247 (englisch).

Einzelnachweise

  1. Smith und Hoffmann, 2008 (S. 245).
  2. Smith und Hoffmann, 2008 (S. 242).
  3. Wang Sung, Xie Yan (Hrsg.): [China Species Red List. Volume 1: Red List]. Higher Education Press, Peking 2004 (chinesisch). Zitiert in: Smith und Hoffmann, 2008 (S. 245).
  4. John Reeves Ellerman: A key to the Rodentia inhabiting India, Ceylon, and Burma (based on collections in the British Museum). Part II. In: Journal of Mammology. Band 28, Nr. 4, ISSN 0022-2372, S. 357–387, JSTOR:1375359 (englisch, Auszug, Volltext lizenzpflichtig).
  5. Wang Sung, Zheng Chang-Lin: [Anmerkungen zu chinesischen Hamstern (Cricetinae)]. In: Acta Zoologica Sinica. Band 19, 1973, ISSN 0001-7302, S. 61–68 (chinesisch). Zitiert in: Honacki und Mitarbeiter, 1982 (S. 406).
  6. Gordon Barclay Corbet: The Mammals of the Palaearctic Region. A Taxonomic Review. British Museum (Natural History)/Cornell University Press, London 1978, ISBN 0-8014-1171-8, S. 91 (englisch). Zitiert In: Honacki und Mitarbeiter, 1982 (S. 406).
  7. Honacki und Mitarbeiter (S. 405).
  8. Guy G. Musser, Michael D. Carleton: Family Muridae. In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference. 2. Auflage. Smithsonian Institution Press, Washington 1993, ISBN 1-56098-217-9, S. 537 (englisch).
  9. Guy G. Musser, Michael D. Carleton: Superfamily Muroidea. In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005, ISBN 0-8018-8221-4, S. 1042 (englisch, bucknell.edu Volltext des Sammelwerks).
  10. Thomas und Hinton, 1922. → Zitiert in: Smith und Hoffmann, 2008 (S. 245).
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