Christian Sethe
Christian Diedrich Heinrich Sethe (* 28. Januar 1778 in Kleve; † 27. Februar 1864 in Aurich) war Jurist und Geheimer Regierungsrat sowie Gründer des Sethestifts in Aurich.
Leben
Christian Sethe stammte aus einer klevischen Juristenfamilie. Er war das achte Kind des Hofrates Caspar Henrich Sethe (1732–1806) und dessen Ehefrau Christine Marie Grolman (1733–1819). Sein Bruder Christoph Sethe (1767–1855) war Chefpräsident des Rheinischen Revisions- und Kassationshofes in Berlin.
Sethe absolvierte sein Studium an der Universität Halle, machte seinen Kursus als Auskalkulator und Referendarius beim Kammergericht zu Berlin und wurde 1802 jüngster Assessor bei der preußischen Kriegs- und Domänenkammer. Im August 1802 wurde Sethe als Assistent der Kriegs- und Domänenkammer nach Aurich in Ostfriesland versetzt und blieb dort sein Leben lang. Eine Beförderung zum Landdrosten in Lüneburg schlug er 1831 aus.
1804 heiratete Sethe Charlotte Heßlingh (1785–1858) (Nachlass im Staatsarchiv Niedersachsen, Rep. 220/23). Als die Ehe kinderlos blieb, stifteten sie ihr Vermögen für die Errichtung des 1871 eröffneten „Sethe'schen Fräuleinstifts für unverheiratet gebliebene vaterlose Töchter“ (Sethestift). In diesem Jahr erfolgte auch seine Beförderung zum Kriegs- und Domänenrat. Unter der napoleonischen Besatzung war er Präfekturrat in Aurich. Nach 1813 setzte er seine Verwaltungstätigkeit in der Landdrostei ununterbrochen fort, bis er 1857, mit 79 Jahren und nach 55-jähriger Dienstzeit, als Geheimer Regierungsrat pensioniert wurde. Er war wohl der klassische preußische Beamte, bemühte sich aber um Vermittlung zwischen der preußischen Obrigkeit und der ostfriesischen Bevölkerung.
Das Sethestift ist noch heute in Ostfriesland bekannt, die dazugehörige Stiftsmühle steht unter Denkmalschutz und gilt als ein Wahrzeichen der Stadt Aurich.
Literatur
- Hermann Hüffer: Sethe, Christoph. In Allgemeine Deutsche Biographie. Band 34 (1892), S. 45–48.
- Martin Tielke (Hrsg. im Auftrag der Ostfriesischen Landschaft): Biographisches Lexikon für Ostfriesland. Aurich 2001.
- Walter Deeters: Der Kampf um die landständische Verfassung Ostfrieslands 1815–1846. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte. 63, 1991, S. 87–106.
- Adolf Klein, Justus Bockemühl (Hrsg.): Weltgeschichte am Rhein erlebt. Köln 1973, ISBN 9783879090358
- L. Midtelstorf: Genealogische Nachrichten über die bei dem Sethe'schen Fräuleinstift zu Aurich beteiligten Familien. Aurich 1883, Anhang B
- Wilhelm Rothert: Allgemeine hannoversche Biographie. Band 2: Im alten Königreich Hannover 1814–1866. Hannover 1914, S. 581.
- Friedrich-Wilhelm Schaer: Die Stadt Aurich und ihre Beamtenschaft im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der hannoverschen Zeit (1815–1866). (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. XXIV, 3). Göttingen 1963, S. 114 f.