Corps Posonia Wien

Das Corps Posonia Wien ist ein kreisfreies Corps im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV). Es vereint Studenten und Alumni der Universität Wien und anderer Wiener Hochschulen. Die Corpsmitglieder werden „Posonen“ genannt. Das Corps steht zu Mensur und Couleur.[1] Zurzeit ist es aus Mangel an aktiven Mitgliedern suspendiert.

Corps Posonia
Wappen
Wappen
Land
Hochschule
Stiftung
SC
Beitritt zum KSCV
1919
Band
Wahlspruch
Kraft im Recht!
Wappenspruch
Gladius ultor noster!
Korporationsverband
Website

Couleur

Das Burschenband hat die Farben Weiß-Rot-Gold mit goldener Perkussion, das Fuchsenband die Farben Weiß-Rot.[2] Dazu wird eine rote Studentenmütze getragen. Der Wahlspruch lautet: Kraft im Recht![3] Der Wappenspruch lautet Gladius ultor noster!.[4] Das von Hans Parger und Josef Kranz verfasste Bundeslied Posonia sei’s Panier! erschien 1880 im Commersbuch der Wiener Studenten.[5]

Geschichte

Preßburger Gesellschaft/Klub

Die Posonia wurde am 5. Dezember 1869 von 10 Studenten aus Preßburg und Umgebung zunächst als Preßburger gemütliche Gesellschaft gegründet, welche in ihren ersten Statuten als Zweck der Vereinigung den Zusammenschluss der Landsleute und die Pflege gemütlicher Unterhaltung bezeichnete. Sie führte den Wahlspruch utile dulci.[6] Diese wurde noch im selben Jahr am 2. Dezember in Preßburger Klub umbenannt, da die Zahl der Mitglieder rasch zunahm und sich herausstellte, dass der Name dem Wirken der Gesellschaft nicht mehr entsprach;[6] dieser gab Satisfaktion auf Säbel.[7]

Landsmannschaft

Am 12. März 1873 wandelte sie sich in eine akademisch-progressistische Landsmannschaft um und als solche gab sie die Mensur kurzzeitig auf.[8] Sie trug Farben und nahm den Namen Posonia (lat. für Preßburg) an. Die Mitgliedschaft war anfangs auf aus Preßburg stammende Akademiker beschränkt, dabei allerdings nicht auf die deutsche Volksgruppe begrenzt. Der Wohnort spielte bald keine Rolle mehr, es konnten alle Wiener Hochschüler aktiv werden.[9] Ab 1874 wurde eine rote Mütze getragen. 1876 wurde die Posonia eine konservative Verbindung, d. h. es wurden wieder Mensuren geschlagen.

Die Posonia war 1877 gemeinsam mit den Landsmannschaften Bukowina und Markomannia Gründungsmitglied des Wiener Landsmannschafter-Convents (Wiener LC),[9] der einen gegen die Burschenschaften und auf Erhaltung der Donaumonarchie gerichteten Standpunkt vertrat und dem Wiener SC nahe stand.[10] 1881 bestand die Posonia mehrheitlich aus Magyaren, weshalb es zu einer Spaltung des Wiener LC kam; die Posonia verblieb im Wiener LC, die ausgetretenen Landsmannschaften gründeten den Deutschen Landsmannschafter-Convent.[10] Es folgten Jahre des Streits unter den Landsmannschaften, in denen sich die meisten Wiener Landsmannschaften nach und nach in andere Verbindungsformen umwandelten. 1882 ging die am 7. Februar 1880 gegründete Landsmannschaft Pannonia in der Posonia auf. Als die Landsmannschaft Markomannia schließlich 1898 zur Burschenschaft wurde, blieb nur noch die Posonia als Landsmannschaft erhalten.[10] Es kam zu einem Freundschafts- und Verkehrsverhältnis mit dem Coburger Landsmannschafter-Convent. Nachdem dieser 1894 einen Arierparagraphen eingeführt hatte, beschloss die Posonia 1898 nur noch „deutsche Arier“ aufzunehmen, mit der Folge, dass in den darauffolgenden Jahren die Bundesbrüder mit magyarischen Wurzeln austraten. Trotz dieser Annäherung kam es nicht zu einem Verbandsbeitritt.[10]

Corps

Stattdessen erklärte sich Posonia 1907 zum Corps und wurde 1908 schließlich in den Wiener SC aufgenommen.[10] 1909 war die Posonia an der Gründung des völkisch-antisemitischen Dürnsteiner SC-Verbandes beteiligt.[11] Damit fand ihre ursprünglich landsmannschaftliche, multinationale Vergangenheit zunächst ein Ende. Am 11. Februar 1911 verließ sie allerdings wieder diesen Verband.

Am 20. September 1919 wurde Posonia schließlich mit dem Wiener SC in den Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) aufgenommen.[12] Nach der Auflösung des KSCV am 28. September 1935 bildete sich die Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Corps, der Posonia bis zu deren Auflösung am 17. März 1938 im Zuge des Anschluss Österreichs angehörte.

Schließlich musste das Corps im SS 1938 suspendieren. Mit dem Corps Cheruscia Wien betreute die Altherrenschaft die Kameradschaft „General Alfred Krauß“. In der Nachkriegszeit in Österreich konnte Posonia erst am 25. September 1952 rekonstituieren.[13] Seither hatte sie wiederholt suspendieren müssen.

Am 100. Stiftungsfest, welches vom 9.–11. Mai 1969 im Kursalon und im großen Festsaal der Rudolfsuniversität stattfand, nahmen 75 Posonen teil.[14] Auch die weiteren, vor allem runden, Stiftungsfeste konnten insbesondere wegen der Freundschaftsverhältnisse zu anderen Corps im gebührenden Rahmen gefeiert werden.[15]

2012 kam es zu einer Sachbeschädigung am Haus des Corps Posonia[16], 2020 zu einem Farbanschlag[17].

Auswärtige Beziehungen

Befreundete Corps sind das Corps Rhaetia-Innsbruck zu Augsburg (1967) und das Corps Erz (1955). Mit dem Corps Moenania Würzburg (1958) besteht ein offizielles Vorstellungsverhältnis.[18]

Mit dem Corps Marchia Brünn bestand 1909–1919 ein Kartell und 1930–1962 ein Freundschaftsverhältnis. 1930 wurde mit dem Corps Suevia Prag und 1959 mit dem Corps Lusatia Breslau, welche mittlerweile selbst suspendiert sind, ein Vorstellungsverhältnis abgeschlossen.[19]

Bekannte Mitglieder

  • Franz Hafner (1903–1985), Forstingenieur und Hochschullehrer
  • Theodor Hayek (1887–1970), Ingenieur und der Wegbereiter der Zuckerindustrie in Irland und Neuseeland
  • Friedmund Hueber (* 1941), Architekt und Hochschullehrer
  • Eberhard Kranzmayer (1897–1975), Sprachwissenschaftler, Dialektologe und Namenforscher
  • Wolfgang Marchart (1945–2008), Bezirkshauptmann der Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt

Siehe auch

Literatur

  • Die akademische Landsmannschaft „Posonia“, in: Fromme’s Oesterreichischer Studenten-Kalender für das Jahr 1878/79, 16. Jahrgang, Wien 1878, S. 211.
  • Robert Spulak von Bahnwehr: Geschichte der aus den Jahren 1859–1884 stammenden Wiener Couleurs. Wien 1914. S. 209–211.
  • Paulgerhard Gladen: Die Kösener und Weinheimer Corps: ihre Darstellung in Einzelchroniken. WJK, Hilden 2007. S. 130.
  • Matthias Stickler: Die Selbstorganisation der Studenten aus dem Königreich Ungarn an deutschen und österreichischen Hochschulen zwischen 1871 und 1918. In: Márta Fata, Gyula Kurucz, Anton Schindling (Hrsg.): Peregrinatio Hungarica: Studenten aus Ungarn an deutschen und österreichischen Hochschulen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Franz Steiner, Stuttgart 2006. S. 471–504, hier S. 483–486.
  • Über die Jahre 1878–1938 existiert eine Akte im Österreichischen Staatsarchiv.[20]
  • Oskar Scheuer: Die geschichtliche Entwicklung des deutschen Studententums in Österreich mit besonderer Berücksichtigung der Universität Wien von ihrer Gründung bis zur Gegenwart. Wien 1910.
Commons: Corps Posonia Wien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Meyers Konversationslexikon. 5. Auflage, Leipzig 1896, Beilage zum Artikel Studentenverbindungen.
  2. Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 175.
  3. Hartmut Jess: Specimen Corporationum Cognitarum 2000. Das Lexikon der Verbindungen.
  4. dt. „Das Schwert, unser Rächer“
  5. Max Breitenstein (Hrsg.): Commersbuch der Wiener Studenten, erschienen bei Alfred Hölder, Wien 1880, S. 419–421.
  6. Corps Posonia! 7. Mai 2014, abgerufen am 27. Februar 2024.
  7. Deutscher Universitäts-Kalender. Winter-Semester 1913/14. Leipzig 1913, S. 416.
  8. Corps Posonia! 8. Mai 2014, abgerufen am 27. Februar 2024.
  9. Fromme's Oesterreichischer Studenten-Kalender für das Jahr 1878/79. 16. Jahrgang, Wien 1878, S. 211.
  10. Matthias Stickler: Die Selbstorganisation der Studenten aus dem Königreich Ungarn an deutschen und österreichischen Hochschulen zwischen 1871 und 1918. In: Márta Fata, Gyula Kurucz, Anton Schindling (Hrsg.): Peregrinatio Hungarica: Studenten aus Ungarn an deutschen und österreichischen Hochschulen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Franz Steiner, Stuttgart 2006. S. 471–504.
  11. Paulgerhard Gladen: Geschichte der studentischen Korporationsverbände. Band I: Die schlagenden Verbände. Würzburg 1981, S. 43.
  12. Michael Doeberl (Hrsg.): Das akademische Deutschland, Bd. 2: Die deutschen Hochschulen und ihre akademischen Bürger, Berlin 1931, S. 1041ff.
  13. Paulgerhard Gladen: Die Kösener und Weinheimer Corps WJK, Hilden 2007. ISBN 3-933892-24-4. S. 130–131.
  14. Corps Posonia! 30. Oktober 2014, abgerufen am 27. Februar 2024.
  15. Corps Posonia: Corps Posonia! In: Website des Corps Posonia. Corps Posonia, 30. Oktober 2014, abgerufen am 27. Februar 2024 (Am 28. Mai 1994 feierte Posonia den Festkommers zum 125. Stiftungsfest im Hallensalon des Hotels „Imperial“. Das 140. Stiftungsfest wurde am 13. Juni 2009, das 150. Stiftungsfest am 19. Mai 2019 gefeiert.).
  16. Bundesministerium für Inneres: Anfragebeantwortung der parlamentarischen Anfrage 15525/J vom 8. Juli 2013, S. 7. (pdf)
  17. Angriffe auf Verbindungsstudenten. Unbekannte verüben Farbanschlag auf Marburger Burschenschaft. In: Junge Freiheit vom 17. Juli 2020.
  18. Corps Posonia! 30. Oktober 2014, abgerufen am 27. Februar 2024.
  19. Corps Posonia! 30. Oktober 2014, abgerufen am 27. Februar 2024.
  20. Posonia Wien im Österreichischen Staatsarchiv.
  21. Corps Posonia! 7. Mai 2014, abgerufen am 27. Februar 2024.
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