Cohors VI Thracum

Die Cohors VI Thracum [veterana] [equitata] (deutsch 6. Kohorte der Thraker [die Altgediente] [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt.

Namensbestandteile

  • Thracum: Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem Volk der Thraker auf dem Gebiet der römischen Provinz Thrakien rekrutiert.
  • veterana: die Altgediente. Der Zusatz kommt in einer Inschrift[1] vor.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors quingenaria equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

Die Kohorte war in den Provinzen Britannia, Germania, Pannonia, Moesia superior, Dacia und Dacia Porolissensis (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 80 bis 165 n. Chr. aufgeführt.[2][3][4]

Die Einheit war im 1. Jhd. n. Chr. in Britannien stationiert.[5][A 1] Vermutlich wurde sie vor 69 aus Britannien abgezogen und in die Provinz Germania verlegt.[2] Der erste Nachweis der Einheit in Germania beruht auf Diplomen, die auf 80 datiert sind. In den Diplomen wird die Kohorte als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Germania), die in der Provinz stationiert waren.

Zwischen 80 und 84 wurde die Kohorte in die Provinz Pannonia verlegt. Der erste Nachweis der Einheit in Pannonia beruht auf einem Diplom, das auf 84 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Pannonia), die in der Provinz stationiert waren. Ein weiteres Diplom, das auf 85 datiert ist, belegt die Einheit in derselben Provinz.

Zwischen 85 und 96 wurde die Kohorte in die Provinz Moesia superior verlegt. Der erste Nachweis der Einheit in Moesia superior beruht auf einem Diplom, das auf 96 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Moesia), die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 100 bis 103/106 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Vermutlich nahm die Kohorte an den Dakerkriegen Trajans teil und wurde danach in der neuen Provinz Dacia stationiert. Der erste Nachweis der Einheit in Dacia beruht auf einem Diplom, das auf 110 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Dacia), die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 114 bis 165 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz (bzw. ab 130/131 in Dacia Porolissensis).

Der letzte Nachweis der Kohorte beruht auf Ziegeln[6] mit dem Stempel CO VI T, die auf 201/270 datiert werden.

Standorte

Standorte der Kohorte in Dacia waren möglicherweise:[7]

  • Porolissum (Moigrad): Ziegel[6] mit dem Stempel CO VI T wurden hier gefunden.
  • Largiana (Românași)
  • Certiae (Romita): Ziegel[8] mit dem Stempel COH VI TH und COHOR VI TRACU wurden hier gefunden.

Ziegel[9] mit dem Stempel COH VI TR wurden auch in Magyaregregy (Provinz Pannonia) gefunden.

Angehörige der Kohorte

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt:[2]

Kommandeure

  • Claudius Alpinus: er wird auf dem Diplom von 96 als Kommandeur genannt.
  • M(arcus) Vettius Pius, ein Präfekt (CIL 10, 1777)

Sonstige

Siehe auch

Commons: Cohors VI Thracum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004 (PDF).
  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4
  • Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu: Alae et Cohortes Daciae et Moesiae. A review and update of J. Spaul`s Ala and Cohors In: Acta Musei Napocensis 39-40/I Cluj-Napoca, 2002–2003 (2004), S. 259–296 (Online).

Anmerkungen

  1. In der Provinz Britannia wurden außer dem Grabstein des Rufus Sita auch Bleisiegel mit dem Stempel C VI TR bei Verterae (Brough under Stainmore) gefunden. Diese Bleisiegel werden von manchen Historikern in das 3. Jhd. datiert; sie nehmen daher an, dass die Kohorte im 3. Jhd. erneut nach Britannien verlegt wurde.

Einzelnachweise

  1. Inschrift mit veterana (AE 2003, 1447)
  2. John Spaul, Cohors², S. 353–354, 380–381.
  3. Jörg Scheuerbrandt, Exercitus, S. 158, 161, 164, 169–170 Tabellen 2, 5, 8, 11–12 (PDF S. 160, 163, 166, 171–172).
  4. Militärdiplome der Jahre 80 (CIL 16, 158, RMM 4), 84 (CIL 16, 30), 85 (CIL 16, 31), 96 (RMD 1, 6), 100 (Chiron-2008-326, Chiron-2008-338, Chiron-2008-343, CIL 16, 46), 101 (Chiron-2008-329, ZPE-192-220), 103/105 (ZPE-194-223), 103/106 (RMM 13), 110 (CIL 16, 163), 114 (RMD 4, 226), 130/131 (RMD 5, 378), 151 (RMD 5, 404), 159 (CIL 16, 110, IDR-01, 17b), 161/162 (RMD 3, 177), 163/164 (RMD 2, 116), 164 (AE 2007, 1764, AMN-2006/07-203, RMD 1, 64) und 165 (CIL 16, 185).
  5. Bleisiegel aus Verterae (RIB-02-01, 02411,152 bis 158, RIB-02-01, 02411,160, RIB-02-08, 02504,10).
  6. Ziegelstempel aus Porolissum (IDR-App-01-75, 1 bis 4).
  7. Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu, Alae et Cohortes, S. 294.
  8. Ziegelstempel aus Romita (IDR-App-01-70, 1 bis 11, IDR-App-01-71, 1 bis 7, IDR-App-01-72, IDR-App-01-73, 1 bis 15).
  9. Ziegelstempel aus Magyaregregy (CIL 3, 08074,24).
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