Cheyenne (Film)

Cheyenne (Originaltitel: Cheyenne Autumn) ist ein US-amerikanischer Western des Regisseurs John Ford aus dem Jahr 1964. Das Drehbuch von James R. Webb basiert auf dem gleichnamigen Roman von Mari Sandoz.

Handlung

Die schon sehr dürftigen Nahrungsrationen, die die Regierung den Indianern vom Stamme der Cheyenne in ihre Reservate liefert, werden eingestellt. Die Indianer unter der Führung ihrer Häuptlinge Dull Knife und Little Wolf machen sich auf einen anstrengenden 1500-Meilen-Marsch von ihren Reservaten in Oklahoma zu ihren angestammten Jagdrevieren in Montana. Captain Archer von der US-Kavallerie soll sie aufhalten und wieder ins Reservat zurückbringen. Die Presse kolportiert hingegen, dass die Cheyenne aus arglistigen und bösartigen Gründen ihr Reservat verlassen hätten. Der US-Innenminister Carl Schurz versucht, Kämpfe zwischen der Armee und den Indianern zu verhindern. Mittlerweile ist Archers Respekt vor den edlen Menschen immer größer geworden, und er entscheidet sich, ihnen zu helfen.

Hintergrund

Die Rolle des Innenministers Carl Schurz sollte Spencer Tracy spielen. Doch Tracy erlitt einen Herzanfall und musste durch Edward G. Robinson ersetzt werden.

Ford wollte die Häuptlingsrollen mit Richard Boone und Anthony Quinn besetzen, die beide indianische Vorfahren haben. Montalban und Roland, die die Rollen bekamen, haben hingegen keine indianischen, sondern mexikanische Vorfahren.

Die im Film dargestellten Cheyenne wurden von Angehörigen des Volkes der Navajo gespielt. Weiße Zuschauer bemerkten diesen Unterschied selten, jedoch wurde der Film in Navajo-Gemeinden sehr beliebt. Das lag daran, dass die Navajo-Schauspieler offen derbe und wüste Ausdrücke verwendeten, die nichts mit dem Film zu tun hatten. So reißt der Häuptling in seiner Rede zur Unterzeichnung des Vertrages Witze über die Penisgröße des Colonels. Gelehrte betrachten dies als wichtigen Moment in der Entwicklung der Identität der amerikanischen Ureinwohner, weil diese sich über die geschichtliche Interpretation des Wilden Westens durch Hollywood (also die weiße Mehrheitsgesellschaft) lustig machten.

Kritik

Das Lexikon des internationalen Films beschreibt den Film als einen „vom Ethos mitmenschlicher Achtung und Verantwortung geprägter Western von John Ford; meisterlich in der Bildgestaltung, bemerkenswert vor allem durch seine epischen Qualitäten und die ungewöhnliche Erzählperspektive aus der Sicht der Indianer“.[1] Zwiespältig urteilt der Evangelische Film-Beobachter: „Ein vor allem menschlich beachtenswertes Vorhaben, dessen künstlerische Ausführung nicht immer das Format des ursprünglichen Entwurfs erreicht. Längen und verschiedene falsche Töne stören.“[2]

Auszeichnungen

Synchronisation

Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1964.[3][4]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Captain Thomas Archer Richard Widmark Arnold Marquis
Deborah Wright Carroll Baker Margot Leonard
Captain Sir Oscar Wessels Karl Malden Martin Hirthe
Häuptling Kleiner Wolf Ricardo Montalbán Alexander Welbat
Häuptling Stumpfes Messer Gilbert Roland Herbert Stass
Marshal Wyatt Earp James Stewart Siegmar Schneider
Doc Holliday Arthur Kennedy Heinz Giese
Innenminister Carl Schurz Edward G. Robinson Alfred Balthoff
Spanierin Dolores del Río Tilly Lauenstein
Major G. Braden George O’Brien Curt Ackermann
Dr. O’Carberry Sean McClory Michael Chevalier
Zeitungs-Herausgeber Charles Seel Herbert Weißbach
Sgt. Stanislaus Wichowski Mike Mazurki Stanislav Ledinek
Homer Ken Curtis Edgar Ott
Infanterie-Captain Essex William Henry Jürgen Thormann
Colonel Willis Bouchey Paul Wagner

Literatur

  • Dirk C. Loew: Versuch über John Ford. Die Westernfilme 1939–1964. BoD, Norderstedt 2005, ISBN 3-8334-2124-X; Ss. 286–300 (Kapitel 10.3.: Cheyenne Autumn (1964)).
  • J. A. Place: Die Western von John Ford. Originaltitel: The Western Films of John Ford. Citadel-Filmbücher bei Goldmann. Goldmann, München 1984, ISBN 3-442-10221-9, S. 258–277.
  • Mari Sandoz: Cheyenne. Roman (Originaltitel: Cheyenne Autumn). Reihe „Welt der Abenteuer“. Deutsch von Rudolf Beissel. Karl-May-Verlag, Bamberg 1965, 525 S.

Einzelnachweise

  1. Cheyenne. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 28. April 2021.
  2. Evangelischer Presseverband München, Kritik Nr. 56/1967
  3. Thomas Bräutigam: Lexikon der Film- und Fernsehsynchronisation. Mehr als 2000 Filme und Serien mit ihren deutschen Synchronsprechern etc. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-289-X, S. 93.
  4. Cheyenne. In: Synchrondatenbank. Abgerufen am 28. April 2021.
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