Condrobs

Condrobs e. V. ist ein Träger für soziale Hilfsangebote in Bayern. Der Verein wurde am 13. Dezember 1971 als Selbsthilfe-Initiative von Eltern drogenabhängiger Heranwachsender und Fachkräften in München unter Beteiligung des Rechtsanwalts Alexander Eberth gegründet.[1]

Der Verein mit Sitz in München hat etwa 900 Mitarbeiter. Er arbeitet bayernweit in über 70 Einrichtungen[2] und ist konfessionell, weltanschaulich und parteipolitisch ungebunden.

Tätigkeitsfelder

Kinder- und Jugendhilfe

In der Kinder- und Jugendhilfe ist der Verein tätig in Sachen Prävention, Beratung, Streetwork, ambulanter Erziehungshilfe und Clearing sowie betreute und therapeutische Wohnformen.[3] Dabei werden auch die Familien der Betroffenen in die Bewältigung der Probleme mit einbezogen.[4][5] Die Kinder- und Jugendhilfe von Condrobs arbeitet mit unterschiedlichen Kooperationspartnern wie Jugendzentren, Schulen und Kitas zusammen, um ein unterstützendes soziales Netzwerk für die Betroffenen aufzubauen.[4]

Flüchtlinge

Condrobs setzt sich für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ein, die durch traumatische Erfahrungen zu verstärktem Drogenkonsum neigen.[6] Jugendliche und junge sowie erwachsene Flüchtlinge erhalten begleitende, unterstützende, fürsorgliche und therapeutische Hilfen, die aus aufsuchender Sozialarbeit in Wohnprojekten und Gemeinschaftsunterkünften, betreuten Wohngemeinschaften und therapeutischen Wohngemeinschaften, die speziell für traumatisierte und psychosozial schwer belastete unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eingerichtet sind, bestehen. 2015 wurden die von Condrobs geplanten integrativen Wohnprojekte eingeweiht, in denen Flüchtlinge und Studenten zusammenwohnen.[7][8]

Prävention

  • Das Projekt Streetwork auf der „Partymeile“ in München wurde 2012 gemeinsam mit der Stadt München initiiert, um Gewaltdelikte zu verhindern und zu schlichten. Die Streetworker sind auf der Münchner Partymeile unterwegs, warnen vor K.-o.-Tropfen und den Gefahren des Komasaufens, begleiten Betrunkene zur U-Bahn und besprechen auch Pläne für den späteren Heimweg der jungen Menschen.[3][9][10]
  • In Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt München, dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und mit ausgewählten Kliniken wird das Präventionsprojekt „HaLT“ praktiziert, bei dem Jugendliche über die Gefahren des Alkohols aufgeklärt und zu einem maßvollen Umgang motiviert werden. Auch Eltern werden in Erziehungsfragen unterstützt.[11]
  • Das Peerprojekt „Chexxs!“ schafft ein Bewusstsein über den eigenen Alkoholkonsum ohne zu moralisieren. Durch geschulte, volljährige Peers, die sich selbst im Partysetting bewegen, werden Jugendliche und junge Erwachsene auf der Münchner „Partymeile“ angesprochen, die nicht auffällig stark alkoholisiert oder sichtlich unter Drogeneinfluss stehen.[12]

Suchtberatung und Suchthilfe

Der Verein berät Menschen mit Suchtproblemen aller Altersgruppen und deren Angehörige. Im persönlichen Gespräch werden Fragen zum Thema Alkohol, Drogen und Spielsucht geklärt, ambulante Therapien werden eingeleitet und es wird in weiterführende Angebote vermittelt. Ein Schwerpunkt des Vereins liegt in der Betreuung älterer Suchtmittelabhängiger in Kontaktläden und in Wohngemeinschaften des betreuten Wohnens. Durch die externe Suchtberatung in Justizvollzugsanstalten werden suchtmittelabhängige Inhaftierte begleitet, mit speziellen Angeboten werden inhaftierte Frauen mit Suchtproblematik betreut.

Gender-Diversity-Ansatz

Mit dem Ansatz des Gender Diversity Management erkennt der Verein die Vielfalt von Lebensweisen der Menschen und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse an – das betrifft geschlechtshomogene Betreuung, spezielle Angebote für Ältere und Substituierte oder Schutzräume für die weibliche Klientel.

Mit der Einführung des Gender-Sternchens * und der LGBTIQ* Regenbogenflagge setzte Condrobs schon vor Jahren ein Zeichen für die Akzeptanz und Wertschätzung der Vielfalt von Geschlecht. Mittlerweile verwendet Condrobs auch die Progress-Flagge. Damit sollen sowohl alle Menschen, die deren Hilfsangebote nutzen wie auch alle Condrobs-Mitarbeitenden unabhängig von ihrer binären oder non-binären Geschlechtsidentität sichtbarer werden.[13]

Seit 1986 hat der Verein ein frauenspezifisches Suchthilfeprogramm. Mit 50 Mitarbeitern und sechs Einrichtungen wurde „Prima Donna“ als die bayernweit erste Wohngemeinschaft für Frauen mit Suchterfahrung gegründet.[1] Die Angebote des frauenspezifischen Suchthilfeprogramms sind auf die persönliche Vorgeschichte und den Suchtmittelkonsum der Frauen* sowie auf die gesellschaftliche Situation und die daraus entstehenden Probleme und Entwicklungschancen zugeschnitten.[14]

Gemeinnützigkeit

Der Verein finanziert sich durch die öffentliche Hand, durch Kranken- und Rentenversicherungsträger sowie durch Mitgliedsbeiträge, Spenden von Privatpersonen und Unternehmen und Bußgelder. Der Verein ist als ausschließlich und unmittelbar steuerbegünstigten gemeinnützigen Zwecken dienend anerkannt und von der Körperschaftssteuer befreit.[15][16]

Zertifizierung

Seit 2011 hat Condrobs das internationale Gütesiegel DIN EN ISO 9001:2008.[17]
Am 17. April 2018 hat Condrobs das Gütesiegel DIN EN ISO 9001:2015 erhalten.[18]

Literatur

  • Lydia Halbhuber-Gassner, G. Pravda (Hrsg.): Frauengesundheit im Gefängnis, Lambertus-Verlag, Dezember 2013
  • Aktion Jugendschutz Bayern e. V.: Surfguide – damit Spielen Spaß bleibt, München 2012

Einzelnachweise

  1. Condrobs baut seit 40 Jahren Brücken ins Lebenl, Münchner Wochenanzeiger. Abgerufen am 20. November 2020
  2. Einrichtungen, Condrobs e.V. Abgerufen am 20. November 2020
  3. Streetwork auf der Partymeile, Kommunale Suchtprävention, abgerufen am 23. November 2020
  4. Condrobs Ambulante Erziehungshilfen in Berg am Laim feierte Jubiläum, Münchner Wochenanzeiger. Abgerufen am 23. November 2020
  5. Condrobs e.V.: Individuelle Hilfe für Suchtgefährdete und -kranke, MarktSpiegel, abgerufen am 24. November 2020
  6. Condrobs fordert mehr Hilfe für Flüchtlinge, Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 24. November 2020
  7. Wenn Flüchtlinge und Studenten zusammenwohnen, Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 25. November 2020
  8. Flüchtlinge und Studenten leben zusammen in einem Haus, Der Tagesspiegel, abgerufen am 25. November 2020
  9. Immer mehr Drogentote: Kommen Fixerstuben für München?, Merkur.de, abgerufen am 25. November 2020
  10. Beschluss des Kinder- und Jugendhilfeausschusses vom 12. November 2013 (VB). (PDF) In: www.ris-muenchen.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 17. Dezember 2023.@1@2Vorlage:Toter Link/www.ris-muenchen.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  11. "Respekt ist meine Stärke" lautet das diesjährige Motto der Kampagne, Münchner Wochenanzeiger. Abgerufen am 26. November 2020
  12. Regelförderung von gesundheitsbezogenen Einrichtungen und Projekten, muenchen-transparent.de, abgerufen am 26. November 2020
  13. Für eine vielfältige, bunte und inklusive Gesellschaft. Ohne Ausgrenzung und Diskriminierung. Website von Condrobs e.V. Abgerufen am 17. September 2021.
  14. Leitlinien: Auftrag, Selbstverständnis, Perspektiven. In: www.condrobs.de. Condrobs e. V., ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 17. Dezember 2023.@1@2Vorlage:Toter Link/www.condrobs.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  15. GELDAUFLAGEN UND BUSSGELDER, Condrobs e.V. Abgerufen am 27. November 2020
  16. Satzung, Condrobs e.V. Abgerufen am 27. November 2020
  17. „Wie gelingt Erziehung im Kontext unterschiedlicher Kulturen?“, Arbeitskreis Kinder- und Jugendschutz. Abgerufen am 27. November 2020
  18. Zertifikat für Prävention, Beratung, Begleitung, Betreuung und ambulante Rehabilitation. In: www.condrobs.de. Condrobs e. V., ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 17. Dezember 2023.@1@2Vorlage:Toter Link/www.condrobs.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
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