Cranger Kirche

Die Cranger Kirche in Herne-Crange ist das älteste Gotteshaus im ehemaligen Wanne-Eickel und Gottesdienststätte der Evangelischen Kirchengemeinde Wanne-Eickel, Bezirk Crange.

Die Cranger Kirche

Die alte Cranger Laurentiuskapelle

1441 erhielt der Lehnsherr auf Haus Crange, Derick van Eykel, die päpstliche Genehmigung, 50 Meter nördlich von Haus Crange eine Kapelle zu bauen.[1] Am Laurentiustag, dem 10. August 1449, wurde die Schlosskapelle, durch den Erzbischof von Köln Dietrich von Moers dem heiligen Laurentius geweiht. Der aus dem Hause Crange stammende tragbare Altar wurde in die neue Kapelle getragen und dort dem heiligen Antonius geweiht.

Darauf wurde jährlich am Laurentiustag im Dorf Crange ein Kirchweihfest gefeiert,[2] das in Verbindung mit einem großen Pferdemarkt der Ausgangspunkt der heute überregional bekannten Cranger Kirmes war.

Zu dem ursprünglichen Trag-Altar ist im 15. oder 16. Jahrhundert ein Triptychon, ein dreiteiliges Altarbild, hinzugekommen. Dieses stellte die Leidensgeschichte Christi dar. Die beiden Seitenbilder des Triptychons waren sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite bemalt und stellten Antonius und Laurentius dar. Das Laurentius-Bild befindet sich heute im Schloss Ahausen; das Heimatmuseum Unser Fritz in Wanne-Eickel besitzt eine Farbkopie des Bildes in Originalgröße.[3] Spätestens seit dem Jahr 1577, das allgemein als "Gründungsjahr" der Evangelischen Kirchengemeinde Crange angesehen wird, fanden in der Laurentiuskapelle evangelische Gottesdienste statt. Am 6. März 1846 wurde die Kapelle wegen Einsturzgefahr geschlossen[1] und wurde Jahre später erst abgetragen.[2]

Geschichte

Blick von der Straße aus

Baugeschichte

Ein Neubau am bisherigen Standort war nicht möglich, da sich das Grundstück angesichts der Bevölkerungsentwicklung im Ruhrgebiet als zu klein erwies. Pfarrer Wilhelm Meißner gelang es, durch Tausch mit der Gutsherrschaft ein geeignetes Grundstück zu erwerben.[1] Bedingt durch die Revolution von 1848 und dadurch fehlender finanzieller Mittel konnte die Grundsteinlegung der neuen Cranger Kirche erst am 28. August 1852 erfolgen. Eingeweiht wurde die Kirche am 8. November 1854 durch den Generalsuperintendenten Franz Friedrich Graeber. Der Bau kostete 4.246 Reichstaler, 12 Silbergroschen und 7 Pfennig. Für 131 Taler und 25 Silbergroschen wurde eine Kirchturmuhr bestellt.

Die Cranger Kirche hat eine klappsymmetrisch angelegte klassizistische Fassade. Der Glockenturm ist risselartig aus der Gebäudefront hervorgehoben. Statt eines Wetterhahns befindet sich ein im Zuge des Erweiterungsbaus 1936 angebrachter Posaunenengel auf der Turmspitze.

Um die Kirche herum entstand ein neuer Friedhof. Das erste Begräbnis fand dort am 24. August 1854 statt.[3] Durch die stetig steigenden Bevölkerungszahlen wurde die Cranger Kirche zu klein, sodass 1898 der Bau einer Empore mit 100 zusätzlichen Sitzplätzen fertiggestellt wurde.

Im Jahre 1936 wurde das Gebäude auf Initiative von Pfarrer Gustav Adolf Brenne nach Plänen des Berliner Architekten Hans Krebs auf die heutige Größe erweitert. Die Kirche hat nun von ihrem Grundriss her die Form eines Kreuzes – einer in der Kirche mehrfach wiederkehrenden Form.[1]

Am 28. März 1988 wurde die Kirche als Baudenkmal Nr. 32 in die Denkmalliste der Stadt Herne eingetragen.

Ausstattung

Innenansicht

Im Zuge des Ersten Weltkrieges wurde die größere der beiden Bronzeglocken eingeschmolzen. Nach dem Krieg wurden als Ersatz zwei Stahlglocken beim Bochumer Verein gekauft, die durch den Verkauf der übrig gebliebenen Bronzeglocke finanziert werden konnten.[3]

Im Anschluss an die Erweiterung der Kirche von 1936 wurde zunächst ein Taufstein errichtet. Anlässlich seines 25-jährigen Dienstjubiläums erhielt ihn Pfarrer Brenne 1947 als Geschenk vom Männerdienst. Der Taufstein aus Thüster Kalkstein bildete aber nur für kurze Zeit ein herausragendes Element im Altarraum, denn auf Wunsch der Gemeinde wurde bereits ein Jahr später die Kanzel in passender Weise hergerichtet. Mit der Erneuerung des Altars wurde die Umgestaltung des Altarraumes schließlich auch noch im Jahr 1948 beendet.[4]

In den 1960er Jahren wurde die Cranger Kirche generalüberholt und erhielt eine Warmluftheizung, eine neue Orgel und neue Sitzbänke.[3]

1962 schuf die Wanne-Eickeler Künstlerin Kriemhild Flake alle 17 Bleiglasfenster für die Cranger Kirche. Ein wandfüllendes Glasfenster in Kreuzform an der Stirnwand der Kirche hinter dem Altar ist auch vom Friedhof her sichtbar.[1][5]

Die heute auf der Kanzel zu sehenden vier Evangelisten wurden 1984 vom Wanne-Eickeler Bildhauer Edmund Schuitz in die bis dahin kahlen Flächen gehauen. Danach erstellte er auch das auf der rechten Altarseite befindliche "Graphito".[4]

Die wertvolle Altarbibel, ein etwa 20 Kilogramm schweres im Jahr 1736 in Nürnberg gedrucktes Unikat, befand sich seit 1826 in Crange. Die Bibel war mit Messingbeschlägen versehen und ins Schweinsleder gebunden. Sie wurde im Zeitraum zwischen Sonntag, dem 24. November, 18 Uhr, und Mittwoch, dem 27. November 2013, 7.10 Uhr bei einem Einbruch gestohlen.[6]

Heutige Nutzung

Die Cranger Kirche ist neben der Lutherkirche in Wanne-Nord Gottesdienststätte der Evangelischen Kirchengemeinde Wanne-Eickel, Bezirk Crange. Da die Kirche am Cranger Friedhof liegt, wird sie auch als Trauerhalle genutzt.[7] Neben den Gemeindegottesdiensten am Samstag, Taufen und Trauungen finden seit Jahrzehnten während der Cranger Kirmes um 19.30 Uhr unter dem Motto 15 Minuten für Gott ökumenische Kirmesandachten statt.[8] Katholische und evangelische Geistliche aus Herne und Wanne-Eickel wechseln sich bei der Gestaltung ab.[9] Vereinzelt finden auch Konzerte in der Kirche statt, wie die des Gospelprojekt-Ruhr im Oktober 2016 und 2017.[10][11]

Friedhof

Die Grabsteine ziehen sich bereits vom Eingang des Kirchhofs aus rechts neben der Kirche entlang. Dort finden sich noch Steine aus den 1850er bis 1870er Jahren.

Der Friedhof wird seit 1854 belegt.[3] In den 1920er Jahren wurde er in Richtung der Dorstener Straße erweitert und erhielt dort zwei weitere Zugänge. Er umfasst auf einer Fläche von rd. 1,4 ha etwa 2.000 Grabstellen. Jährlich finden ca. 90 Bestattungen statt.[12]

Im hinteren Teil des Friedhofs befindet sich eine moderne Aufbahrungshalle mit drei Abschiedsräumen.[13] Das 2016 erstellte halbkreisförmig davor liegende Kolumbarium wurde 2017 und 2018 erweitert.[14][15]

Auf dem Friedhof wurden 14 deutsche Kriegstote des Zweiten Weltkriegs beigesetzt: ein Soldat, drei Zivilistinnen, sieben Zivilisten sowie drei Kinder.[16][17] 2018 wurde auf dem Friedhofsgelände auf der linken Seite der Kirche das deutschlandweit erste Grabfeld mit 14 Erdbestattungs-Grabstellen für je zwei Särge und 15 Urnengräbern für Verstorbene aus Schaustellerfamilien festgelegt.[18]

Commons: Cranger Kirche – Sammlung von Bildern
Commons: Cranger Friedhof – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Peter Neumann: Das älteste Gotteshaus in Wanne-Eickel: die Evangelische Kirche in Crange von 1854. In: Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e.V. (Hrsg.): Sakralgebäude und religiöse Kunst in Wanne-Eickel und Herne. (= Der Emscherbrücher 2000. Band 11). Herne 2000, S. 11.
  2. Gustav Hegler: Eickel-Wanne einst und jetzt. Geschichte der Gemeinden beider Aemter. Siegen 1903, S. 80.
  3. Evangelische Kirchengemeinde Crange: 1577-1977. 400 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Crange. Festschrift. Herne 1977.
  4. Peter Neumann: Das älteste Gotteshaus in Wanne-Eickel: die Evangelische Kirche in Crange von 1854. In: Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e.V. (Hrsg.): Sakralgebäude und religiöse Kunst in Wanne-Eickel und Herne. (= Der Emscherbrücher 2000. Band 11). Herne 2000, S. 12f.
  5. Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh.: Herne-Crange, Evang. Crange-Kirche. Abgerufen am 26. Oktober 2018
  6. Tobias Bolsmann: Dreiste Diebe lassen in Herne 280 Jahre alte Bibel mitgehen. In: DerWesten. Stand: 1. Dezember 2013.
  7. Evangelische Kirchengemeinde Crange-Wanne: Cranger Friedhof (Memento des Originals vom 28. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ev-crange-wanne.de. Abgerufen am 26. Oktober 2018
  8. WAZ: Cranger Kirche schafft einen Ruhrpunkt im Kirmestrubel vom 12. August 2017. Abgerufen am 26. Oktober 2018
  9. Laura Konieczny: 15 Minuten für Gott - Pause vom Trubel (Memento des Originals vom 28. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.derwesten.de vom 15. August 2015. In: DerWesten. Abgerufen am 26. Oktober 2018
  10. WAZ: Gospelprojekt gibt zweites Konzert in der Cranger Kirche vom 11. Oktober 2017. Abgerufen am 26. Oktober 2018
  11. lokalkompass.de: Konzert des Gospelprojekt-Ruhr e.V. in der Cranger Kirche. Abgerufen am 26. Oktober 2018
  12. Evangelische Kirchengemeinde Crange-Wanne: Bestattungsarten (Memento des Originals vom 28. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ev-crange-wanne.de. Abgerufen am 27. Oktober 2018
  13. Evangelische Kirchengemeinde Crange-Wanne: Cranger Friedhof (Memento des Originals vom 28. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ev-crange-wanne.de. Abgerufen am 27. Oktober 2018
  14. Klaus Sannemann: Friedhof an der Cranger Kirche vom 28. September 2016. In: halloherne. Abgerufen am 27. Oktober 2018
  15. Evangelische Kirchengemeinde Crange-Wanne: Aktuelles (Memento des Originals vom 28. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ev-crange-wanne.de. Abgerufen am 27. Oktober 2018
  16. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge: Herne-Crange-Evangelischer Friedhof. Abgerufen am 27. Oktober 2018
  17. Stadt Herne: Kriegsgräberanlagen im Stadtgebiet Herne. Abgerufen am 27. Oktober 2018
  18. Theo Körner: Ein Grabfeld allein für Schausteller an der Cranger Kirche vom 8. August 2018. In: WAZ. Abgerufen am 26. Oktober 2018

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