Cohors I Ulpia Pannoniorum

Die Cohors I Ulpia Pannoniorum [milliaria] [equitata] [victrix] [Antoniniana] [Gordiana] (deutsch 1. Kohorte die Ulpische der Pannonier [1000 Mann] [teilberitten] [die Siegreiche] [die Antoninianische] [die Gordianische]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt. In einer Inschrift[1] wird sie als Cohors I Pannoniorum bezeichnet.

Ein Militärdiplom von 133 n. Chr. (CIL 16, 76)

Namensbestandteile

  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
  • Ulpia: die Ulpische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf Kaiser Trajan, dessen vollständiger Name Marcus Ulpius Traianus lautet.
  • Pannoniorum: der Pannonier. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus den verschiedenen Stämmen der Pannonier auf dem Gebiet der römischen Provinz Pannonia rekrutiert.
  • milliaria: 1000 Mann. Je nachdem, ob es sich um eine Infanterie-Kohorte (Cohors milliaria peditata) oder einen gemischten Verband aus Infanterie und Kavallerie (Cohors milliaria equitata) handelte, lag die Sollstärke der Einheit entweder bei 800 oder 1040 Mann. Der Zusatz kommt in fast allen Militärdiplomen sowie in mehreren Inschriften[2] vor. In den Diplomen und Inschriften wird statt milliaria das Zeichen verwendet.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Der Zusatz kommt in mehreren Inschriften[3] vor.
  • victrix: die Siegreiche. Der Zusatz kommt in einer Inschrift[4] vor.[A 1]
  • torquata: mit Torques ausgezeichnet. Der Zusatz kommt möglicherweise in einer Inschrift[5] vor.[A 2]
  • civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt möglicherweise in einer Inschrift[6] vor.[A 3]
  • Antoniniana: die Antoninianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Caracalla (211–217) oder auf Elagabal (218–222) bezieht. Der Zusatz kommt in zwei Inschriften[7] sowie auf Ziegeln[8] vor.
  • Gordiana: die Gordianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Gordian III. (238–244) bezieht. Der Zusatz kommt in einer Inschrift[9] vor.

Die Einheit war eine Cohors milliaria equitata. Die Sollstärke der Einheit lag daher bei 1040 Mann, bestehend aus 10 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 8 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

Die Kohorte war in der Provinz Pannonia superior stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[10] für die Jahre 126 bis 163 n. Chr. aufgeführt.[11][12]

Die Einheit wurde vermutlich unter Trajan (98–117) als Cohors milliaria aufgestellt.[11] Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz Pannonia superior beruht auf einem Diplom, das auf 126 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Pannonia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 133 bis 163 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Der letzte Nachweis der Kohorte beruht auf einer Inschrift,[13] die auf 251/280 datiert wird.[A 4]

Standorte

Standorte der Kohorte in Pannonia superior waren möglicherweise:

Ziegel[20] mit dem Stempel der Einheit wurden auch in Kneževi Vinogradi im heutigen Kroatien gefunden.

Angehörige der Kohorte

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt:[11][17]

Kommandeure

Sonstige

  • [] Colap(ianus) (CIL 3, 11227)
  • Ael(ius) Serenus, ein Soldat (CIL 3, 10349)
  • Atta, ein Fußsoldat: das Diplom von 148 wurde für ihn ausgestellt.
  • Aur(elius) Secundinus, ein Veteran und ehemaliger Decurio (CIL 3, 3350)

Siehe auch

Commons: Cohors I Ulpia Pannoniorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4

Anmerkungen

  1. Laut Péter Kovács, Barnabás Lőrincz wurde der Einheit die Auszeichnung victrix in der zweiten Hälfte des 3. Jhd. verliehen.
  2. Laut Péter Kovács, Barnabás Lőrincz könnte das TER in der Inschrift für das Zahlwort tertia stehen oder aber eine Verschreibung für TOR sein und damit eine Abkürzung für torquata sein. Die Lesung der EDCS ist coh(ortis) I Ulp(iae) Pan(noniorum) Vict(ricis) ter(?).
  3. Die Lesung der EDCS ist [trib(uno)] [coh(ortis)] I Ulpia[e Pan][noni]orum c(ivium) [R(omanorum) (miliariae) e(quitatae)].
  4. Laut Péter Kovács, Barnabás Lőrincz wurde die Einheit vermutlich gegen Ende des 3. Jhd. vernichtet.

Einzelnachweise

  1. Inschrift (AE 2011, 972).
  2. Inschriften mit milliaria (AE 2011, 975, AE 2011, 976, AE 2011, 978, AE 2011, 981, AE 2011, 982, AE 2011, 983, AE 2011, 986, AE 2011, 988, AE 2011, 989).
  3. Inschriften mit equitata (AE 2011, 971, AE 2011, 972, AE 2011, 973, AE 2011, 975, AE 2011, 982, AE 2011, 986, AE 2011, 988, AE 2011, 989).
  4. Inschrift mit victrix (AE 2011, 990).
  5. Inschrift mit torquata (AE 2011, 990).
  6. Inschrift mit civium Romanorum (AE 1981, 600).
  7. Inschriften mit Antoniniana (AE 2011, 981, AE 2011, 984).
  8. Ziegel mit Antoniniana: Stempel COH I ULP P A (RHP 00412) und COH I ULP P AN (RHP 00411).
  9. Inschrift mit Gordiana (AE 2011, 989).
  10. Militärdiplome der Jahre 126 (RMD 4, 236), 133 (CIL 16, 76, CIL 16, 77), 134 (RMD 4, 250), 138 (CIL 16, 84), 140 (ZPE-152-251), 140/145 (AE 1989, 623), 148 (CIL 16, 96), 149 (CIL 16, 97), 153/154 (RMD 5, 416), 154 (CIL 16, 104), 159 (AE 2004, 1904, AE 2004, 1905, RMD 5, 422, RMD 5, 423, ZPE-181-194), 161 (RMD 5, 430, RMD 5, 431) und 163 (RMD 1, 62).
  11. John Spaul, Cohors², S. 315, 331–332.
  12. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 162 Tabelle 6 (PDF).
  13. Inschrift (AE 2011, 990).
  14. Inschrift aus Aquincum (CIL 3, 10349).
  15. Ziegel aus Aquincum: Stempel COH I ULP P (AE 1987, 793, CIL 3, 10667a, CIL 3, 10667b, CIL 3, 10667c), COH I UL EP (CIL 3, 10667e), COH I ULP PAN (TitAq-03, 01361) und COH I ULP P A (RHP 00412).
  16. Inschrift aus Carnuntum (CIL 3, 11227).
  17. Péter Kovács, Barnabás Lőrincz: Altäre aus dem Auxiliarlager Solva Neue Inschriften aus Komitat Komárom-Esztergom II In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 179 (2011), S. 247–270 (Online).
  18. Inschriften aus Solva (AE 2011, 971, AE 2011, 972, AE 2011, 973, AE 2011, 974, AE 2011, 975, AE 2011, 976, AE 2011, 978, AE 2011, 981, AE 2011, 982, AE 2011, 983, AE 2011, 984, AE 2011, 985, AE 2011, 986, AE 2011, 988, AE 2011, 989, AE 2011, 990, AE 2011, 991, AE 2011, 992).
  19. Ziegel aus Solva: Stempel CO I ULP PAN (RHP 00407) und COH I ULP P AN (RHP 00411).
  20. Ziegel aus Knezevi Vinogradi: Stempel C I ULP PAN (AE 1989, 623).
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