Christoph 31

Christoph 31 ist der Funkrufname eines in Berlin von der ADAC Luftrettung betriebenen Rettungshubschraubers (RTH), der im Rettungsdienst der Berliner Feuerwehr zur Luftrettung eingesetzt wird.

Christoph 31

Die aktuelle Stammmaschine (D-HXCA)
Die aktuelle Stammmaschine (D-HXCA)

Luftrettungszentrum Daten
Betreiber: ADAC Luftrettung, München
Träger: Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Land Berlin
Hubschraubertyp: Airbus Helicopters H135
Ehemalige LFZ*: bis November 2001: Bölkow Bo 105
bis August 2020: Eurocopter EC 135 P2
Inbetriebnahme: 1. September 1987
Standort: Charité – Universitätsmedizin Berlin,
Campus Benjamin Franklin,
Hindenburgdamm 30,
12203 Berlin
Einsatzbereitschaft: Sonnenaufgang, frühestens 7 Uhr, bis Sonnenuntergang
Koordinaten: 52° 26′ 28,6″ N, 13° 19′ 20,7″ O
Höhe: 130 ft
Besatzung
Pilot: ADAC Luftrettung
Arzt: Charité, Campus Benjamin Franklin
HEMS Technical Crew Member: ADAC Luftrettung
*LFZ = Luftfahrzeuge

Bei dem Namen Christoph 31 handelt es sich um einen funktionalen Namen, der dem Funkrufnamen entspricht. Er bezeichnet die Funktion des Hubschraubers in der Rettungsdienststruktur, ohne dass es sich dabei stets um dieselbe Maschine handeln muss.

Christoph 31 flog in den vergangenen Jahren von allen deutschen Rettungshubschraubern die meisten Einsätze in Abhängigkeit vom Alarmierungssystem. Die Anzahl der Einsätze weist eine im Bundesdurchschnitt sehr hohe Fehleinsatzquote auf. Die Berliner Station absolvierte 2015 insgesamt 3838 Einsätze, während die zweitplatzierte Station (Christoph Europa 1, Aachen/Würselen) auf lediglich 2162 Einsätze kam.[1] Nach Angaben des ADAC war Christoph 31 der Rettungshubschrauber mit den weltweit meisten Luftrettungseinsätzen pro Tag im Jahr 2017.

Station, Besatzung und Einsatz

Der Hubschrauber ist regulär im ADAC-Luftrettungszentrum Berlin auf dem Campus Benjamin Franklin der Charité in Berlin-Lichterfelde stationiert.

Christoph 31 ist täglich von Sonnenaufgang, frühestens 7 Uhr, bis Sonnenuntergang in Einsatzbereitschaft. Er wird von der Feuerwehr-Leitstelle Berlin zu Rettungseinsätzen mit Notarztindikation alarmiert, wenn ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) nicht rechtzeitig zur Verfügung steht oder die Art der Verletzung den Transport eines Patienten mittels Hubschrauber erforderlich macht. In der Behördenstruktur der Berliner Feuerwehr handelt es sich bei Christoph 31 um eine Stützpunktwache (4206 RTH Christoph 31), die der Direktion West untersteht.

Der Einsatzbereich umfasst neben dem gesamten Land Berlin auch angrenzende Teile des Landes Brandenburg, nämlich die kreisfreie Stadt Potsdam und die Landkreise Oberhavel, Barnim, Märkisch-Oderland, Oder-Spree, Dahme-Spreewald, Teltow-Fläming, Havelland und Potsdam-Mittelmark.[2] Rechtsgrundlage hierfür ist insbesondere eine Vereinbarung zwischen dem Land Berlin und dem Land Brandenburg über die Zusammenarbeit in der Luftrettung auf Basis eines Staatsvertrages über die Zusammenarbeit in der Notfallrettung zwischen beiden Ländern.[3]

Bei seinen Einsätzen ist Christoph 31 mit jeweils einem von der ADAC Luftrettung gestellten Piloten und Notfallsanitäter sowie einem von der Charité gestellten Notarzt besetzt. Es arbeiten grundsätzlich drei feste Piloten, rund zwölf Notärzte und vier Notfallsanitäter im Wechsel, um eine ständige Alarmbereitschaft zu garantieren. Die Notfallsanitäter gehören als HEMS Technical Crew Member zur Hubschrauberbesatzung und unterstützen den Piloten im Bereich der Kommunikation und Navigation, während der Notarzt juristisch gesehen ein Passagier ist.

Geschichtliches

Bölkow Bo 105 mit US-Kennzeichen vor dem Feuerwehrmuseum Berlin

Christoph 31 hob offiziell erstmals am 13. Oktober 1987 zu Rettungsflügen ab. Aufgrund des Viermächte-Status durften in West-Berlin nur Flugzeuge der Alliierten fliegen. Daher kooperierte die ADAC Luftrettung mit der amerikanischen Gesellschaft Omniflight Airways,[4] so dass Christoph 31 von 1987 bis September 1992 offiziell unter amerikanischer Flagge und amerikanischem Kennzeichen (N4573T) flog.[5]

Seit 15. November 2001 fliegt ein Hubschrauber vom Typ Eurocopter EC 135 die Einsätze als Christoph 31.

Im Sommer 2006 flog anlässlich der Fußball-WM in Berlin für mehrere Monate ein zusätzlicher RTH an Berlins Himmel: Christoph 31 Bravo (kurz: Christoph 31 b), der am Bundeswehrkrankenhaus Berlin stationiert war.[6]

Ab Januar 2009 flog die D-HDEC als Stammmaschine in Berlin, die mit dem Sandfilter Centrisep von Pall ausgestattet ist. Die anderen EC 135 der ADAC Luftrettung werden seit 2010 schrittweise mit dem Sand- und Partikelfilter Inlet Barrier Filter (IBF) von Eurocopter ausgerüstet, der mit einem anderen Wirkprinzip als der Centrisep arbeitet. Die Umrüstung der D-HDEC blieb offen.[7] Vom 19. Juni 2012 bis zum 12. August 2020 war die D-HBYH die Stammmaschine (Stand August 2020);[8] sie war bereits mit dem IBF ausgestattet.[9]

Am 19. Oktober 2007 wurde mit einem Festakt im Steglitzer Hangar das 20-jährige Jubiläum von Christoph 31 gefeiert. Am 14. Oktober 2012 fand ein Tag der offenen Tür anlässlich des 25-jährigen Jubiläums statt. Vertreten war auch Frank Henkel als zuständiger Senator für Inneres und Sport des Landes Berlin.[10]

Mit 3331 Einsätzen im Jahr 2017 war Christoph 31 nach Angaben des ADAC der Rettungshubschrauber mit den weltweit meisten Luftrettungseinsätzen pro Tag.[11] Unter den 3331 Einsätzen waren 864 Fehleinsätze; von insgesamt 61.944 Flugminuten im Jahr 2017 entfielen 12.959 Flugminuten auf Fehleinsätze (ohne Vor- und Nachlaufzeit).[12]

Am 26. Juni 2019 absolvierte Christoph 31 seinen 75.000 Einsatz seit Beginn der Luftrettung in Berlin im Jahr 1987.[13]

Vom 21. Juni 2018 bis 25. Februar 2020[14] war er vorübergehend am Flughafen Berlin-Schönefeld stationiert, da Landeplatz und Station des Stammsitzes umgebaut wurden. Neben diesen wurden Infrastrukturmaßnahmen (Wasser- und Stromleitungen, Befestigung des Weges) an der angrenzenden Paul-Schwarz-Promenade entlang des Teltowkanals durchgeführt. Plangemäß sollten die Bauarbeiten bis September 2019 abgeschlossen werden,[15] verzögerten sich jedoch.[16] Am 12. August 2020 wurde die EC135 T2 durch eine H135 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen D-HXCA ersetzt.[17][18]

Sonstiges

Der Name Christoph 31 geht auf den heiligen Christophorus zurück, den Schutzpatron der Reisenden. Nach ihm tragen alle deutschen Rettungshubschrauber grundsätzlich den Namen Christoph, gefolgt von einer Nummer.

In Berlin ist ferner der Intensivtransporthubschrauber Christoph Berlin stationiert, der bei Bedarf auch Notfalleinsätze fliegt. Er untersteht ebenfalls der Feuerwehr-Leitstelle Berlin. Betrieben wird er von der DRF Luftrettung und ist am Unfallkrankenhaus Berlin in Biesdorf stationiert. Im Gegensatz zum Christoph 31 ist er 24 Stunden täglich einsatzfähig.

Commons: Christoph 31 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Einsatzzahlen der Luftrettung. rth.info, abgerufen am 31. Juli 2016.
  2. Dienstanweisung für den Einsatz von Rettungshubschraubern und Verlegungshubschraubern im Land Brandenburg. In: Ministerium der Justiz und für Europa und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Hrsg.): BRAVORS – Brandenburgisches Vorschriftensystem, 18. Februar 1999, geändert durch Fortschreibung vom 27. September 2007 (1.5.2 Rettungshubschrauber „Christoph 31“ Berlin). Abgerufen am 26. Mai 2019.
  3. Staatsvertrag zwischen dem Land Brandenburg und dem Land Berlin über die Zusammenarbeit in der Notfallrettung. In: BRAVORS, 24. Februar 2003, abgerufen am 26. Mai 2019.
  4. Gerhard Kugler: ADACOPTER-2. W. Wolfsfellner MedizinVerlag, München 2010, ISBN 978-3-933266-62-0, S. 100 f.
  5. Jahrbuch 2009 der Berliner Feuerwehr. (PDF; 7,5 MB) Berliner Feuerwehr, Stab 3 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Mai 2010, S. 47, abgerufen am 19. Juni 2016.
  6. Die Geschichte des Christoph 31. Website der Berliner Feuerwehr. Abgerufen am 19. Juni 2016.
  7. Hubschrauber EC 135 auf der Website des Christoph 31. (Memento vom 13. Juli 2012 im Internet Archive)
  8. 30 Jahre Christoph 31. (Memento vom 3. März 2018 im Internet Archive) Berliner Feuerwehr, 13. Oktober 2017, abgerufen am 3. März 2018. „Am 19. Juni 2012 wurde dann die aktuelle Stammmaschine D-HBHY in Dienst gestellt.“
  9. Maschinenwechsel in Berlin bei Christoph 31. Website Christoph 31, 24. Juni 2012, abgerufen am 18. Februar 2015.
  10. 25 Jahre Luftrettung – Besuch von Innensenator Henkel am Stand des THW. Website des THW Steglitz, abgerufen am 8. Januar 2013.
  11. Berliner „Christoph 31“ hatte weltweit die meisten Einsätze. In: Berliner Morgenpost, 25. Januar 2018, abgerufen am 4. Februar 2018.
  12. Ausschreibung, Land Berlin – vertreten durch die Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Konzessionsvergabeverfahren zur Übertragung der Dienstleistungskonzessionen zur Durchführung des Luftrettungsdienstes in Berlin auf Konzessionsnehmer; Los 1: Luftrettungszentrum CHRISTOPH 31 an der Charité Campus Benjamin Franklin (CBF); Bekanntmachung 8. Mai 2019, (Verfahren noch nicht abgeschlossen)
  13. Rekordmarke für „Christoph 31“: 75.000 Einsätze für den Berliner ADAC Rettungshubschrauber. ADAC-Luftrettung, 28. Juni 2019, abgerufen am 22. April 2020.
  14. „Christoph 31“ zurück am Charité Universitätsklinikum Benjamin Franklin in Berlin-Steglitz. ADAC Luftrettung, 3. März 2020, abgerufen am 26. Juli 2020.
  15. Katrin Lange: „Christoph 31“ bekommt einen neuen Landeplatz auf Stelzen. In: Berliner Morgenpost, 18. März 2018, abgerufen am 25. Juni 2018.
  16. Boris Buchholz: „Christoph 31“ ist wieder Steglitzer. In: Tagesspiegel Leute, 5. März 2020, abgerufen am 22. April 2020.
  17. ADAC Luftrettung stellt Deutschlands modernsten Rettungshubschrauber in Berlin in Dienst. ADAC Luftrettung, 12. August 2020, abgerufen am 16. Juni 2022.
  18. Jörn Hasselmann: Deutschlands modernster Rettungshubschrauber fliegt jetzt in Berlin. In: Der Tagesspiegel, 12. August 2020, abgerufen am 16. Juni 2022.
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