Christoph Bulwin
Christoph Bulwin (* 19. Mai 1971; † 9. Mai 2012) war ein deutscher Informatiker, der 2011 Opfer eines bisher nicht aufgeklärten Giftanschlags mit Dimethylquecksilber wurde und 2012 an den Folgen starb.
Hintergrund
Bulwin war verheiratet und Vater zweier Kinder. Er lebte mit seiner Familie im Landkreis Celle und arbeitete als Software-Ingenieur und Datenbankadministrator bei der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie in Hannover.
Mordanschlag
Am 15. Juli 2011 gegen 16 Uhr wurde Bulwin kurz nach Verlassen seines Büros im Hannoveraner Stadtteil Calenberger Neustadt auf der Straße von einem unbekannten Mann mit einer Spritze, die an der Spitze eines Regenschirmes befestigt war, im Vorbeigehen ins Gesäß gestochen. Bulwin nahm die Verfolgung auf, versuchte den Täter zur Rede zu stellen und konnte die Spritze vom Regenschirm an sich nehmen, woraufhin der Täter die Flucht ergriff.
Bulwin verspürte zunächst keine Beschwerden, rief aber den Krankenwagen und ließ sich im Krankenhaus untersuchen. Zunächst war unklar, was sich in der Spritze befunden hatte. Aus Angst vor einer HIV-Infektion nahm Bulwin prophylaktisch ein PEP-Medikament ein.
Nach einigen Tagen verschlechterte sich Bulwins Zustand. Seine Symptome umfassten Kopfschmerzen und Hautausschlag, später schälte sich seine Haut ab. Schließlich war Bulwin nicht mehr in der Lage, zu sprechen oder sich zu bewegen und fiel in ein Wachkoma[1]. Der Laborbefund, dass er unter einer Dimethylquecksilber-Vergiftung litt, kam zu spät für eine effektive Therapie. Am 9. Mai 2012 erlitt Bulwin einen epileptischen Anfall, der tödlich verlief.[2] Zuletzt hatte sich sein Zustand leicht verbessert und er hatte sich in einer Reha-Einrichtung befunden.[3]
Ermittlungen
Die Polizei befragte zunächst das persönliche und berufliche Umfeld des Opfers und untersuchte dessen Computer.[4] Zeugenaussagen legten nahe, dass der Täter bereits Wochen vor der Tat die Straße, an der Bulwins Arbeitsplatz lag, beobachtete. In einem Fall habe sich der Mann über einen Hund beschwert, mit dem eine Zeugin spazieren ging.
Das Opfer sowie die Zeugen beschreiben den mutmaßlichen Täter wie folgt:
„Der gesuchte Mann ist 40 bis 50 Jahre alt, 1,75 bis 1,85 Meter groß, schlank mit sehr hageren Gesichtszügen und prägnanten Wangenknochen. Er hatte dunkelblonde bis hellbraune Haare, eher schmale Lippen, im Gesicht eine trockene, pockennarbige Haut (wie nach einer überstandenen Akne) und sprach Deutsch ohne Akzent. Am Tattag trug er auf der rechten Wange ein braunes Pflaster sowie hellblaue Jeans, eine schwarze, glänzende Jacke (vermutlich aus Leder) mit Reißverschluss und Bündchen an den Armen und der Taille sowie eine Sonnenbrille und eine dunkle Basecap mit hellem Schriftzug.“[2]
Aufgrund mangelnden Erfolgs stellte die Polizei die Ermittlungen etwa zwei Jahre nach der Tat ein.[4] Am 24. August 2022 stellte die Kriminalpolizei Hannover den Fall in der Fernsehsendung Aktenzeichen XY … ungelöst vor und bat die Öffentlichkeit um Hinweise.[1][2]
Aufgrund des unklaren Motivs zieht die Polizei einen Zusammenhang mit Bulwins Arbeitgeber oder eine Verwechslung in Betracht.[5]
Ein Artikel in der Zeitschrift "Forensic Science, Medicine and Pathology" stellt die Mord-Hypothese in Frage und diskutiert die Möglichkeit eines Suizids.[6]
Einzelnachweise
- Ermittler prüfen neue Hinweise zum Regenschirm-Mord. In: focus.de. 26. August 2022, abgerufen am 30. August 2022.
- Heimtückischer Mord - Familienvater stirbt nach Spritzenattacke. Abgerufen am 30. August 2022.
- Quecksilbervergiftung: Mann stirbt nach Angriff mit Spritze in Hannover. In: Der Spiegel. 11. Mai 2012, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 30. August 2022]).
- NDR: Ermittlungen nach Spritzen-Attacke eingestellt. Archiviert vom am 30. August 2022; abgerufen am 24. August 2022. Artikel vom 22. April 2013
- Peer Hellerling, Neue Hinweise im Quecksilber-Mord, HAZ vom 26. August 2022, S. 16
- Another umbrella murder? – A rare case of Minamata disease. Abgerufen am 23. August 2023 (englisch).