Comic Sans MS

Comic Sans MS ist eine handschriftähnliche Grotesk-Schriftart.

Comic Sans MS
Schriftart Comic Sans MS
Kategorie Sans-Serif
Schriftklassifikation handschriftähnliche Grotesk-Schriftart
Schriftdesigner Vincent Connare
Schriftgießerei Microsoft
Erstellung 1994
Beispiel
Schriftbeispiel für Comic Sans MS
Vergleich Comic Sans mit Comic Neue (2014 als Alternative vorgestellt), Candara (ebenfalls als „informell“ eingestuft[1]), Trebuchet MS (einer anderen Windows-Standardschrift des Schrift­designers von Comic Sans), Andika (einer auf Leserlichkeit optimierten Schrift) und Komika Text (einer tatsächlich zur Verwendung in Comics gestalteten Schriftart)

Geschichte

Vincent „Vinnie“ Connare entwickelte die Schriftart 1994 während seiner Tätigkeit für Microsoft und basiert auf Buchstaben aus Comics wie „Batman – Die Rückkehr des Dunklen Ritters“.[2] Ursprünglich sollte sie in den zur Benutzerführung verwendeten Sprechblasen von Microsoft Bob eingesetzt werden. Nach Fertigstellung stellte sich allerdings heraus, dass damit Texte nicht in die Sprechblasen passten; deshalb wurde die Schriftart dafür nicht verwendet.[3] Ihren ersten Einsatz hatte sie erst 1995 im 3D Movie Maker. Seit ihrer Auslieferung entgegen den Willen von Connare[2] mit dem Plus!-Paket von Windows 95 gehört Comic Sans MS zu den Standardschriftarten des Microsoft-Betriebssystems. Die Schrift ist als Teil der sogenannten core fonts (Kernschriftarten) auch kostenlos für andere Systeme lizenziert. Seitdem hat sie sich zu einer der bekanntesten Schriftarten für Windows und Mac OS entwickelt.[4] Die Schrift erfüllt zu großen Teilen die Anforderungen an eine Schrift für legasthene Menschen.[5][6]

Kanada gab zum Nationalfeiertag 2004 eine 25-Cent-Gedenkmünze heraus, die Comic Sans MS als Schriftart verwendete,[7] um den „spielerischen Humor, der allen Kanadiern gemein ist“, widerzuspiegeln.[8]

Mit Microsoft Windows 8 wurde 2014 zum ersten Mal eine kursive Version der Schriftart bereitgestellt, die standardmäßig installiert ist.

Kritik

Comic Sans MS ist unter Designern aufgrund ihrer häufigen Verwendung im nicht-professionellen Bereich verpönt. Da sie auf den meisten Rechnern vorinstalliert ist, werde sie oft unüberlegt und unsachgemäß eingesetzt, beispielsweise in übermäßiger Schriftgröße oder als Brotschrift längerer Texte geschäftlichen Inhalts. Im Internet finden sich sogar Hass-Seiten gegen die Schriftart.[6]

Sonstiges

  • Im April 2014 wurde ein Crowdfunding-Projekt auf der Plattform Kickstarter gestartet, um eine modernisierte Version von Comic Sans zu erstellen. Comic Neue ist unter der SIL Open Font License lizenziert und somit kostenlos.[9][10]
  • Das OpenBSD-Projekt verwendet für die meisten seiner Präsentationen sowie in der Webserversoftware httpd gezielt die Schriftart Comic Sans, um darauf hinzuweisen, dass vielen Menschen das Äußerliche wichtiger zu sein scheint als das Technische.[11]

Trivia

Mit Comic Sans beschriftetes Defibrillator-Behältnis in Monaco, 2006
  • Die Suchmaschine Google gab ihre Ergebnisse für die Suchbegriffe Comic Sans und Helvetica am 1. April 2011 als Aprilscherz in Comic Sans MS aus.[12][13]
  • Die Entdeckung des Higgs-Bosons am Schweizer Forschungszentrum CERN wurde im Juli 2012 von Fabiola Gianotti mit einer Präsentation bekanntgemacht, in der die Schriftart Comic Sans MS verwendet wurde. In der Folge wurde die Frage aufgeworfen, ob eine „seriösere“ oder „ernsthaftere“ Schriftart bei dem Anlass angemessener gewesen wäre.[14][15]
  • Das Internet-Phänomen Doge verwendet Comic Sans MS als Schriftart.[16]
  • Zur Erinnerung an den Todesfall Eric Garner trug Chicago-Bulls-Spieler Derrick Rose im Dezember 2014 zum Aufwärmen ein T-Shirt mit der Aufschrift „I Can’t Breathe“ in Comic Sans MS.[17][18]
  • Im Computerspiel Undertale benutzt die Spielfigur „Sans“ in ihren Textboxen Comic Sans MS als Schriftart, woher sich auch ihr Name ableitet.
Commons: Comic Sans – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Typography – Candara font family. Microsoft, abgerufen am 5. Januar 2023 (amerikanisches Englisch).
  2. Font Stories: Comic Sans. In: HTWK Leipzig. 5. Februar 2016, abgerufen am 19. Januar 2024.
  3. Internetseite von Vincent Connare. Abgerufen am 9. Oktober 2012.
  4. Simon Garfield: Just my Type. Ein Buch über Schriften. Ullstein Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-550-08879-7
  5. Broschüre: Schriftarten für legasthene Menschen - Erster Österreichischer Dachverband Legasthenie. In: Erster Österreichischer Dachverband Legasthenie. Abgerufen am 4. April 2016.
  6. Christian Simon: Schluss mit dem Hass auf Comic Sans, Süddeutsche Zeitung, 14. März 2017
  7. Jenny Hendrix: Comic, Sans Appeal. In: The New Yorker. 29. Oktober 2010, abgerufen am 7. Juni 2015 (englisch).
  8. BC boy wins National Coin Design Contest. In: Canada NewsWire. 22. Juni 2004, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Oktober 2004; abgerufen am 7. Juni 2015 (englisch).
  9. Comic Neue by Craig Rozynski - Kickstarter. Abgerufen am 8. Januar 2023.
  10. Get Comic Neue. Abgerufen am 8. Januar 2023.
  11. Bob Beck: More Lolz.. In: LibreSSL - An OpenSSL replacement: The first 30 days, and where we go from here. Abgerufen am 5. Dezember 2016.
  12. Google Plays With Helvetica, Comic Sans For April Fools’ 2011 Gag. In: The Huffington Post. 1. April 2011, abgerufen am 27. März 2012 (englisch).
  13. Comic Sans for Everyone. Google, abgerufen am 27. März 2012.
  14. Jacob Aron: Higgs in Comic Sans: the right font for physics? In: New Scientist. 6. Juli 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juli 2012; abgerufen am 9. November 2022 (englisch).
  15. Patrick Kingsley: Higgs boson and Comic Sans: the perfect fusion. In: The Guardian. 12. Juli 2012, abgerufen am 9. November 2022 (englisch).
  16. Andrew Couts: Wow. Dogecoin is the most Internet thing to happen, ever. digitaltrends, 12. Dezember 2013, abgerufen am 9. November 2022 (englisch).
  17. John Brownlee: Why Comic Sans Works On The “I Can’t Breathe” Shirts. Fast Company, 11. Dezember 2014, abgerufen am 9. November 2022 (englisch).
  18. Scott Cacciola: At Nets’ Game, a Plan for a Simple Statement Is Carried Out to a T. In: The New York Times. 10. Dezember 2014, abgerufen am 9. November 2022 (englisch, zugriffsbeschränkt).
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