Coseldukaten

Coseldukaten, auch Cosel-Dukaten, sind nach der Gräfin Constantia von Cosel, Mätresse des Kurfürsten August des Starken von Sachsen (1694–1733), benannte, im Dukatengewicht geprägte Spielmarken mit erotisch konnotierter Darstellung. Sie wurden in Varianten geprägt und kommen auch als Abschlag in Silber vor.[1][2][3]

Die Coseldukaten sind nicht mit den Coselgulden zu verwechseln, 1705–1707 herausgegebenen silbernen Gulden und somit echten Münzen.

Geschichtliche Zusammenhänge

Porträt der Gräfin Cosel von 1705. Nach ihr sind die Coseldukaten benannt

Wie es zur Namensgebung gekommen sein soll

Gräfin Cosel „war unzweifelhaft eine der schönsten und geistreichsten Frauen ihrer Zeit, hochgebildet und besonders in der französischen Literatur sehr bewandert“.[4] Die Gunst des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs hatte sie zur Ansammlung eines großen Vermögens genutzt. Die kluge und raffinierte Mätresse August des Starken war wegen ihrer Herrsch- und Eifersucht sowie ihrer Einmischungsversuche in die Politik jedoch in Ungnade gefallen und hatte sich die Minister, insbesondere Jacob Heinrich von Flemming, zu Feinden gemacht.[4] Das führte schließlich zu ihrem Sturz.[5]

Die Coseldukaten beziehen sich laut Legenden auf die Liaison August des Starken, König von Polen und Kurfürst von Sachsen, mit seiner Mätresse Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel, geborene von Brockdorff.[6] Den Namen erhielten die Stücke wahrscheinlich schon mit ihrer Ausgabe. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Coseldukaten aus der Zeit der Liaison des Königs mit der Gräfin stammen.[7]

Die in Varianten geprägten Stücke bringen zum Ausdruck, dass für einen Mann, der vom Pfeil des Liebesgottes Amor getroffen wurde und jede Vorsicht und Vernunft fahren lässt, der Tag kommen könnte, an dem er als Geschlagener und Verlierer vom Feld zieht.[8]

Die Coseldukaten wurden als Spielmarken (Jetons) geprägt und in Kreisen am Dresdner Hof verwendet. Die Jetons aus Gold wurden mitunter auch als Dukaten bezeichnet, weil sie Dukatengewicht haben.[9]

Erklärung nach Paul Arnold

Der langjährige Direktor des Münzkabinetts Dresden, Paul Arnold, schrieb zu den Hintergründen der Prägung der Coseldukaten, die Darstellungen und Legenden seien so obszön, dass August der Starke oder etwa gar die Gräfin Cosel damit nichts zu tun haben könnten. Die Dukaten bezögen sich den Legenden zufolge auf die Liaison Friedrich Augusts mit der Gräfin. Sie seien aber erst nach deren Beendigung, also während der Gefangenschaft der Cosel nach 1716, ausgegeben worden. Die Urheber der Gepräge sieht Paul Arnold in Kreisen am sächsischen Hof, die der Gräfin nicht wohlgesinnt waren und die auch nichts mit August dem Starken zu tun hatten. „Jedenfalls“, so Paul Arnold, „haben die Cosel-Gulden und die Cosel-Dukaten schon viel Verwirrung gestiftet.“[10]

Beschreibung

Überblick

Coseldukaten, Vorderseite, Gold, 3,47 g
Rückseite

Der abgebildete goldene Coseldukaten wurde ohne Jahreszahl und Prägezeichen im Dukatengewicht von 3,47 g geprägt. Der Durchmesser beträgt 22 mm. Das Stück war daher umlauffähig, also ein Dukaten, obwohl es eine Spielmarke und keine Münze ist.[11] Das hier abgebildete Stück zeigt deutliche Abnutzungsspuren, sei es als Spielmarke oder als Dukaten. Als Prägeort kommt die Münzstätte Dresden in Betracht. Die Münzstätte Leipzig war von 1714 bis 1752 geschlossen.

Vorderseite

Das Prägebild der Vorderseite zeigt zwei sich schnäbelnde Tauben und die Umschrift: WER SICH AUFS KÜSSEN[12] LEGT – Im Abschnitt: ANFANG BE/DENCKE –

Rückseite

Die Rückseite zeigt einen Hahn, der eine Henne tritt, und die Umschrift: DER LEGT SICH AUCH AUFS BETTE. Im Abschnitt: DAS ENDE.

Vorder- und Rückseite im Zusammenhang gelesen: WER SICH AUFS KÜSSEN LEGT – DER LEGT SICH AUCH AUFS BETTE. / ANFANG BEDENCKE – DAS ENDE.

Varianten

Bekannte Varianten sind:

  • Wie im Bild, jedoch in Silber[13]
  • Spieljeton in Gold (Dukaten), Amor über ein Herz auf einem Podest sitzend: WENN DV NICHT TREU etc. Rückseite Hahn, die Henne tretend. PAR COMPLAISANCE[14]
  • Wie vorher, jedoch in Silber und VMSONST statt PAR COMPLAISANCE auf der Rückseite.[15]

Anmerkung:

Außer dem abgebildeten Coseldukaten gibt es noch weitere Gepräge in diesem besonderen Zusammenhang: die Schmetterlingstaler, eine Münzserie August des Starken aus der Zeit der Liaison Friedrich Augusts mit der Gräfin Cosel, sowie die Coselgulden. Sie geben zumindest teilweise Rätsel auf. Die Fragen sind u. a., ob die Schmetterlingstaler auf höheren Befehl geprägt wurden und ob die Coselgulden so ausgeführt werden sollten oder die Erscheinung im Münzbild der Rückseite, der Zentrierpunkt, auf einer Zufälligkeit beruht. Das Rätsel um die Schmetterlingstaler ist jedenfalls noch ungelöst.[16][17]

Siehe auch

Literatur

  • Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z, Regenstauf 2005, S. 79.
  • Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik, Berlin 1976, S. 58.
  • Friedrich von Schrötter (Hrsg.), mit N. Bauer, K. Regling, A. Suhle, R. Vasmer, J. Wilcke: Wörterbuch der Münzkunde, de Gruyter, Berlin 1970 (Nachdruck der Originalausgabe von 1930), S. 115 [Cosel-Dukaten, Cosel-Gulden].
  • Helmut Caspar: „Geheimnis“ des Schmetterlings-Talers bisher ungelüftet. In: Numismatische Beiträge, Heft I, 1979, S. 30–33. (Darin ist auch der Coseldukaten enthalten.)
  • Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage, 1885–1890.
  • Coseldukaten. ma-shops.de; Variante mit Amor über einem Herz auf einem Podest und Hahn, die Henne tretend, Umschrift: WEN DU NICHT TREU WILT SEIN, SO: UMSONST.

Einzelnachweise

  1. Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z (2005), S. 79.
  2. Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik. 1976, S. 58.
  3. Friedrich von Schrötter (Hrsg.): Wörterbuch der Münzkunde (1970 Nachdruck der Originalausgabe von 1930), S. 115.
  4. Cosel (Cossell) Anna Konstanze, Gräfin von. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. 1885–1890.
  5. Cosel, auch Cossell, Anna Konstanze, Gräfin von. [2]. In: Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. 5. Auflage. Band 1. Brockhaus, Leipzig 1911, S. 368 (Digitalisat. zeno.org).
  6. Helmut Caspar: „Geheimnis“ des Schmetterlings-Talers bisher ungelüftet. In: Numismatische Beiträge, Heft I, 1979, S. 30–33 (darin ist auch der Coseldukaten enthalten).
  7. Helmut Caspar: „Geheimnis“ des Schmetterlings-Talers, nach Angaben von Dr. Paul Arnold.
  8. Helmut Caspar: Coselgulden und Schmetterlingstaler. 2017.
  9. Helmut Caspar: „Geheimnis“ des Schmetterlings-Talers, nach Angaben von Dr. Paul Arnold betreffs der Coseldukaten.
  10. Helmut Caspar: „Geheimnis“ des Schmetterlings-Talers bisher ungelüftet. In: Numismatische Beiträge, Heft I, 1979, S. 30–33. Darin sind auch Erklärungen zu den Coseldukaten.
  11. Helmut Caspar: „Geheimnis“ des Schmetterlings-Talers bisher ungelüftet. In: Numismatische Beiträge, Heft I, 1979, S. 30–33: Keine Münze nach Paul Arnold.
  12. ‚Kissen‘, die Schreibung mit ‚ü‘ war bis ins 18. Jh. in vorwiegender Geltung, vgl. Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch. Digitalisierte Fassung, abgerufen am 22. November 2023.
  13. Sammlung OTTO Merseburger Nr. 1588.
  14. Sammlung OTTO Merseburger Nr. 1585.
  15. Sammlung OTTO Merseburger Nr. 1586.
  16. Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. 2005, S. 79.
  17. Walther Haupt: Sächsische Münzkunde. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1974, S. 246.
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