Cohors IV Tungrorum

Die Cohors IV (oder IIII) Tungrorum [milliaria] [vexillatio] (deutsch 4. Kohorte der Tungerer [1000 Mann] [vexillatio]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.

Namensbestandteile

  • milliaria: 1000 Mann. Je nachdem, ob es sich um eine Infanterie-Kohorte (Cohors milliaria peditata) oder um einen gemischten Verband aus Infanterie und Kavallerie (Cohors milliaria equitata) handelte, lag die Sollstärke der Einheit entweder bei 800 oder 1040 Mann. Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 121/132 bis 139 und dem Diplom von 162/203 sowie einer Inschrift[1] vor. In den Militärdiplomen von 121/132 bis 139 und der Inschrift wird statt milliaria das Zeichen verwendet.
  • vexillatio: eine Abordnung aus der Kohorte (siehe Vexillatio). Der Zusatz kommt in Militärdiplomen von 121/132 bis 161 vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz equitata (teilberitten) gibt, ist davon auszugehen, dass es sich um eine Cohors milliaria peditata, eine reine Infanterie-Kohorte, handelt. Die Sollstärke der Einheit lag bei 800 Mann, bestehend aus 10 Centurien mit jeweils 80 Mann.

Geschichte

Die Kohorte war in den Provinzen Noricum, Raetia und Mauretania Tingitana stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 95 bis 162/203 n. Chr. aufgeführt.[2][3][4][5]

Der erste Nachweis der Einheit in Noricum beruht auf einem Diplom, das auf 95 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Noricum), die in der Provinz stationiert waren. Möglicherweise ist die Einheit auf zwei weiteren Diplomen für Noricum aufgeführt.[A 1]

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Kohorte (bzw. nur eine Vexillation aus der Einheit)[6][A 2] nach Raetia verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 121/132 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Raetia), die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 129 bis 140/147 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Kohorte nach Mauretania Tingitana verlegt, wo sie erstmals durch Diplome nachgewiesen ist, die auf 153 datiert sind. In den Diplomen wird die Kohorte als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Mauretania), die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 154 bis 162/203 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.[A 3]

Der letzte Nachweis der Einheit beruht auf einer Inschrift,[1] die auf 222/232 datiert wird.[A 3]

Standorte

Standorte der Kohorte in Mauretania Tingitana waren möglicherweise:

Angehörige der Kohorte

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt:[2][4]

Cohors III Tungrorum

Auf dem Diplom von 139 ist eine Cohors III Tungrorum aufgeführt. Laut Paul Holder ist eine Cohors III Tungrorum aber sonst nicht belegt, so dass es sich hierbei vermutlich um die Cohors IV Tungrorum handeln dürfte.[7]

Siehe auch

Literatur

  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4

Anmerkungen

  1. Die Zuordnung der beiden Diplome von 133 (CIL 16, 174) und 135/138 (RMD 2, 93) zu den in Frage kommenden Tungrer-Kohorten ist umstritten.
  2. Laut Robert Nouwen ist es denkbar, dass nur eine Vexillation aus der Einheit nach Raetia verlegt wurde, da in allen Diplomen für Raetia bei der Kohorte der Zusatz vexillatio verwendet wird.
  3. Laut Robert Nouwen ist durch das Diplom von 162/203 und die Inschrift von 222/232 belegt, dass sich zu diesen Zeitpunkten die gesamte Kohorte in der Provinz aufgehalten hat, da der Zusatz vexillatio fehlt.

Einzelnachweise

  1. Inschrift (IAM2,824)
  2. John Spaul, Cohors², S. 207–208, 231–232.
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 160, 176 Tabellen 4, 18 (PDF).
  4. Farkas István Gergő: The Roman Army in Raetia Dissertation, University of Pécs Faculty of Humanities, 2015, S. 170–171, 248–250, 252–253, 436, 447–449, 451–452 (PDF (Memento des Originals vom 14. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.idi.btk.pte.hu).
  5. Militärdiplome der Jahre 95 (AE 2009, 993), 121/132 (RMD 1, 25), 129 (RMD 4, 243), 138/140 (RMD 2, 94), 139 (RMD 5, 386), 140/147 (RMD 3, 166), 153 (RMD 5, 409, RMD 5, 410, RMM 34, ZPE-153-202, ZPE-162-244, ZPE-162-251), 154 (RMD 1, 48), 156/157 (CIL 16, 181, CIL 16, 182), 161 (RMD 2, 107) und 162/203 (RMD 3, 186).
  6. Robert Nouwen: The Vexillationes of the Cohortes Tungrorum During the Second Century In: Proceedings of the XVIth International Congress of Roman Frontier Studies, Oxbow Monograph 91, 1997, S. 461–465, hier S. 463 (Online).
  7. Paul Holder: Roman Military Diplomas V (= Bulletin of the Institute of Classical Studies Supplement 88), Institute of Classical Studies, School of Advanced Study, University of London, London 2006, S. 794–795, Nr. 386, Anm. 6.
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