Chemin Neuf

Die Gemeinschaft Chemin Neuf [ʃəmɛ̃ nœf] (französisch für ‚Neuer Weg‘) ist eine Gemeinschaft innerhalb der katholischen Kirche mit ökumenischer Berufung. Sie umfasst rund 2.000 Mitglieder in 30 Ländern.[1]

Entstehung und Verbreitung

Chemin-Neuf-Gebet auf dem Weltjugendtag 2005

Die Kommunität entstand 1973 aus einer Gebetsgruppe in Lyon. Ihr Gründer ist der Jesuitenpater Laurent Fabre (* 1940).[2]

In Deutschland arbeitet die als öffentliche Vereinigung von Gläubigen kirchlich anerkannte Gemeinschaft seit 1992 und ist zugleich ein eingetragener Verein bürgerlichen Rechts.[1] Die Gemeinschaft leitet seit 1994 die Herz-Jesu-Kirche in Berlin-Prenzlauer Berg. Seit 2000 ist sie in der katholischen Pfarrei St. Adalbert in Berlin-Mitte tätig und richtete dort ein ökumenisches Zentrum ein.[3]

Die Gemeinschaft lebt seit 2006 auch im Kloster Berlin-Lankwitz[4], wo sie ein christliches Studentenwohnheim betreibt.[5] Seit Sommer 2007 wirkt Chemin Neuf in Bonn und steht dort im Dienst der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) an St. Remigius. 25 Studentenwohnheime werden weltweit in Großstädten betrieben. Vor allem Studenten schätzen diese interkulturelle Kompetenz und suchen Auslandserfahrung bei sozialen Projekten.[6]

Im August 2016 gab der Gründer Laurent Fabre die Leitung der Gemeinschaft weiter. Zum neuen Leiter wählte das Generalkapitel den französischen Priester und Sozialwissenschaftler François Michon.[7]

Ziele

Ein Hauptanliegen von Chemin Neuf ist die Einheit und Versöhnung der Christen. In den Studentenwohnheimen der Gemeinschaft können junge Menschen konfessionsübergreifend Erfahrungen machen. Hinzu kommen verschiedene seelsorgerliche Angebote, insbesondere für junge Erwachsene, Paare und Familien. Die Mitglieder von Chemin Neuf gehören verschiedenen Lebensständen an: Als Priester, zölibatäre Schwestern und verheiratete Paare arbeiten sie gemeinsam in Gruppen. Die Mitglieder der Gemeinschaft haben zudem unterschiedliche konfessionelle Hintergründe (katholisch, orthodox, anglikanisch, reformiert, evangelisch-lutherisch oder freikirchlich). Sie sehen sich als Teil der Charismatischen Erneuerung. Weitere Ziele der Gemeinschaft sind die Evangelisation und der Frieden in der Welt.[1]

Chemin Neuf veranstaltet deutschlandweit Einkehrtage, Retreats und Schweige-Exerzitien, die sich insbesondere an junge Erwachsene, Paare und Familien richten.[8][9]

Im Jahr 2012 bekam Chemin Neuf den Ökumene-Preis des Ökumenischen Rates Berlin Brandenburg.[10]

Leitfaden der Organisation ist der Ausspruch von Papst Johannes Paul II.: „Es ist wichtig, dass wir uns von jetzt an bemühen, alles gemeinsam zu tun, was wir gemeinsam tun können.“[11]

Kirchliche und bürgerlich-rechtliche Anerkennung

Chemin Neuf wurde 1973 von Lyoner Erzbischof Kardinal Alexandre-Charles Renard anerkannt und 1984 unter dessen Nachfolger Kardinal Albert Decourtray eine Vereinigung von Gläubigen. Dieser kanonische Status erlaubt es der Gemeinschaft, den christlichen Glauben im Namen der Kirche zu lehren und den öffentlichen Gottesdienst zu fördern (Kanon 301,1 CIC). Am 24. Juni 1992 errichtete Kardinal Decourtray das Institut Chemin Neuf als Klerikerinstitut diözesanen Rechts für die Priester und die Priesteramtskandidaten der Gemeinschaft. Am 14. September 2009 wurde das Institut Chemin Neuf von Kardinal Franc Rodé im Vatikan als klerikales Ordensinstitut päpstlichen Rechts anerkannt.[1]

Die Gemeinschaft Chemin Neuf wurde vom Französischen Staat als religiöse Kongregation anerkannt (Dekret des Ministerpräsidenten vom 23. Juli 1993).[1] Im Jahr 2009 erhielt die Gemeinschaft Chemin Neuf die päpstliche Anerkennung als ordentliche Gemeinschaft innerhalb der katholischen Kirche.[1]

Kontroverse

In den 1990er Jahren wurden in Frankreich eine Reihe christlicher Gemeinschaften beschuldigt, sektenähnliche Praktiken und Gehirnwäsche zu praktizieren, darunter auch Chemin Neuf.[12] 1998 nahm die französische Anti-Sekten-Organisation CCMM (Centre contre les manipulations mentales; deutsch: ‚Zentrum gegen mentale Manipulationen‘) Chemin Neuf in ihr „Sektenlexikon“ auf.[13]

Der ehemalige Lyoner Erzbischof Jean Balland (1934–1998)[14] und der seinerzeitige Sektenbeauftragte der französischen Bischofskonferenz Jean Vernette (1929–2002)[15] wiesen die Beschuldigungen ebenso zurück wie der Chemin-Neuf-Gründer Laurent Fabre.[14]

Commons: Communauté du Chemin Neuf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Broschüre der Gemeinschaft Chemin Neuf, S. 2@1@2Vorlage:Toter Link/www.chemin-neuf.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen am 05. Juni 2018. (PDF)
  2. Literatur von und über Fabre, Laurent im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  3. Website St. Adalbert-Kirche (Memento des Originals vom 26. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/herz-jesu-kirche.berlin
  4. Annelen Hölzner-Bautsch: 100 Jahre Kirche Mater Dolorosa – Geschichte der katholischen Gemeinde in Berlin-Lankwitz – 1912 bis 2012. Herausgeber: Katholische Pfarrgemeinde Mater Dolorosa, Selbstverlag, Berlin (2012), S. 343 ff. 100 Jahre Kirche Mater Dolorosa – Geschichte der katholischen Gemeinde in Berlin-Lankwitz – 1912 bis 2012, Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz, abgerufen am 24. April 2013
  5. Anett Kirchner: Klösterliches Leben im Dorfkern In: Der Tagesspiegel vom 12. April 2018, abgerufen am 5. Juni 2018.
  6. Selbstdarstellung Herz Jesu in Berlin, Prenzlauer Berg (Memento des Originals vom 4. November 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/herz-jesu-kirche.berlin
  7. Neuer Leiter bei Chemin Neuf gewählt, abgerufen am 5. Juni 2018.
  8. Angebote für junge Erwachsene@1@2Vorlage:Toter Link/www.chemin-neuf.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: chemin-neuf.de, abgerufen am 5. Juni 2018.
  9. Angebote für Paare und Familien@1@2Vorlage:Toter Link/www.chemin-neuf.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: chemin-neuf.de, abgerufen am 5. Juni 2018.
  10. Ökumenischer Rat Berlin Brandenburg: Ökumenepreis (Memento des Originals vom 1. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oerbb.de
  11. Rede von Johannes Paul II. an den Verbund der Schweizer Freikirchen. 14. Juni 1984, Website des Vatikans.
  12. Thierry Baffoy, Antoine Delestre, Jean-Paul Sauzet: Les Naufragés de l’Esprit. Des sectes dans l’Église catholique. Le Seuil editions, 1996.
  13. Annick Drogou: Le dico des sectes. Éditions Milan, 1998.
  14. Les charismatiques sont-ils sectaires ? (PDF; 362 kB) Dernières Nouvelles d’Alsace, 26. Juni 1996, archiviert vom Original am 25. Juli 2011; abgerufen am 14. August 2009.
  15. Jean Vernette: L’Eglise catholique et les sectes. (RTF; 94 kB) Conférence des évêques de France, 15. Januar 2001, archiviert vom Original am 16. Juli 2011; abgerufen am 14. August 2009.
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