Grafen von Cilli
Die Grafen von Cilli (slowenisch Celjski grofje) waren Nachkommen des hochfreien Adelsgeschlechts der Herren von Sanneck (slow. Žovneški gospodje). Kluge Heiratspolitik und das klare Erkennen politischer Chancen ermöglichten ihnen einen gewaltigen sozialen Aufstieg. Zunächst waren sie treue Vasallen des Hauses Habsburg, später dessen gefährlichste Konkurrenten. Im Jahre 1341 wurden sie von Kaiser Ludwig dem Bayern in den Grafenstand und 1435 oder 1436 von Kaiser Sigismund in den Reichsfürstenstand erhoben. Mit dem Aussterben ihres Hauses im Mannesstamm im Jahr 1456 erbten die Habsburger den Großteil ihrer Besitztümer.
Wappen
Gevierter Schild: 1 und 4 zwei rote Balken im silbernen Feld (Stammwappen Sanneck); 2 und 3 drei achtstrahlige (auch sechsstrahlige) goldene Sterne (Anordnung 2,1) im blauen Feld (Heunburg) (Darstellung nach Kraßler). Auf dem Schild 2 Bügelhelme auch Spangenhelme, Helmkleinod: 1. ein Flug mit einem Schräglinksbalken, 2. sechs Straußenfedern übereinander (3:3), Decken: 1. rot-silber (Sanneck), 2. blau-gold (Heunburg) (nach Valvasors Darstellung des Wappens, jedoch ohne Tinkturen)
Ihr Wappen übernahmen die Grafen von Cilli von ihren Ahnen, den Herren von Sanneck. Deren ursprüngliches Wappen waren die zwei roten Balken auf silbernem Grund. Im Jahr 1322 fügten sie diesem die drei Sterne auf blauem Grund hinzu, die ursprünglich das Wappen der Grafen von Heunburg waren. Heute finden sich die drei Sterne auf blauem Grund im Staatswappen der Republik Slowenien.
Geschichte
Die Grafen von Cilli waren die Nachkommen der Herren von Sanneck. Diese hatten 1322 die Grafen von Heunburg beerbt und so ihren Besitz deutlich vergrößert. 1341 wurden sie von Kaiser Ludwig dem Bayern mit der Grafschaft Cilli belehnt und führten fortan diesen Namen. Der bedeutendste Vertreter des Hauses Cilli war Hermann II. Dieser rettete König Sigismund in der Schlacht von Nikopolis 1396 das Leben und befreite ihn 1401 zusammen mit dem späteren Paladin Nikolaus Gara aus der Gefangenschaft der ungarischen Großen. Seine Tochter Barbara wurde Sigismunds zweite Gemahlin. 1420 erbte er die Grafschaft Ortenburg, die in weiterer Folge von Andreas von Graben zu Sommeregg verwaltet wurde. Am 27. September 1435 oder am 20. November 1436 (in der Geschichtsschreibung finden sich beide Angaben) wurden die Grafen von Kaiser Sigismund zu Reichsfürsten erhoben, was eine jahrelange Fehde mit Herzog Friedrich V. zur Folge hatte, die erst 1443 beigelegt wurde.
Auf dem Höhepunkt ihrer Macht besaßen die Cillier zahlreiche Besitzungen in der Steiermark, Krain und Ungarn. Ihr Aufstieg fand jedoch mit dem Tod von Ulrich II. am 9. November 1456 in Belgrad – laut offizieller Geschichtsschreibung wurde er getötet, als er seinen Gegenspieler Ladislaus Hunyadi ermorden wollte, laut anderen Quellen fiel er hingegen einem Anschlag von Hunyadi zum Opfer – ein jähes Ende. Da seine beiden Söhne Hermann und Georg bereits vor ihm gestorben waren, erlosch die familiäre Linie im Mannesstamm. Auf Grund eines Erbvertrages übernahmen die Habsburger den größten Teil der riesigen Territorien der Cillier, während die in Ungarn gelegenen Besitzungen an die ungarische Krone gingen.
Die wichtigste historische Quelle zu den Grafen von Cilli ist die Cillier Chronik.
Genealogie
- Friedrich I. (* um 1300; † 1359/60), ⚭ Diemut von Walsee († 1353/57)
- Ulrich I. (* um 1331; † 1368), Graf von Cilli, Hauptmann in Krain, ⚭ Adelheid von Ortenburg († 1391)
- Wilhelm (* 1361/62; † 1392), ⚭ 1380 Anna von Polen (* 1366; † 1425), Tochter des Königs Kasimir des Großen
- Anna (* 1380; † 1416), ⚭ 1401 König Władysław II. Jagiełło (* um 1351; † 1434)
- Wilhelm (* 1361/62; † 1392), ⚭ 1380 Anna von Polen (* 1366; † 1425), Tochter des Königs Kasimir des Großen
- Hermann I. (* 1332/34; † 1385), ⚭ Katharina Kotromanić/Tvartko (* um 1336; † um 1396), Tochter des Königs Stephan II. von Bosnien
- Hans (* um 1363; † 1372), ⚭ Margaretha von Pfannberg
- Hermann II. (* um 1365; † 1435), Ban von Kroatien und Dalmatien, ⚭ Gräfin Anna († vor 1396), Tochter von Heinrich VII. von Schaunberg
- Friedrich II. († 1454), Graf von Cilli und Ortenburg, 1436 Reichsfürst, Ban von Slawonien, ⚭ I. um 1401 Elisabeth von Modrusch-Veglia aus dem Hause Frangepan († 1422), ⚭ II. Veronika von Teschnitz († 1425 in Osterwitz)
- (I.) Ulrich II. (* 1406; † 9. November 1456), Graf von Cilli und Ortenburg, 1436 Reichsfürst, Ban von Slawonien, ⚭ Katharina Brankovič von Serbien († 1490/92)
- Hermann IV. († 1452)
- Georg († 1443)
- Elisabeth (* 1441; † 1455), ⚭ Ladislaus Hunyadi
- (I.) Friedrich III. († als Kind)
- (I.) Johann (leg. 1447)
- (I.) Ulrich II. (* 1406; † 9. November 1456), Graf von Cilli und Ortenburg, 1436 Reichsfürst, Ban von Slawonien, ⚭ Katharina Brankovič von Serbien († 1490/92)
- Elisabeth († 1424/26), ⚭ I.(?) Graf Heinrich VI. von Görz, ⚭ II. Erlinger von Schwarzenberg
- Anna († nach 23. Juni 1438), ⚭ 1405 Miklos Garai (* um 1367; † 1433), Palatin von Ungarn
- Hermann III. († 1426), ⚭ I. Elisabeth von Abensberg († vor 1423), ⚭ II. Beatrix von Bayern (1403–1447), Tochter von Ernst von Bayern
- (I.) Margaretha († 1480), ⚭ I. Hermann von Montfort-Pfannberg († 1434/35), ⚭ II. 1444 Wladislaw von Teschen-Glogau (* 1420; † 1460)
- Ludwig († 1414/20)
- Barbara († 1451), ⚭ Kaiser Sigismund (* 1368; † 1437)
- (illegitim) Hermann (* 1383; † 1421), Bischof von Freising
- Friedrich II. († 1454), Graf von Cilli und Ortenburg, 1436 Reichsfürst, Ban von Slawonien, ⚭ I. um 1401 Elisabeth von Modrusch-Veglia aus dem Hause Frangepan († 1422), ⚭ II. Veronika von Teschnitz († 1425 in Osterwitz)
- Katharina, ⚭ I. Graf Albrecht IV. von Görz, ⚭ II. Hans Truchsess von Waldburg
- Anna († nach 1354), ⚭ Graf Otto IV. von Ortenburg, auch Königin von Ungarn
- Ulrich I. (* um 1331; † 1368), Graf von Cilli, Hauptmann in Krain, ⚭ Adelheid von Ortenburg († 1391)
Besitz
Dem deutschen Namen der Herrschaft ist, soweit bekannt, die slowenische beziehungsweise kroatische Bezeichnung angefügt.
Aufgrund eines Erbvertrages zwischen den Grafen von Ortenburg und den Grafen von Cilli vom Jahre 1377 fiel im Jahre 1418 mit dem Erlöschen der Grafen von Ortenburg deren Besitz an die Cillier.
Eigener Allodialbesitz
- Sanegg – Žovnek (Stammsitz)
- Osterwitz – Ojstrica pri Št. Jurju ob Taboru
- Liebenstein bei St. Paul bei Pragwald
- Schöneck – Šenek pri Polzeli (Heilenstein)
Hinzu kamen noch im 13. Jahrhundert bedeutende Lehen von Aquileja und dem Bistum Gurk.
Besitz in der Steiermark
- Altenburg – Vrbovec/Verbovec
- Anderburg
- Cilli – Celje, seit 1322
- Eckenstein
- Eibiswald – Ivnica, Ivenca
- Feistritz – Bistrica
- Frasslau – Braslovče
- Furteneck
- Gonobitz – Slovenske Konjice
- Heggenberg
- Helfenberg – Soteški grad
- Hoheneck – Vojnik
- Hörberg – Podsreda
- Königsberg – Kraljevec/Kraljevi grad
- Lemberg
- Montpreis – Planina pri Sevnici
- Mureck – Cmurek
- Neuhaus bei Tüffer
- Oberburg/Obernburg – Gornji Grad
- Pfannberg
- Peggau (1369–1373)
- Luginsland/Luegg (nahe Semriach, 1369–1373)
- Kaisersberg (1369–1373)
- Grünberg – Gromberk (1369–1373)
- Prassberg – Mozirje
- Rabensberg – Koprivnik pri Moravčah
- Ratschach – Radeče
- Reicheneck – Rifnik
- Rohitsch – Rogatec
- Sachsenfeld – Žalec
- Saldenhofen – Vuzenica
- Schönstein – Šoštanj
- Strechau
- St. Peter ober Freyenthurn
- Tüffer – Laško
- Waldstein
- Weitenstein – Vitanje
- Wildhaus – Viltus
- Schmierenberg
- Schalleck
Pfandweise
- Radkersburg – Radgona (1418–1430/31),
- Stattenberg,
- Wildon
Besitz in Krain
- Altenburg – Stari grad, seit 1418
- Billichgrätz – Polhov gradec, 1364–1456, erworben durch Kauf
- Flödnig – Smlednik, 1328–1456
- Friedrichstein – Fridrihštajn, seit 1422
- Görtschach – Goričane, seit 1418
- Gottschee – Kočevje, seit 1418
- Grafenwarth – Kostel, seit 1418
- Grafenweg – Knežji pot, seit 1444
- Gurkfeld – Krško, 1351–1469
- Haasberg – Planina pri Rakeku, seit 1435
- Kerstetten – Češnjice, seit 1400
- Krupp – Schloss Krupa, im 15. Jahrhundert
- Landstraß/Landestrost – Kostanjevica na Krki, 1418–1431
- Laas – Lož, seit 1418
- Litey/Littai – Litija, 1418–1431
- Maichau – Mehovo, seit 1376
- Moräutsch – Moravče, seit 1418
- Neudegg – Mirna, seit 1339
- Obererkenstein – Novi grad v Jablanici, seit 1437
- Orteneck – Ortnek, seit 1418
- Podwein – Podvin, seit 1418
- Pölland – Poljane, seit 1418
- Radmannsdorf – Radovljica, seit 1418
- Ratschach bei Steinbrück – Radeče, seit 1418
- Reifnitz – Ribnica, seit 1418
- Stein – Kamnik, seit 1418
- Stattenberg (in Obernassenfuß) – Štatenberk v Gornjem Mokronogu, seit 1418
- Thurn am Hardt – Šrajbarski turn, seit 1436
- Thurn unter Neuburg – Turn pod Novim gradom, seit 1455
- Treffen – Trebnje, seit 1418
- Weichselburg – Višnja Gora, seit 1418
- Weißenfels – Bela peč, seit 1431
- Zobelsberg – Čušperk, seit 1418
- Rudolfswerth – Novo mesto (als Pfandbesitz, 1418–1431)
Besitz in Kärnten
- Grafschaft Ortenburg, seit 1418
- Sternberg (Grafschaft), seit 1418
- Spittal an der Drau, seit 1418
- Herrschaft Paternion, seit 1418
- Ober- und Unterdrauburg
- Sommeregg, seit 1418
- Kellerberg, seit 1418
- Steuerberg/Steierberg, seit 1418
- Prägrad, seit 1418
- Weißenegg
- Hartneidstein, 1363 bis 1425
- Mautenberg (Muta, Hohenmauthen/Drau) (heute Slowenien)
- Versnigg – Breznik,
- Falkenstein
- Greifenburg
- Treben
- Mannsberg (ab 1369, ab 1373 Pfand)
Besitz in Kroatien
Mit Urkunden vom 14. August 1397 und 27. Januar 1399 beschenkte Kaiser Sigmund den Grafen Hermann II. von Cilli mit zahlreichen Gütern in Kroatien.
- St. Georgen – Jurjevo
- Kopreinitz – Koprivnica
- Štrigova
- Krapina, seit 27. Januar 1399
- Csakathurn – Čakovec
- Cesargrad, seit 27. Januar 1399
- Kastel, seit 27. Januar 1399
- Kostainica – Hrvatska Kostajnica
- Kamenic
- Labor, seit 27. Januar 1399
- Medvedgrad
- Oštrc seit 27. Januar 1399
- Schloss Trakošćan – Trakenstein, seit 27. Januar 1399
- Samobor
- Steničnik
- Vrana
- Warasdin – Varaždin, seit 14. August 1397
Besitz in Niederösterreich
Literatur
- Heinz Dopsch: Die Herkunft der Freien von Sannegg und Grafen von Cilli. In: Südostdeutsches Archiv 14, 1971, ISSN 0081-9085, S. 258–261.
- Heinz Dopsch: Cilli. In: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Band 1. München 1974, S. 314–316.
- Rolanda Fugger Germadnik (Red.): Die Grafen von Cilli. Regionalmuseum, Celje 2001, ISBN 961-6411-00-4 (Ausstellungskatalog, Regionalmuseum Celje, 12. April – 30. November 1999).
- Johannes Grabmayer: Cilli, Gf. von (Sannaeg, Freie von). In: Handbuch Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Band 15.I, 2003, ISBN 978-3-7995-4515-0, S. 51–57.
- Bogo Grafenauer: Zgodovina slovenskega naroda (Die Geschichte des slowenischen Volkes). Band 2: Doba zrele fevdalne družbe od uveljavljenja reda do začetka kmečkih uporov. Kmečka knjiga, Ljubljana 1955, S. 208–214.
- Johann Matthäus Klimesch: Die Besitzungen der Grafen von Cilli in Krain. Manuskript. Wien 1918.
- Milko Kos: Grofje Celjski (Die Grafen von Cilli). In: Srednjeveška kulturna, družbena in politična zgodovina Slovencev. Izbrane razprave (Die Geschichte der Kultur, der Gesellschaft und der Politik der Slowenen im Mittelalter. Ausgewählte Abhandlungen). Slovenska matica, Ljubljana 1985, S. 258–270.
- Franz Xavier Krones Ritter von Marchland: Die Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli. Leuschner & Lubensky, Graz 1883.
- Franz von Krones: Cilli. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 257–266.
- Ignac Orožen: Celska Kronika – Cillier Chronik. Nachdruck der Ausgabe V Celi Natisnil Julius Jeretin 1854 (In Cilli gedruckt von J.J.). Faksimile Tiskarna u. a., Ljubljana u. a. 1997, ISBN 961-91139-0-X.
- Hans Pirchegger: Die Grafen von Cilli, ihre Grafschaft und ihre untersteirischen Herrschaften. In: Ostdeutsche Wissenschaft 2, 1955, ISSN 0078-6853, S. 158–200.
- Rudolf Reichel: Abriß der steirischen Landesgeschichte für die Schüler höherer Lehranstalten und für die Freunde der Geschichte. 2. gänzlich umgearbeitete und vermehrte Auflage. Leuschner & Lubensky, Graz 1884.
- Carl Schmutz: Historisch-Topographisches Lexicon der Steyermark. Erster Theil: A – G. Kienreich, Graz 1822.
- Majda Smole: Graščine na nekdanjem Kranjskem (Herrschaften und Gülte im einstigen Krain). Državna založba Slovenije, Ljubljana 1982.
- Peter Štih: Die Grafen von Cilli, die Frage ihrer landesfürstlichen Hoheit und des Landes Cilli. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 110, 2002, ISSN 0073-8484, S. 67–98.
- Aleš Stopar: Stari Grad Celje. Regionalmuseum, Celje 2006, ISBN 978-961-6411-09-7.
- Franz Theuer: Der Raub der Stephanskrone: der Kampf der Luxemburger, Habsburger, Jagiellonen, Cillier und Hunyaden um die Vorherrschaft im pannonischen Raum. Eisenstadt 1994, Ed. Roetzer, ISBN 3-85374-242-4.
- Ignacij Voje: Slovenci pod pritiskom turškega nasilja (Die Slowenen unter dem Druck der türkischen Gewalt). Znanstveni Inšt. Filozofske Fakultete, Ljubljana 1996, ISBN 86-7207-083-6.
- Hans Wagner: Cilli, Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 254 f. (Digitalisat).
- Katja Zvanut: Pečati Grovof Celjskih/Seals of The Counts of Celje. Narodni Muzej Slovenije, Ljubljana 2001, ISBN 961-6169-16-5.
Weblinks
- Die Urkunden der Grafen von Cilli, Projekt an der Universität Klagenfurt
- Urkundenregesten der Grafen von Cilli Teil 1 – Memento archive.org (Memento vom 26. Oktober 2010 im Internet Archive) – Teil 2 (Memento vom 26. Oktober 2010 im Internet Archive) – Teil 3 (Memento vom 26. Oktober 2010 im Internet Archive) – Teil 4 (Memento vom 26. Oktober 2010 im Internet Archive)
- Genealogie der Grafen von Cilli
- Genealogie Cilli Croatia