Clavinet
Ein Clavinet (auch Klavinet) ist ein analoges, elektro-mechanisches Tasteninstrument mit 60 Tasten und wurde von Hohner in Deutschland gebaut. Es wurde 1964 von Ernst Zacharias[1] erfunden. Das als „Elektrisches Clavichord“, dessen Klang es imitieren sollte,[1] entwickelte Clavinet wurde besonders in den 1970er Jahren bei vielen Funk- und Rock-Aufnahmen eingesetzt.
Tonerzeugung
Das Clavinet hat für jeden Ton eine diagonal gespannte, stimmbare Saite, die an einem Ende mit Wolle zur Schwingungsdämpfung umwickelt ist. Unter jeder Taste der Klaviatur befindet sich ein Bolzen (Tangente), der beim Drücken der Taste die Saite auf einen kleinen Amboss schlägt. Die Saite schwingt nun im ungedämpften Teil und wird dort über einen elektromagnetischen Tonabnehmer (entsprechend einem Pickup der E-Gitarre) abgenommen. Durch Loslassen der Taste wird die gesamte Saite wieder gedämpft. Lautstärke und Charakter des Tons können bewusst durch die Anschlagstärke beeinflusst werden. Aufgrund erzeugter Nebengeräusche bei dieser Tonerzeugung (ein deutlich hörbares „Plopp-Geräusch“) entsteht ein charakteristischer „Release-Sound“, der von vielen Spielern erwünscht ist und als wichtiges Element des Klanges aufgefasst wird. Es ist möglich, das Instrument mit einem Whammy Bar auszustatten, damit ein gitarrenähnliches Bending möglich wird (bekannt durch George Duke).[2]
Das Clavinet hat eine eingebaute Vorverstärker-Filter-Elektronik, die per 9-V-Batterie oder entsprechendem Netzteil betrieben wird. Bei den Modellen D6 und E7 befinden sich links von der Klaviatur die Taster zur Einstellung des Klanges. Sie sind beschriftet mit „Brillant“, „Treble“, „Medium“ und „Soft“ sowie „A/B“ und „C/D“ und lassen eine schnelle Änderung des Klangcharakters zu.
Zur Beschallung eines Raumes benötigt das Clavinet einen entsprechenden Leistungsverstärker und nachfolgenden Lautsprecher.
Versionen
Es gibt verschiedene Versionen des Clavinets, die über die Jahre auf den Markt gekommen sind:
- Hohner Clavinet I
- Hohner Clavinet II
- Hohner Clavinet L
- Hohner Clavinet C
- Hohner Clavinet D6, das wohl am meisten verbreitet ist
- Hohner Clavinet E7, das dem D6 sehr ähnlich ist
- Hohner Clavinet/Pianet Duo, das eine Kombination aus Clavinet und Pianet ist; hier kann man entweder eines der beiden Instrumente spielen oder auch stufenlos mischen.
Verwendung
(Auswahl)
- Stevie Wonder: Superstition
- Bill Withers: Use me
- Billy Preston: Outa Space
- Sun Ra: Atlantis
- Wolfgang Dauner: Rischka’s Soul
- Herbie Hancock: Chameleon
- Maceo Parker: To Be Or Not to Be
- Lonnie Liston Smith: Voodoo Woman
- Tina Turner: Nutbush City Limits
- Nina Hagen Band: Auf’m Bahnhof Zoo im Damenklo
- Pink Floyd: Shine On You Crazy Diamond
- Steely Dan: Kid Charlemagne, Black Cow[3]
- Elvis Presley: Promised Land
- Red Hot Chili Peppers: Warlocks[4]
- Commodores: Machine Gun
- Led Zeppelin: Trampled Under Foot
Hörbeispiele
- Hörbeispiele im Ogg-Vorbis-Format:
Siehe auch
Weblinks
- Handbücher, Schaltpläne und Klangbeispiele zum Clavinet
- Ausführliche Seite zum Hohner Clavinet und dessen Wartung (englisch)
- Kleine Seite zum Clavinet
- Seite zu John Paul Jones’ (Led Zeppelin) Clavinet (Memento vom 10. Februar 2008 im Internet Archive)
- Längerer Artikel der Seite „Electronic Musician“ zum Clavinet
- Detailbilder vom Clavinet 1, Clavinet L und Clavinet D6
Einzelnachweise
- Jörg Sunderkötter: Das Hohner Clavinet und sein Erfinder Ernst Zacharias. In: keyboards.de. 20. Juli 2017, abgerufen am 17. Februar 2023.
- Alan S. Lenhoff, David E. Robertson: Classic Keys: Keyboard Sounds That Launched Rock Music. University of North Texas Press, 2019, ISBN 978-1-57441-786-9, S. 258 (google.de [abgerufen am 5. April 2023]).
- dunderbeck1980: Anatomy of THE Groove: “Black Cow” by Ahmad Jamal. In: andresmusictalk.com. 2. Juli 2016, abgerufen am 17. Februar 2023 (englisch).
- Warlocks by Red Hot Chili Peppers - Songfacts. In: songfacts.com. Abgerufen am 17. Februar 2023 (englisch).