Clara Russo

Clara Russo (geboren 14. Juni 1876 in Eberswalde als Clara Jaffé; gestorben nach dem 18. Dezember 1943 in Auschwitz) war eine deutsche Opernsängerin.

Stolperstein für Clara Russo in Wernigerode
Schallplatte von Clara Jaffé (Berlin 1902)

Leben

Sie stammte aus der jüdischen Familie Jaffé und wurde in der preußischen Provinz Brandenburg geboren. Nach einer Gesangsausbildung wurde sie Sängerin am Stadttheater in Posen (1900)[1] und trat 1901 in Berlin auf.[2] Über die Oper in Metz kam sie nach Aachen (1903/1904), wo sie in der Bahnhofstraße 14 wohnte.[3] Nach einer kurzen Station in Augsburg wurde sie 1906 bis 1910 und 1912 Sängerin am Stadttheater Breslau (Oper und Operette), wo sie mehrfach umzog, u. a. in die Körnerstraße 23/25.[4] Sie gastierte auch in London[5] und ab 1914 wieder in Berlin[6]. Unter dem Namen Frl. Jaffé erschienen einige nun sehr seltene Schallplatten mit ihrer Stimme auf Zon-O-Phone.[7] 1919 heiratete sie den damals 49-jährigen finanzkräftigen Harzer Käseproduzenten Benno Russo in Wernigerode. Fortan lebte Clara Russo im Harz und trat nicht mehr als Opernsängerin auf. 1938 wurde Familie Russo gezwungen, ihre Villa in der Feldstraße 7 in Wernigerode an einen führenden Nationalsozialisten zu einem nicht marktgerechten Kaufpreis zu veräußern. Sie zog in eine kleine Wohnung in der Lindenbergstraße 30. Die darauf folgenden Bemühungen um Emigration aus dem Deutschen Reich waren nicht erfolgreich.[8]

Benno und Clara Russo mussten im Jahre 1942 nach Halberstadt umziehen, wo sie bis zum 23. November 1942 im jüdischen Altersheim in der Wilhelmstraße 15[9] (heute: Straße der Opfer des Faschismus[10]) in ärmlichen Verhältnissen lebten. Von Magdeburg aus wurden sie am 25. November 1942 in das Ghetto nach Theresienstadt deportiert; dort verstarb Benno Russo am 18. April 1943.[8] Clara Russo wurde im gleichen Jahr in Auschwitz umgebracht: Am 18. Dezember 1943 wurde sie von Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz verlegt[11] und dort ermordet.[12]

Ehrungen

Es erinnert heute an der Villa Russo in der Feldstraße in Wernigerode ein Stolperstein an Clara Russo. Er trägt die Aufschrift:

„Hier wohnte

CLARA RUSSO
geb. Jaffe
Jg. 1876
deportiert 1942
Ghetto Halberstadt[Anm 1]
1942 Theresienstadt
ermordet in
Auschwitz.“

Literatur

  • Erna Nelki: Geschichten aus dem Umbruch der deutschen Geschichte zwischen Assimilation und Asyl. Revonnah, Hannover 1991, ISBN 3-927715-03-4, S. 19.
  • Peter Lehmann, Renate Goetz, Ralf Mattern: Auf den Spuren jüdischen Lebens in Wernigerode. Wernigerode Tourismus GmbH, 2015.
  • Peter Lehmann: Der Fabrikant und seine Sängerin – Clara und Benno Russo. In: ders.: Spurensuche. Jüdische Familiengeschichten in Wernigerode. Lukas-Verlag, Berlin 2023 (Harz-Forschungen; 36), ISBN 978-3-86732-437-3, S. 130–145.

Anmerkungen

  1. vermutlich handelt es sich hierbei um ein Judenhaus

Einzelnachweise

  1. Neuer Theater-Almanach: Theatergeschichtliches Jahr- und Adressen-Buch für das Jahr 1900, Band 11, 1900, S. 485 und 645
  2. Neuer Theater-Almanach: Theatergeschichtliches Jahr- und Adressen-Buch für das Jahr 1901, Band 12, S. 621
  3. Neuer Theater-Almanach: Theatergeschichtliches Jahr- und Adressen-Buch für das Jahr 1904, Band 15, S. 212.
  4. Neuer Theater-Almanach für das Jahr 1907, Band 18, 1907, S. 334 und S. 704.
  5. Neuer Theater-Almanach: Theatergeschichtliches Jahr- und Adressen-Buch für das Jahr 1913, Band 24, S. 791.
  6. Neuer Theater-Almanach: Theatergeschichtliches Jahr- und Adressen-Buch für das Jahr 1914, Band 25, S. 797 (so auch in den folgenden Bänden)
  7. Erny Bayly, Michael Kinnear: The Zon=o=phone Record: a discography of recordings produced by the International Zonophone Company and associated companies in Europe and the Americas. 1901–1903. Heidelberg/Victoria 2001, ISBN 0-9577355-2-9 (Berlin 1901, ausschließlich Duette mit dem Bariton Ewald Brückner).
  8. Peter Lehmann: Wunder werden Wirklichkeit – Villa Russo mit Leben erfüllt. In: Harzer Volksstimme. 1. Februar 2012, abgerufen am 26. März 2019.
  9. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer – Klara Russo In: yadvashem.org, abgerufen am 26. März 2019. (Adressliste deportierter Juden aus Halberstadt)
  10. Gedenkfeier für die deportierten Halberstädter Juden In: halberstadt.de, abgerufen am 26. März 2019.
  11. Klara Russo | Opferdatenbank | Holocaust In: holocaust.cz, abgerufen am 3. April 2018.
  12. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945 – Russo, Clara Klara. Abgerufen am 1. April 2018.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.