Christoph von Schmid
Johann Nepomuk Christoph Friedrich Schmid,[1] ab 1837 von Schmid, (* 15. August 1768 in Dinkelsbühl; † 3. September 1854 in Augsburg) war ein römisch-katholischer Priester, Schriftsteller und Dichter von Kirchenliedern. Er gilt als der erfolgreichste Jugendbuchautor seiner Zeit. Zu seinen auch heute noch bekannten Liedern gehört das weltweit verbreitete Weihnachtslied Ihr Kinderlein, kommet. Grundlegend für sein späteres Werk wurde seine Naturverbundenheit und seine tiefe Religiosität, deren Wurzeln bereits in seinem Elternhaus lagen.
Leben
Christoph Schmid entstammte einer Beamtenfamilie, die in den Diensten des Deutschen Ordens stand. Seine Eltern waren Friedrich Schmid und Theresia Hartel. In Dinkelsbühl, wo er im Haus Klostergasse 19 als ältestes von neun Kindern geboren wurde, besuchte er die Volksschule, dann bekam er Privatunterricht im Kloster, besuchte zwei Jahre die katholische Lateinschule und wechselte 1783 in die Sexta des Gymnasiums Dillingen. Nach der Reifeprüfung entwickelte er als Hauslehrer einer begüterten Familie sein pädagogisches und erzählerisches Talent.
Christoph Schmid war durch die Frömmigkeit seines Vaters und seine religiöse Erziehung geprägt.[2] So entschied er sich für den Beruf eines Geistlichen und immatrikulierte sich an der bischöflichen Universität in Dillingen, wo er zunächst ab 1785 zwei Jahre lang Philosophie und anschließend vier Jahre Theologie studiert. Hier übte vor allem der Professor Johann Michael Sailer einen bedeutenden Einfluss auf ihn aus. Zwischen beiden entwickelte sich eine langjährige Freundschaft. Christoph von Schmid darf als Vollstrecker der katechetischen Theorie Johann Michael Sailers betrachtet werden, da er in der Theologie seiner Erzählungen, in der Konzeption seiner Katechismen und auch in den offiziellen Papieren als verantwortlicher Domkapitular für das Schulwesen der Diözese Augsburg unmittelbar aus der Pastoraltheologie seines Dillinger Hochschullehrers schöpfte. Schon 1791 nannte Sailer seinen Schüler „die Krone meiner Bemühungen“.[3] In dieser Zeit war er mit dem Sailerschüler Johann Heinrich Brockmann befreundet.
1791 empfing Christoph Schmid die Priesterweihe und begann seine kirchliche Tätigkeit als Pfarrvikar im heutigen Mindelheimer Stadtteil Nassenbeuren, wo er wohl das Gedicht „Ihr Kinderlein, kommet“ niederschrieb. 1795 folgte er einem Ruf als Kaplan in Seeg. 1796 trat er 28-jährig in Thannhausen eine Stelle als Benefiziat und Schuldirektor an. In diese Zeit fiel auch ein Besuch der Inquisitionsbehörde (Sommer 1799), die ihn als Mitglied der Allgäuer Erweckungsbewegung verdächtigte. Schmid wurde jedoch durch den Augsburger Generalvikar Nigg voll rehabilitiert. Ab 1806 wirkte er in Thannhausen als Distriktsschulinspektor für die Ortschaften des Landgerichts Ursberg und Edelstetten. Spätere Berufungen an die Universitäten Heidelberg, Dillingen, Landshut und Tübingen lehnte er ab.
Erst 1816 wurde Christoph Schmid Pfarrer an St. Martinus in Oberstadion bei Ehingen, wo er bis 1827 wirkte. 1817 wurde er von Regierung und Klerus zum ersten Bischof von Rottenburg vorgeschlagen, erhielt dieses Amt jedoch nicht. 1827 wurde er auf Empfehlung Johann Michael Sailers Domkapitular in Augsburg und 1832 königlicher Kreisscholarch (Verwalter des Schulwesens) für Schwaben und Neuburg.
Der bayerische König Ludwig I. erhob ihn 1837 als Ritter des Verdienstordens der Bayerischen Krone in den persönlichen Adelsstand. Im Alter empfing Christoph von Schmid zahlreiche Ehrungen. Sein 80. Geburtstag war ein öffentlicher Feiertag in Augsburg, und im selben Jahr verlieh ihm die Universität Prag die Würde eines Doktors der Theologie.[3]
Am 3. September 1854 fiel Christoph von Schmid 86-jährig der in Augsburg wütenden Cholera zum Opfer. Seine Beerdigung fand am 5. September statt, die Trauerfeier folgte am 7. September im Augsburger Dom.[4]
Werke (Auswahl)
Kinder- und Jugendschriften
- Biblische Geschichte für Kinder. 1801–1807.
- Genovefa. Eine der schönsten und rührendsten Geschichten des Alterthums, neuerzählt für alle guten Menschen, besonders für Mütter und Kinder. Veith&Rieger, Augsburg 1810. (Digitalisat)
- Die Ostereyer. Eine Erzählung zum Ostergeschenke für Kinder. Krüll, Landshut 1816. (Digitalisat der 2. Aufl. 1818)
- Wie Heinrich von Eichenfels zur Erkenntniß Gottes kam. Eine Erzählung für Kinder und Kinderfreunde. Greis, Steyr 1817. (Digitalisat der Ausg. 1824)
- Blüthen, dem blühenden Alter gewidmet. (Zuerst 1818) Manz, Regensburg/Landshut 1836. (Digitalisat der 3. Aufl. 1836)
- Das Blumenkörbchen. Eine Erzählung. Krüll, Landsberg 1823. (Digitalisat)
- Rosa von Tannenburg. Eine Geschichte des Alterthums für Aeltern und Kinder. Veith&Rieger, Augsburg 1823. (Digitalisat)
- Rosa von Tannenberg. Die Geschichte von einem heldenhaften Ritterfräulein. (Neubearbeitet und hrsg. von Wolfram Gramowski), Verlag Kolibri, Wuppertal 1956
- Lehrreiche kleine Erzählungen für Kinder. 1824–1827.
- Der Weihnachtsabend. Eine Erzählung zum Weihnachtsgeschenke für Kinder. Krüll, Landshut 1825. (Digitalisat)
- Das hölzerne Kreuz. Eine neue Erzählung. Für die liebe Jugend besonders abgedruckt aus Hönighaus Palmblättern. Rösl, Augsburg 1826. (Digitalisat)
- Eustachius. Eine Geschichte der christlichen Vorzeit, neu erzählt für die Christen unserer Zeit. (Zuerst 1828) Kobrtsch, Eger 1829. (Digitalisat der Ausg. 1829)
- Der gute Fridolin und der böse Dietrich. Eine lehrreiche Geschichte für Aeltern und Kinder. Wolff, Augsburg 1830. (Digitalisat)
- Die kleine Lautenspielerin. Ein Schauspiel für Kinder und Kinderfreunde. Wolff, Augsburg 1832. (Digitalisat)
- Kleine Schauspiele für Familienkreise. Wolff, Augsburg 1833. (Digitalisat Band 1), (Band 2), (Band 3)
- Gesammelte Schriften von letzter Hand (24 Bände) 1841–1846.[5]
- 1854: Jesus am Oelberge[6] wurde in Musik gesetzt durch den Komponisten Donat Müller (1804–1879)[7]
- Das Gottbüchlein.[8]
Autobiografie
- 1853–1857: Erinnerungen aus meinem Leben, 4 Bände (online – Internet Archive)
Gesangbücher
- Christliche Gesänge zur öffentlichen Gottesverehrung. Reiner, Thannhausen und Brönner, Dillingen 1807.
- 2. [erweiterte] Auflage: Veith und Rieger, Augsburg 1811. Nachdruck: Wolffi, Augsburg 1833.
- dazu Melodien von Franz Bühler: 5 Hefte. Böhm, Augsburg o. J. [1820], digitale-sammlungen.de.
- 3. verbesserte und vermehrte Auflage: Wolffi, Augsburg 1839.
Darin enthaltene Kirchenlieder:
- 1807: Beim letzten Abendmahle (Melodie: Christus, der ist mein Leben, Melchior Vulpius 1609)
- 1808/10: Ihr Kinderlein, kommet (1811 veröffentlicht)
- 1811: Am Pfingstfest um die dritte Stunde
Oratorien
- Caecilia oder Die Feyer der Tonkunst (vertont von Georg Valentin Röder)
Würdigungen
Sowohl seine Heimatstadt Dinkelsbühl als auch Thannhausen[9] und Seeg würdigen den Seelsorger und Jugendschriftsteller mit einem Denkmal; daneben tragen die Realschule Thannhausen, die Grundschulen von Dinkelsbühl und Seeg sowie die Grund- und Hauptschule Oberstadion seinen Namen. Im Oberstadioner historischen Rathaus ist eine Christoph-von-Schmid-Gedenkstätte eingerichtet. In Dillingen, wo Schmid zur Schule ging, Augsburg und Nassenbeuren bei Mindelheim sind Straßen nach ihm benannt, an der Pfarrei Nassenbeuren ist eine Gedenktafel angebracht. Auch in Dinkelsbühl trägt eine Gasse in der Altstadt Schmids Namen, ebenso eine Eiche am Schießwasen. In Eurasburg bei Augsburg pflanzte der mit Schmid befreundete Pfarrer Franz Anton Haindl auf der Kante des ehemaligen Burgstalls eine heute noch lebende Christoph-von-Schmid-Linde und errichtete daneben ein kleines gemauertes Denkmal. Dieses trägt die Inschrift:
Sprich der Freunde Huldigungen
Dem Gefeierten wie heut
Wenn Jahrhunderte verklungen
Du o Linde, Ihm geweiht.
Christoph von Schmidt
Dem edeln Freund der Jugend
Dem Lehrer hoher Tugend.
5. Mai 1834
Seine Erzählungen wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Im Slowenischen wurde „christophschmidsche Erzählung“ (krištofšmidovska povest) zum literaturgeschichtlichen Terminus.[10] Gottfried Keller erwähnt einige der hübschen Geschichten von Christoph Schmid und dessen kleine Erzählung mit den artigen Spruchversen am Ende in seiner Novelle Die drei gerechten Kammmacher.
Anlässlich des 250. Geburtstages von Christoph von Schmid würdigten die Augsburger Domsingknaben den Autor und Augsburger Domkapitular mit einem neuen Arrangement seines weltbekannten Weihnachtsliedes „Ihr Kinderlein kommet“.[11]
Literatur
- Gerfrid Arnold: Christoph von Schmids erbauliche und vergnügliche Jugend in Dinkelsbühl. Verlag am Roßbrunnen, Hanns Bauer, Dinkelsbühl 1990.
- Gerfrid Arnold: Weihnacht in Dinkelsbühl mit C.v.S. Dinkelsbühl für Kids. Lese-Stadtführer. Books on Demand, 2004. ISBN 3-8334-1427-8.
- Binder: Schmid, Christoph von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 657–659.
- Andreas Baur: Christoph von Schmid (1768–1854). In: Schulreferat des Bischöflichen Ordinariats (Hrsg.): Das Bistum des heiligen Ulrich. Augsburg 1983, S. 54–55.
- Ursula Creutz: Christoph von Schmid 1768–1854. Leben, Werk und Zeitgenossen. Konrad, Weißenhorn 2004, ISBN 978-3-87437-479-8.
- Ludwig Gschwind: Unvergessener Christoph von Schmid. Priester, Pädagoge, Schriftsteller. Bernardus Verlag, Aachen 2016, ISBN 978-3-8107-0250-0.
- Uto Meier: Christoph von Schmid. Katechese zwischen Aufklärung und Biedermeier. EOS, St. Ottilien 1991. ISBN 978-3-88096-967-4.
- Uto Meier: Schmid, Christoph von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 144 f. (Digitalisat).
- Hans Mendl: Literatur als Spiegel christlichen Glaubens. Religiöse Kinder- und Jugenderzählungen katholischer Autoren von 1750 bis 1850. EOS, St. Ottilien 1995, S. 178–276, 444–447 (Werkverzeichnis inkl. Nachahmerwerke). ISBN 3-88096-724-5.
- Hans Pörnbacher (Hrsg.): Christoph von Schmid. Erinnerungen und Briefe (= Lebensläufe. 13). Kösel, München 1968, DNB 458849979.
- Hans Pörnbacher (Hrsg.): Christoph von Schmid und seine Zeit. Konrad, Weißenhorn 1968, DNB 456275800.
- Hans Pörnbacher: Christoph von Schmid 15. August 1768 * 15. August 2018. Dem Seelsorger, Lehrer und Erzähler zum 250. Geburtstag. In: Jahrbuch/Verein für Augsburger Bistumsgeschichte e.V. 51 (2017), ISSN 0341-9916, S. 535–555.
- Hans Pörnbacher: Christoph von Schmid zum 250. Geburtstag. In: Klerusblatt. Zeitschrift der katholischen Geistlichen in Bayern und der Pfalz. 98, Nr. 10 (2018), ISSN 0948-6216, S. 217–218.
- Reiner Wild (Hrsg.): Geschichte der Deutschen Kinder- und Jugendliteratur. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. J. B. Metzler, Stuttgart und Weimar 2008, ISBN 978-3-476-01980-6, S. 135–137.
- Silvia Wimmer: Christoph von Schmid. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 9, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-058-1, Sp. 384–387.
Weblinks
- Literatur von und über Christoph von Schmid im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Christoph von Schmid in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Werke von Christoph von Schmid im Projekt Gutenberg-DE
- Christoph von Schmid im Internet Archive
- Christoph von Schmid im Literaturportal Bayern (Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek)
- Seite über Christoph von Schmid der Christoph-von-Schmid-Grundschule Dinkelsbühl
- Seite über Christoph von Schmid von Theodor Frey
- Vertonungen Schmidscher Gedichte
- Christoph von Schmid: Die Ostereier in der illustrierten Ausgabe von 1864
- Ihr Kinderlein, kommet - neu arrangiert und aufgenommen von den Augsburger Domsingknaben anlässlich des 250. Geburtstages von Christoph von Schmid.
Einzelnachweise
- Entsprechend Taufregister: Johannes Nepomucenus Christophorus Fridericus. So: Christopher Beschnitt: Er schuf „Ihr Kinderlein kommet“ und weitere Klassiker. In: katholisch.de. 15. August 2018, abgerufen am 16. August 2018.
Die Vornamen „Johann Christoph Friedrich“ werden angeführt von Die Enthüllungsfeier des Denkmals für den Jugendschriftsteller Christoph von Schmid zu Dinkelsbühl am 12. Oktober 1859. Verlag der Kollmann’schen Buchhandlung, Augsburg, 1859, S. 8, abgerufen am 31. Dezember 2010 (Digitalversion bei der Bayerischen Staatsbibliothek München). - Ludwig Gschwind: Unvergessener Christoph von Schmid. Priester, Pädagoge, Schriftsteller. Bernardus Verlag, Aachen 2016, S. 7–8.
- Andreas Baur: Christoph von Schmid (1768–1854). In: Schulreferat des Bischöflichen Ordinariats (Hrsg.): Das Bistum des heiligen Ulrich. Augsburg 1983, S. 54–55.
- Todesanzeige des einzigen noch lebenden Bruders Aloys Schmid, Richter im Ruhestand, in der Augsburger Postzeitung vom 5. September 1854.
- Werke Christoph von Schmids. Projekt Gutenberg-DE, abgerufen am 1. Mai 2020.
- Bayerische StaatsBibliothek digital, abgerufen am 20. Februar 2013.
- Augsburger Audonari-Postzeitung, Februar 1829 (Digitalisat).
- Kein Exemplar nachweisbar
- Zur Statue vor dem ehemaligen Rathaus kam 2018 eine zweite Gedenkstätte im Garten des Tuchmacherhauses.
- siehe Krištofšmidovska povest im Artikel Christoph Schmid in der slowenischen Wikipedia.
- Bistum Augsburg: Augsburger Domsingknaben: Das weltberühmte. 24. Dezember 2018, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 14. Januar 2019; abgerufen am 14. Januar 2019.